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Johanna ist in einer streng religiösen Familie aufgewachsen, in der stets die Gemeinde und die Mission an erster Stelle stand. Als Kinder des Pfarrers mussten sie und ihre Brüder vorbildliche Gläubige sein und durften sich nicht in weltlichen Dingen verlieren. Konsum, Popmusik, Fernsehen und Zärtlichkeiten in ihrer Pubertät tabu.
Jahrelang war Johanna ein braves Schäflein, bis sie während der Fußball-WM 1974 den Holländer Rob kennenlernte, sich heimlich mit ihm traf und es so weit kommen ließ, wie sie es nie hätte tun dürfen - und auch über anderes im Zusammenhang mit ihrer Glaubensgemeinschaft in Zweifel geriet.
Seitdem ist ihr ständiger Begleiter, der sich früher als liebevoller väterlicher Freund gezeigt hat, äußerst verstimmt ...
Gott als greifbare Figur, als ständiger Begleiter: Claudia Schreiber kehrt die für viele Gläubige tröstliche Idee, nie allein zu sein, ins Gegenteil um. Johanna fühlt sich eingeengt und gegängelt von diesem plötzlich so strengen Gott, von den starren, weltabgewandten Regeln ihrer Gemeinde, und abgestoßen von der Bigotterie mancher Mitgläubiger.
In die laufende Geschichte sind immer wieder bibeltextartige Passagen eingeschoben, in denen anstelle der bekannten Bibelinhalte Bezug auf Johannas Familie genommen wird, und dramaartige Dialoge zwischen Johanna und "Ihm". Etwas gewöhnungsbedürftig zunächst, aber originell.
Laut Klappentext gehörte die Autorin früher selbst einer Baptistengemeinde an; wahrscheinlich sind in das Buch eigene Erfahrungen mit eingeflossen.
Die verbohrte Selbstgerechtigkeit mancher Figuren ist sehr schwer zu ertragen, Toleranz gilt in der Gemeinde nur denen, die die Regeln befolgen. Statt Menschen mit Problemen zu helfen, werden diese als Sünder bloßgestellt und im schlimmsten Fall aus der Gemeinschaft ausgestoßen, verlieren den Halt und können nur schwer ihre Prägung abschütteln.
Ein kleines Buch, das auf eine Weise, die noch eine Weile nachhallen wird, zeigt, wie Glaube und Religion nicht gelebt werden sollte.