Josef Winkler: Das Zöglingsheft des Jean Genet

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    Der österreichische Autor Josef Winkler hat 1994 ein herrliches Büchlein über den französischen Schriftsteller und Dieb Jean Genet geschrieben, über seine jungen Jahre als Zögling in französischen Besserungsanstalten, bis hin zu seinen Werken, die im Gefängnis entstanden sind, z.B. sein Gedicht „Der zum Tode Verurteilte“ (1942), ein Gedicht über Maurice Piloge, der wegen Mordes mit zwanzig Jahren hingerichtet wurde, und Notre Dame de Fleur (1943) ein autobiographischer Roman über den Transvestiten Divine. Jean Cocteau und Jean Paul Sarte waren Verfechter seiner Werke.


    Jean Cocteau:


    „Ich vertraue Ihnen Genet an,...der stielt, um sich Leib und Seele zu bewahren. Sie haben Rimbaud vor sich. Rimbaud kann man nicht verurteilen.“


    „Jean Genet, den man eines Tages wohl oder übel zu den Moralisten wird rechnen müssen, so sonderbar das auch erscheinen mag, da man den Moralisten für gewöhnlich mit dem Moralprediger verwechselt.“


    Genet, am 19. Dezember 1910 von der zweiundzwanzigjährigen Camille Gabielle Genet zur Welt gebracht, die den kleinen Jeannot sieben Monate und neun Tage später der öffentlichen Fürsorge überantwortete. Vater unbekannt. Die Mutter verstarb, als sie 30 Jahre alt war. Genet verbrachte seine Kinder- und Jugenjahre zuerst bei Pflegeeltern, dann in verschiedenen Besserungsanstalten für schwer erziehbare Jugendliche. Desöfteren riss er aus und würde verurteilt wegen Landstreicherei, Verstoß gegen das Eisenbahngesetz, später auch wegen Bücherklau.


    Josef Winkler lässt Genet gerne selber sprechen, erzählt sehr ausführlich über die Aufenthalte in den Anstalten, die Zustände dort z.T. skandalös und zitiert als Vergleich aus Dostojewskijs „Tagebuch eines Schriftstellers“. Darin erzählt der Russe über eine „Kolonie von minderjährigen Verbrechern.“ In der Kinderstrafanstalt von Mettray begegnet Genet Strichjungen, feiert dort eine heimlich inszenierte homoerotische Hochzeit.


    Genets Leben fasziniert, weil es sehr ausgefallen und abenteuerlich ist. Ein blinder Komponist wies ihn in die Verslehre ein, im Gefängnis, als er zu schreiben begann, hatte er eine Grammatik zur Hand. Nichtsdestotrotz, irgendwo in Winklers Buch fand ich den Hinweis, Genet könne besser schreiben als Marquis de Sade. Das macht sehr neugierig auf den Franzosen.


    Mein Blick fällt auch auf Josef Winkler, dessen Bücher sehr morbid sind. Immer sucht er das Morbide und Blutrünstige. Er schreibt einen kurzen Überblick zur Geschichte der Guillotine und verschont seinen Leser nicht mit den Greueltaten des pädophilen Kindermörders Gilles des Rais.


    Ein hochinteressantes Buch mit sehr lehrreichen Seitenblicken.


    5ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()