E. Annie Proulx - Postkarten

  • E. Annie Proulx: Postkarten


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    Inhalt laut Klappentext:


    "E. Annie Proulx entwirft in diesem Roman, den die Kritik mit den besten Werken Dreisers, Faulkners und Steinbecks verglich, ein Panorama Amerikas, dargestellt anhand der verzweigten Lebensläufe einer Farmerfamilie aus Vermont.
    Mink Blood, seine Frau Jewell, die zwei erwachsenen Söhne und die halbwüchsige Tochter rackern sich in den vierziger Jahren ab, um ihre paar Äcker und ihre Milchkühe durchzubringen. Als Loyal, der Älteste, sie verläßt, bedeutet dies das Ende der Farm. Ein versuchter Versicherungsbetrug fliegt auf. Mink nimmt sich im Gefängnis das Leben, die jüngeren Kinder verlassen die Farm, um anderswo ein eigenes Leben zu beginnen, und Jewell verkauft das Land, das sie nicht mehr bewirtschaften kann.
    Loyal, der von alledem nichts ahnt, schlägt sich als Wanderarbeiter, Fallensteller, Hilfsgeologe und Fährtensucher durch und schreibt Postkarten an die Familie, vierzig Jahre lang, ohne zu wissen, ob seine Karten jemanden erreichen, und ohne jemals eine Adresse anzugeben, unter der man ihn erreichen könnte. Er, der von allen Kindern die besten Voraussetzungen zu haben schien, bleibt der einsame Außenseiter der Gesellschaft, während seine Mutter eine späte Emanzipation erlebt und seine Geschwister sich bürgerlich etablieren."



    Meine Meinung:


    Postkarten ist eine Art raum-zeitliches Panorama - wir bewegen uns beim Lesen quer durch Teile der USA und durch verschiedene Lebensläufe. Die Hauptperson, deren Leben und Wanderschaft sich als roter Faden durchs Buch zieht, ist der Farmerssohn Loyal, der als junger Mann die Farm seiner Eltern verläßt, durch die Lande zieht und sich niemals richtig niederläßt. Zum Teil weil ihm die innere Ruhe fehlt, zum Teil wird es durch die Umstände verhindert. Loyal erlebt immer wieder Niederlagen und Verluste und fängt immer wieder von vorne an. Er zieht kreuz und quer durch den Süden und mittleren Westen der USA, zurück nach Hause geht er niemals, der einzige Kontakt zu seiner Familie ist eine Einbahnstraße: die Postkarten nach Hause mit kurzen Meldungen über die Umstände seines Lebens. Wir erleben mit, wie diese Umstände sich ändern. Gewisse Moden tauchen auf (die Suche nach Fossilien, mit der Loyal zeitweise sein Leben fristet) und verschwinden wieder, ebenso wie die Fallenstellerei und der Pelzhandel mit den Jahren immer unrentabler werden. Mit steigendem Lebensalter wird es immer schwieriger für ihn, sein Leben zu finanzieren und den Bedingungen anzupassen. Die Freiheit und Ungebundenheit wird immer mehr zur Einsamkeit, zur Verlorenheit in den Weiten des Landes und der neuen Zeit.


    Auch das Lebensschicksal der anderen Familienmitglieder, und streiflichtartig das der Nachbarn, wird erzählt, ihre Träume und Realitäten, Freud und Leid und Auf und Ab, teils sind diese Schicksale miteinander verknüpft, und ganz beiläufig (vorwiegend auf Postkarten, die an jedem Kapitelanfang angedruckt sind) erfahren wir z.B. auch die Geschichte des Bären, dessen Foto sich auf den Postkarten befindet, die Loyal immer nach Hause schickt, und des Fotografen. Zwischen den Handlungskapiteln befinden sich Landschafts- und Zustandsbeschreibungen, die auf mich wie sehr dichte, scharfgezeichnete impressionistische Bilder wirkten. Hinzu kommen die für Annie Proulx typischen skurrilen Details und Vorkommnisse, Geschichten wie das Leben sie schreibt. All das ist mit Menschenliebe, mit Achtung und Respekt auch für vermeintlich "weniger wertvolle" Exemplare der Gattung Mensch geschrieben.


    Mich hat das Buch von Anfang bis Ende gefesselt. Mein einziger Kritikpunkt: manchmal sind die Sätze und Formulierungen so knapp, daß man sehr viel zwischen den Zeilen lesen muß.


    5ratten


    Viele Grüße,
    Katja

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.