02 - Seite 46 bis 83 ("Fianna beobachtete den Neuen ..." - Ende Prolog)

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  • Nun habe ich noch alle Kommentare gelesen und hatte schon die Befürchtung, dass ich allein mit meiner Meinung bin, was Tylstyr betrifft, aber dann kam doch noch Seychella.


    Dies ist die größte Leserunde, die ich bislang begleiten durfte. Erwartungsgemäß kommen dadurch besonders viele unterschiedliche Blickwinkel auf die Geschichte zusammen - das gefällt mir gut. :banane:


    Bei Rheas Beitrag finde ich interessant, dass sie Tylstyrs Verhältnis zur Dorfgemeinschaft in den Blick nimmt. Er ist ein Außenseiter, das haben bereits mehrere festgestellt - aber wie sieht er sich selbst? Ist er wirklich bereit, einen totalen Bruch zu vollziehen? Würde er damit vielleicht auch einen Teil seiner selbst aufgeben müssen? Und wie steht er wirklich zu seinem Vater? Ich stimme Rhea zu: Das Verhältnis zu den eigenen Eltern ist immer ein besonderes. Da geht es niemals nur darum, was derjenige tut oder wie er sich aufführt - da schwingt immer auch mit: "Er ist mein Vater."
    Im dritten Leseabschnitt werden wir einigen Figuren begegnen, für die die Familie eine ganz besondere, heilige Bedeutung hat: den Geweihten der Göttin Travia ...



    Der Vater musste ja eine nette Ader haben, warum sonst hieße er Hagrid?


    ... ein zwingendes Argument! ;D
    Jemand meinte mal zu mir: "Dafür, dass du ein Bernd bist, bist du eigentlich ziemlich nett."



    Logischer wäre gewesen, beide zu töten, Tylstyr und seinen Lehrer, damit nichts nach außen dringt.


    Warulf hat möglicherweise genau diese Überlegung, und Eddrik hält dagegen:
    [quote author=Seite 81]
    »Wenn ich nicht nach Thorwal zurückkehre, Warulf, dann wird die Oberste Hetfrau Garhelt nach mir suchen lassen. Im Gegensatz zum Meer verschlingt das Land nur sehr selten jemanden. Sie werden hierherkommen. Sie werden sehen, dass ihr in diesem Winter nicht gehungert habt und dass es keine frischen Gräber gibt. Willst du das riskieren?«
    [/quote]



    Fianna, ich gebe zu, dass ich ein paar Stellen übersprungen habe, als es um die Vergewaltigung ging.


    Wenn ich mich nicht täusche, haben wir die eigentlichen Vergewaltigungen, also den Gewaltakt an sich, kaum beschrieben. Wenn ich mich recht entsinne nur einmal, beim ersten Mal, damit kein Zweifel bleibt, was geschieht. Ansonsten haben wir nur die Vorstellungskraft der Leser "angespielt".



    Die Fesseln zu lösen war für ihn auch schon eine große Leistung, denn was wäre gewesen, wenn der andere beschlossen hätte, auch noch einmal herunter zu gehen? ... Schadlos wäre das sicher nicht an ihm vorbei gegangen.


    Jedenfalls darf man davon ausgehen, dass Tylstyr in einem Faustkampf gegen Tjorne keine Chance gehabt hätte, denke ich.



    Das Gelage im Dorf bestätigt mir übrigens, dass sie nicht wirklich aus Not so gehandelt haben, sondern einfach weil das ihre Lebensart ist. Strandräuber eben.


    Wahrscheinlich ist beides irgendwie richtig, denn Eddrik stellt ja fest, dass der Winter die benachbarten Siedlungen deutlich härter getroffen hat. Also hätte es ohne das Schiff wohl auch in Stainakr düster ausgesehen. Man denkt aber nicht daran, sparsam zu haushalten oder gar die Beute mit den Nachbardörfern zu teilen. Ein wenig könnte dabei auch hereinspielen, dass mit den Möglichkeiten in Thorwal Lebensmittel weniger lange haltbar sind, als das bei uns durch Kühltruhen und Vakuumverpackungen üblich ist.


  • Nicht jeder kann ein Held sein, sonst wären diese ja auch keine Besonderheit mehr. Ich frage mich gerade nur, ob man zurückhaltendere Menschen viel leichter als unsympathisch einstuft - wenn ich an manche Reaktion hier denke ...


    Was mich betrifft, definitiv "nein". Zurückhaltung ist für mich keine Eigenschaft, die einen anderen automatisch unsympathisch macht. Im Gegenteil, für mich werden die lauten, sich in den Vordergrund drängenden oberflächlichen Charaktere viel schneller unsympathisch. Zwischen Tylstyr und den anderen grausamen Jungmannen liegen bei mir, was Sympathie betrifft Welten. Aber ich habe es ja auch schon geschrieben, dass nicht jeder ein Kämpfer sein kann und Tylstyr vielleicht andere Stärken hat/entwickelt. Schade finde ich es trotzdem ganz besonders, dass er sich nicht wenigstens Eddrik anvertraut hat, als dieser ihn sogar ansprach. Hier ein bisschen weniger Angst/Zurückhaltung hätte vielleicht gut getan. Entweder ihm oder doch der ganzen Situation, immerhin ist das Mädchen verschwunden... Ich selbst bin auch eher zurückhaltend und unsicher, als selbstbewusst und spontan. Vielleicht, weil ich das selbst so gut nachempfinden kann, macht es mich bei Buchfiguren ungeduldig? Weil ich weiß, dass mehr Initiative manchmal gut wäre, aber auch weiß, wie schwierig das manchmal ist? Vielleicht will ich, dass die Figuren mutiger in solchen Situationen sind, weil ich es selbst nicht bin. ;D

  • Zitat

    Er weiß, dass sie nicht mehr im Gefängnis ist - aber traut er ihr die Ausführung dieser Tat zu?


    Vielleicht traut er ihr die Tat nicht zu. Aber er hätte wenigstens daran denken können. Zumal er sich ja auch fragt, was mit ihr passiert ist.


    Zitat

    Ich finde interessant, dass es auch in Bezug auf die Strandpiraterie der Dörfler (anders als in Bezug auf die Freiheitsberaubung mit Vergewaltigung) ein gewissen Verständnis in der Leserunde gibt. Du gehörst aber zu denjenigen, die ihre Tat aber rundheraus verurteilen, wenn ich Dich richtig verstehe?


    Ich kann ihre Tat durchaus nachvollziehen. Aber ich halte sie für feige und brutal.


    Zitat

    Tylstyr verliert hier bei einigen ja an (teilweise auch gar nicht vorhandenen) Sympathiepunkten, aber ich kann sein Verhalten nachvollziehen - er steckt da ja auch einfach in einer emotionalen Zwickmühle. Auch wenn er sich bewusst ist, dass er nicht mehr hierher gehört und nicht wieder zurückkehren wird, so ist er doch mit diesem Dorf verbunden.


    Mir ist der angehende Magier durchaus sympathisch. Eigentlich verhält er sich klug, wenn vielleicht auch nur unterbewußt. Er weiß, das er im Dorf einen schweren Stand hat, wie schon immer. Das Leben an der Akademie in Thorwal hat seinen Ruf in der Heimat ja nicht verbessert. Er handelt im Rahmen seiner Möglichkeiten, und das macht er gut. Ich glaube, er hat auch noch die leise Hoffnung, das er vielleicht eines Tages mal wieder kommen kann.

    Literatur erweitert unser Dasein...Durch das Lesen großer Literatur werde ich zu tausend Menschen und bleibe doch ich selbst. CSL

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  • [Schade finde ich es trotzdem ganz besonders, dass er sich nicht wenigstens Eddrik anvertraut hat, als dieser ihn sogar ansprach. Hier ein bisschen weniger Angst/Zurückhaltung


    Dass er nicht mit Eddrik redet habe ich nicht als Angst verstanden oder Zurückhaltung, sondern es war eine Frage der Loyalität zu seinem Dorf und seinem Vater. Immerhin wäre es Verrat gewesen und er dachte ja, dass er es allein schaffen kann. Außerdem würde er seinen Lehrer in etwas hineinziehen, was diesen eigentlich nichts angeht aber doch gefährlich ist. Sicher war ihm klar, dass sei Lehrer nicht gehen darf, wenn der 'Hetmann erfährt, dass er zu viel weiß. Ich glaube, dass Tylstyr zu diesem Zeitpunkt die wirkliche Stärke seines Lehrers nicht kennt.

  • So. Der Prolog ist beendet. Was gibt es zu sagen:


    Juhu :) Fianna konnte sich befreien. Ich ignoriere einfach mal, dass Tylstyr einen klitzekleinen Teil dazu beigetragen hat. Hätte er sich ein bisschen beeilt und wäre nicht so träge im Geiste hätte er sicher mehr geschafft als nur einen Gürtel zu lösen.
    Nach wie vor habe ich ein Problem damit, dass bei Fianna die eisige Kälte die wohl herrscht keine körperlichen Auswirkungen zu haben scheint. Keine Erfrierungen und sie braucht nur ein paar Versuche um aus der Höhle ohne Seil zu entkommen obwohl sie ja die ganze Zeit in einer Stellung gefesselt war. Warum man ihr jetzt auch noch den Arm inoperabel schreibt erklärt sich mir ehrlich gesagt auch nicht. Hat die arme Fianna nicht schon genug erduldet? Wenig glaubhaft ist auch, dass sie erst selbst sagt, dass sie wohl kaum Kraft für ihre Rache hat aufgrund der langen Gefangenschaft und der schlechten Nahrungsversorgung, aber gleich darauf, mit zusätzlich einem kaputten Arm, schafft sie es relativ problemfrei ihr Messer wieder zu bekommen, ihren Peiniger zu überwältigen und den sich windenden Schlitzmaul an den Haaren zu Strand zu ziehen. Es funktioniert in dem Falle für mich weil ich zu zufrieden damit bin, dass sie ihre Rache bekommt. Aber ganz objektiv betrachtet hätte selbst ein gut trainierter, körperlich gesunder Mann seine Schwierigkeiten so mit seinem Opfer zu verkehren. Und das ganze auch noch Nachts in einer unbekannten Umgebung... Supergirl in Aventurien?


    Eddrik fand ich sehr gut, aber er hatte es auch leicht bei mir, da ich ihn ja schon von vornherein mögen wollte. ^^ Komischerweise hatte ich auch nie die Befürchtung, dass er gar nicht erst in Stainakre ankommt. Einziges was mir unklar ist: Was hat Eddrik eigentlich gemacht als Tylstyr besoffen in der Ecke lag? Fröhlich mit dem Rest der Bande gezecht?
    Zumindest scheint er ja die ganze Zeit die Situation irgendwie unter Kontrolle zu haben. Ich habe nichts anderes erhofft. Danke dass ich nicht Unrecht hatte.


    Dass es Hagrid nun doch nicht ganz egal zu sein scheint, dass sein Sohn für wahrscheinlich lange Zeit weggeht fand ich gut. Ich hatte ja eh schon befürchtet, dass er doch ein oder zwei Gefühle versteckt :o Ich befürchte nur wir werden ihn sie wieder sehen. Schade.


    Von Warulf hätte ich allerdings etwas mehr Subtilität erwartet. Stattdessen gibt es platte Witze über Eddriks Aussehen. Da habe ich ihm wohl fälschlicherweise ein paar IQ und EQ Punkte zu viel zugeschrieben.


    Der für mich uninteressanteste Charakter in diesem Leseabschnitt war eindeutig Tylstyr. Der läuft so neben der Handlung her und wird nur durch die Aktionen der Anderen zu irgendwelchen eigenen Aktionen genötigt. Wenn man den die ganze Zeit schon in den Schweinestall gesteckt hätte wie geplant hätte sich genau Nichts groß an der Handlung geändert. Aber von ihm habe ich auch nichts weltbewegendes erwartet.


    Kurz gesagt habe ich mich als Leser des Prologes ganz schön plötzlich ins Geschehen geworfen und ordentlich durchgeschüttelt gefühlt. Vor allem wenn man wie ich ausschließlich den Klappentext gelesen hat und irgendwie etwas ganz anderes erwartet hat. Zum Glück wird die weitergehende Handlung (nach Leseabschnitt 1) im Prolog dann aber doch irgendwie meinen Erwartungen gerecht.


    Jetzt kann man nur noch gespannt sein ob und wie sich der Prolog in den Rest der Welt einfügt und wie es jetzt eigentlich mit der richtigen Geschichte losgeht. :lesen:

  • Zitat

    Was hat Eddrik eigentlich gemacht als Tylstyr besoffen in der Ecke lag? Fröhlich mit dem Rest der Bande gezecht?


    Das glaube ich eher nicht. Er dürfte alle Hände voll damit zu tun gehabt haben, gegen diese versoffene Bande zu bestehen. Gleichzeitig hat er ja auch auf Tylstyr aufgepaast, wie er ja selbst sagt, hat er z.B. verhindert das Schlitzmaul auf ihn urinierte. In meinen Augen war es wohl alles andere als ein angenehmer Abend für Eddrik.


    Zitat

    Von Warulf hätte ich allerdings etwas mehr Subtilität erwartet. Stattdessen gibt es platte Witze über Eddriks Aussehen. Da habe ich ihm wohl fälschlicherweise ein paar IQ und EQ Punkte zu viel zugeschrieben.


    Warulf ist mir gänzlich unsympathisch. Und das ist noch nett ausgedrückt. Er mag mal ein passabler 'Held' unter den ländlichen Thorwalern gewesen sein. Aber derzeit bringt er lieber wehrlose Menschen um, als sich wie ein Held zu verhalten.
    Aber in dieser Situation im Dialog mit Eddrik habe ich ein bißchen Bewunderung für ihn empfunden. Denn er scheint der einzige in der Runde zu sein, der die Beleidigungen Eddriks, gekleidet in hochtrabende Worte, zumindestens im Ansatz versteht. Zumindenstens zeigt mir das seine gute Gegenrede. Aber vielleicht war er auch nur noch nicht so besoffen.


    Zitat

    Der für mich uninteressanteste Charakter in diesem Leseabschnitt war eindeutig Tylstyr. Der läuft so neben der Handlung her und wird nur durch die Aktionen der Anderen zu irgendwelchen eigenen Aktionen genötigt.


    Das du Tylstyr nicht z mögen scheinst, ist mir klar geworden. Bei mir ist das ganz anders (was ich auch schon dagelegt habe). Ich verstehe nur nicht ganz, warum Passivität (erzwungen oder nicht), Unentschlossenheit, Vorsicht und sicherlich auch Angst um das eigene Leben, gepaart mit der Liebe zum Vater (unbewußt), Loyalität zur Heimat und Friedfertigkeit so schlecht ankommen.
    Für mich ist er der einzige Charakter im Prolog, der so breit angelegt ist, das er wirkliche Handlungsoptionen und Potential zur Weiterentwicklung hat.
    Alle anderen sind mehr oder weniger stark in ihrer Welt und ihren Denkmustern gefangen; und kommen dort ach nicht hinaus, geschweige denn, das sie es überhaupt wollten.


    Zitat

    Nach wie vor habe ich ein Problem damit, dass bei Fianna die eisige Kälte die wohl herrscht keine körperlichen Auswirkungen zu haben scheint. Keine Erfrierungen und sie braucht nur ein paar Versuche um aus der Höhle ohne Seil zu entkommen obwohl sie ja die ganze Zeit in einer Stellung gefesselt war. Warum man ihr jetzt auch noch den Arm inoperabel schreibt erklärt sich mir ehrlich gesagt auch nicht. Hat die arme Fianna nicht schon genug erduldet? Wenig glaubhaft ist auch, dass sie erst selbst sagt, dass sie wohl kaum Kraft für ihre Rache hat aufgrund der langen Gefangenschaft und der schlechten Nahrungsversorgung, aber gleich darauf, mit zusätzlich einem kaputten Arm, schafft sie es relativ problemfrei ihr Messer wieder zu bekommen, ihren Peiniger zu überwältigen und den sich windenden Schlitzmaul an den Haaren zu Strand zu ziehen.


    Ich finde es gar nicht so unglaubwürdig. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist Fianna seit knapp zwei Tagen nicht mehr gefesselt. Sie hatte also Zeit, ihren Körper wieder etwas beweglicher zu bekommen. Tylstyr hatte ihr auch noch etwas mehr Feuer da gelassen. Es dürfte also nicht ganz so kalt gewesen sein. Dazu kommt ihr unbändiger Zorn und der übergroße Wunsch nach Rache. Ihr Körper ist ihr völlig egal. Hauptsache er funktioniert und dient ihr.
    Als sie auf Schlitzmaul trifft, ist dieser besoffen. Und sie läßt ihn lange im Unklaren, wer ihm da im Dunkeln folgt. Er hat keine Zeit sich vorzubereiten. Dafür hält er sich dann ganz gut.
    Ich fand die Szene glaubwürdig und richtig spannend gemacht.

    Literatur erweitert unser Dasein...Durch das Lesen großer Literatur werde ich zu tausend Menschen und bleibe doch ich selbst. CSL

    Einmal editiert, zuletzt von Torshavn ()


  • Fianna konnte sich befreien. Ich ignoriere einfach mal, dass Tylstyr einen klitzekleinen Teil dazu beigetragen hat.


    Denkst Du, ohne diesen klitzekleinen Teil hätte sich Fianna befreien können?
    Woran liegt es dann, dass sie es vorher nicht getan hat?



    Dass es Hagrid nun doch nicht ganz egal zu sein scheint, dass sein Sohn für wahrscheinlich lange Zeit weggeht fand ich gut.


    Ich bin etwas überrascht, dass diese kleine Szene so stark wahrgenommen wird. Mich freut's.



    Von Warulf hätte ich allerdings etwas mehr Subtilität erwartet. Stattdessen gibt es platte Witze über Eddriks Aussehen. Da habe ich ihm wohl fälschlicherweise ein paar IQ und EQ Punkte zu viel zugeschrieben.


    Was denkst Du, wie häufig hat er mit Leuten wir Eddrik zu tun?



    Ich verstehe nur nicht ganz, warum Passivität (erzwungen oder nicht), Unentschlossenheit, Vorsicht und sicherlich auch Angst um das eigene Leben, gepaart mit der Liebe zum Vater (unbewußt), Loyalität zur Heimat und Friedfertigkeit so schlecht ankommen.


    Sehr schön ausgedrückt, Torshavn. :) Es liegt wahrscheinlich daran, welche subjektive Perspektive man beim Lesen einnimmt. Wenn man selbst "die Agenda verfolgt", dass Fianna befreit und sämtliche Beteiligte hart bestraft werden müssen und die Handlungen aller Figuren daran (und nicht so sehr aus der jeweils eigenen Perspektive dieser Figuren, ihrer Möglichkeiten und Motivationen) beurteilt, kommt man zu einem Urteil, dessen Maßstab der Grad der Erfüllung dieser Agenda ist.

  • Ich finde es absolut faszinierend wie unterschiedlich unsere Meinungen zu den Themen sind. Du scheinst in fast allen Belangen die bestehenden Tatsachen aus einer völlig anderen Richtung zu betrachten als ich. ;D



    Das glaube ich eher nicht. Er dürfte alle Hände voll damit zu tun gehabt haben, gegen diese versoffene Bande zu bestehen. Gleichzeitig hat er ja auch auf Tylstyr aufgepaast, wie er ja selbst sagt, hat er z.B. verhindert das Schlitzmaul auf ihn urinierte. In meinen Augen war es wohl alles andere als ein angenehmer Abend für Eddrik.


    Da stimme ich dir zu. Ein angenehmer Abend wird es wohl nicht gewesen sein. Mir hat lediglich ein Hinweis in der Story dazu gefehlt. Und das der erwachsene, im Leben stehende, magisch begabte Mentor des Jungen einen anderen schmächtigen, in allen Belangen weit unter ihm stehenden und besoffenen Jungen daran hindert auf seinen Schüler zu urinieren finde ich jetzt nicht als große Heldentat. Wie gesagt. Mir fehlt da ein bisschen die Vorstellung wie Eddrik den Abend verbracht hat. Vielleicht liegt das daran, dass ich mehr von Eddrik als von Tylstyr lesen will. ;)


    Zitat


    Warulf ist mir gänzlich unsympathisch. Und das ist noch nett ausgedrückt. Er mag mal ein passabler 'Held' unter den ländlichen Thorwalern gewesen sein. Aber derzeit bringt er lieber wehrlose Menschen um, als sich wie ein Held zu verhalten.
    Aber in dieser Situation im Dialog mit Eddrik habe ich ein bißchen Bewunderung für ihn empfunden. Denn er scheint der einzige in der Runde zu sein, der die Beleidigungen Eddriks, gekleidet in hochtrabende Worte, zumindestens im Ansatz versteht. Zumindenstens zeigt mir das seine gute Gegenrede. Aber vielleicht war er auch nur noch nicht so besoffen.


    Ich sehe ihn eigentlich gar nicht als Held. Er scheint eben dieser Dorfvorsteher zu sein der alles versucht um sein Dorf und die Leute die unter ihm leben am Leben zu erhalten. Das er da drastische Maßnahmen ergreift mit dem falschen Leuchtfeuer und dem Abschlachten der sowieso schon halb toten Besatzung kann man aus heutiger, humanitärer Sicht sicher stark verurteilen. In diesem Fantasiesetting das irgendwie zu Zeiten der Nordmänner zu spielen, in einer barbarischen Gesellschaft, während eines harten Winters scheint es mir in gewisser Weise nachvollziehbar.


    Zitat


    Das du Tylstyr nicht z mögen scheinst, ist mir klar geworden. Bei mir ist das ganz anders (was ich auch schon dagelegt habe). Ich verstehe nur nicht ganz, warum Passivität (erzwungen oder nicht), Unentschlossenheit, Vorsicht und sicherlich auch Angst um das eigene Leben, gepaart mit der Liebe zum Vater (unbewußt), Loyalität zur Heimat und Friedfertigkeit so schlecht ankommen.
    Für mich ist er der einzige Charakter im Prolog, der so breit angelegt ist, das er wirkliche Handlungsoptionen und Potential zur Weiterentwicklung hat.
    Alle anderen sind mehr oder weniger stark in ihrer Welt und ihren Denkmustern gefangen; und kommen dort ach nicht hinaus, geschweige denn, das sie es überhaupt wollten.


    Ich kann durchaus nachvollziehen warum Tylstyr sympathisch gefunden werden kann, wenn man den Rest der Auswahl an Charakteren betrachtet. Jeder von uns kennt diese Art Mensch, oder ist vielleicht selbst zu einem gewissen Teil so. Und gerade deshalb ist das für mich eben kein Stoff aus dem Helden gemacht sind. Und er scheint hier als einer der Hauptcharaktere eingeführt zu werden und wenn ich persönlich eine Geschichte im Fantasiebereich lese, will ich Helden sehen und Schurken. Und dafür ist er mir leider zu halbgar. Ist ja auch nicht schlimm. Ich kann ja im realen Leben und nicht jeden gleich gut leiden.


    Zitat


    Ich finde es gar nicht so unglaubwürdig. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist Fianna seit knapp zwei Tagen nicht mehr gefesselt. Sie hatte also Zeit, ihren Körper wieder etwas beweglicher zu bekommen. Tylstyr hatte ihr auch noch etwas mehr Feuer da gelassen. Es dürfte also nicht ganz so kalt gewesen sein. Dazu kommt ihr unbändiger Zorn und der übergroße Wunsch nach Rache. Ihr Körper ist ihr völlig egal. Hauptsache er funktioniert und dient ihr.
    Als sie auf Schlitzmaul trifft, ist dieser besoffen. Und sie läßt ihn lange im Unklaren, wer ihm da im Dunkeln folgt. Er hat keine Zeit sich vorzubereiten. Dafür hält er sich dann ganz gut.
    Ich fand die Szene glaubwürdig und richtig spannend gemacht.


    Eben. Ihr Körper ist ihr egal, denn er soll funktionieren. Und genau das bezweifle ich eben. Die 2 Scheite Holz die Tylstyr ihr dagelassen hat sind jetzt auch nicht grad die Welt… Wenn du außerdem Recht hast und sie ist seit zwei Tagen ohne Fesseln, heißt das ja auch, dass sie 2 Tage ohne Essen ist.


  • Denkst Du, ohne diesen klitzekleinen Teil hätte sich Fianna befreien können?
    Woran liegt es dann, dass sie es vorher nicht getan hat?


    Nein. Sie hätte sich nicht selbst befreien können. Aber Tylstyrs unüberlegte Aktion ihr einen Gürtel abzunehmen hätte auch nach hinten los gehen können. Was wäre mit ihr passiert wenn sie einer der anderen derweil damit gefunden hätte? :o Ich schrieb daher bewusst „Ich ignoriere diesen Teil“


    Zitat


    Was denkst Du, wie häufig hat er mit Leuten wir Eddrik zu tun?


    Wahrscheinlich eher weniger. Das Dorf scheint ja nicht sehr groß zu sein und so oft kommt da sicher keiner von außerhalb vorbei. Ich gehe aber einfach mal davon aus, dass ein gestandener Mann (Ich kann leider gar nicht einschätzen wie alt er ist) in seiner Position zumindest schon diversen seltsamen Leuten begegnet ist. Offensichtlich hat er ja auch Kenntnisse über entfernte Länder. Ich finde den Charakter trotz allem immer noch ganz gut.


  • Ich finde es absolut faszinierend wie unterschiedlich unsere Meinungen zu den Themen sind. Du scheinst in fast allen Belangen die bestehenden Tatsachen aus einer völlig anderen Richtung zu betrachten als ich. ;D


    Da ist er nicht der Einzige




    Eben. Ihr Körper ist ihr egal, denn er soll funktionieren. Und genau das bezweifle ich eben. Die 2 Scheite Holz die Tylstyr ihr dagelassen hat sind jetzt auch nicht grad die Welt… Wenn du außerdem Recht hast und sie ist seit zwei Tagen ohne Fesseln, heißt das ja auch, dass sie 2 Tage ohne Essen ist.


    Vielleicht hat sie einfach gut gewürfelt ;D

  • Zunächst einmal vielen Dank für die vielen so unterschiedlichen Beiträge und das harte Ringen mit den Charakteren.
    Sehr gefreut habe ich mich über den wirklich differenzierten Blick auf die Dinge, die geschehen sind.


    Die Bewohner von Stainakr feiern in meinen Augen eine "gute Ernte". Sie haben nun mehr zu beißen, als sie für den Winter brauchen und zudem das Problem, dass sie die Lebensmittel nicht verkaufen können, denn das würde Fragen aufwerfen, wo die denn herkommen. Also prasst man ...


    Bei Fianna ist es für mich die Kraft die aus ihrem Rachewunsch, die sie den Felsen erklimmen lässt und ihr hilft Schlitzmaul auf diese Weise zu töten.
    Objektiv würde ein zierliches Mädchen und in dieser körperlichen Verfassung das nicht können.
    Andererseits gibt es zum Beispiel aus dem 1. Weltkrieg Berichte von Soldaten, denen ein Granatsplitter beide Füße abgerissen hat und die auf ihren blutigen Stümpfen weiter gelaufen sind.
    Objektiv eigentlich unmöglich ... Besonders starke Emotionen wie Hass, Liebe oder Angst können dazu führen, dass der Rahmen des Möglichen für eine kurze Zeit weiter gesteckt ist, als er es unter normalen Umständen denkbar wäre. Und Fianna hat nach dem, was sie erlebt hat, die Vergleichbarkeit mit Menschen, die ein normales Leben hatten, für immer hinter sich gelassen.


  • Überlesen hast Du vermutlich nichts - alle anderen sind von dieser Reaktion ja auch überrascht. ;)
    Welches Motiv könnte Hagrid denn für seine Reaktion haben, wenn er sie nicht ehrlich meinte?


    Für mich hatte sich eine magische Beeinflussung glaubhafter angefühlt, ein Motiv für eine unehrliche Reaktion sehe ich nämlich nicht. Mit etwas Abstand kann ich mir aber auch vorstellen, dass Hagrid erst durch den Tod seiner Frau so verbittert geworden ist und er sich zwar immer einen "passenderen" Sohn gewünscht hat, diesen aber doch irgendwie liebt. Er passte nur eben einfach nicht in das Dorf. Und in diesem einen Moment hat er das gezeigt, zum Abschied.



    In Thorwal hat man es schon immer eher ulkig gefunden, dass man im Süden solche Regeln aufstellt ...


    Das finde ich sympathisch. :)



    Bei Rheas Beitrag finde ich interessant, dass sie Tylstyrs Verhältnis zur Dorfgemeinschaft in den Blick nimmt. Er ist ein Außenseiter, das haben bereits mehrere festgestellt - aber wie sieht er sich selbst? Ist er wirklich bereit, einen totalen Bruch zu vollziehen? Würde er damit vielleicht auch einen Teil seiner selbst aufgeben müssen?


    Dabei geht es ja nicht nur um seinen Vater, sondern auch um seine Freundschaft zu Tjorne. Da war es ja auch nicht immer so, dass dieser sich zusammen mit anderen gegen ihn gestellt hat. Ihre Beziehung ist inzwischen gespalten, aber verraten will er ihn ganz sicher nicht - das dürfte Tylstyr bei ihm viel intensiver belasten, als bei Leuten zu denen er nie einen besonderen Bezug hatte. Außerdem ist ja nicht ganz klar, was genau diesen Zwiespalt ausgelöst hat. Wurde Tylstyrs Andersartigkeit zu deutlich, lag es an seiner Entscheidung kein Blut zu vergießen? Hat Tjorne seinen Status und seine eigenen Ziele über die Freundschaft gestellt? Vielleicht war es ja auch alles zusammen.



    Dass er nicht mit Eddrik redet habe ich nicht als Angst verstanden oder Zurückhaltung, sondern es war eine Frage der Loyalität zu seinem Dorf und seinem Vater.


    Bei mir kam das auch nicht ängstlich an, er hätte das als Verrat empfunden und wollte in diesem Moment vielleicht auch gar nicht darüber sprechen, weil er es als so dunkel empfand und ja eine Möglichkeit sah, es allein zu lösen. Zum einen also aus Loyalität, zum anderen weil er die Geschehnisse irgendwie in sich vergraben wollte. Vielleicht haben sie später darüber gesprochen, vielleicht aber auch nicht.


  • Bei mir kam das auch nicht ängstlich an, er hätte das als Verrat empfunden und wollte in diesem Moment vielleicht auch gar nicht darüber sprechen, weil er es als so dunkel empfand und ja eine Möglichkeit sah, es allein zu lösen. Zum einen also aus Loyalität, zum anderen weil er die Geschehnisse irgendwie in sich vergraben wollte. Vielleicht haben sie später darüber gesprochen, vielleicht aber auch nicht.


    So habe ich das auch empfunden.

  • Suse

    Hat das Thema geschlossen