Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Klappentext
Amin Jaafari ist Chirurg in einem Krankenhaus in Tel Aviv. Er erhält die schreckliche Nachricht, dass seine Frau bei einem Attentat ums Leben kam. Nicht genug damit - seine Frau soll den Anschlag selbst verübt haben. Das kann Jaafari unmöglich glauben. Gegen alle Ratschläge seiner Freunde macht er sich auf die Suche nach den Motiven und Hintergründen des Verbrechens. Dabei gerät er immer tiefer in die Verstrickungen einer tödlichen Feindschaft.
Der Autor: Yasmina Khadra, eigentlich Mohammed Moulessehoul, 1955 in Algerien geboren, lebt mit seiner Familie seit 2000 in Frankreich. Er ist eine der wichtigsten Stimmen des arabischen Raums, der Nobelpreisträger J.M.Coetzee zählt ihn zu den weltweit bedeutsamsten Romanciers.
Meine Meinung
Das Buch ist die Annäherung an eine Selbstmordattentäterin durch ihren Ehemann. Das ist zwangsweise mit vielen Emotionen verbunden, die Khadra schmerzlich detailliert darstellt - beeindruckend, einfühlsam, nachfühlbar. Die sensibel dargestellte Entwicklung, die Amin Jaafari durchlebt, vom physischen und psychischen Zusammenbruch bis zur Ruhe der Erkenntnis, ergibt dabei das ergreifende Psychogramm eines Mannes. „Ich versuche, Sihems Tat zu begreifen, und finde keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung dafür. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger leuchtet es mir ein.“ Auch der Leser bleibt ratlos. Dabei lässt Khadra die Seite der Attentäter ebenso zu Wort kommen, versucht ihren Standpunkt nachzuzeichnen, kann ihn aber nicht ergründen. Das letzte Stück auf dem Weg zum Selbstmordattentat bleibt unklar. Die Verzweiflung, die einen auf diesen Weg bringen kann, stellt Khadra gekonnt dar, macht sie greifbarer, seine differenzierte Darstellung hilft nachzuvollziehen, aber nicht zu verstehen. Der Leser kann lediglich seinem präzisen Blick auf das gegenseitige Aufschaukeln zu immer mehr Gewalt folgen. An einer Stelle formuliert Amin den Unterschied zwischen sich und einem Islamisten: „Für ihn liegt das Paradies am Ende des Menschenlebens; für mich liegt es am Ende der ausgestreckten Hand." (S. 236)
Die Suche Amins wird teilweise begleitet von zwei Personen: dem Polizeibeamten Naveed Ronnen und der Chirurgin Kim Yehuda. Beide sind Beschützer und Beistand. Zum Glück bleibt es bei der sensiblen Freundin und es entwickelt sich keine Romanze, welche m. E. die psychologischen Feinheiten der Geschichte gestört hätte. Amins Fahrten bilden seine Entwicklung ab, quasi die Stufen des Verstehens, wobei seine Rückkehr zu den Wurzeln sein Zur-Ruhe-kommen verdeutlicht.
Das letzte Kapitel verliert leider an Intensität, bevor es zum erschütternden Ende kommt, das eigentlich nur so eintreten kann, wie Khadra es schildert.
[hr]
Mein Vater pflegte zu sagen:
„Wenn dir einer erzählt, dass es eine erhabenere Symphonie gibt als den Atem, der dich belebt, dann belügt er dich. Er will dir das schönste nehmen, was du hast: die Chance, jeden Augenblick deines Lebens auszukosten. Wenn du vom Prinzip ausgehst, dass derjenige dein schlimmster Feind ist, der Hass in dein Herz zu säen versucht, dann hast du schon das halbe Glück gewonnen. Nach dem Rest musst du dann nur noch die Hand ausstrecken. Und erinnere dich immer daran: es gibt nichts, absolut nicht, was über deinem Leben steht... Und dein Leben steht nicht über dem der anderen.“
Ich habe es nicht vergessen. (S. 106f)
[hr]
Das Buch hat mich wirklich gefesselt und schwer beeindruckt. Daher:
Viele Grüße
Breña