Andreas Eschbach - Die Haarteppichknüpfer

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.065 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rhea.

  • Hi!


    Da der erste Roman Andreas Eschbachs noch keinen eigenen Thread hat, eröffne ich ihn mal :smile: Vorweg ein Wort dazu, wieso ich ihn in die Unterkategorie Fantasy & Phantastik und nicht in die Abteilung Sciene Fiction stelle: Für SF hat es mir zu wenig Science. Nur weil ein Buch auf verschiedenen Planeten spielt, ist es für mich noch lange keine SF :zwinker: Eschbachs Geschichte gehört meines Erachtens zur Phantastik und deshalb steht der Thread ganz bewusst hier. :smile:


    Jetzt aber zum Buch, das ich in der Ausgabe mit diesem scheusslichen Cover gelesen habe:


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Die Haarteppichknüpfer sind Männer, die aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter Teppiche für den Kaiser – eine Art Herrscher des Universums – knüpfen. Für einen Teppich brauchen sie ihr ganzes Leben, der Lohn dafür ist allerdings so gross, dass die nächste Generation davon leben kann. Der Haken an der Sache ist allerdings der, dass es nur für eine Familie reicht. Das bedeutet, dass ein Haarteppichknüpfer nur seine weiblichen Nachkommen und einen Sohn am Leben lässt. Und dieser Sohn wiederum muss das Metier eines Haarteppichknüpfers lernen und sich an die Arbeit an seinem eigenen Haarteppich machen, um die Schuld an seinem Vater abzutragen und gleichzeitig der nächsten Generation das Überleben zu sichern.
    So weit, so gut. Allerdings häufen sich Gerüchte, dass der Kaiser nicht mehr lebt und an seiner Stelle sollen Rebellen herrschen. Nur: Was geschieht dann mit den Haarteppichen? Wieso werden sie immer noch produziert und gekauft? Um diese Fragen dreht sich die Geschichte.


    Meine Meinung:
    «Die Haarteppichknüpfer» ist Andreas Eschbachs erster Roman und das merkt man auch. Die Idee, die in dem Buch steckt, ist brillant und bietet Ansätze für allerlei Überlegungen, zum Beispiel dass es aussergewöhnlich ist, dass in einer Kultur die männlichen (statt wie unter Menschen eher üblich) statt die weiblichen Nachkommen getötet werden. Andrerseits sind die Frauen trotzdem nicht wirklich gut dran, da ein Haarteppichknüpfer mehr als eine Frau heiraten darf. Zudem dienen die Frauen und Töchter nur als Haushälterinnen, Mütter und natürlich als Haarlieferantinnen.


    Leider ist der Roman sehr kurz gehalten und entsprechend bleibt für soziale Studien nicht viel Platz. Und auch die Charakterzeichnung leidet unter der Kürze, die meisten Figuren bleiben blass und austauschbar.
    Und ein in einer Nebenhandlung vorkommender talentierter Flötenspieler verschwindet einfach aus der Geschichte, ohne dass es eine Erklärung gibt, was er in der Geschichte überhaupt sollte und weshalb er vorkommt. Als ob er vergessen worden wäre, nach dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn». Dieses Gefühl beschlich mich später noch öfter und hätte man Eschbach 200 Seiten mehr für seine Story zugestanden, wäre wohl ein «runderes» Produkt dabei herausgekommen oder zumindest möglich gewesen.


    Die Geschichte wird sehr sprunghaft erzählt und man wird als Leser mitten in Szenarien hinein geschubst, ohne zu wissen, wo und mit wem man jetzt grade da ist. Nach ein paar Seiten fand ich mich jeweils problemlos zurecht, aber ich könnte mir vorstellen, dass andere Leser durch sowas auf die Dauer genervt sind. Bei mir wars auch an der Grenze.


    Das beste an dem Roman ist zweifellos die Geschichte mit einer der fiesesten Auflösungen, die ich bisher gelesen habe. Als ich herausgefunden hatte, was mit den Haarteppichen geschieht, stand mir das eine oder andere Haar zu Berge. Ebenfalls sehr interessant waren die Überlegungen zu der Allmacht des Kaisers und wie man eine solche Macht wieder loswerden kann oder eben auch nicht. Das entsprechende Kapitel, «Der Kaiser und der Rebell», ist meiner Meinung das beste im ganzen Buch und bietet wohl am meisten Stoff zum Nachdenken.


    Fazit:
    Die Story ist wirklich gut und das Buch unterhält. Aber Erzählweise, (fehlende) Ausführlichkeit und Charakterzeichnung fand ich nicht sehr gelungen, drum auch keine sehr hohe Wertung. 5 von 10 möglichen Punkten.


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Deine Kritikpunkte teile ich, aber das hier...


    Für SF hat es mir zu wenig Science. Nur weil ein Buch auf verschiedenen Planeten spielt, ist es für mich noch lange keine SF


    kann ich nicht so recht nachvollziehen. "Die Haarteppichknüpfer" ist meiner Meinung nach SF pur - dass viele Kapitel in einem nicht-technisierten Umfeld spielen, ist da IMO kein Hinderungsgrund. Die Handlungsebene rund um den Sternenkaiser könnte man sogar fast schon als "Space Opera" bezeichnen, meine ich.

  • Hi Kringel!


    Mit zu wenig Science meine ich, dass es zu den technischen Dingen (wie beispielsweise das Reisen durch ein schwarzes Loch) keinerlei Erklärungen gibt. Die Tunnelfahrer machen das einfach. Und ein Planet ist auch einfach irgendwie in einer Zeitblase gefangen.
    Ich erwarte zwar in einem solchen Moment keine umfangreichen physikalischen Erklärungen (denen ich sowieso nicht folgen könnte), wie die Leute das möglich gemacht haben. Aber solche Elemente einfach in ein Buch zu setzen... definitiv zu wenig Science :zwinker:


    Drum Phantastik - aus meiner Sicht. Aber ich glaube, gerade dieses Buch lässt sich sowieso schwer einordnen. Vielleicht kommen ja mit der Zeit noch ein paar andere Meinungen dazu zusammen :smile:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • sandhofer:
    Ich erinnere mich und habe den sehr interessanten Thread nochmal durchstöbert, danke! Jetzt frage ich mich nur, ob ich den Thread nicht doch verschieben soll... :spinnen:
    Andrerseits tuts wohl niemandem weh, wenn ich ihn hier stehen lasse :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Für mich ist das Buch auch eher Science-Fiction.
    Gelesen habe ich es vor ewigen Zeiten und war damals sehr beeindruckt von der Geschichte. Vor allem, weil sie aus lauter Kurzgeschichten besteht, durch die sich ein feiner roter Faden zieht. Klar, dass in Kurzgeschichten die Figuren nicht ausführlich dargestellt werden können. Gestört hat mich das nicht.



    Das beste an dem Roman ist zweifellos die Geschichte mit einer der fiesesten Auflösungen, die ich bisher gelesen habe. Als ich herausgefunden hatte, was mit den Haarteppichen geschieht, stand mir das eine oder andere Haar zu Berge.


    :bang:
    Dazu sage ich nur: genial einfach und einfach genial!


    ***
    Aeria

  • Mein Eindruck (von der gleichen grauslichen Ausgabe ;) ) war damals auch eher zwiespältig. Aber wie Kringel würde ich das Werkl auch ganz eindeutig der Science Fiction zuordnen. Rezi

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Ein beachtlicher Roman, der mal wieder eine Meinung verdient hat:


    Die Haarteppichknüpfer eines weit entfernten Planeten sind sich einer Sache sicher, ihre Teppiche, die sie in ihrem Leben aus dem Haar ihrer Frauen und Töchter geknüpft haben, werden eines Tages die Hallen des gottgleichen Imperators zieren. Die filigranen Muster aus Millionen feinster Haare werden mit ihren einzigartigen Mustern neben den Erzeugnissen andere Welten in den Räumen ihres Herrscher hängen, dem sie für immer ihre Treue geschworen haben.
    Jeder Haarteppichknüfer kann in seinem Leben nur einen einzigen Teppich fertig stellen. In einer Art Generationenvertrag vererbt der Vater so seinem Sohn das Geld, das er für seinen Haarteppich bekommen hat und finanziert ihm damit das Leben.
    Doch dann machen Gerüchte die Runde, der Imperator wäre abgesetzt worden, ja sogar, man habe den als unsterblich geltenden Herrscher getötet……


    In etlichen Episoden erzählt Andreas Eschbach vom Universum der Haarteppichknüpfer, das der Leser so Stück für Stück kennen lernt und löst am Schluss auch das Geheimnis der Haarteppiche. Dabei fühlt der Leser sich wie eine unbemerkte Spinne an der Wand und folgt als unbeteiligter Beobachter gebannt jedem neuen Kapitel, die alle von jeweils anderen Personen erzählen und nur teilweise direkt zusammenhängen.


    Schon nach wenigen Kapiteln ist man vollkommen von der ungewöhnlichen Erzählweise gefesselt und spätestens, wenn die Handlung aus der engen Welt eines Planeten herausschwenkt verfolgt man atemlos, die weiteren Enthüllungen. Anfangs wirkt Eschbachs Erzählstil wie der Ursula K. LeGuins bedient er sich doch ebenso einer lyrischen Sprache. Auch die Story von zivilsatorisch zurückgefallenen Welten in einem einst großen Sternenreich erinnert an den Hainish Zyklus Le Guins.
    Das Buch an sich wirkt wie einer dieser feinmaschigen bunten Teppiche, von denen er handelt. Der Leser taucht hier in ein wunderbares fantasiereiches Universum vollends ein. Schon in seinem Romanerstling zeigt sich Eschbachs Hang zur brutal-lyrisch kompromisslosen Erzählweise “ernster” Literatur, mit der er rücksichtslos seine Charaktere der Handlung unterwirft - sie sterben und leiden lässt. Trotzdem ist dieser Roman hauptsächlich eine tolle Science-Fiction Story mit einem überraschenden Plot, die einen nicht mehr los lässt.


    5ratten

    Phantastik Geschichten aus eigener Feder, gibt es hier:<br /><br />mindworlds.de

  • :winken: Sodala, heute bin ich also mit "Die Haarteppichknüpfer" fertig geworden.


    So ganz begeistert bin ich nicht. Das Lesevergnügen war viel zu schnell vorbei. Dabei hätte ich
    mich schon so sehr gefreut "mehr" zu erfahren. Viel zu schnell wird von einer Geschichte zur anden gehüpft... zumindest zieht sich der rote Faden durch und man verliert den Zusammenhang nicht.
    Aber mann... es wär' so viel Platz für so viele wunderbare Ausführungen... :rollen: Schade, dass das Buch so kurz ist.


    Das Ende hat mir auch die Haare aufgestellt. Wahnsinnig was wirklich mit den Haarteppichen passiert. :entsetzt:


    Das Buch ist ein feines Häppchen so für zwischendurch... man hat es schnell gelesen, ewig nachdenken muss man auch nicht... und ... tja ...


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    &lt;b&gt;Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch&lt;/b&gt; Seneca

  • Andreas Eschbach - Die Haarteppichknüpfer


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    (es gibt scheußlichere Cover...)


    Das Buch besteht aus Kurzgeschichten, die zusammen zu einem Roman zusammengefügt wurden. Haarteppichknüpfer sind Männer, die ihr Leben lang an einem Teppich arbeiten, den sie aus den Haaren ihrer Frauen und Töchter knüpfen. Sie dürfen nur einen Sohn haben und dieser muss auch das Handwerk lernen, um seinerseits an einem Teppich zu arbeiten. Der Teppich wird, wenn er fertig ist, an den Kaiser verkauft und von dem Erlös muss der Sohn seine Familie ernähren. Ein Leben lang.


    Die Geschichte spielt auf einem von mehreren (von Menschen bewohnten) Planeten, die zu einem "Reich" gehören. Der Kaiser dieses Reiches wird gottgleich verehrt und ist scheinbar unsterblich. Auf diesem Planeten weiß man zwar um die Existenz anderer, bewohnter Planeten, das Leben ist dennoch sehr rückständig. Keine Technologie (außer Fotoapparaten mit denen die Haarteppiche fotografiert werden), man wohnt in schäbigen Hütten und reist mit Eseln oder Büffelkarren.


    Ganz schön mittelalterliche Zustände also, wenn man bedenkt, dass die Menschen scheinbar seit langer Zeit ihre Zelte auf mehreren Planeten aufgeschlagen haben und Raumfahrt zwischen Sonnensystemen bzw. sogar Galaxien möglich ist.


    Das Ganze dreht sich um die Frage: „Wozu all die Haarteppiche?“ und wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Dafür dass die meisten Charaktere nur in einem Kapitel auftauchen, fand ich sie sehr plastisch dargestellt. Mich hat die zerhackte Struktur nicht gestört. Eines der Kapitel in der Mitte, in dem es um einen Flötenmeister geht, kann ich im Nachhinein nicht in die Geschichte einordnen, es scheint mir recht unmotiviert als Lückenfüller zu fungieren... Das ist ja der erste Roman des Autors und auf seiner Homepage erzählt er (sinngemäß), er habe, um den Roman fertigzustellen und sich an der „Schwellenangst“ vorbeizuschmuggeln, einfach eine Kurzgeschichte nach der anderen geschrieben. Der Verlag wollte danach mehr Seiten und er hat ein paar Kurzgeschichten hinzugefügt. So erklärt sich einiges.


    Die Auflösung ist im wahrsten Sinne des Wortes haarsträubend. Man könnte sie auch an den Haaren herbeigezogen nennen.... Man könnte sie aber auch genial nennen. Ich weiß noch nicht, wie ich sie nenne, denn ich stehe noch unter Schock.


    Alles in allem hat mich der Roman gut unterhalten. Ich mag den Schreibstil von Andreas Eschbach. Und ich mag seine Ideen. Weil ich kurz zuvor aber „Herr aller Dinge“ gelesen habe und deutlich den Qualitätsunterschied spüre, kann ich hier „nur“
    4ratten geben

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • ich habe dieses Ausgabe:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    auf der Homepage habe ich das Buch rezensiert, aber nicht im Forum :confused: - also hier nachträglich meine Meinung aus dem Jahr 2008:


    Über Eschbach habe ich schonmal als Kritik gelesen, er hätte Schwierigkeiten damit, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Bei den Haarteppichknüpfern geht er diesem Problem dadurch aus dem Weg, daß es keine Hauptfigur gibt, bei der das wirklich nötig wäre. Das Buch besteht eigentlich aus einer Reihe von Kurzgeschichten, die (wie ein Teppich) miteinander verwoben sind und so erst nach und nach das Geheimnis um die Haarteppichknüpfer enthüllen. Dabei werden die Figuren zumindest für die Kürze des jeweiligen Kapitels lebendig genug gezeichnet.
    Einzelne Personen spielen in dem Roman auch gar nicht so eine grosse Rolle, es geht eher darum, woraus eine Kultur besteht oder darum, was passiert wenn die (religiöse) Grundlage für diese Kultur zerfällt.
    Erst am Ende werden die einzelnen Handlungsstänge zusammengführt und man ist versucht, das eine oder andere Kapitel noch einmal zu lesen, dessen Sinn man erst jetzt vertsteht
    Die Lösung um die Haarteppiche macht betroffen, aber es bleibt einem immerhin die Hoffnung,daß sich irgendwann alles zum Guten wenden wird.


    4ratten

  • Eschbach, Andreas - Die Haarteppichknüpfer


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ein Haarteppichknüpfer verbringt sein ganzes Leben damit, einen einzigen großen Teppich aus den Haaren seiner Töchter und Frauen zu knüpfen. Zu Ehren des Kaisers, Herrscher über die Planeten. Vom Erlös des Teppichs kann die nächste Generation leben, während sein Sohn einen neuen Haarteppich anfertigt. Und dessen Sohn ebenfalls.
    Doch was genau hat es mit diesen Haarteppichen auf sich? Was steckt dahinter?


    Normalerweise bin ich kein Freund von episodischer Erzählweise. Dieses Buch hier stellt hier allerdings eine klare Ausnahme dar. Die Art, wie hier Personen oder Geschehnisse aus vorherigen Kurzgeschichte wieder aufgegriffen oder zumindest erwähnt werden, hält die einzelnen Episoden zusammen wie ein roter Faden. Langsam bildet sich ein großes Gesamtbild heraus, wenn die einzelnen Puzzlestücke nach und nach zusammengesetzt werden können.
    Dabei ist auch beeindruckend, wie Eschbach es in den kurzen Geschichten doch immer wieder versteht, mich zu fesseln, mein Interesse an den Charakteren und ihren Schicksalen zu wecken. Dabei gleicht auch keines dem anderen und während einige leiser sind, warten andere doch mit ziemlich heftigen Auflösungen auf - so zum Beispiel gleich die erste Geschichte.
    Allerdings muss ich gestehen, dass mich die endgültige Auflösung des Geheimnisses der Haarteppiche nicht ganz so sehr beeindruckt hat wie die Geschichte des Kaisers selbst. Die war für mich das absolute Highlight des Buches.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Ich habe das Buch gerade beendet und meine Meinung deckt sich so ziemlich mit den meisten Meinungen hier, die ja auch schon ziemlich übereinstimmen. Die episodenhafte Erzählweise hat mir gut gefallen, vor allem, da überwiegend ein roter Faden vorhanden war und tatsächlich alles wie einen Teppich miteinander verwebt war. Auffällig sind aber trotzdem die Handlungen, die dabei etwas abweichen, auch wenn mich das insgesamt nicht gestört hat. Es waren eben auch Geschehnisse in dieser Welt und der Leser konnte mal einen Blick darauf werfen. Und ich frage mich weniger, was der Flötenspieler sollte (immerhin gibt es am Ende doch noch eine Verbindung über seinen Lehrer und ich kann ihn gut als einen von mehreren Personen sehen, die einfach kommen und gehen), sondern verstehe überhaupt nicht den Sinn der Handlung, die


    Das Ende war dann wirklich eine Überraschung. Was für ein düsteres Bild! :entsetzt:

  • Meine Meinung:
    Über den Inhalt wurde ja schon einiges gesagt. Ich muss ehrlich sagen, das Buch bereitet mir Mühe. Die Idee finde ich super, den Anfang auch. Doch mit der Zeit wird es mühsam. Jedes Kapitel ist aus der Sichtweise einer anderen Figur erzählt, so dass man sich immer wieder auf neue Personen und Orte einlassen muss. Es ist episodenartig aufgebaut, was die Orientierung etwas schwierig macht. Zwar bleibt der rote Faden stets erhalten, doch irgendwie strengt mich das trotzdem an. Ausserdem haben die Charaktere wenig Tiefe, es wird alles eher aus der Vogelperspektive betrachtet.


    Manche Dinge gefallen mir sehr gut, z.B. wie Eschbach die Welt zeichnet, wie er für uns überhaupt nicht nachvollziehbare Dinge als völlig selbstverständlich und normal (was sie in seiner Welt hier ja auch sind) darstellen kann. Das ist nicht leicht und ich bewundere das.


    Gleichzeitig dauert es mir aber auch zu lange, ich habe das Gefühl, die ganze Zeit auf der Stelle zu treten. Das liegt vermutlich an den an einzelne Kurzgeschichten erinnernden Kapitel mit ihren immer wieder neuen Figuren. Man braucht einen langen Atem für dieses Buch und der fehlt mir bekanntlich. ;) Ausserdem mag ich den Sprachstil nicht besonders, was mich ein wenig von der Geschichte ablenkt. Das ist aber natürlich ein sehr persönlicher Kritikpunkt.


    Wer sich mit all diesen Eigenheiten anfreunden kann, wird sicher eine gute Geschichte erleben. Aber für mich ist es nichts.

  • Ich hab das Buch nun begonnen und bin sehr angetan von den einzelnen Kapiteln die schön langsam eine Geschichte bilden. Eine düstere Welt die Eschbach hier zeichnet und ich bin froh nicht dort zu leben :entsetzt:


    Nun bin ich gespannt was es mit diesen Haarteppichen auf sich hat, denn dieses Rätsel wurde natürlich noch nicht gelüftet.

  • Endlich habe ich es geschafft, mich an den Erstling von Andreas Eschbach zu wagen. Nicht mein erstes Buch dieses Autors, aber ich war wirklich überrascht, wie klug und ausgereift es für mich war.
    Da einige mit dem Buch scheinbar Einstiegs-Schwierigkeiten haben, muss man vor dem Genuss wohl extra darauf hinweisen, dass hier eine etwas ungewöhnliche Erzählstruktur gewählt wurde. Es wird nämlich in jedem der relativ kurzen Kapitel aus der Sicht eines komplett neuen Protagonisten erzählt und die vorhergehenden Personen kommen gar nicht mehr vor oder werden nur noch namentlich gestreift. Das heißt, man kann nur rudimentär Empathien bilden und es gibt keine wirklichen Helden oder Bösewichte. Vielmehr erzählt die in einer unvorstellbar weit entfernten Zukunft angesiedelte Geschichte von den ureigenen Ängsten und Sehnsüchten der Menschen und von Lebensweisheiten, die auch auf den entferntesten Planeten der entferntesten Galaxieen nicht ihre Gültigkeit verlieren.
    Faszinierend fand ich, dass eben durch die ungewöhnliche Erzählweise jedes Kapitel in sich eine kleine feine Geschichte birgt und das jedes Kapitel es wirklich schaffte, mich in irgend einer Weise aufzuwühlen oder zum Nachdenken zu bringen. Es wird raum- und zeitübergreifend und Welten umspannend von einem unsterblichen Kaiser erzählt, der Gott gleich über das Universum herrscht - erinnerte mich an den Gottkaiser von Frank Herbert - und dem die Menschen in lebenslanger Gefolgschaft als Haarteppichknüpfer dienen. Aber niemand scheint zu wissen, was mit den "Millionen" von Teppichen im Lauf der Jahrtausende passiert ist.


    Die Haarteppichknüpfer hat mich voll und ganz überzeugt. Für mich entwickelte es sehr schnell einen Sog und nach zwei, drei Kapiteln erkannte ich schon, was diese Erzählform für ungeahnte Möglichkeiten bot. Die vielen unterschiedlichen Blickwinkel des Geschehens warfen zwar für den Leser immer wieder neue Rätsel auf, die aber die Spannung zum Ende hin nur noch erhöhten, da man dem Ende und der Lösung all dieser Fragen nur noch mehr entgegenfieberte. Die Antwort des größten Geheimnisses war in ihrer Banalität gerade deswegen für mich erschütternd vorstellbar und viele der Kurzkapitel-Protagonisten, die ich nur 20-30 Seiten kennenlernen durfte, werden mir länger im Gedächtnis bleiben als die Helden mehrteiliger seitengewaltiger Epen.
    Ich bin begeistert und empfehle das Buch gerne weiter.


    5ratten

    :lesen:





  • Ich habe das Buch gestern abend beendet und bin voll fasziniert von der Auflösung. Was mit den Teppichen tatsächlich passiert - darauf wäre ich nie im leben gekommen.


    Die Erzählweise ist wirklich sehr eigen. Aber die einzelnen Kurzgeschichten ergeben nach und nach ein gesamtes Bild. Mir hat das super gefallen.


    Von mir bekommt das Buch 5ratten

  • Für mich ist es sein bestes Buch überhaupt! Die Geschichten weben sich tatsächlich wie ein Teppich. Ich war absolut begeistert, als ich es gelesen hatte und empfehle es überall weiter. Auch beim Eurocon in Dublin trafen wir Fans aus England, die genauso begeistert waren.