Wieland Freund - Lisas Buch

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    Zum Inhalt


    Lisa trifft in der Bücherei auf zwei fremde Jungen, die sie nach Herrn Birnbichler, den Bibliothekar, fragen. Herr Birnbichler ist inzwischen pensioniert und hilft nur noch halbtags aus. Den Rest seiner Zeit verbringt er mit dem Schreiben eines Buches.


    Genau dieses Manuskript wollen die beiden Jungen, die niemand anderes als Tom Saywer und Huckleberry Finn sind, stehlen. Dieses Manuskript könnte Käptn Ahab helfen seinen schrecklichen Plan zu verwirklichen und daher hatte die Direktion des Reiches der Erfindung Tom und Huck losgeschickt. Leider kam ihnen jemand zuvor. Was nun?


    Wenn so viel auf dem Spiel steht, muss man alles riskieren. Kurzerhand nehmen Tom und Huck Lisa mit ins Reich der Erfindung, schließlich ist das Buch ihr gewidmet und es könnte doch auch sein, dass sie die Hauptfigur ist. Denn darüber schwieg Herr Birnbichler sich aus.
    Werden sie es schaffen Ahab aufzuhalten?


    Meine Meinung


    Lisas Buch erinnert etwas an Die unendliche Geschichte von Michael Ende. Auch hier ist das Reich der Phantasie in Gefahr, in diesem Falle heißt es Das Reich der Erfindung. Hier leben alle Romanfiguren, die je erfunden wurden. Und wie auch schon in Phantasien befinden sich einige der Figuren bereits in Auflösung oder sind gar schon völlig unsichtbar. Aber das ist nicht das Hauptproblem, sondern das Manuskript Birnbichlers, durch das Käptn Ahab in der Lage wäre alle anderen Figuren auszulöschen.


    Die meisten der vorkommenden Romanhelden kennt jeder. Käptn Ahab, Don Quixote, Robinson Crusoe, Frankenstein und viele mehr. So weit ich das beurteilen kann, sind die Charakterzüge der einzelnen Personen sehr gut getroffen. Der Autor kennt sie also nicht nur den Namen nach.
    Zwar leben einige noch (fast) streng nach den Romanvorlagen, aber viele haben inzwischen ein ungebundeneres Leben. Das Reich der Erfindung hat sogar ein Direktorium bestehend aus Scrooge, Humpty Dumpty, Kapitän Nemo und Jorge.


    Mit Jorge hat der Autor eine reale Person ins Spiel gebracht. Jorge ist niemand anders als Jorge Luis Borges. Der argentinische Schriftsteller ist mehr ein Koordinator als ein Herrscher im Reich. Die Geschöpfe aus seinem Handbuch der phanstischen Zoologie spielen auf der Jagd nach dem Manuskript ebenfalls eine Rolle.


    Im Gegensatz zu den gut beschriebenen Romanfiguren bleibt Lisa eher farblos. Das könnte von Wieland Freund mit Absicht so gehalten sein, um den Lesern, den Kindern, die Möglichkeit zu lassen sich besser mit der Hauptfigur zu identifizieren zu können. Lisa ist ein Mädchen, aber die anderen sind, bis auf die am Rande erwähnte Pippi Langstrumpf, ausnahmslos männlich. (Ich gehe mal davon aus, dass das arrogante Ei Humpty Dumpty auch männlich ist.)
    Damit spricht er auch gezielt die Jungen an, die, wie allgemein bekannt ist, eher sachbuchorientiert sind.


    Das aus 20 Kapitel bestehende Buch lässt sich leicht lesen und ist in einer einfachen Sprache abgefasst. Es ist nicht notwendig die vorkommenden Figuren bereits zu kennen, steigert aber das Lesevergnügen.
    Jedes Kapitel beginnt mit einer schwarz-weißen Illustration, passend zum Inhalt. Auf den Bilder, die etwa 1/3 der Seite einnehmen, sind die Personen gut zu erkennen, sogar Jorge sieht sich ähnlich!


    Von all den Büchern, die Romangestalten für den Ablauf verwenden, ist dies eines, von denen ich sagen kann, dass sie Kinder anregen könnten die Originalromane zu lesen.
    In der Nachschrift verweist der Autor darauf, dass er Romanfiguren anderer Schriftsteller verwendet hat und von wem sie erfunden wurden.


    Was mich während des Lesens störte, war die ständige Verwendung des Ausdrucks "Stadtteilbibliothek". :rollen: Ein einfaches "Bücherei" oder "Bibliothek" nach der erstmaligen ausführlichen Bezeichnung hätte völlig gereicht.


    »Lisas Buch.«
    »Das ist wohl der beste Titel, was meinst du?«
    Das sagte Herr Birnbichler zu Lisa.
    Ich finde den Titel ziemlich langweilig und nichtssagend, aber das Cover ist ansprechender gestaltet.



    4ratten