Edward Rutherfurd - Der Wald der Könige

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    Zum Inhalt:
    Die geschichtsträchtige Landschaft des New Forest an der südenglischen Küste, die auch das Herz Englands genannt wird, ist der faszinierende Schauplatz dieser großen historischen Saga. Von den Tagen der normannischen Könige bis in die Gegenwart verfolgt Edward Rutherfurd die Geschichte von fünf Familien, deren Schicksalslinien eng miteinander verwoben sind durch ein Geflecht aus Freundschaft und Liebe, Rivalität und Hass.


    Meine Meinung:
    Nach "London" war das der zweite Roman von Edward Rutherfurd, den ich gelesen habe. Anfangs war ich ein wenig enttäuscht, denn "Der Wald der Könige" gleicht "London" im Aufbau aufs Haar und ich befürchtete einen wenig gelungenen Abklatsch. Aber nach ca. 200 Seiten hatte mich die Geschichte völlig gepackt und ich hätte am liebsten nicht mehr aufgehört zu lesen. Dabei ist Rutherfurds Rezept simpel: in sieben historischen Geschichten und einer Rahmenhandlung in der Jetztzeit wirft er Schlaglichter auf fast 1000 Jahre Geschichte des New Forest. In den Geschichten stehen immer die Menschen dieser Region im Mittelpunkt, die von der großen Politik profitieren oder unter ihr zu leiden haben. Dabei wird das Alltagsleben der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit ungewöhnlich lebendig und erlebbar. Das ist für mich das Reizvolle an diesem Buch, denn es ist handlungsmäßig eher unspektakulär.


    In meiner Ausgabe gab es leider keinen Stammbaum, was mir manches Mal Probleme gemacht hat, denn die familiären Verzweigungen nachzuhalten war so nicht ganz leicht. Allerdings wusste ich so auch nie, wer z.B. wen heiratete und wer wann starb, was der Spannung entgegen kam.


    Ein gelungener historischer Roman, sprachlich sehr angenehm und abgerundet durch ein knappes, aber informatives Nachwort.


    Von mir gibt es dafür 4ratten

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    Etwa 900 Jahre umfasst der Roman, in dessen Mittelpunkt der New Forest steht. Wie gewohnt erzählt Edward Rutherfurd anhand einer kleinen Anzahl von Familien die Ereignisse rund um diese südenglische Waldlandschaft. Die Geschichten beginnen im Jahre 1099 und reichen bis in die Gegenwart.


    In neun Abschnitten erhält man durch das Leben von fünf Familien, deren Ursprung auf keltische, angelsächsische und normannische Wurzeln zurückgeht, Einblick in die politische und gesellschaftliche Entwicklung. Im Laufe der Jahrhunderte verändert sich auch das Gesicht des Waldes.
    Das Gebiet des New Forest erstreckt sich von Sarum, Salisbury, bis an den Solent, der England von der Isle of Wight trennt. Im Buch enthalten sind zwei Landkarten mit unterschiedlichem Maßstab, die sehr hilfreich waren.
    Mit Wilhelm Rufus und seinem baldigen Tod lernt man das Gebiet kennen, das der normannische Eroberer Wilhelm I. als königlichen Wald für die Hirschzucht und Jagd nutzte. Natürlich war der Wald auch bewohnt, neben wohlhabenden Familien größtenteils durch Kleinbauern, Pächter. Diese konnten auf dem kargen Boden ihr Auskommen nur durch gewisse Rechte sichern. Sie umfassten unter anderem das Torfstechen, Weiderechte, das Recht des Holzsammelns und einige mehr. Manche dieser Rechte sind bis in die Gegenwart gültig. Die Nutzung war unterschiedlich verteilt und gab des öfteren Anlass zu Unruhen, da der königliche Haushalt nach mehr Einnahmen suchte. Um das Auskommen der Bevölkerung zu sichern, war es Ende des 19. Jahrhunderts gar nötig ein Gesetz, das New Forest Act, zu erlassen, das den Erhalt der ursprünglichen Landschaft festlegte.


    Nötig wurde diese Maßnahme durch die Einfriedung von fruchtbaren Flächen. Baumschulen sollten das nötige Holz zum Schiffsbau liefern. Nahmen aber im Gegenzug den Bauern das beste Land. Die Hirsche hatten ausgedient. Sie waren nur mehr ein Kostenfaktor und somit überflüssig. So wandelte sich der Wald von einem Jagdgebiet in einen Holzlieferanten. Mit fortschreitender Entwicklung eroberte auch die Eisenbahn einen Teil des Waldes. Er wurde bald für Ausflüge genutzt und allmählich hielt eine neue Art der Einnahmequelle Einzug - der Tourismus. Große Teile des New Forest sind heute ein Nationalpark, in dem die freilaufenden Ponys immer noch die Landschaft prägen.


    Neben dem Wandel des New Forest, seinen Wäldern, Heidelandschaften und Mooren, wechseln sich Könige und Königinnen ab, hat mal die eine oder andere Religion die Vormacht, wird geheiratet, geschmuggelt, gewildert, verraten und gestorben. Familien vergrößern und verbinden sich, neue Zeiten brechen an, doch das Gedächtnis des Waldes und seiner Bewohner geht weit zurück.


    Wie auch in seinen anderen Büchern verwebt Rutherfurd geschickt historische Ereignisse mit fiktiven Personen. Wer und was erfunden wurde, findet man im Anhang, in dem der Autor darüber Auskunft gibt. Einiges wurde erfundenen Personen angedichtet, so wie der Spitzendiebstahl in Bath, der auf eine Tante von Jane Austen zurückgeht.
    Vermisst habe ich diesmal einen Familienstammbaum. Oder wenigstens eine Zeittabelle.



    4ratten