Joanne Harris - Chocolat

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 12.425 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

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    Klappentext:


    Ist Vianne Rocher eine Magierin? Sie verzaubert die Menschen mit ihren selbstgemachten Pralinés und Schokoladenkreationen. In dem französischen Städtchen, in dem sie sich niederlässt, gewinnt sie rasch Zugang zu allen Herzen. Mit einer Ausnahme: Pater Reynaud erklärt ihr, besorgt um das Seelenheil seiner Gemeinde, den Krieg.


    Inhalt:


    Vianne Rocher und ihre uneheliche, kleine Tochter Anouk lassen sich in dem kleinen, französischen Dorf Lansquenet-sous-Tannes nieder, um dort eine kleine Confiserie zu betreiben. Schnell gewinnen die beiden Freunde und ihr kleines Geschäft ist stets gut besucht. Dennoch kann sich nicht jeder Bewohner des Dorfes für Vianne erwärmen, da Pater Reynaud und ein paar seiner treuesten Schäfchen sehr konservative Ansichten haben und sich deshalb nicht mit Viannes alternativer Lebensweise anfreunden können. Trotz des Rückhalts, den ihre Freunde ihr geben, wird es für Vianne immer schwerer, sich gegen den Priester und seine Anhänger zu behaupten. Und da ist noch immer das Fernweh in ihr, das sie - trotz ihrer Entschlossenheit, diesmal sesshaft zu bleiben - weiter treiben will...


    Meine Meinung:


    Im Zusammenhang mit diesem Roman kommt mir zuerst die Bezeichnung "Wohlfühlbuch" in den Sinn. Sehr kurzweilig und mit einer bezaubernden Sprache schafft die Autorin eine Wohlfühlatmosphäre, die es dem Leser schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. So dauerte mein Leseerlebnis auch nur drei Tage, obwohl ich auch gerne noch unzählige Seiten weiter gelesen hätte.


    Vianne und ihre Tochter Anouk sind so liebenswert, dass man gar nicht anders kann, als sie binnen weniger Seiten ins Herz zu schließen und die ganze Geschichte hindurch mit ihnen zu fühlen. Die Figuren sind allesamt liebevoll ausgearbeitet, seien es die resolute und lebensfrohe Armande, der gutmütige, aber meist niedergeschlagene Guillaume oder auch Roux, der liebenswerte Zigeuner und dessen Freunde. Auch Viannes Widersacher sind sehr gut dargestellt.
    Nach und nach erfährt man mehr über die Vergangenheit der Hauptfiguren - vor allem über die von Vianne und von Pater Reynaud. Hier erwartet den Leser so manche Überraschung, was dazu beiträgt, dass die Seiten nur so dahinfliegen.


    Vianne führt als Ich-Erzählerin durch das Buch, doch auch die Passagen über Pater Reynaud sind in Ich-Form gehalten. Dieser klagt sein Leid immer wieder einer bestimmten Person, über die ich jetzt allerdings nichts verraten werden, was stellenweise nahezu wie eine Beichte anmutet und tiefe innere Gedanken und Gefühle Reynauds offenbart. Auch diese Passagen sind immer hoch interessant zu lesen und erwecken ein wenig Verständnis für diesen Priester.
    Über jedem Abschnitt des Buches steht das jeweilige Datum, was verwirrende Zeitsprünge ausschließt. Diese Gliederung macht die Lektüre noch angenehmer.


    Das Buch lebt von seiner Atmosphäre, ist mitreißend und häufig anrührend. Es war für mich ein wundervolles Leseerlebnis, das mir schöne Lesestunden beschert hat. Auch wer den Film gesehen hat, kann das Buch guten Gewissens lesen, denn die Handlung unterscheidet sich in einigen Punkten doch sehr.


    Lediglich der Schluss war zwar stimmig, aber leider auch etwas schwammig und ich hätte mir an dieser Stelle gewünscht, noch ein wenig mehr über die Zukunft der lieb gewonnenen Charaktere zu empfehlen. Das tat der Lesefreude aber keinen großen Abbruch.


    Es ist schon ein paar Wochen her, dass ich das Buch gelesen habe, deshalb fällt meine Rezension diesmal auch ein wenig kürzer aus, aber die schöne Atmosphäre des Buches und ein großer Teil der Handlung ist mir noch immer im Gedächtnis haften geblieben. Dies spricht auf jeden Fall für das Buch und ich kann es somit guten Gewissens weiterempfehlen.


    Ich vergebe für das Buch 4ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

    Einmal editiert, zuletzt von Erendis ()

  • Das deckt sich ziemlich genau mit meinen Leseeindrücken. Wohlfühlbuch trifft es wirklich. Besonders die Szenen in der Chocolaterie fand ich unheimlich schön beschrieben, die Pralinen schmeckt man ja förmlich ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Dann freue ich mich schon richtig auf die Lektüre, ich hab das Buch nämlich auch auf meinem SUB. Den Film kenne ich nicht wirklich, ich habe wahrscheinlich höchstens 10 Minuten davon gesehen. Aber all die Schokolade... sabber... muss man da nicht ständig an Schokolade denken (und nebenher genießen)?


  • Aber all die Schokolade... sabber... muss man da nicht ständig an Schokolade denken (und nebenher genießen)?


    Zumindest kriegt man ziiiiemliche Gelüste :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wobei Schokolade beziehungsweise Kakao ja auch als Aphrodisiaka gelten :breitgrins:


    Gruß
    Bibse

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

  • Oje, dann entwickeln sich womöglich ziemliche zu unziemlichen Gelüsten :elch:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • :breitgrins:


    Na ja, bei mir ist während des Lesens der Schokoladenkonsum ziemlich stark angestiegen. Das hört sich alles immer so lecker an, in dem Buch. :smile:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Ich habe meinen gestrigen Tag damit verbracht "Chocolat" von Joanne Harris zu lesen; und ich habe es nicht bereut. Schade ist allerdings nur, dass ich das Buch für ein Winterbuch halte und es somit zur falschen Zeit gelesen habe... Und schade ist auch, dass die Figur des Roux (vor meinem geistigen Auge seh' ich da immer nur Johnnie Depp... :herz:) keinen solchen Stellenwert wie im Film einnimmt. Der Film war auch der Anstoß, warum ich jetzt endlich einmal das Buch kennenlernen wollte. Und obwohl die beiden, Film und Buch, schon sehr differenzieren, gefällt mir ausnahmsweise die filmische Umsetzung fast noch besser (was neben Johnnie Depp auch Juliette Binoche zu verdanken ist) als das Original. Da wird mir etwas zu viel mystifiziert (mit dem kann ich überhaupt nichts anfangen; Schokolade hat auch ohne Mystik einen nicht zu verleugnenden Reiz)... Aufgrund der Schokolade und des kurzweiligen Lesevergnügens vergebe ich jedoch ebenfalls
    4ratten

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Hier meine Rezension:


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    Vianne Rocher und ihre kleine Tochter Anouk kommen am Faschingdienstag in ein kleines Dorf in Frankreich. Die Menschen sind einfach, sie leben in bescheidenen Verhältnissen und glauben an harte Arbeit und die Kirche. Selbst wenn ihnen der Pfarrer des Dorfes, Curé Reynaud, ein wenig suspekt ist. Die fremde Frau in den bunten Kleidern wird nicht nur wegen ihres Äußeren, sondern auch aufgrund der Tatsche, dass sie ohne Mann in das Dorf gekommen ist, eher misstrauisch beäugt.


    Doch Vianne und Anouk sind Kämpfer. Sie mieten sich ein kleines Häuschen, in dessen Erdgeschoß sich früher eine Bäckerei befand. Vianne ist eine Meisterin der Confisserie-Kunst, deshalb macht sie aus den Geschäftsräumen La Celeste Praline, eine gemütliche Chocolaterie. Anfangs sind es vor allem die Kinder, die sich etwas scheu in den neuen Laden wagen, doch schon bald werden auch andere Dorfbewohner von den verführerischen Auslagen angelockt. Bald schon kann Vianne eine stolze Anzahl an Stammkunden vorweisen und gewinnt sogar einige Freunde.


    Eines Tages gibt sich sogar der Pfarrer die Ehre, das Geschäft zu besuchen. Sein Besuch ist jedoch keine Geste der Höflichkeit. Vielmehr ist ihm die ungezügelte Völlerei seiner Schäfchen ein Dorn im Auge, vor allem, weil doch Fastenzeit herrscht. Vianne, die von ihrer Mutter in einigen hexerischen Künsten unterwiesen worden war, ahnt, dass den Curè ein Geheimnis umgibt, allerdings kommt sie nicht wirklich dahinter, was es ist. Obwohl sie ihm erklärt, dass im Dorf wohl für sie und die Kirche genug Platz sei, bleibt der Priester ihr erbitterter Feind.


    Als dann auch noch die fahrenden Leute ins Dorf kommen und sich Vianne mit ihnen anfreundet und außerdem ein großes Schokoladenfest geplant wird, sieht sich der Pfarrer genötigt, andere Saiten aufzuziehen. Wird es dem Priester gelingen, Vianne und ihre kleine Tochter zu vertreiben? Was wird aus der kränklichen Armande, der alten Frau, die Vianne so gut zu kennen scheint? Und welches Geheimnis umgibt den Pfarrer?


    „Chocolat“ ist ein wundervoll warmes Buch, eine schöne Erzählung, in der nur so in Schokolade geschwelgt wird. Vianne und ihre Freunde schließt man schnell ins Herz, von Anfang an baut man außerdem eine tiefe Abneigung gegen Reynaud auf, dessen Beweggründe bis zum Ende eher im Dunkeln bleiben. Es ist eine Geschichte über Toleranz, Wertschätzung und Lebensfreude. Sie wird abwechselnd aus der Sicht vom Priester und aus der Sicht Viannes erzählt, wodurch man beide Seiten kennen lernt, obwohl Reynaud eher dichter Nebel zu umgeben scheint, während Viannes Welt in helles Sonnenlicht getaucht ist.


    Den Abzugspunkt gibt es dafür, dass das Ende ein wenig schnell kommt, wenngleich es zum Buch passt. Schade ist weiters, dass man über den Curé zwar einige Puzzleteilchen erfährt, die sich aber nicht zu einem gesamten Bild zusammen setzen wollen. Ansonsten ein lesenswertes Buch, das zeitnah gelesen sicher noch mehr Atmosphäre entfaltet. Der ideale Zeitpunkt dafür wäre wohl die Fastenzeit – welch Ironie! Die Verfilmung mit Johnny Depp und Juliette Binoche soll übrigens auch sehr sehenswert sein!


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    Taschenbuch: 331 Seiten
    Verlag: Ullstein Tb (März 2001)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 284492039X
    ISBN-13: 978-2844920393


    4ratten


    EDIT: Mit der ASIN zeigt Amazon aus irgendeinem Grunde das Cover an, mit den ISBNs nicht. LG, Saltanah

  • Hallo!


    Chocolat ist einer meiner Lieblingsfilme, von daher war es nur eine Frage der Zeit bis ich auch einmal das Buch lesen würde. Jetzt zur Fastenzeit war so ziemlich genau der rechte Augenblick, allerdings habe ich diesen eher unbewusst gewählt.


    Ob es am Buch oder daran lag, dass ich die Handlung schon grob kannte, weiß ich nicht, auf jeden Fall hab ich mich von Beginn an in der Geschichte wohlgefühlt (Wohlfühlbuch ist genau das richtige Wort dafür :smile:). Ich konnte mit Vianne mitfühlen und über Pater Reynaud öfters einfach nur den Kopf schütteln. Die Charaktere sind so lebendig gezeichnet, dass man sie gleich ins Herz schließt.


    In einigen Punkten weicht der Film vom Buch ab, besonders was die Liebesgeschichte betrifft, doch das hat mich nicht im Geringsten gestört. Und nach der Beschreibung hätte ich mir Roux niemals als Johnny Depp vorgestellt. :breitgrins: Komischerweise dachte ich immer, dass die Handlung ungefähr in den 50er oder 60er Jahren spielt und nicht in den 90ern. Irgendwie haftet der Geschichte etwas schön Altmodisches an. :zwinker:


    Das Ende mag etwas plötzlich kommen, ich hätte auch gerne noch mehr gelesen. Dennoch finde ich es angemessen, so kann der Leser die Geschichte in seiner Phantasie weiterspinnen.


    Fazit: Ein schönes Buch zum Wohlfühlen, aber auch ein kleines Plädoyer für den Genuss, gegen Intoleranz und religiösen Fundamentalismus. Und natürlich während der Lektüre unbedingt Schokolade bereithalten!


    5ratten

  • @Holden
    Ja, das kam mir auch so vor. Ich war ganz irritiert, als im Buch plötzlich von Videorekordern die Rede war. :breitgrins:

  • Das Ende mag etwas plötzlich kommen, ich hätte auch gerne noch mehr gelesen. Dennoch finde ich es angemessen, so kann der Leser die Geschichte in seiner Phantasie weiterspinnen.


    Aber da hat Joanne Harris ja bereits für Abhilfe gesorgt und eine Fortsetzung geschrieben.

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    Himmlische Wunder - Joanne Harris

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Oh stimmt, es gibt ja eine Fortsetzung, habe ich ganz vergessen. Danke fürs Erinnern, nanu?! :winken:


    Und schwuppdiwupp ist das Buch auf meinem Wunschzettel. :breitgrins:

  • Oh, was für ein schönes Buch - und ich habe mir wohl die perfekte Jahreszeit für dieses Buch ausgesucht. :herz:
    Ich konnte gar nicht mehr von dem Buch lassen, obwohl ich die grobe Handlung durch den Film kannte. Aber teilweise ist der Film schon anders. Allerdings ist das gleiche Gefühl da und im Endeffekt ist auch die Handlung recht ähnlich - nur ist einfach alles viel intensiver! Und es ist soo toll. Aber ich hatte auch immer die Bilder von den Schauspielern im Kopf und auch die Sets, aber da der Film eh wunderbar ist, fand ich es nicht weiter schlimm.


    Die Sprache ist wirklich zauberhaft. Sie liest sich so süß wie Schokolade, wirklich total toll. Es passt einfach herrlich zu der Story. Und die Story ist schon nochmal um einiges komplexer als der Film, von daher lohnt es sich wirklich das Buch zu lesen, auch wenn man den Film schon kennt.


    Ich mochte auch immer die Gedanken von Vianne, so nachdenklich und ihre Vergleiche von der Vergangenheit mit der Gegenwart ... Wirklich sehr schön zusammen gefügt. Und so entwickelt sie sich auch, aber so schleichend, dass man es kaum wahrnimmt, da man auch lesen kann, wie sie vergangene Sachen verarbeitet.


    Also, mich hat schon länger kein Buch mehr so schön gefesselt, wie dieses.


    5ratten


    (Und mal schauen, vielleicht hol ich mir die Fortsetzung auch noch irgendwann. :) )

  • Oh, schön dass dir "Chocolat" auch gefallen hat. :smile: So ein tolles Buch. Und es passt wirklich gut in diese Jahreszeit. Die Fortsetzung möchte ich unbedingt im Dezember lesen, mit ganz vielen Plätzchen und viel leckerer Schokolade in meiner Nähe. :zwinker:

  • "Chocolat" ist bei mir auch schon länger auf der SUB, ich hab mir fest vorgenommen, es diesen Winter endlich irgendwann mal zu lesen - allerdings hab ich den Vorsatz schon seit zwei oder drei Jahren :redface:


    Ich wusste gar nicht, dass es eine Fortsetzung gibt, werde ich mir auch mal ansehen :breitgrins:

    SLW 2010:<br />Fremdsprachen-Liste: 1/5<br />Ein-Wort-Liste: 1/5


  • "Chocolat" ist bei mir auch schon länger auf der SUB, ich hab mir fest vorgenommen, es diesen Winter endlich irgendwann mal zu lesen - allerdings hab ich den Vorsatz schon seit zwei oder drei Jahren :redface:


    Ich wusste gar nicht, dass es eine Fortsetzung gibt, werde ich mir auch mal ansehen :breitgrins:


    Oh ja, den Vorsatz habe ich auch schon lange. Den Film hab ich schon 2 mal gesehen, das Buch habe ich schon lange auf der Merkliste. Der zweite Teil ist bestimmt auch toll, bloß vorher möchte ich noch gern den ersten lesen. Vielleicht wird es diesen Winter ja was.

    &quot;Books are a uniquely portable magic.&quot; S. King<br /><br />:kaffee: Kate Morton - Die fernen Stunden