Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen

  • Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft. Carl Hanser Verlag, 140 Seiten, 14,90 EUR.


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    Verlagsinfo:
    Unsere Gesellschaft steht vor einer tiefen Spaltung. Dieses Buch macht deutlich, warum wir uns vom Traum einer gerechten Gesellschaft verabschieden müssen. Immer mehr Menschen sind von den Segnungen des Wohlstands ausgeschlossen und haben keine Hoffnung, dass sich daran etwas ändert. Lebensläufe, die man für solide hielt, geraten ins Schlingern, weil Arbeitsplätze, die man sicher glaubte, wegbrechen. Ungelernte Aushilfskräfte kann es genauso treffen wie hochqualifizierte Wissenschaftler. Heinz Bude, einer der besten Kenner der deutschen Gesellschaft, entwirft zum ersten Mal ein umfassendes Bild jener zerklüfteten Verhältnisse, die in Zukunft immer stärker unsere Gesellschaft prägen werden. Jetzt ist es Zeit, darüber zu diskutieren, wie wir künftig leben wollen.


    Leseprobe auf dieser Verlagsseite:
    http://www.hanser.de/buch.asp?…46-23011-8&area=Literatur


    Meine Meinung:
    In diesem Buch wird eindrucksvoll aufgezeigt, dass inzwischen größere Teile der Gesellschaft abgeschottet vom Rest leben müssen. Dazu werden einzelne ausgeschlossene Gruppen vorgestellt, wie zum Beispiel die alleinerziehenden Mütter (wobei der Autor dabei schon unterscheidet, wer in dieser Gruppe noch dazu gehört und wer nicht), ausbildungsunwillige Jugendliche vorwiegend männlichen Geschlechts oder die ehemaligen Landarbeiter der DDR. Akademikern ist kein eigenes Kapitel gewidmet, aber auch sie können unter bestimmten Voraussetzungen ganz schnell zu denen gehören, die ans Ende der Gesellschaft abrutschen, wie der Autor an mehreren Stellen einstreut. Die Analyse ließt sich äußerst flüssig, der Autor ist Soziologie-Lehrstuhlinhaber und belegt seine Analyse mit Fußnoten im Anhang. Die Ergebnisse von PISA werden schön knapp zusammengefasst, so dass man das dahinterstehende Problem sofort erfasst. Interessant ist, dass ein eigenes Kapitel dem menschlichen Körper gewidmet ist, in dem u.a. auf Ernährungsgewohnheiten eingegangen wird und dadurch auch sehr schnell äußerlich zu erkennen ist, wer nicht mehr zur Gesellschaft dazu gehört. Auch das Kapitel über die Landarbeiter der DDR bringt neue Einsichten. Seinerzeit gehörten sie zur Elite, nun hat man sie abgeschrieben, welcher Gruppe das als nächstes droht, fragt sich der Leser und denkt über seine eigene Lage nach.


    Antworten aus der Misere bietet das Buch nicht, diskutiert sie nicht einmal an. Sicher kann man dies dem Buch als Nachteil vorhalten, auf der anderen Seite regt es zum eigenen Nachdenken an, ist hervorragend geeignet für eine Lektüre in einer Leserunde oder in einer schulischen Projektwoche. Aus der Analyse wird jedoch eines für mich deutlich: Nur nach Maßnahmen des Staates zu rufen, wie es sehr beliebt ist, reicht nicht aus, um die Ausgeschlossenen wieder zu integrieren. Bude zeigt auch jede Menge Gründe auf, wie jede einzelne Person selber dazu beiträgt, dass er oder sie zu Randgruppen gehört.


    Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch.


    4ratten


    Gruß, Thomas