Judith Lennox - Der einzige Brief

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    Verlag: Piper
    ISBN: 978-3-4920-5061-6
    Seiten: 582
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 10.2007
    Preis: € 19,90


    Kurzbeschreibung

    Unzählige Briefe hat Bess an ihren Sohn geschrieben, seit sie ihn als kleinen Jungen bei ihrer Schwiegermutter in Indien lassen und allein nach Schottland zurückkehren musste. Unzählige Briefe, die alle unbeantwortet blieben. In den Wirren der Kriegszeit entschließt Bess sich zu einer zweiten Ehe und lernt noch einmal die Liebe kennen. Bis es Jahre später, 1934, an ihrer Haustür klopft: Aus Frazer ist ein selbstbewusster junger Mann geworden, der gekommen ist, um sein Erbe anzutreten und Schloss Ravenhart für sich zu beanspruchen. Erst als Frazers attraktiver Freund Maxwell ebenso plötzlich verschwindet, wie er an seiner Seite aufgetaucht war, muss Bess sich noch einmal der Vergangenheit und den Geheimnissen ihrer Familie stellen...


    Meine Meinung


    „Der einzige Brief“ ist mein drittes Buch der Autorin und auch wenn meine sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden, war es ein wirklich wunderbares, teilweise äußerst spannendes und manchmal auch emotionales Buch. Eines ist für mich klar, Judith Lennox muss man im Auge behalten, wenn man ausgefeilte, tiefgehende Familiengeschichten lesen möchte.


    Stilistisch und sprachlich erwarten Judith Lennox-Fans keine negativen Überraschungen. Sehr schnell ist man tief in der schön beschriebenen Geschichte gefangen und kann sich nur noch schwer von dem Buch lösen. Lesern, die schon mehrere Romane der Autorin gelesen haben, werden vermutlich einige Parallelen zu anderen Büchern auffallen. So sind Modegeschäfte und Ärzte doch recht häufig in Lennox‘ Romanen zu finden. Richtig gestört hat mich das nicht unbedingt, allerdings ist es mir schon deutlich ins Auge gesprungen und ich vermute, ich werde das in Zukunft weiter beobachten.


    Bisher habe ich noch „Am Strand von Deauville“ und „Alle meine Schwestern“ gelesen und an diesen Romanen habe ich vor allem der psychologischen Tiefgang bewundert, der mich hingerissen hat und den Figuren zu unheimlich vielen Facetten, Ecken und Kanten verholfen hat. „Der einzige Brief“ kratzt zwar nicht nur an der Oberfläche, sondern geht weitaus tiefer, allerdings dringt Judith Lennox in diesem Roman nicht ganz so weit vor, wie ich es erwartet und erhofft hatte.


    Die Figuren sind wirklich wieder großartig, allerdings konnte ich dieses Mal keine deutlich hervorstechende Lieblingsfigur für mich finden. Die Hauptfigur Bess ist eine ungemein sympathische Figur mit viel Charakter, aber der Funke konnte nicht ganz überspringen, so dass ich mich mit ihr nicht restlos identifizieren konnte. Allerdings hat mich ihre Geschichte äußerst bewegt und ich habe fleißig mitgelitten. Auch die übrigen Charaktere hat Judith Lennox intensiv ausgearbeitet und verzichtet auf schwarz/weiß Malerei.


    Zwar arbeitet die Autorin auch in anderen Romanen mit größeren Zeitsprüngen, allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie in diesem Roman vermehrt zum Einsatz kamen. Ich bin kein großer Freund davon und habe mich daher ein wenig schwer getan. Sicherlich waren sie nötig, um das „Pensum“ erzählen zu können, das sich die Autorin gesetzt hat, aber mir hätte es auch gut gefallen, wenn die Zeitspanne vielleicht auf eine Generation weniger gekürzt worden wäre. Dann hätte sich Judith Lennox einfach mehr Zeit für ihre Erzählung und Figuren nehmen können. Vielleicht hätte mich dann das Buch genauso verzaubern können, wie z.B. „Alle meine Schwestern“.


    In diesem Roman hat Judith Lennox versucht, drei Generationen zu nahezu gleichen Teilen zu verarbeiten und ich habe den Eindruck, das war einfach zu gut gemeint. Eigentlich hat die Autorin in jeder Generation nur die Hälfte des Lebens erzählt und so entstanden für mich zu große Lücken in der Erzählung. Wahrscheinlich konnte ich deswegen keiner der Figuren bedingungslos „verfallen“ und emotional restlos berührt werden. So wurde z.B. das Thema Verlust/Trauer nicht richtig aufgegriffen. Obwohl Figuren starben, die man hunderte Seiten begleitet hatte, kamen einfach keine großen Emotionen bei mir auf, obwohl ich sehr nah am Wasser gebaut habe.
    Zwar hat Judith Lennox auch in ihren anderen Romanen, die ich bisher gelesen habe, kurz die dritte Generation angeschnitten, aber dabei hat sie immer einen deutlichen Schwerpunkt auf eine bestimmte gelegt. Die vorherige und nachfolgende Generation z.B. wurden zwar behandelt, blieben aber doch eher Nebenstränge. Das gefällt mir deutlich besser.


    Insgesamt kann „Der einzige Brief“ nicht an „Alle meine Schwestern“ oder „Am Strand von Deauville“ heran reichen; im Vergleich zu diesen beiden Romanen schneidet es einfach schlechter ab. Dennoch ist es ein großartiges, wunderbares Buch, das jedes Lennox-Herz erfreuen wird. Mir hat es zumindest wirklich wunderbare Lesestunden geschenkt, auch wenn meine Rezension doch hier und da ein wenig negativ wirkt. Das kommt wohl daher, dass ich diesen Roman vor allem an anderen Lennox-Romanen gemessen habe.


    Meine Bewertung


    4ratten

    Liebe Grüße<br />Melli