Tarek Eltayeb – Städte ohne Dattelpalmen

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    Inhalt: Der junge Sudanese Hamza verläßt sein Dorf, um anderswo Arbeit zu suchen. Im Dorf herrschen Hunger und Elend wegen einer Dürre, der Vater ist schon vor Jahren verschwunden, und er möchte seiner Mutter und den beiden kleinen Schwestern helfen. Tatsächlich ist anschließend immer wieder die Rede davon, daß er Geld nach Hause schickt. Zuächst reist er in die Hauptstadt, wo er sich mit „Umverteilung“ durchschlägt (nächtlicher Diebstahl und tagsüber Weiterveräußerung). Wohl ist ihm dabei nicht und so nimmt er die erste Gelegenheit zu legaler, wenn auch schlechter bezahlter Arbeit an. Er verliebt sich in die zweite Frau seines Chefs und beginnt ein heimliches Verhältnis mit ihr, verläßt aber die Stadt, als sie sich – schwanger geworden und deshalb von ihrem Mann wieder hofiert – von ihm abwendet. Hamza gelangt nach Ägypten und steigt dort in eine Gruppe ein, die sich mit Schmuggelgeschäften finanziert. Als der Rest der Gruppe von einer Beschaffungstour nicht wiederkommt, treibt es Hamza weiter. Nach einigen teils legalen, teils illegalen Aufenthalten und Arbeitsstellen in verschiedenen europäischen Ländern kehrt er nach Hause zurück. Im Nachbarort seines Dorfes trifft er auf seinen Scheich, der ihm berichtet, daß es das Dorf nicht mehr gibt und seine Mutter und Schwestern tot sind. Er fährt trotzdem hin und findet kaum noch Anzeichen des Dorfes, die für die Familie mitgebrachten Geschenke können nur noch beerdigt werden.



    Meine Meinung: Ein Kreislauf der Trostlosigkeit. Hamza startet seine Odysee aus der Not heraus, und da er eine Menge Glück hat und bei den ganzen illegalen Aktionen nicht von der Polizei geschnappt wird, geht es ihm sogar relativ gut und er kann durchaus einiges an Geld nach Hause schicken. Zwar belastet ihn, daß er nichts von zu Hause hört, aber seine wechselnden Aufenthaltsorte machen das natürlich auch nicht einfacher. Letztlich kehrt er aber mit nicht mehr nach Hause zurück als er bei seinem Aufbruch hatte (eigentlich sogar weniger), nur um festzustellen, daß auch die letzten Gewißheiten seines Lebens, die ihn in der Fremde haben überleben lassen (im Sinne eines Nicht-Verzweifelns), nicht mehr existieren.


    Hier wird ein ganz anderes Migrations- und Rückkehrerlebnis geschildert als in Salichs Zeit der Nordwanderung, und aus diesem Kontrast bezog es für mich seinen wesentlichen Reiz. Hamza ist kein wohlsituierter junger Sudanese, der für ein paar Jahre im Ausland studiert, bewundert zurückkehrt, aber mit Problemen der Entfremdung kämpfen muß. Er hatte in Europa auf Grund der Kürze der Zeit und seiner zumeist illegalen Arbeit im Kreise Gleichgearteter gar nicht die Möglichkeit, heimisch zu werden. Dafür kehrt er aber auch nicht wie der Erzähler in der Nordwanderung in eine Gemeinschaft zurück, von der er sich eine bestimmte Vorstellung, geradezu eine Fiktion, bewahrt hat, und deren Risse er nach der Rückkehr langsam wahrzunehmen beginnt. Hier gibt es keine Gemeinschaft mehr, in die zurückgekehrt werden kann – Dürre, Hunger und Krankheiten haben diese längst vernichtet.


    Die Sprache ist nicht nur einfach, sondern geradezu simpel. Daß Hamza nicht gerade dem Bildungsbürgertum angehört und sich dies auch in der Erzählsprache niederschlägt, dagegen ist nichts zu sagen, aber hier gab es für mein Empfinden eine Diskrepanz zwischen einem etwa 20jährigen Mann und einer sehr kindlichen Sprache. Inwieweit das möglicherweise durch die Übersetzung bedingt ist, kann ich nicht beurteilen. Allerdings denke ich, daß dieser Effekt zumindest nicht völlig ungewollt ist. Tarek Eltayeb lebt seit 1984 in Österreich, die Übersetzung ist von Ursula Eltayeb (seiner Frau, wie ich vermute) und laut Impressum sind „geringfügige Abweichungen (...) vom Originaltext (...) vom Autor autorisiert“. Das sollte den Charakter des Buches in dieser Beziehung also nicht grundlegend verändert haben.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen