Rosa Montero - Die Ritterin des Königs

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  • Die Ritterin des Königs - Rosa Montero


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    Auf dem steinigen Acker, den ich noch vor wenigen Stunden mit meinem Bruder gepflügt habe, halte ich inne und kleide mich an.
    Die Kettenstrümpfe, die Stiefel, die mir ein quälendes Gefängnis für meine Füße sind, den Gambeson, den ich über mein Hemd ziehe, das schwere Kettenhemd, das mir bis zu den Knien reicht, und den schmutzigen Wappenrock mit den aufgestickten Kleeblättern. Ich lege den Gürtel an und stecke das Schwert in die fein ziselierte Scheide.
    Ich ziehe den Dolch aus dem Gürtel und schneide mir die Haare auf Nackenhöhe ab. Mit leichtem Ekel stülpe ich die Stoffhaube über, die ich dem Bärtigen abgenommen habe, und stecke dann meinen Kopf durch die kalte, lange Röhre der Halsberge. Dann setze ich den Helm auf, der mir zu weit ist, und schlüpfe in die Handschuhe. Fertig. Jetzt sehe ich aus wie ein Ritter. Hinter meiner neuen Verkleidung fühle ich mich sicherer, geschützt, denn es ist ein Unglück, eine Frau und in Zeiten der Gewalt allein zu sein: Aber jetzt bin ich keine Frau mehr, jetzt bin ich ein Krieger.




    Es ist zwar eine Geschichte die im 12ten Jahrhundert spielt, trotzdem ist es aber kein historischer Roman. Selbst die Autorin schreibt in ihrem Nachwort das es ein abenteuerlicher, fantastischer Roman sei. Es gibt zwar historische, wahre Begebenheiten, die aber nicht immer mit der Zeit übereinstimmen.


    Leola, die Protagonistin, die die Geschichte in der Ichform erzählt befindet sich gleich zu Anfang in Bedrängnis. Sie weiß das sie die Nacht nicht überleben wird und nutzt somit die Nacht, ihre letzte verbleibende Zeit, um ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben.
    Leola ist ein einfaches Bauernmädchen, eine Leibeigene. Sie lebt mit ihrem Vater und ihrem Bruder zusammen und wird bald ihren Jacques heiraten mit dem sie schon lange verlobt ist. Aber es herrscht Krieg und ihr Lehnsherr, der Herr von Abuny, ist im begriff den Krieg zu verlieren. Alle Männer aus seinem Lehen werden verschleppt und werden gezwungen für ihren Herrn zu kämpfen. Leola die nun ohne Heim und Schutz ist muß fliehen.
    Auf einem verlassenen Schlachtfeld, auf dem nur noch tote Ritter rumliegen, klaut sie einem der Leichen die Rüstung und schlägt sich fortan als Ritter durch.
    Bald lernt sie Nyneve kennen, die von sich selber behauptet eine Hexe zu sein. Und nun werden sie zu zweit ihr Leben verteidigen.
    Irgendwann lernt Leola natürlich noch das kämpfen.


    Das Buch ist in einem Plauderton geschrieben das jede Stimmung perfekt einfängt. Leola und Nyneve sind einem sofort symphatisch und man fiebert direkt mit ihnen mit. Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und wird dadurch nie langweilig. Leola lernt ständig neue Menschen kennen wodurch sie öfter mal in Gefahr gerät. Auch von Avalon und Merlin ist manchmal die rede, aber bis zum Ende weiß man irgendwie nie ob es damit Ernst gemeint ist.
    Rosa Montero hat meiner Meinung nach eins der schönsten "Ende" geschrieben die ich je gelesen habe. Es ist weder ein gutes noch ein schlechtes Ende, aber trotzdem hinterläßt es hinterher ein gutes Gefühl.





    Ich bin eine Frau und schreibe. Ich bin niederer Herkunft und kann lesen. Ich wurde leibeigen geboren und bin frei. Ich habe in meinem Leben wunderbare Dinge gesehen. Ich habe in meinem Leben wunderbare Dinge getan. Eine Zeit lang war die Welt ein Wunder. Dann kehrte die Dunkelheit zurück. Die Feder zittert zwischen meinen Fingern, wenn der Rammbock gegen das Tor kracht. Ein solides Tor aus Eisen und Holz, das nicht mehr lange standhalten wird.Schwere, verschwitzte Eisenmänner drängen sich am Eingang. Sie haben es auf uns abgesehen. Die Guten Frauen beten. Ich schreibe....

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

    Einmal editiert, zuletzt von nanu?! ()

  • Nanu?!, die Threadstarterin, hat mich gebeten, den Thread zu den historischen Romanen zu verschieben. :stillgestanden:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Diese Buch war im Lübbe Lesejury Paket, sonst hätte ich es mir sicher nie gekauft. Wieder eine Frau als Mann verkleidet :rollen:, will man(Frau) das eigentlich noch lesen?
    Als es nun bei mir ankam habe ich es mir trotzdem gleich vorgenommen, da es sonst sicherlich für ewig auf dem SUB vergammelt wäre, und das fand ich dann doch für ein schönes HC zu schade.
    Ich kann mir allerdings keine so wirkliche Meinung bilden. Das Buch ist nicht schlecht, nein.... im Gegenteil es ist recht spannend und schön zu lesen. Allerdings hat es mich gestört, dass es sich nicht deutlich einem Genre zuordnen lässt. Fantastische Literatur? Sicher nicht denn fantastisch wurde es eigentlich nie. Etwas mystisch aber nicht fantastisch. Der eine sieht im Nebel eben ein Einhorn der andere nur ein Pferd. Ist Nyneve eine Hexe die schon seit Jahrhunderten lebt, oder doch "nur" eine weise Frau?
    Verkauft wird es als historischer Roman. Hm,...dafür gibt es zu viele Unwahrheiten. Die Autorin fast die Geschehnisse von 100 Jahren zusammen und lässt sie in nur 25 Romanjahren geschehen. Dadurch lässt sie historische Figuren zusammentreffen die zwar in die historische Epoche gehören aber keine unmittelbaren Zeitgenossen waren, das hat mich einfach gestört.
    Allerdings sagt die Autorin dazu in ihrem Nachwort, dass es ihr Ziel war einen Roman zu schreiben bei dem es weniger um historische Daten geht als vielmehr darum, die Mythen und Träume, den Geruch und den Schweiß jener Zeit einzufangen.
    Das ist ihr auch durchaus gelungen. Gerade zum Ende hin bei der Belagerung von Montségur und der Verfolgung und Vernichtung der Katharer hatte das Buch seine Höhepunkte.


    Die Sprache war gut lesbar, wenn auch an einigen Stellen etwas zu blumig. Die Charaktere sympathisch und interessant.


    Das Ende des Buches fand ich dann auch äußerst gelungen.
    Wenn,....ja wenn nicht noch so ein blöder Epilog danach gekommen wäre. "Die Geschichte vom unsichtbaren König". Gut, die Artus Saga hat sich durch das ganze Buch wie ein roter Faden gezogen und ich dachte immer damit wäre der unsichtbare König und sein Avalon gemeint und dann kommt so eine, für mich völlig unverständliche Geschichte, über einen unsichtbaren König mit Namen Helios. Was und ob das nun etwas mit Artus zu tun hat....bleibt mir rätselhaft.
    Und dann gibt es noch so ein tolles Rätsel: "Was ist das: Sobald du mich beim Namen nennst, bin ich schon nicht mehr da.
    Die Antwort ist........
    Ende der Geschichte vom unsichtbaren König. :gruebel:
    Na toll...das verstehe ich nun wieder nicht. :grmpf: was ist denn nun die Antwort

    oder was.
    Echt so was ärgert mich einfach und deshalb will(kann) ich dem Buch jetzt auch einfach keine Wertung geben. :pueh:

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Auch wenn das vielleicht nicht gerade das erste Buch ist, was man so als Mann aus dem Regal greift, so muß ich doch sagen, daß ich es total großartig fand. Gut vielleicht hatte ich einfach noch nicht genug "Verkleidete-Frauen-Romane" gelesen, aber dennoch fand ich hier eine Geschichte, die sich schön und spannend über einen langen Zeitraum hin entwickelt hat. Die Charaktere, die dabei auftraten fand ich interessant und waren mir neu.


    Zum Thema "Fantasy-level":


    Als jemand der in seiner Jugend viel Fantasyliteratur gelesen hat, daß Genere eigentlich auch mag, aber von manchen Elementen inzwischen etwas Hautausschlag bekommt muss ich sagen, daß in diesem Buch auf sehr schöne weise die "magische" Weltsicht einer mittelalterlichen Persohn wiedergespiegelt wird. Für alles gibt es eine mehr oder minder logische Erklärung aber für die Erzählerin der geschichte ist es Magie.



    Zum Epilog:


    Die Antwort ist das Schweigen, als das einzige was diesen Lügner heilen kann.


    Gruß,
    Christoph