Nun habe ich noch alle Kommentare gelesen und hatte schon die Befürchtung, dass ich allein mit meiner Meinung bin, was Tylstyr betrifft, aber dann kam doch noch Seychella.
Dies ist die größte Leserunde, die ich bislang begleiten durfte. Erwartungsgemäß kommen dadurch besonders viele unterschiedliche Blickwinkel auf die Geschichte zusammen - das gefällt mir gut.
Bei Rheas Beitrag finde ich interessant, dass sie Tylstyrs Verhältnis zur Dorfgemeinschaft in den Blick nimmt. Er ist ein Außenseiter, das haben bereits mehrere festgestellt - aber wie sieht er sich selbst? Ist er wirklich bereit, einen totalen Bruch zu vollziehen? Würde er damit vielleicht auch einen Teil seiner selbst aufgeben müssen? Und wie steht er wirklich zu seinem Vater? Ich stimme Rhea zu: Das Verhältnis zu den eigenen Eltern ist immer ein besonderes. Da geht es niemals nur darum, was derjenige tut oder wie er sich aufführt - da schwingt immer auch mit: "Er ist mein Vater."
Im dritten Leseabschnitt werden wir einigen Figuren begegnen, für die die Familie eine ganz besondere, heilige Bedeutung hat: den Geweihten der Göttin Travia ...
Der Vater musste ja eine nette Ader haben, warum sonst hieße er Hagrid?
... ein zwingendes Argument! ;D
Jemand meinte mal zu mir: "Dafür, dass du ein Bernd bist, bist du eigentlich ziemlich nett."
Logischer wäre gewesen, beide zu töten, Tylstyr und seinen Lehrer, damit nichts nach außen dringt.
Warulf hat möglicherweise genau diese Überlegung, und Eddrik hält dagegen:
[quote author=Seite 81]
»Wenn ich nicht nach Thorwal zurückkehre, Warulf, dann wird die Oberste Hetfrau Garhelt nach mir suchen lassen. Im Gegensatz zum Meer verschlingt das Land nur sehr selten jemanden. Sie werden hierherkommen. Sie werden sehen, dass ihr in diesem Winter nicht gehungert habt und dass es keine frischen Gräber gibt. Willst du das riskieren?«
[/quote]
Fianna, ich gebe zu, dass ich ein paar Stellen übersprungen habe, als es um die Vergewaltigung ging.
Wenn ich mich nicht täusche, haben wir die eigentlichen Vergewaltigungen, also den Gewaltakt an sich, kaum beschrieben. Wenn ich mich recht entsinne nur einmal, beim ersten Mal, damit kein Zweifel bleibt, was geschieht. Ansonsten haben wir nur die Vorstellungskraft der Leser "angespielt".
Die Fesseln zu lösen war für ihn auch schon eine große Leistung, denn was wäre gewesen, wenn der andere beschlossen hätte, auch noch einmal herunter zu gehen? ... Schadlos wäre das sicher nicht an ihm vorbei gegangen.
Jedenfalls darf man davon ausgehen, dass Tylstyr in einem Faustkampf gegen Tjorne keine Chance gehabt hätte, denke ich.
Das Gelage im Dorf bestätigt mir übrigens, dass sie nicht wirklich aus Not so gehandelt haben, sondern einfach weil das ihre Lebensart ist. Strandräuber eben.
Wahrscheinlich ist beides irgendwie richtig, denn Eddrik stellt ja fest, dass der Winter die benachbarten Siedlungen deutlich härter getroffen hat. Also hätte es ohne das Schiff wohl auch in Stainakr düster ausgesehen. Man denkt aber nicht daran, sparsam zu haushalten oder gar die Beute mit den Nachbardörfern zu teilen. Ein wenig könnte dabei auch hereinspielen, dass mit den Möglichkeiten in Thorwal Lebensmittel weniger lange haltbar sind, als das bei uns durch Kühltruhen und Vakuumverpackungen üblich ist.