Elizabeth Edmondson - Ein Mädchen aus bester Gesellschaft

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    Titel: Ein Mädchen aus bester Gesellschaft
    Autor: Elizabeth Edmondson


    Allgemein:
    608 S.; Rowohlt Tb; 2007; 9.90 €



    Inhalt:
    Drei Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten: Verity, die Pfarrerstochter, deren Eltern sich nicht besonders für sie interessieren, Lally, die Tochter eines amerikanischen Senators und Claudia, die schillernde und extravagante Cousine von Verity aus gutem Hause. Dennoch verbindet sie bald eine enge Freundschaft und ihre Zeit auf dem College in Oxford wird für sie alle prägend. Vor allem Verity steht bald vor schwerwiegenden Entscheidungen die ihr Leben in eine völlig andere Richtung lenken werden als sie es selbst geplant hatte...


    Meine Meinung:


    Eigentlich hatte ich etwas anderes erwartet. Der Klappentext klang eher nach einem Roman ähnlich Lady Helenas Geheimnis. Doch ich irrte. Sicher liegt das auch an dem eher schlecht gewählten Deutschen Titel. Zwar nimmt die Autorin auch hier die Englische Gesellschaft der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts aufs Korn, allerdings konzentriert sie sich viel stärker auf die politischen Verhältnisse und ihre Auswirkungen auf die Figuren. Zuerst war ich daher etwas irritiert aber nach und nach hab ich mich dann einfach auf den Roman eingelassen und tauchte darin ein.


    Im Prinzip kann man den Roman grob in drei Teile einteilen. Der eine erzählt sozusagen die Rahmenhandlung, der zweite die Jugend der drei Hauptfiguren und ihre Zeit im College, der dritte ihre Zeit danach. Die Autorin konzentriert sich dabei stark auf Verity, die auch die interessanteste Figur bleibt. Ihre Ideale sind nachvollziehbar und alles was sie tut bleibt für den Leser logisch und eine Konsequenz ihrer vorherigen Handlungen. Vor allem Lally bleibt leider etwas blass, von ihr erfährt man meiner Meinung nach viel zu wenig. Claudia war mir dagegen eher unsympathisch und ich kann Verity nicht ganz verstehen weshalb sie, sie mochte. Ich denke dies lag auch in der Absicht der Autorin, Claudia wirkt jedenfalls oberflächlich und eingebildet.


    Besonders gut haben mir wieder einmal die Beschreibungen der höheren Gesellschaft gefallen, die Autorin hat einfach ein Händchen dafür. Eine Zeitlang hatte man das Gefühl einen Internatsroman für Erwachsene zu lesen, sicher lag das daran das der Roman recht lange im College spielt und die jungen Frauen hier so einiges anstellen. Dennoch wird es einem nie langweilig.
    Nach und nach werden Verity, Lally und Claudia in die politischen Diskussionen gezogen und jede der drei Entscheidet sich für eine Richtung. Verity geht sogar noch ein ganzes Stück weiter als ihre beiden Freundinnen. Hier wird es dann auch spannend und Edmondson konzentriert sich fast ausschließlich auf Verity.
    Am Ende wird der Roman recht befriedigend aber für mich fast ein bisschen kitschig abgeschlossen. Leider wurde ein Handlungsstrang nicht richtig weiterverfolgt, das fand ich schade aber vielleicht hat sich die Autorin ja hier noch ein Hintertürchen offen gehalten?


    Ich hatte jedenfalls ein schönes Wochenende mit diesem Buch und denke wem schon die beiden anderen Roman der Autorin gefallen haben, kann damit absolut nichts falsch machen. Aber auch sonst empfehle ich den Roman gerne weiter!


    Vier Ratten hat der Roman verdient!


    4ratten

  • Vee stammt aus einer Pastorenfamilie und fühlte sich zuhause ungeliebt. Sie ist glücklich, dass sie sich durchsetzen konnte und nun die Universität in Oxford besuchen kann. Das klappte nur, weil ihre Cousine Claudia, eine lebenslustige Angehörige der Oberschicht ebenfalls dort ihr Studium aufnimmt. Die beiden schließen gleich am ersten Tag Freundschaft mit ihrer Mitstudentin Lally, der Tochter eines amerikanischen Politikers. Die Handlung des Buches umfasst einen großen Teil der 1930er Jahre und während am Anfang die Beschreibung des Studentenlebens, besonders außerhalb der Studienveranstaltungen, dominiert, konzentriert sich die Autorin im Laufe der Geschichte immer stärker auf Vee und die verschiedenen politischen Strömungen, denen sie ausgesetzt ist und zwischen denen sie ihren Weg sucht.


    Das Buch endet an einer Stelle, an der Vee ihre politischen Zweifel überwunden hat und sich endgültig entschieden hat, welchen Weg sie fortan gehen will, in vollem Bewusstsein der daraus resultierenden Konsequenzen. Das Leben wird von nun an aber nicht unbedingt geradliniger und vor allem nicht weniger gefährlich verlaufen, wie uns die Autorin mit, als Nachwort angefügten, Zeitungsartikeln, die das gesamte restliche 20. Jahrhundert abdecken, informiert. Von allen wichtigen Personen erfährt man, wie ihr Leben weiter verlaufen ist und das auf eine sehr einnehmende Weise, die die Neugier trotz Häppchenstil ausreichend befriedigt.


    „Ein Mädchen aus bester Gesellschaft" hat mir trotzdem nicht so gut gefallen, wie die beiden anderen Bücher von Elizabeth Edmondson, die ich bereits kenne. Ich bin mit Vee nicht wirklich warm geworden und die Vehemenz, mit der sie sich in die Politik stürzt, kann ich weder verstehen noch nachempfinden. Vor lauter Politik blieb dann auch die Darstellung der persönlichen Beziehungen der Figuren auf der Strecke. Claudia wirkte verwöhnt und rechthaberisch, ihre Beliebtheit kann ich nicht nachvollziehen und Lally blieb fürchterlich blass, man hätte sie beinahe weglassen können, ohne dass dem Buch viel gefehlt hätte. Schade, denn eigentlich wirkte sie von den Ansätzen her wie die Sympathischste der drei Freundinnen. Die verschiedenen Spielarten des Kommunismus und Faschismus, die das Leben der Hauptfiguren umgeben, sind sehr interessant und vermitteln ein umfassendes Bild, aber ich habe mich irgendwann gefragt, ob tatsächlich jeder Oxford-Student der 30er Jahre politisch so engagiert war, dass letztendlich (gefühlt) die Hälfte von ihnen in entsprechende Spionagetätigkeiten verwickelt war. Wenn mir dieses Ausmaß an Spionage nicht bereits zumindest in Ansätzen in Büchern anderer Autoren untergekommen wäre, hätte ich Elizabeth Edmondson hier jegliches Gefühl für Realismus abgesprochen. Aber auch so ist das Buch etwas zu politiklastig, vor allem wenn man eher eine Art Gesellschaftsroman erwartet hat. Ich würde Edmondson-Einsteigern eher zu einem anderen Buch von raten, die haben einfach eine sympathischere Grundstimmung verbreitet und mich wirklich in der Geschichte versinken lassen.



    4ratten