Johanna Sinisalo - Troll: eine Liebesgeschichte

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    Klappentext:


    Der junge Werbefotograf Angel rettet ein hilfloses Fellbündel vor einer Gruppe brutaler Jugendlicher und nimmt es mit nach Hause. Doch es ist kein Tier- es ist ein junger Troll. Schon am nächsten Morgen wird Angel klar, dass er sich ein Stück Wildnis in die Wohnung geholt hat: Der Troll ist unberechenbar, unendlich faszinierend-und gefährlich, wenn man falsch mit ihm umgeht.


    Über die Autorin


    Johann Sinisalo wurde in Lappland geboren. Schon immer war sie als Sciencefiction und Fantasy Autorin in ihrer Heimat, Finnland bekannt. Für dieses Buch wurde sie mit Finlandia Award ausgezeichnet und erlangte internationalen Ruhm.


    Meine Meinung



    Ich hab eigentlich eine nette Geschichte über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier erwartet. Das Buch ist jedoch keinesfalls eine niedliche Geschichte. Es ist in meinen Augen nicht einmal jugendfrei.
    Manche gewaltsamen, blutigen um nicht zu sagen perversen Szenen haben meine persönliche Ekelsgrenze fast überschritten. Dennoch fand ich dieses Buch nicht ganz schlecht. Ich hatte den Eindruck, die Autorin will ein bisschen mehr als nur zu unterhalten. Der Roman ist eine harte Kritik der konsumsüchtigen, egoistischen Gesellschaft. Sowohl der Protagonist Angel als auch der Troll sind absolute Außenseiter, die in der heutigen Welt nicht zurechtkommen, dann aber zueinanderfinden und flüchten.
    Ich würde diese Literatur als avantgardistisch, experimentell und sehr originell bezeichnen. Wer also Spaß daran hat, neues und unbekanntes zu entdecken, soll dieses Buch lesen.


    Meine Bewertung:
    4ratten


    [size=7pt]Titel leicht bearbeitet. LG, Valentine[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Lilka ()

  • Inhalt: Der junge Werbephotograph Angel rettet eines Abends ein Fellbündel vor einer Gruppe Jugendlicher. Er weiß, daß er sich einen Trollwelpen ins Haus holt, und das ist der Auftakt zu einer Reihe Probleme. Einige davon lassen sich mit der mehr oder weniger freiwiliigen Hilfe von Bekannten, vor allem eines Tierarztes, oder entsprechenden Einkäufen lösen, auch wenn Angel der Ansicht ist, daß es nicht mehr viele Zoohandlungen gibt, in denen er sich zwecks Kauf von Meerschweinchen noch sehen lassen kann. Aber der Troll hat auch sehr eigene Vorstellungen davon, wer was in dieser Wohnung darf ...



    Meine Meinung: Eine völlig verrückte Geschichte, der Sinisalo dadurch einen Anstrich von „Realität“ zu verleihen vermag, daß sie echte und fiktive Quellen einstreut, die sich mit der sagenhaften Überlieferung und sonstigen Hinweisen auf bzw. Erläuterungen über Trolle beschäftigen. Bei letzterem werden die Trolle als eine besondere katzenhafte Form von Wildtier dargestellt, die sich in bestimmten Äußerlichkeiten wie dem aufrechten Gang dem Menschen ähnlich entwickelt hat. Die Geschichte selbst wird in sehr kurzen Abschnitten und mit oft wechselnden Perspektiven erzählt, neben Angel kommen noch sein Geschäftsparter Martes, der Tierarzt, die philippinische Katalogbraut aus der unteren Etage und noch der ein oder andere mehr. Zusammen mit den „Quellen“ ergibt dies eine bunte erzählerische Mischung, die man sich auch gut vorstellen kann, wenn statt „Troll“ etwas anderes, ein anderes Wildtier eingesetzt würde. Und die Rückeroberung von Lebensräumen mittlerweile nicht nur in städtischen Randgebieten durch an sich scheue Wildtiere ist ja nun auch kein völlig neues Phänomen mehr. Auch vor diesem Hintergrund läßt sich der Roman lesen.


    Es gibt ein, zwei Szenen, die etwas unappetlich sind, und ich würde auch nicht dafür garantieren, daß es mir nicht ähnlich ginge wie denjenigen, die etwas überraschend und brutal mit dem Troll „Bekanntschaft schließen“. Allerdings fand ich es nicht gerade ekelerregend (wenn ich es mir nicht zu detailliert vorstelle), obwohl ich bei derartigen Dingen auch eher empfindlich bin. Wer alerdings ein Problem mit homosexuellen Protagonisten hat, sollte hier lieber vorbeigreifen, Hormone und sexuelle Anziehung spielen schon eine große Rolle, wenn es auch sonst nicht besonders explizit und keinesfalls pornographisch wird. Da sind mir schon andere Sachen untergekommen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Aus dem Finnischen von Angela Plöger


    Meine Meinung
    Dieses Buch ist ungewöhnlich. Das sieht man eigentlich schon, wenn man das Buch nur durchblättert. Erzählt wird die Geschichte von Angel, der eines Nachts einen kleinen Troll findet und bei sich aufnimmt. Ja, richtig, einen Troll. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass Trolle keine Fabelwesen sind, sondern eine existierende, sehr scheue Wildtierart. Belegt wird dies durch allerlei Quellen, die immer wieder in die Geschichte eingestreut werden. Dabei bezieht sich die Autorin sowohl auf Texte, die es wirklich gibt (z.B. Auszüge aus Märchen), als auch auf fiktive Texte (z.B. Zeitungsnachrichten über Trolle). Diese Mischung erzeugt den Eindruck, als wären Trolle tatsächlich ein ganz natürlicher Teil dieser Welt. Ein gelungener Kniff!


    Die eigentliche Geschichte ist unterteilt in relativ kurze Abschnitte, in denen verschiedene Personen zu Wort kommen. Allen voran natürlich Angel, der den Troll zunächst aus Mitleid mit in seine Wohnung nimmt, im Laufe der Zeit aber eine besondere Beziehung zu dem Tier aufbaut. Diese Verbindung beeinflusst auch das Umfeld Angels: diverse Ex-Partner, ein neuer Freund und eine Katalogfrau aus dem Erdgeschoss spielen dabei eine Rolle.


    Die genauen Ereignisse werden oft nur angerissen. Ich finde, das Buch lebt von Andeutungen, spielt mit dem Kopfkino des Lesers. Dann wieder gibt es ganz genaue Beschreibungen von Momentaufnahmen. Die Beziehungen sind sexuell aufgeladen, es geht häufig darum, den Gegenüber durch Sex oder Anspielungen darauf zu manipulieren. Dass es dabei auch zu expliziten Szenen kommt, ist kaum zu vermeiden, auch wenn ich finde, dass alles im Rahmen bleibt. Seitenweise pornographische Beschreibungen wird man hier also nicht finden, die Schilderung von sexuellen Handlungen (auch und gerade homosexuelle) sollte man allerdings ertragen können. Ich persönlich hatte damit nicht gerechnet, finde aber gerade diesen Aspekt in Verbindung mit dem Trollthema sehr interessant, zumal es auch eine Verbindung gibt.


    Die Autorin hat hier etwas ungewöhnliches versucht und einen eigenwilligen Roman erschaffen, der bestimmt nicht den Geschmack jedes Lesers trifft. Ich bin mir auch nicht sicher, was (und ob überhaupt) sie mit dieser Geschichte ausdrücken wollte. Und dennoch hat mir das Buch gefallen. Einfach, weil es mal etwas anderes ist.
    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)