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Inhalt: Es handelt sich um eine Sammlung von elf Kurzgeschichten, die ich hier kurz durchgehe:
[li]Sonntagsmenü (1): Eine junge Frau besucht sonntags immer ihre Großmutter und erfindet für diese Speisen, die die Mutter in der vergangenen Woche angeblich in ihrer Garküche gekocht hat.[/li]
[li]Die Puppen der Alten (2): Die Nachbarn im Viertel werden mit ihren Vorzügen und Fehlern charakterisiert.[/li]
[li]Die Schneiderei Saigon (3): In der Schneiderei arbeiten vor allem Mädchen vom Land, es gibt ein tragisches Ende.[/li]
[li]Allumfassende Liebe (4): Eine Tochter läßt sich über die Männer aus, mit denen ihre Mutter der Reihe nach verkehrt hat.[/li]
[li]Tribut des Meeres (5): Eine Frau trauert dem nach Amerika entschwundenen Geliebten hinterher, während sie sich von einem älteren Mann ausführen läßt.[/li]
[li]Fünf Tage (6): Ein Mann versucht, nachdem er seiner Frau eröffnet hat, daß sie sich trennen sollten, in den letzten fünf Tagen das Feuer der Liebe noch einmal zu entzünden.[/li]
[li]In einem Regen (7): Eine Geschichte über das Warten.[/li]
[li]Ein Held (8): Der schon als Kind eher häßliche Erzähler findet sein Glück doch zunächst bei Frauen und schließlich wirtschaftlich mit einem „Tempel“, den er als Frauentreffpunkt betreibt.[/li]
[li]Der Besuch (9): Ein traditionell lebendes Dorf wird vom neuen Regierungsinspektor besucht, der zum Entsetzen der Dorfbewohner die Rückständigkeit anprangert.[/li]
[li]Die Republik der Dichter (10): In einer Rede vor einer Versammlung entwirft der Sprecher seine diktatorische Gesellschaftsvision, die als „Dichterrepublik“ verbrämt wird, in der die Künstler das Sagen haben.[/li]
[li]Die Geschichte von Meister A. K., dem Intellektuellen von Hanoi (11): Meister A. K. nimmt sich eines Tages einen zwölften Schüler, mit dem er auf Wanderschaft geht, Abenteuer erlebt, sich fast um Kopf und Kragen redet, um schließlich nach Hanoi zurückzukehren.[/li]
Zur Autorin: Pham Thi Hoai, 1960 geboren, studierte Archivwissenschaften und war Mitarbeiterin am Institut für Gesellschaftswissenschaften in Hanoi. Sie hat zahlreiche Werke von Grass, Kafka und Dürrenmatt ins Vietnamesische übersetzt. 1993 erhielt sie den LiBeraturpreis. Pham Thi Hoai lebt in Hanoi und Berlin.
Meine Meinung: Wie meist bei solchen Sammlungen ist die Qualität der Geschichten höchst unterschiedlich. Kurzgeschichten sind keine einfache Gattung, und Pham Thi Hoai beweist für meinen Geschmack vor allem, daß ihr dieses Format nicht besonders liegt. Von den im Klappentext vorne angekündigten „Wirklichkeiten im heutigen Vietnam“ habe ich nicht so furchtbar viel darin gefunden, etliche Geschichten drehen sich um Beziehungsprobleme, die so oder so ähnlich auch hierzulande stattfinden könnten (betrifft vor allem die Nummern vier bis sieben). Auch über Hanoi als Metropole erfährt man für meinen Geschmack zu wenig in den Geschichten (am ehesten noch in den ersten drei Geschichten). Gut gefallen hat mir die letzte und längste über Meister A. K. Das Meister-Schüler-Verhältnis scheint mir von buddhistischen und/oder konfuzianischen Vorbildern inspiriert, allerdings wird es hier heftig persifliert. Gleichzeitig ist es noch eine schöne Satire, mit der einige „westliche“ Philosophien und Werte durch den Kakao gezogen werden. Aber diese eine Geschichte reißt den Gesamteindruck dann auch nicht mehr völlig raus.
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Schönen Gruß,
Aldawen