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Originaltitel: The Untouchable
„Der Unberührbare“ erzählt die bewegte Lebensgeschichte eines Mannes, der sowohl für den britischen als auch für den russischen Geheimdienst arbeitete. Zum Erzählzeitpunkt ist Victor Maskell ein alter Mann von über 70 und soeben entlarvt worden. Er fühlt sich als ausgestoßen und enttäuscht, vor allem dadurch, dass sein Würden ihm wieder aberkannt wurden und auch dadurch, dass das, was nun der Öffentlichkeit bekannt wurde in gewisser Weise schon lange von den entsprechenden Behörden geahnt wurde, aber durch den großen zeitlichen Abstand mittlerweile eigentlich nicht mehr interessant war.
Das Zentrum der Erzählung liegt auf den wilden 1930er Jahren in London, Maskell ist Mitglied einer Szene von wohlhabenden jungen Männern und Frauen, die das Leben genießen und sich zwischen intellektuellen Diskussionen und Kunstinteresse ganz und gar sämtlichen möglichen Ausschweifungen hingeben. Dank Zugehörigkeit zur guten Gesellschaft schanzen sie sich gegenseitig interessante Posten in der Regierung zu und so einige von ihnen sehen im Kommunismus die attraktivere Gesellschaftsform und agieren entsprechend.
Inmitten von Ausschweifungen bleibt Maskell jedoch häufig Beobachter und steht unberührt neben seinen Freunden. Er erscheint gefühlskalt, zynisch und egozentrisch, Spionage ist für ihn nur eine Möglichkeit etwas Aufregung in sein Leben zu bringen. Trotz homosexueller Bekanntschaften heiratet er die Schwester des Mannes, zu dem er bewundernd aufblickt und der sein bester Freund ist und gesteht sich sein eigenes Interesse für das gleiche Geschlecht erst recht spät ein. Aber auch dabei bleibt er egoistisch und primär auf seine eigene Zufriedenheit bedacht. Sein Leben rächt sich an ihm durch Einsamkeit im Alter, als alle Freunde fort sind, seine Kinder ihm stets fremd geblieben sind und der Verrat an ihm, ihn auch seiner gesellschaftlichen Stellung beraubt. Das Einzige, was wirklich seine Empfindungen weckt, sind Gemälde, doch die Kunst ist eine kalte Geliebte. Wäre Maskell nicht so unsympathisch könnte man ihn bemitleiden.
Die Darstellung der wilden 1930er ist wunderbar gelungen, Banville entwirft ein detailliertes Bild einer zynisch-genusssüchtigen Welt, die nur aus Sex, Alkohol und Vergnügungen zu bestehen scheint. Sprachlich ist das Buch anspruchsvoll und ausdrucksstark und ich bin mir sicher, dass Banville Maskell mit Absicht so unnahbar gezeichnet hat, aber leider bin ich jemand, der, bei aller Sprachgewalt und wunderbaren Hintergrundzeichnung, eine sympathische Hauptfigur braucht. Meine Gefühle gegenüber Maskell bewegen sich allerdings zwischen Abneigung und Mitleid, was das Buch zwar interessant, aber nicht zu einem wahren Vergnügen gemacht hat.
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