Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 17.412 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bird.


  • Die Bibel ist kein Text, den man wie einen Roman von vorne bis hinten durchlesen kann. Dazu gibt es viel zu viele stilistisch schlechte Stellen (im AT) und viele Wiederholungen (im NT).


    Ja, das erklärt wohl auch mein Scheitern am Alten Testament. Beim Neuen Testament fand ich es aber ganz interessant, die vier Evangelien hintereinander zu lesen und zu vergleichen. Um die wesentlichen Inhalte zu kennen, muß man aber nicht alle vier lesen.


  • Selbst wenn man nicht gläubig ist: 99,9% der klassischen Autoren und Werke Europas nehmen in der einen oder andern Form auf Bibelstellen Bezug, und es hilft ungemein, solche Autoren zu verstehen, wenn man die jeweiligen Bibelstellen erkennen kann ;).


    Zumindest was die schwedische Literatur angeht, gilt das nicht nur für klassische Autoren. Auch die aktuellen Autoren - vor allem die aus Nordschweden wie z. B. Sara Lidman, Torgny Lindgren, Kerstin Ekman, P. O Enquist - nehmen in ihren Büchern immer wieder Bezug auf die Bibel, was indirekt dazu führte, dass ich vor vielen Jahren von meiner damaligen WG eine Bibel zum Geburtstag geschenkt bekam.
    Ich latschte nämlich ständig zu den beiden Reli-auf-Lehramt studierenden Mitbewohnerinnen und fragte sie nach der Herkunft diverser Anspielungen auf mir leider unbekannte Bibelstellen. Damals lernte ich, was eine Konkordanz ist, und würde allen Bibelkäufern empfehlen, sich eine Bibel mit Konkordanz anzuschaffen. Gerade wenn man nach unbekannten Bibelzitaten sucht, braucht man dringend ein ordentliches Register, nicht nur die paar Seiten Stichwörter, die in den meisten Bibeln drin sind. Meine Konkordanz umfasst fast 300 Seiten mit mikroskopisch kleinem Text. Die half mir z. B. dabei, die Anspielung auf den "unblutigen Kamelsattel", der ich mal nachforschte, zu verstehen.


    Ich besitze eine Lutherbibel (revidierte Fassung von 1984) mit Wortkonkordanz, leider ohne Apokryphen.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Gelesen habe ich einige Abschnitte und auch einige ganze Bücher, auf die ich durch meine anderen Lektüren aufmerksam wurde.


    Außerdem habe ich mir vor einigen Jahren die "Bibel 2000" angeschafft, eine neue schwedische Übersetzung, die passend zur Jahrtausendwende herausgegeben und dann in den Feuilletons (stimmt die Rechtschreibung? hierzulande heißt das "följetong" :breitgrins: ) heiß diskutiert wurde. Erleichtertes Verständnis wurde mangelnder sprachlicher Schönheit gegenübergestellt. Ein Urteil kann ich mir nicht erlauben.


    Eine Gesamtlektüre habe ich mir für nächstes Jahr fest vorgenommen.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Damals lernte ich, was eine Konkordanz ist, und würde allen Bibelkäufern empfehlen, sich eine Bibel mit Konkordanz anzuschaffen. Gerade wenn man nach unbekannten Bibelzitaten sucht, braucht man dringend ein ordentliches Register, nicht nur die paar Seiten Stichwörter, die in den meisten Bibeln drin sind. Meine Konkordanz umfasst fast 300 Seiten mit mikroskopisch kleinem Text. Die half mir z. B. dabei, die Anspielung auf den "unblutigen Kamelsattel", der ich mal nachforschte, zu verstehen.


    Leider sieht es mit einer bezahlbaren Konkordanz in Sachen "Einheitsübersetzung" ganz schlecht aus. Ich verstehe auch nicht, warum es nur "evang." Konkordanzen gibt. 98,95 EUR kostet die Konkordanz der Einheitsübersetzung.


    Gruß, Thomas

  • Ich komme aus einer katholischen Familie, besitze aber die Lutherbibel. Wie gut diese Übersetzung ist, weiß ich nicht, kann aber nur sagen, daß sie mir sprachlich sehr gut gefällt.


    Ich habe es nie geschafft, die Bibel vollständig durchzulesen. Ich will hoffen, daß es mir häppchenweise in den nächsten Jahren gelingt.


    Religiöse Schriften finde ich grundsätzlich sehr interessant. Ich habe zum Beispiel auch den Koran gelesen. Sehr spannend, teilweise natürlich auch langweilig.


    Aber wie lese ich solche Schriften? Das finde ich eben die interessanteste Frage. Ich glaube, wenn man sich "religiöse Bücher" "zum Verständnis" holt, so mag dies das Verständnis in dem einen oder anderen Falle auch schärfen, sehr oft aber auch in die Irre führen, weil religiöse Bücher eben von vorneherein auf den Glauben hin entworfen sind. Am besten ist es doch religiöse Bücher ganz selbständig zu lesen und auf sich wirken zu lassen, daran seine Ideen und Vorstellungen zu knüpfen. Dann finde ich sie spannend. Im moment lese ich übrgens gerade die Paulusbriefe. Ich finde es zum Beispiel spannend, wenn Paulus an einer Stelle schreibt, er sei durch die Verkündigung des christlichen Glaubens zum "Abschaum" geworden. Wie will man dies deuten? Kann man dies tatsächlich auch so deuten, daß die christliche Lehre eben auch an den Abschaum apelliert? Kein religiöses Buch würde eine solche Deutung nahelegen, denn sie würde ja das Christentum tatsächlich in Frage stellen.


    Ein Beispiel für den Koran. In der zweiten Sure heißt es: "Dieses Buch, daran ist kein Zweifel, ist eine Leitung für die Gottesfürchtigen". Die "Auslegung" dieses Satzes in einem religiösen Kontext ergab: "Der Koran ist das Wort Gottes und daran ist kein Zweifel". Mir scheint dieser Satz aber etwas anderes zu bedeuten. Der Koran ist eine Leitung für die Gottesfürchtigen, daran ist für mich tatsächlich kein Zweifel, aber über die Wahrheit des Korans wird in dieser Feststellung damit tatsächlich nichts gesagt, er ist auch nicht DIE sondern EINE Leitung für die Gottesfürchtigen, und sein Adressat sind auch nur die Gottesfürchtigen, nicht die, die nicht gottesfürchtig sind. Und meint "Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich" tatsächlich, daß nur die Dummen in den Himmel kommen? Oder kann man diesen Satz nicht vielleicht auch etwas intelligenter interpretieren? "Selig sind die einfachen Menschen, denn sie glauben an das Himmelreich", was einem intelligenteren Menschen vielleicht verwehrt ist. Aber natürlich darf man in einem religiösen Kontext eine solche Auslegung nicht machen.


    In diesem Sinne apelliere ich daran, religiöse Texte mit hellwachen Sinnen zu lesen, sich um Theologie nicht zu kümmern aber auch die Religionsfeinde nicht allzu ernst zu nehmen, sondern ganz selbständig sich mit Religion auseinanderzusetzen.


    Gruß Martin


  • Und meint "Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich" tatsächlich, daß nur die Dummen in den Himmel kommen?


    Hier merkt man, wie wichtig die gewählte Übersetzung ist (jeweils Mt 5,3)


    Luther-Bibel von 1984:


    Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.


    In der Einheitsübersetzung heißt es nur noch:


    Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.


    Die wortgenaue Elberfelder Übersetzung lautet:


    Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.


    Die Gute-Nachricht-Bibel macht daraus den folgenden Text:


    Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt.


    Die Basisbibel, ein Projekt der evang. Kirche, geht wieder näher an die Einheitsübersetzung ran:


    Glückselig sind die, die wissen, dass sie vor Gott arm sind. Denn ihnen gehört das Himmelreich.



    Das sind ja ganz schöne Unterschiede. Und das an einer so zentralen Stelle. Hätte ich nicht gedacht.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Ja, altgriechisch müßte man können, dann könnte man das genau überprüfen. Aber auch ohne dies zu können, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, daß hier kräftig gelogen wird von Seiten der Übersetzer. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.


    Mir ging es auch so mit einer anderen Stelle. "Darum umgürtet mit Nüchternheit die Lenden eures Gemüts", eine besonders kraftvolle Stelle im Petrusbrief bei Luther. Ich hatte dann mal "Die gute Nachricht" Bibel glaube ich in der Hand und da wurde "Darum umgürtet euch" daraus. Ich kann nun mal einfach kein Altgriechisch, aber mein Verdacht ist doch einfach der, daß in "Neuübersetzungen", dem modernen Deutsch "angepaßten" "Neufassungen" die Bibel auch gezielt entschäft wird, so daß da eigentlich nichts mehr übrigbleibt. Wiegesagt: Mein Verdacht.


    Und das ist eigentlich ein Skandal. Hier muß von gewissen Seiten sinnentstellend übersetzt werden. Um das Volk dumm zu halten? Ich vertraue da immer noch auf die Lutherbibel.


    Gruß Martin


  • Ja, altgriechisch müßte man können, dann könnte man das genau überprüfen. Aber auch ohne dies zu können, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, daß hier kräftig gelogen wird von Seiten der Übersetzer.


    Gelogen ist das falsche Wort. Es wird interpretiert. Aber das findest du auch auf den Seiten der Kirchen.


    Gruß, Thomas


  • Ich erwarte aber nicht von einem Übersetzer, daß er "interpetiert", ich erwarte, daß er möglichst genau übersetzt.


    Du schon, aber die Bibel ist nun mal nicht nur ein "normales" Buch. Es soll sich an die Gläubigen der Kirche richten und diesen verständlich eine Botschaft vermitteln. Und die anderen Texte stehen Dir auch zur Verfügung. Aber wir sollten die Diskussion hier beenden, das ist ein Literaturforum.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Ich erwarte aber nicht von einem Übersetzer, daß er "interpetiert", ich erwarte, daß er möglichst genau übersetzt.


    Traduttore - traditore ... das gilt für alle Bücher ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • ach was. Das Bibel muss man doch überhaupt nicht gläubig lesen.
    Die Bibel erzählt teilweise die schönsten Gleichnisse und Geschichten der abendländischen Kultur, die in unzähligerweise immer wieder von Künstlern aller genres aufgegriffen worden sind.


  • ach was. Das Bibel muss man doch überhaupt nicht gläubig lesen.


    Das hat auch niemand behauptet, oder?


    Gruß, Thomas

  • Na, da hab ich ja was angefangen.
    Also: ich würde empfehlen, das Alte Testament vor dem Neuen Testament zu lesen, wegen der Bezüge. Die Einheitsübersetzung erklärt schon viel, ansonsten hilft Google ;-)- ich stehe per PN auch gerne zur Verfügung...Die Konkordanzen wurden schon erwähnt.
    Ein Übersetzer interpretiert IMMER. geht gar nicht anders,s schon aufgrund von Idiomen. Und leider haben uns die meisten Apostel und Jesus nicht den Gefallen getan, selbst etwas zu schreiben.
    Das sind aber keine bewussten Lügen. Heute geht es wieder stark dahin, die Urtexte wörtlicher zu nehmen, auch tw. neu zu übersetzen.
    Ich habe die Einheitsübersetzung und die Elberfelder, aber da fehlen Bücher! Z.B. Jesus Sirach. Geht gar nicht. Meine Empfehlung wären Lutherbibel/Einheitsübersetzung.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.


  • Ich habe die Einheitsübersetzung und die Elberfelder, aber da fehlen Bücher! Z.B. Jesus Sirach. Geht gar nicht. Meine Empfehlung wären Lutherbibel/Einheitsübersetzung.


    In meiner Lutherbibel fehlt Jesus Sirach aber auch, was daran liegt, dass dieses Buch zu den Apokryphen gehört, die nicht in jeder Lutherbibel abgedruckt sind. Also achtet darauf, dass ihr eine Ausgabe sowohl mit Konkordanz als auch mit Apokryphen findet.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Gibt es eigentlich so etwas wie katholische und evangelische Apokryphen?


    Jesus Sirach ist doch in der katholischen Kirche anerkannt - oder?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Jesus Sirach ist doch in der katholischen Kirche anerkannt - oder?


    Ja, in der Einheitsübersetzung ist Jesus Sirach drin.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Gibt es eigentlich so etwas wie katholische und evangelische Apokryphen?


    Tatsächlich, sagt Wikipedia:


    :spinnen: Was es nicht alles gibt!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich füge unser bisher geschriebenes mal hier an und schreibe hier weiter. Vielleicht finden sich ja noch andere Bibelleser :smile:




    Das war auch mein Problem: Sobald man zurückhängt, ist es sehr schwer, wieder aufzuholen. Ich bin gerade sehr motiviert. Ich mag auch die gerade die Erzählweise (im Moment Psalm/Hiob/Matthäus). Beim letzten Mal bin ich auch bei irgendwelchen endlos langen Aufzählungen ausgestiegen...


    Toll finde ich, dass ich bisher nicht länger als 10-15 Minuten pro Tag gebraucht habe. Wenn es mehr wäre, würde es mir wahrscheinlich den Spaß nehmen, denn ich lasse mich normalerweise nur ungern zu einem Lesepensum "zwingen". Hier passt es gut.


    Ich lese mit dieser Ausgabe (ist derselbe Leseplan, wie hier


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.