Richard Dübell - Der Tuchhändler

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.805 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Weratundrina.

  • (1. SLW-Buch 2008)
    Ich konnte es ja kaum glauben, es gibt tatsächlich noch keinen Thread zu diesem Buch, zumindest hat die Suchfunktion nichts zu Tage gebracht.


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    Im ausgehenden Jahr 1475 steht die einflussreiche Handelsstadt Landshut vor einem der wichtigsten Ergeignisse ihrer Geschichte. Der Vermählung von Herzog Georg und der polnischen Prinzessin Jadwiga. Doch durch einen Mord in der vorab eingetroffenen polnischen Gesandtschaft, gerät dieses politisch so wichtige Bündnis in Gefahr. Ausgerechnet die Gräfin Jagiello, die Nicht des Königs wird ermordet in einer Grube im noch unfertigen Martinsdom gefunden.
    Um die Sache möglichst diskret zu klären bittet man Peter Bernward um Hilfe, der früher in den Diensten des Bischofs gute Dienste im Aufklären von Verbrechen getan hatte, sich nach einem einschneidenden Erlebnis aber zurückzog und nun eigentlich ein erfolgreicher Tuchhändler ist. Nur widerwillig nimmt er sich des Falls an und stellt bald fest, dass er ihm über den Kopf zu wachsen droht.



    Diesen Roman habe ich vor einigen Jahren gekauft, weil ich selbst in Landshut geboren bin und es irgendwie interessant fand einen Roman zu lesen, der dort spielt. Zumal zur Zeit der Landshuter Hochzeit, die dort ja alle vier Jahre in einem Großen Spektakel nachgestellt wird.
    Inhaltlich ist das Buch ein ganz netter historischer Krimi mit einer schön konstruierten Auflösung. Man konnte den Täter zwar ab irgendeinem Punkt erahnen, aber das ist doch das schöne an einem Krimi: Dass man mitraten und sich freuen kann, wenn man richtig gelegen hat. Lediglich Peter Bernward den Held der Geschichte hätte ich am liebsten Schütteln mögen. Denn manchmal verhält er sich so ungeschickt und macht so dumme Fehler, dass man nicht glauben möchte, dass er tatsächlich zur Lösung des Falls empfohlen wurde.
    Was mir weit größere Probleme bereitet hat, ist, dass Dübell für mich nicht unbedingt ein begnadeter Erzähler ist (Allerdings ist das hier ein Debütroman, wenn ich mich nicht irre, es ist also gut möglich, dass spätere Romane besser sind).
    Schon zu Anfang fiel mir seine Vorliebe für Adjektive und ausschweifende bzw. übertrieben „poetische“ Beschreibungen auf. Zu viele Adjektive machen einen Text für mich oft unnötig sperrig und so manche Beschreibung war einfach so übertrieben, dass ich fast lachen musste. Ein Beispiel: „Wenn ich mich umgedreht hätte, bevor wir die Ländgasse verließen, wäre er noch immer vor der Tür seines Hauses gestanden, die Hände vor seinem Bauch gefaltet und die breiten Schultern vom Alter nach vorne gekrümmt, und seine hellen Augen hätten unter dem vorspringenden Felsmassiv seiner gefurchten Stirn hervor Blitze nach mir geschleudert.“
    Puh…das mag Geschmackssache sein, aber mir ist das deutlich zu dick aufgetragen.
    Sperrig und langsam machen den Text auch andere Dinge. Beispielsweise werden viele geschichtliche Fakten in die Dialoge der Personen eingebunden. Zum einen wirkt es ein wenig unnatürlich, wenn sich die Figuren historische Vorträge halten, vor allem wie in einigen Fällen passiert, beide über das Thema Bescheid wissen. Nicht alle der Informationen wären in dieser Breite im Text nötig gewesen. Ein ausführlicher Anhang und eventuell ein Glossar hätten dem neugierigen Leser auch weitergeholfen und der Lesefluss wäre nicht beeinträchtigt worden.
    Leider sind auch die übrigen Dialoge manchmal etwas sperrig und unnatürlich.
    Speziell in der ersten Hälfte des Buches werden sehr oft die Gassen und Straßen Landshuts genau beschrieben wenn der Held sie einschlägt. Am Anfang war ich davon noch recht entzückt, schließlich tragen die meisten Orte bis heute die gleichen Namen. Aber irgendwann begann es mich zu nerven und ich hatte ein wenig das Gefühl einen Stadtplan von Landshut zu lesen. Zum Glück gab sich das dann in der zweiten Hälfte.
    Wenn man sich nicht (wie ich) durch diverse Hänger in der Mitte beeinträchtigen lässt, denn dort hat das Buch eindeutig ca. 100-200 Seiten zu viel, dann kann man diesen historischen Krimi sehr schnell lesen. Ich habe mich auf jeden Fall einigermaßen gut unterhalten. Das historische Landshut konnte der Autor aber leider nicht vor meinem inneren Auge zum Leben erwecken.


    3ratten



    EDIT
    Hallo, ich habe den Betreff angepasst. LG Seychella

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Das liest sich ja gerade so, wie ich einen historischen Roman mag - mit gaaaaaaaanz vielen Erzählungen über Landschaft, Häuser, Gedanken und Zeit.


    Deine Rezension deckt sich ja ziemlich mit denen bei Amazon - besonders mit den negativen :zunge: - so dass ich denke, ich werde es mal damit versuchen.


    Das Thema ist auch interessant, es spielt in meiner "Lieblingszeit"... was will man mehr?


    Vielen Dank!

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Deine Rezension deckt sich ja ziemlich mit denen bei Amazon - besonders mit den negativen


    Das habe ich auch schon festgestellt. Scheint nicht nur mir so gegangen zu sein.


    Zitat

    was will man mehr?


    Einen gut geschrieben Roman? :zunge: Die ausschweifenden Beschreibungen wären noch nichtmal so schlimm gewesen, wenn das Buch stilistisch nicht so schwach gewesen wäre. Das hat dem Roman viel von der Lebendigkeit genommen, die er hätte haben können.


    Aber da sieht man mal, dass auch schlechte Besprechungen andere Leute zum Kauf ermuntern können. Ich hoffe dir gefällt es besser als mir. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Pandora ()

  • Bei Amazon waren ja auch einige positive Bewertungen, die genau diese Beschreibungen als gut empfinden. Na ja - schaun wir mal.
    Hab ich es jetzt eigentlich bestellt, oder nicht? :breitgrins: Muß ich mal auf meinem Amazon-Konto nachsehen.


    edit: mal nur so eine kleine neugierige Frage am Rande :redface: : Hast du Bücher von Iny Lorenz gelesen und fandest sie gut? Die find ich nämlich ober-grauenhaft. Meist gefallen die aber Leuten,die Bücher nicht mögen, die ich mag. Öhm, war das jetzt verständlich? :breitgrins:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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    Einmal editiert, zuletzt von Weratundrina ()

  • Ich habe mal das Hörbuch zur Wanderhure vom Verlag bekommen.
    Ich habe es nie zu Ende gehört. Ich fand es inhaltlich und sprachlich nicht besonders. Es war allerdings eine gekürzte Lesung und die Leserin war auch ziemlich "gewöhnungsbedürftig" (um es nett auszudrücken). Also kann ich mir kein eindeutiges Urteil erlauben, aber ich habe trotzdem nie mehr zu einem Buch der beiden gegriffen.


    *lach* Erinnert mich an eine Kollegin, die einer Dame einige Bücher empfohlen hat, die so gar nicht nach dem Geschmack der Kundin waren. Irgendwann hat die Kundin sie entnervt angeraunzt, sie soll ihr doch was empfehlen was ihr NICHT gefallen hätte, das würde sie dann nehmen. :ohnmacht:



    Aber ja, ich verstehe was du meinst. :breitgrins:


  • *lach* Erinnert mich an eine Kollegin, die einer Dame einige Bücher empfohlen hat, die so gar nicht nach dem Geschmack der Kundin waren. Irgendwann hat die Kundin sie entnervt angeraunzt, sie soll ihr doch was empfehlen was ihr NICHT gefallen hätte, das würde sie dann nehmen. :ohnmacht:



    Aber ja, ich verstehe was du meinst. :breitgrins:


    :breitgrins: Dann ist ja gut.
    Die Wanderhure ist in meinem Fall bei Buchticket ganz schnell weiter gewandert. :zunge:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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