Victor Hugo - Der Glöckner von Notre-Dame

Es gibt 110 Antworten in diesem Thema, welches 31.850 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Papyrus.


  • "Nein! " sagte Gisquette, "aber was sie bis jetzt gesprochen haben. "
    :totlach: Die Stelle fand ich einfach nur zum brüllen. Vor allem weil ich mir so richtig schön ausmalte wie Gringoire's Gesicht ausgesehen haben muss.
    Entweder ist tatsächlich es so das die Dialoge schwer verständlich ausgedrückt sind, oder aber das Mädchen ist im warsten sinne des Wortes dumm wie Bohnenstroh.


    Ich glaube, das lag weniger an mangelnder Intelligenz des Mädchens, sondern eher an der Unverständlichkeit der Dialoge. Ich habe in Hugos Bericht über das Theaterstück viele Spitzen gegen Möchtegern-Künstler hineingelesen. Er macht sich ja ganz schön lustig über Gringoire und mit ihm über viele andere beginnende Schriftsteller (vielleicht auch sich selbst?), die viel wollen, aber leider nicht so viel können. Übrigens bin ich heilfroh, dass Hugo uns "mit dem Prolog verschont". Schon allein der muss ja ewig lang gewesen sein, wenn das gesamte Stück volle 4 Stunden :ohnmacht: dauern sollte. Ich habe viel Verständnis für das Publikum, das sich interessantere Unterhaltung wünscht.


    Den Namen Frollo hab ich irgendwie auch mit dem Verantwortlichen für Quasimodo gleichgesetzt, aber vllt. heißt der ja so ähnlich?


    Mir war ja der Name Frollo überhaupt kein Begriff mehr :redface: . (Aber immerhin dürfte es an die 30 Jahre her sein, dass ich die Verfilmung mit Anthony Quinn im Fernsehen gesehen habe. Ich habe ihn übrigens als äußerst hässlich in Erinnerung, aber er kann im Laufe der Jahre in meiner Vorstellung durchaus hässlicher geworden sein.) Umso überraschter war ich, auf der Rückseite meines Buches etwas von dem "düsteren Mönch Frollo" zu lesen. Der Student Frollo erwähnt im 5. Kapitel seinen "Bruder, den Archidiakon", dessen Glockenläuter Quasimodo ist. Eben jener Archidiakon ist es wohl, an den ihr euch alle erinnert (und ich nicht).


    Mich hat der Humor in diesem ersten Buch verwundert. Ich hatte nicht erwartet, so oft grinsen zu müssen. Nicht nur bei der Klage über den Verfall der Sitten (der Buchdruck bedeutet das Ende des Buchhandels), sondern auch über Formulierungen wie z. B.
    Diese Menschenmasse erwartete nun seit der frühe dreierlei: die Mittagsstunde, die flandrische Gesandtschaft, das Mysterienspiel. Der Mittag allein war da, auf die Minute. :lachen: Köstlich!


    Interessant fand ich den ersten Eindruck von Quasimodo. Ich hatte eine "edle Seele" erwartet, eine Figur, hinter deren abstoßendem Äußeren sich ein goldenes Herz verbirgt, aber so ganz "unschuldig", sympathisch wirkt Quasimodo nicht. Erst guckt er "finster und ernst", dann schleudert er einen Studenten beiseite und schließlich fletscht er mit den Zähnen. Die "edle Seele" kann sich natürlich noch hinter diesem Verhalten verbergen, aber erst mal wirkt Quasimodo nicht ganz ungefährlich.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • :winken:
    Ich habe nun das erste Buch beendet und ich bin ganz überrascht über Hugo. So witzig kannte ich ihn von den Elenden gar nicht.


    Den ersten Satz in Kapitel VI Die Esmeralda fand ich so herrlich ironisch:

    Das hörte sich für mich an wie: "Wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, das sie gewonnen haben!" :jumpies:
    Herrlich :klatschen:


    Oder weiter vorne auf Seite 44 als Hugo seine Leser direkt fragt, ob sie sich das Schaupiel lebhaft vorstellen können, lag ich in der Wanne und antwortete laut mit ja :breitgrins:
    Also wenn das so weiter geht, wird dieses Buch mein Highlight für das Jahr 2007 :klatschen:

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Ich bin jetzt im zweiten Buch, Kapitel 5



    Mich hat der Humor in diesem ersten Buch verwundert. Ich hatte nicht erwartet, so oft grinsen zu müssen. Nicht nur bei der Klage über den Verfall der Sitten (der Buchdruck bedeutet das Ende des Buchhandels), sondern auch über Formulierungen wie z. B.
    Diese Menschenmasse erwartete nun seit der frühe dreierlei: die Mittagsstunde, die flandrische Gesandtschaft, das Mysterienspiel. Der Mittag allein war da, auf die Minute. :lachen: Köstlich!


    Mich hat der Humor auch überascht. Ich kenne Victor Hugo bisher zwar nicht, habe aber ihn und auch dieses Buch nicht mit Humor in Verbindung gebracht. Aber immer wieder kommt er zum Vorschein, als ob er im Untergrund lauert. Eben hat mir z. B. Gringoire noch furchtbar leid getan, wie er da ohne Essen und Unterkunft durch die Straßen schleicht und am liebsten nicht mehr leben will und im nächsten Moment kommt dann der Satz: "Wie gern würde ich mich in dieses Wasser stürzen, wenn es nur nicht so kalt wäre" :lachen: Wie genial!



    Interessant fand ich den ersten Eindruck von Quasimodo. Ich hatte eine "edle Seele" erwartet, eine Figur, hinter deren abstoßendem Äußeren sich ein goldenes Herz verbirgt, aber so ganz "unschuldig", sympathisch wirkt Quasimodo nicht. Erst guckt er "finster und ernst", dann schleudert er einen Studenten beiseite und schließlich fletscht er mit den Zähnen. Die "edle Seele" kann sich natürlich noch hinter diesem Verhalten verbergen, aber erst mal wirkt Quasimodo nicht ganz ungefährlich.


    Mir war er ehrlich gesagt auch gleich erst mal nicht sympathisch, bzw. ich kann ihn nicht greifen. Nicht die Beschreibungen seines Äußeren, eher sein Verhalten wirkte auf mich leicht abschreckend. Auch bei der Prozession später. Insgesamt empfinde ich ihn als unberechenbar und das wiederum machte ihn mir bis jetzt etwas unheimlich. Überrascht war ich dann über sein Verhalten gegenüber Frollo und da tat er mir dann leid. Der beherrscht ihn ja wohl. Ich gehe zumindest mal davon aus, dass der Überfall nicht Quasimodos Idee war. (Ich kann mich wirklich an nichts mehr vom Film erinnern, schon gar nicht an Frollo, das finde ich erschreckend. Nur Tauben habe ich irgendwie noch im Sinn...).
    Ich bin sehr gespannt, wie diese Figur sich noch entwickelt.

  • Interessant fand ich den ersten Eindruck von Quasimodo. Ich hatte eine "edle Seele" erwartet, eine Figur, hinter deren abstoßendem Äußeren sich ein goldenes Herz verbirgt, aber so ganz "unschuldig", sympathisch wirkt Quasimodo nicht. Erst guckt er "finster und ernst", dann schleudert er einen Studenten beiseite und schließlich fletscht er mit den Zähnen. Die "edle Seele" kann sich natürlich noch hinter diesem Verhalten verbergen, aber erst mal wirkt Quasimodo nicht ganz ungefährlich.


    Ich finde ihn ziemlich beängstigend. Er hat etwas von einem wilden Tier, ist unberechenbar und zugleich unterwürfig und reagiert eher instinktiv als überlegt. Gar nicht zu reden von seiner Häßlichkeit. Mir scheint, er ist geistig zurückgeblieben.


    Ganz anders dagegen Esmeralda, die das andere Extrem darstellt. Wunderschön, talentiert und trotz ihrer 16 Jahre schon ein wenig berechnend. Vielleicht liegt es daran, dass sie eine Zigeunerin ist, vielleicht auch daran, dass die Kinder damals schon viel reifer waren als zu unserer Zeit.


    Hat noch jemand diese alten Illustrationen aus der Ausgabe "Notre-Dame de Paris"? Bei mir ziehen sie sich durch das ganze Buch und sie verstärken noch das Bild des mittelalterlichen Paris und der Leute. Sie gefallen mir sehr gut.


    In meiner Ausgabe gibt es sie auch. Sie sind sehr detailgetreu, man kann sich in ihrer Betrachtung richtig verlieren. Allerdings erscheinen sie alle sehr düster, aber das liegt wohl am Stil.

  • Ok, bin noch nicht so wirklich viel weiter!



    Ich glaube, das lag weniger an mangelnder Intelligenz des Mädchens, sondern eher an der Unverständlichkeit der Dialoge. Ich habe in Hugos Bericht über das Theaterstück viele Spitzen gegen Möchtegern-Künstler hineingelesen. Er macht sich ja ganz schön lustig über Gringoire und mit ihm über viele andere beginnende Schriftsteller (vielleicht auch sich selbst?), die viel wollen, aber leider nicht so viel können. Übrigens bin ich heilfroh, dass Hugo uns "mit dem Prolog verschont". Schon allein der muss ja ewig lang gewesen sein, wenn das gesamte Stück volle 4 Stunden :ohnmacht: dauern sollte. Ich habe viel Verständnis für das Publikum, das sich interessantere Unterhaltung wünscht.


    Ja, da hast du allerdings recht! Ein Stück das 4 Stunden dauert und über 200 Verse(!!!) Prolog hat, kann nicht so spannend sein! :rollen:


    Ich fand ja jetzt den Meister Coppenole super! :breitgrins: Zuerst besteht er drauf, dass er Strumpfwirker ist und dann steht er mitten im Prolog auf und macht das ganze Stück zunichte! :breitgrins: Der arme Dichter! hahaha


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Ihr Lieben,


    habe jetzt Buch 2 beendet und muss sagen, schön langsam finde ich richtig gut in das Buch hinein!
    Habe nur festgestellt, dass ich mich noch viel zu gut wohl an die Verfilmung erinnere und mal wieder merken musste, dass der Film vom Buch abweicht! :grmpf: Aber nicht so schlimm! :zwinker:


    Quasimodo empfand ich jetzt gar nicht als so hässlich! Es kommt sehr gut rüber, dass er seinem "Herrn" sehr ergeben ist. Was mich sehr wundert. Ich weiß nicht mehr, wieso das eigentlich so ist... :schulterzuck: Aber ich hoffe das klärt sich im Laufe des Buches noch!


    Das Kapitel "Die Esmeralda" ist irgendwie schon lustig: Es heißt zwar "Die Esmeralda", aber außer ihrem Namen erfährt man sonst nichts über sie! :breitgrins:


    Armer Gringoire: Zuerst wird sein Stück gar nicht beachtet, dann soll er

    Aber Esmeralda träumt wohl von jemand anderem... :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Ihr fleißigen Leserinnen!


    Ich will mich nicht einfach lautlos davon stehlen, darum eine Bemerkung zum Stand meines Lesevergnügens.


    Leider wurde ich mit meiner letzten Leserunde nicht so schnell fertig, wie ich geplant hatte. Darum ein verspäteter Einstieg. Ich habe jetzt das 1. Kapitel gelesen und eure Anmerkungen dazu studiert. Ich kann mich darin vollkommen wieder finden.


    Ich werde versuchen Anschluss an Euch zu finden, aber ich weiß nicht, ob es gelingt. Ich bin ab morgen bis Sonntag abend nicht in Internetnähe. Aber ich werde Gelegenheit haben, weiter zu lesen und ich werde ja sehen, wie weit die Diskussion am Sonntag abend gekommen ist und ob ich mich da noch einklinken kann.


    Ich wünsche Euch bis dahin viel Spaß!

    Liebe Grüße!<br />Zoe

  • Hallo zusammen,


    ich habe das zweite Buch jetzt auch beendet. Während Gringoires Rennerei durch die Straßen habe ich manchmal laut auflachen müssen über ihn und darüber wie er sich auch teils selbst über sich lustig macht ("Ihr lauft da wie ein Hirnverbrannter" :breitgrins: ). Aber dann schlug die Stimmung ja ganz schön um, als



    Und auf dem Mirakelhof kam es dann noch dicker! Diese Szene fand ich seltsamerweise gar nicht mehr bedrohlich, obwohl ja die Bedrohung eher zunahm, sondern hatte das Gefühl, einer Theateraufführung zuzuschauen.


    Esmaralda treffen wir hier auch wieder. Ohne sie ginge es unserem Dichter ja nicht so gut. Sie ist mir noch rätselhaft. Sie hat etwas Undurchschaubares an sich. Einerseits kindlich, andererseits geheimnisvoll. Auf sie bin ich auch noch sehr gespannt.

  • Ich habe seit gestern nicht mehr als das 6. Kapitel (Der zerbrochene Krug) des 2. Buches gelesen, aber das hat einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es ist humorvoll und vor allem lebendig geschrieben. Hugos Schilderungen des Hofes der Wunder und seiner mysteriösen Bewohner lassen das ganze Szenario richtiggehend zum Leben erwachen. Die ganze Atmospäre erschien mir wirklicher als der Trubel während der Theateraufführung. Davon hätte ich gerne noch mehr und ausführlicher gelesen.


    Die Beschreibung der Mütze des Königs Clopin, die genausogut eine Krone wie eine Kindermütze sein kann, lässt einiges an Interpretationen zu. Für die Gauner und Zigeuner scheint das Leben ein Spiel zu sein, das dennoch nichts an Ernst vermissen lässt.


    Mit den "Elenden", dem einzigen anderen Buch Hugos, das ich kenne, kann man den Glöckner fast nicht vergleichen. Hugo flicht zwar hier auch teilweise ellenlange Ergüsse ein, doch es liest sich viel einfacher. Manchmal mutet es mich fast an wie ein Kinderbuch, so unbeschwert. Natürlich ist das Thema ein völlig anderes, aber er könnte es auch viel ernsthafter geschrieben haben. Stattdessen liest sich diese Sozialstudie fast wie eine Komödie.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Die Beschreibung der Mütze des Königs Clopin, die genausogut eine Krone wie eine Kindermütze sein kann, lässt einiges an Interpretationen zu. Für die Gauner und Zigeuner scheint das Leben ein Spiel zu sein, das dennoch nichts an Ernst vermissen lässt.


    Vielleicht hatte ich deshalb auch das Gefühl, bei dieser Szene ein Theaterstück zu verfolgen. Trotz unterschwelligem Ernst, war es gefühlsmäßig wie ein Spiel.


  • Mit den "Elenden", dem einzigen anderen Buch Hugos, das ich kenne, kann man den Glöckner fast nicht vergleichen. Hugo flicht zwar hier auch teilweise ellenlange Ergüsse ein, doch es liest sich viel einfacher. Manchmal mutet es mich fast an wie ein Kinderbuch, so unbeschwert. Natürlich ist das Thema ein völlig anderes, aber er könnte es auch viel ernsthafter geschrieben haben. Stattdessen liest sich diese Sozialstudie fast wie eine Komödie.


    Die "Elenden" will ich ja auch schon lange mal lesen, habe mich bisher aber noch nicht rangetraut. Vielleicht wage ich es mal trotz der Ergüsse.
    Ich empfinde den "Glöckner" bisher auch als Komödie, obwohl ich alles andere als das erwartet hätte. Ich habe es mir düsterer und ernster vorgestellt, aber wer weiß, was noch kommt. Der Humor lauert aber bisher noch an jeder Ecke. Auch finde ich die Figuren sehr liebevoll gezeichnet. Gestik, Mimik, etc. lässt sie sehr lebendig erscheinen.

  • Ihr legt ja alle ein wahnsinniges Tempo vor. :entsetzt:


    Ich habe gerade zumindest das erste Buch beendet.
    Dies ist mein erstes Buch von Victor Hugo und ich bin bisher positiv überrascht.
    Der Humor und die Spitzfindigkeiten gefallen mir. Nun bin ich aber gespannt wie es weitergeht. Zum Glück liegt der Film (mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida) schon so weit in der Vergangenheit, dass ich mich daran nicht mehr erinnern kann.
    Mein Buch hat leider keine Illustrationen.

  • Hallo allerseits,
    ich habe gestern sehr fleißig gelesen.


    2. Buch:
    Wir erleben Esmeralda, die tanzende Zigeunerin. Dies ist das einzige Bild, das ich von Esmeralda noch im Kopf hatte: Esmeralda tanzend, in schulterfreiem Kleid, ein Tambourin schwingend. Übrigens schockierte mich Hugo hier mit doch sehr gewagten :zwinker: Schilderungen von nacktem Frauenfleisch: "runde nackte Arme", "nackte Schultern", "ihre schlanken Beine, die der Rock manchmal enthüllte" - das ist ja schon fast Porno! (Nach früheren Maßstäben)
    Überrascht hatte mich die Tatsache, dass Esmeralda erst 16 Jahre alt ist, fast noch ein Kind. Ich hatte sie mir immer als erwachsene Frau vorgestellt.


    Frollo (der Frollo, an den ihr euch alle erinnert) taucht auch auf. Er betrachtet Esmeralda und bringt mit seinem hervorgestoßenen

    eine unheilschwangere Note mit ins Spiel.


    Auch Quasimodo hat einen weiteren Auftritt - :entsetzt: . Keine "edle Seele" hier, eher ein Monster, als das er von allen gesehen wird und als das er sich hier auch benimmt.


    Gringoires Irrfahrt durch die finsteren Gassen von Paris und die Ereignisse auf dem Mirakelplatz waren ganz schön spannend. Übrigens empfand ich letztere durchaus bedrohlich, gleichzeitig unwirklich und lebensgefährlich. Ich habe es den Gaunern zugetraut


    Ich empfinde den "Glöckner" bisher auch als Komödie, obwohl ich alles andere als das erwartet hätte.


    Eine Komödie? So empfinde ich das nicht. Zwar gibt es eine ganze Menge witziger Situationen und Formulierungen, aber darunter liegt eine düstere, gefahrenverheißende Schicht, die mir schon in Erwartung künftiger furchtbarer Ereignisse die Haare zu Berge stehen lassen.


    Drittes Buch:
    Kaum stellte ich erleichtert fest, dass Hugo sich in diesem Buch mit Exkursen doch arg zurückhält, stieß ich auf das 3. Buch. Exkurs pur!
    Das 1. Kapitel "Notre-Dame" las sich noch recht gut und hat auch seine Berechtigung im Buch, denn hier wird die titelgebende Hauptfigur (Originaltitel "Notre-Dame de Paris") vorgestellt - wenn auch vielleicht etwas ausführlicher als absolut notwendig. Aber Hugo ist eben Hugo und von den "Elenden" bin ich anderes gewohnt.
    Aber dann das 2. Kapitel :ohnmacht: ! Irgendjemand schrieb im Vorschlagsthread, dieses Kapitel gäbe es in ihrer sonst vollständigen Ausgabe nicht - Glück gehabt! Hugo liefert eine Beschreibung des mittelalterlichen Paris so wie man es vom Turm der Kirche sehen konnte, flicht Vergleiche mit seinem zeitgenössischen Paris ein und langweilte mich extrem. Vielleicht würde ich es anders sehen, wenn ich Paris gut kennen würde, mir unter den genannten Straßen und Gebäuden etwas vorstellen könnte, aber so (ohne je in Paris gewesen zu sein) erwies sich die Lektüre als Qual und Hugo zeigte gar sadistische Tendenzen. Nach 20 Seiten öder Beschreibungen heißt es:
    "Wenn nun aber durch die Aufzählung so vieler Baudenkmäler, so summarisch wir sie auch zu halten versuchten, sich das Gesamtbild des alten Paris nicht schon im Entstehen im Geist des Lesers wieder verflüchtigt hat, so wollen wir es in wenigen Worten noch einmal zusammen fassen."
    Die "wenigen Worte" erweisen sich dann als 7½ Seiten! Etwas später schreibt er dann:
    "Was die neueren Baudenkmäler des gegenwärtigen Paris betrifft, so wollen wir gerne darauf verzichten, ein Wort darüber zu verlieren", und übt für die nächsten anderthalb Seiten Verzicht. Ehrlich gesagt bekam ich den Eindruck, er mache sich über seine Leser lustig und wolle sie absichtlich quälen.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Gringoires Irrfahrt durch die finsteren Gassen von Paris und die Ereignisse auf dem Mirakelplatz waren ganz schön spannend. Übrigens empfand ich letztere durchaus bedrohlich, gleichzeitig unwirklich und lebensgefährlich. Ich habe es den Gaunern zugetraut


    Ist ja interessant, wie unterschiedlich das wirkt. Ich empfand den Lauf durch die Straßen unheimlicher als das "Theater" hinterher. Die dortige Unwirklichkeit, das Spiel, überwog bei mir beim Lesen wohl und nahm die Bedrohung.



    Eine Komödie? So empfinde ich das nicht. Zwar gibt es eine ganze Menge witziger Situationen und Formulierungen, aber darunter liegt eine düstere, gefahrenverheißende Schicht, die mir schon in Erwartung künftiger furchtbarer Ereignisse die Haare zu Berge stehen lassen.


    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das überwiegend so bleibt, deshalb fragte ich mich ja auch, was da wohl noch kommt. Aber jetzt am Anfang überwiegt bei mir trotz düsterer und unheimlicher Stellen noch der Eindruck einer, wenn auch tragischen, Komödie. Vielleicht als Ruhe vor dem Sturm? Vielleicht hat Victor es ja auch geschafft, mich einzulullen, wenn er das am Anfang vorhatte. :zwinker: Ich bin wirklich sehr auf die weiteren Entwicklungen, besonders auch das Lesegefühl betreffend, gespannt.


    Und dann das dritte Buch! :ohnmacht:


    Ich kann mich Saltanah Meinung voll anschließen und unterschreibe sie! Ich bekomme eine Ahnung der Ergüsse und weiß nicht, ob ich das ein ganzes Buch lang aushalten könnte.
    Das Kapitel über Notre Dame ging tatsächlich noch, das fand ich sogar ganz interessant, diese Ausführungen über die Entwicklung und Veränderungen in der Kunst, aber die Beschreibung der Stadt ließ mich gedanklich irgendwann abschweifen.
    Und an dieser Stelle:


    Nach 20 Seiten öder Beschreibungen heißt es:
    "Wenn nun aber durch die Aufzählung so vieler Baudenkmäler, so summarisch wir sie auch zu halten versuchten, sich das Gesamtbild des alten Paris nicht schon im Entstehen im Geist des Lesers wieder verflüchtigt hat, so wollen wir es in wenigen Worten noch einmal zusammen fassen."
    Die "wenigen Worte" erweisen sich dann als 7½ Seiten! .


    wollte ich es kaum glauben und fühlte ich mich auch veräppelt und gequält. Fast hätte ich laut "Stop" gerufen!


  • *lach* Dann bin ich wohl momentan die langsamste. Ich bin teilweise so viel unterwegs das ich kaum die gegelegenheit habe weit zu kommen. Sollte vielleicht dem Busfahrer sagen er soll noch ne Runde fahren. :breitgrins: Na ja, hab ja jetzt die möglichkeit etwas weiter zu kommen.

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

    Einmal editiert, zuletzt von Pinky ()

  • Stattdessen liest sich diese Sozialstudie fast wie eine Komödie.


    Das habe ich mir auch gedacht, als ich gestern das zweite Buch las. Ich hatte fast immer ein Grinsen auf dem Gesicht, vor allem die Story mit dem Strohsack war doch recht lustig :smile:


    Eine weitere Szene, die so auch für die heutigen Männer noch ein Stück weit zutreffend ist, war die, als Gringoire


    Spoiler zweites Buch:


    :breitgrins:


    Die "Unterwelt" von Paris fand ich dagegen sehr unheimlich. Diese Diebe und anderen Verbrecher mögen zwar nach Regeln leben, aber irgendwie scheinen sie mir äusserst unberechenbar und brutal. Wahrscheinlich das Resultat harter Verfolgung durch die Behörden über Jahre. Bei den geschilderten Umständen wundert es mich nicht, dass die Bürger für solche Menschen nur Verachtung übrig hatten und sie alle über einen Kamm scherten...




    Drittes Buch:
    Aber dann das 2. Kapitel :ohnmacht: !


    Na, besten Dank für die Warnung. Ich wollte heute Nachmittag weiterlesen, bin aber jetzt schon ein wenig müde. Vielleicht muss ich das zweite Kapitelchen dann ein bisschen querlesen und die gesparten Minuten in ein kurzes Nickerchen investieren... Von Hugos Endlos-Beschreibungen über Dinge, die ich nicht kenne (in diesem Fall Paris) habe ich von letztem Jahr noch immer genug. :rollen: :breitgrins:


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Eine weitere Szene, die so auch für die heutigen Männer noch ein Stück weit zutreffend ist, war die, als Gringoire


    Spoiler zweites Buch:


    :breitgrins:


    Dachte er wirklich Esmeralda habe ihn aus Liebe geheiratet? Wie naiv Männer manchmal sein können :rollen:
    Ja,ja, im 2ten Buch hatte ich auch ein Dauergrinsen im Gesicht :breitgrins:.



    Die "Unterwelt" von Paris fand ich dagegen sehr unheimlich. Diese Diebe und anderen Verbrecher mögen zwar nach Regeln leben, aber irgendwie scheinen sie mir äusserst unberechenbar und brutal. Wahrscheinlich das Resultat harter Verfolgung durch die Behörden über Jahre. Bei den geschilderten Umständen wundert es mich nicht, dass die Bürger für solche Menschen nur Verachtung übrig hatten und sie alle über einen Kamm scherten...
    :winken:
    Alfa Romea


    Hier tat mir Gringoire irgendwie leid. Erst wird sein Stück nicht beachtet, dann bekommt er kein Geld dafür,kann nicht ans Feuer, landet in der Gosse, wird fast angezündet... usw.usw. Der Arme, was muß er denn noch alles ertragen? Das war schon heftig.
    Trotzdem kann ich mich nur wiederholen, bei Hugo habe ich immer das Gefühl mitten im Geschehen zu sein! Wie er seine Leser direkt anspricht oder alles bis ins kleinste Detail beschreibt.
    Wenn ich nur daran denke, wie er Esmeralda beschrieben hat, da stockte einem doch der Atem... :boah: was für ein Weib.
    Aber von Seite 112 bis 114 trägt er ja ganz schön dick auf der Herr Gringoire, was der alles schon gemacht hat und was für ein Volkszulauf(unter lautem Beifall) sein Mysterium hatte...alle Achtung :zwinker:



    Drittes Buch:
    Aber dann das 2. Kapitel :ohnmacht: !


    Na super, ich dachte ich kann das Buch heute mittag mit zum Arzt nehmen und da ein bissel weiterlesen, aber das kann ich mir ja jetzt verkneifen, denn wenn das 3.Buch wieder so ausartet wie bei den Elenden, brauche ich Ruhe und volle Konzentration zum Lesen :grmpf:


    Nun gut ein bissel Zeit habe ich ja noch


    Ach mein Buch hat auch keine Illustrationen :sauer:

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Gut zu wissen, wie das berüchtigte zweite Kapitel auf andere wirkt. Ich lese wirklich immer jedes Wort und überfliege keine Sätze, aber bei dem Kapitel habe ich aufgegeben, als ich merkte, daß ich eh nur noch die Wörter lese, ohne daß sie Zugang zu meinem Gehirn finden :breitgrins:. Außerdem wollte ich unbedingt noch was über Frollo lesen, da konnte ich mich dann nicht mehr zurückhalten und habe das Kapitel übersprungen :redface:.


    Die freizügig wirkende Beschreibung von Esmeralda ist mir auch aufgefallen. Mit ihrem Alter konnte ich mich nie richtig anfreunden - erstens habe ich sie mir nie so jung vorgestellt und zweitens wirkt sie auch einfach viel älter. Auch wenn die Menschen damals schon in jüngeren Jahren reifer waren als heutzutage, konnte ich mir das total schwer vorstellen, wie sich ein sechtzehnjähirges Mädel so verhalten kann.

  • Ich habe das Buch ja vor der Leserunde gelesen - ich durfte also schummeln :breitgrins:. Jetzt hätte ich natürlich jedes Wort gelesen :zwinker:.