Alexandre Dumas - Der Graf von Monte Christo

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  • Wer kennt sie nicht, die zahlreichen Verfilmungen dieses Klassikers, die schon seit Jahrzehnten in immer wieder neuen Fassungen über die „Leinwände“ der Kinos und Wohnzimmer flimmern. So war es nun auch für mich an der Zeit, den Roman zu diesem bewegenden Abenteuer zu lesen. Doch meine anfängliche Begeisterung bekam mit fortschreitender Lektüre einen leichten Dämpfer. Der Anfang des Buches entfacht einen Sog in diese Geschichte hinein und vermag mit Spannung zu fesseln. Jedoch flacht diese Spannung langsam aber sicher mit der Entwicklung des Edmond Dantes zum Grafen von Monte Christo immer weiter ab.
    Dantes konstruiert in diesem Roman Beziehungsgeflechte, die sich einzig und allein in einem sehr engen Rahmen bewegen. Alle vorgestellten Personen und seinen es Diener stehen im Zusammenhang mit der Sache, es gibt kaum Aussenstehende. Auf mich macht dies einen etwas unglaubwürdigen Eindruck. Der anfangs doch stark naiv wirkende Held entwickelt sich durch einen Schicksalsschlag getrieben von seinem Schwur und seinem Durst nach Rache zu einem „überheblichen“ fast schon größenwahnsinnigen Menschen, dem es meiner Meinung nach aber an menschlicher Wärme fehlt. All seine Handlungen sind nur auf sein Ziel gerichtet und so sind die vielleicht vereinzelt guten Taten nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Das Ränkespiel, in dem die einstigen Verschwörer blind in ihr Unglück rennen wirkt wie ein Marionettentheater. Der Graf von Monte Christo zieht an den Fäden und lässt die Puppen tanzen. Die einst so hinterlistigen Feinde ergeben sich naiv und brav ihrem Verderben und sind dabei noch so elend vertrauensselig. Es gibt in diesem Buch eine viel zu gerade Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß. Die Charaktere sind entweder abgrundtief böse oder fast schon engelsgleich. Es fehlt einfach das menschliche Zwischendrin. Lediglich Edmond Dantes und auch Villefort bekommen am Ende des Romans ein Gesicht und nehmen als geläuterte Seelen eine gewisse Graustufe ein, wenn auch erst durch Schaffung neuen Leides an Unschuldigen.


    Fazit für mich:
    Eine interessante Geschichte mit durchaus spannenden und fesselnden Passagen. Manchmal zu detailliert und an anderen Stellen zu oberflächlich. Dies mag aber auch eventuell an der gekürzten Ausgabe liegen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


  • Manchmal zu detailliert und an anderen Stellen zu oberflächlich. Dies mag aber auch eventuell an der gekürzten Ausgabe liegen.


    Das vielleicht schon, aber die Schwarz-/Weiss-Malerei und die Konstruktion der Geschichte, die praktisch ohne Aussenstehende auskommt, ist mir beim Lesen der ungekürzten Ausgabe auch aufgefallen.
    In diesen Kritikpunkten sind wir uns sehr einig, auch wenn es mich weniger gestört hat (und deshalb kam das Buch bei mir auch besser weg) - so hat man früher wohl Bücher geschrieben. Es ist bei "Die Elenden" oder "Jane Eyre" auch nicht anders, um nur zwei Beispiele zu nennen. Du musst dich also nicht fragen, ob dir eine ungekürzte Ausgabe besser gefallen hätte - ziemlich sicher nicht :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Huhu,


    in Vorbereitung auf ein Theaterstück habe ich mir dieses Buch auf Kindle geladen. Dumas hat mich abgeschreckt, denn bei den Musketieren bin ich gescheitert. Aber ich verwechsele die beiden Dumas auch immer wieder.


    Nun zum Roman, mir hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn mir die Racheplanung in den Anfängen nicht ganz verständlich war. Für mich kam das zu plötzlich und ich erkannte den Plan dahinter nicht. Ähnlich ging es mir mit den Zusammenhängen der Personen. Die gekürzte Fassung hat da sicher zu viel genommen.
    Trotzdem hat mir das Buch gefallen, die Stimmung und auch die Sprache waren angenehm. Ich habe es gern gelesen und freue mich nun schon aufs Theaterstück.


    Grüße
    schokotimmi

  • Alexandre Dumas der Ältere


    Der Graf von Monte Christo


    Le Comte de Monte-Christo


    Edmond Dantes ist 19, verlobt mit einer schönen Frau, erfolgreich in seinem Beruf als Seemann und bei seinem Chef wohl gelitten. Er soll bei der nächsten Fahrt zum Kapitän befördert werden. Das ruft Neider und Nebenbuhler auf den Plan, die sich folgenreich miteinander verschwören. Edmond wird jahrelang eingekerkert und kann nur mit viel Glück entkommen. Er schwört Rache…


    Durch die verschiedenen Verfilmungen kennen die meisten Leute wohl die Rahmenhandlung. Allerdings ist das Buch wesentlich länger, da es ursprünglich als Fortsetzungsroman erschienen ist. Es hat den dafür typischen Mangel: Es ist ein wenig aufgebläht, Edmonds Rache an seinen diversen Feinden wiederholt sich in verschiedenen Abtönungen. Der Leser ist im Voraus informiert und sieht das Verhängnis lange vorher kommen. Durch Edmonds unendlichen Reichtum, seine überragende Intelligenz, seine strategisch ausgefeilten Winkelzüge, sein perfekt organisiertes Unternehmen haben seine Gegenspieler keine Chance, was der Angelegenheit natürlich weitgehend die Spannung nimmt.


    Solide Unterhaltung ist es dennoch.


    3ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich habe es Anfang des Jahres noch einmal gelesen. Ich liebe dieses Buch, genauer gesagt, ich habe es früher geliebt. Dieses Mal hab ich mich durch das Buch gequält und es schien immer länger zu werden... Irgendwie ist der Zauber weg.
    Zum Teil lag es sicher an der Übersetzung, die kam etwas geschwollen daher. Die dreibändige Fischer-Ausgabe in der Übersetzung von Xenia Gharbi und Martin Schoske wirkt dagegen fast leicht.


    So schnell werde ich mir den Grafen nicht mehr vornehmen. Das Buch habe ich verschenkt.


    Gelesen habe ich diese Ausgabe:


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    Aeria