Jørn Riel – Das Haus meiner Väter

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Zum Autor:
    Jørn Riel, 1931 geboren, kam im Alter von achtzehn Jahren als Mitglied einer Expedition in den Osten Grönlands und blieb dort. Von 1962 bis 1965 unternahm er Reisen nach Westindien, Nordafrika und Südostasien. Zu Fuß durchquerte er Sumatra in elf Monaten. Später arbeitete er im Dienst der UNO im Vorderen Orient, in Syrien und Jordanien. Heute pendelt er zwischen +40 Grad Malaysien und -40 Grad Skandinavien. 1995 wurde ihm vom Dänischen Buchhändlerverband als Autor des Jahres der „Goldene Lorbeer“ verliehen.


    Klapptentext:
    Ich habe zwei Väter. In Wahrheit hätte ich fünf haben müssen, doch die Kameraden kamen überein, Pete und Jeobald als meine Väter anzuerkennen. Meine Mutter wurde in Petes Haus nie erwähnt, und ich, der keine Ahnung von der Notwendigkeit eines solchen Geschöpfes hatte, vermißte sie deshalb auch nicht. Mir genügte meine Pflegemutter Aviaja vollauf, eine freundliche alte Eskimofrau.


    Mein Eindruck:
    Ich habe mir dieses Buch ca. 1999 während meines Studiums gekauft, weil eine Laune von mir nach skandinavischen Autoren verlangte. Seit dieser Zeit lag dieses Buch nun ungelesen und originalverpackt auf meinem SUB – ich rechnete mit einer ernsten kritischen und zugleich traurigen Lebensgeschichte. Doch dieser erste Eindruck täuschte.


    Jørn Riel schildert die Geschichte des Inuit-Jungen Agorajaq, der merkwürdigerweise gleich fünf Väter hat. Diese teilen sich zusammen mit einer alten Eskimofrau die Erziehung des Jungen. Bis zu seinem 14. Lebensjahr erlebt Agorajaq das Leben in den arktischen Breiten und wird dann zur Schule nach Europa geschickt. Dort bleibt er jedoch nur ein Jahr und kehrt wieder in seine Heimat - das Haus seiner Väter - zurück.
    Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine autobiographische Erzählung. Vielmehr erhält man den Eindruck vieler kleiner skuriler Geschichten über das Land und die Leute und wie diese in ihrer Einfachheit ihr Leben meistern. Dabei offenbaren sie mehr Toleranz und Menschlichkeit als wir in unserer zivilisierten Welt finden. Ungewöhnlich ist jedoch, dass genau diese Werte, derer sich die zivilisierte Gesellschaft rühmt hier nicht in heldenhafter Weise durch grosse Taten offenbart werden, sondern vielmehr von Menschen ausgehen, die wir mit unserem moralsichen Verständnis eher ablehnen würden. Es sind die Aussenseiter - Träumer, Verrückte, Säufer, Raufbrüder, die hier auf urkomische Weise Sympathie erzeugen.


    Mit heiterm Erzählton, in den auch dir Ureigenheiten der Sprache der Inuit einfliessen, nähert sich Riel in diesem Buch doch auch den negativen Seiten, denen die Unberührtheit der arktischen Breiten und deren indigener Völker ausgesetzt sind. Er tut dies aber nicht spürbar mit dem erhobenem Zeigefinger.

    So taucht eines Tages während Agorajaqs Abwesenheit ein fetter Missionar mit einem aufblasbaren Tempel auf und möchte für Fuchsfälle die Eingeborenen, die er allesamt als Nigger bezeichnet, bekehren. Eine Spur Rasissmus gepaart mit dem Versuch, den Einheimischen die Normen und Werte der westlichen Welt überzustülpen. Während des Lesens fragt man sich selbst warum wir diesen ursprünglichen Völkern unsere Wertvorstellungen aufdrängen wollen – wahrscheinlich sind wir zu zivilisiert, um uns auf ureigene Instinke zu berufen und wahrscheinlich weil wir nicht verstehen, so wie sie uns nicht verstehen. Dabei sind die Inuit uns jedoch weit voraus – sie können tolerieren....
    Desweitern werden Entdeckungen gemacht, die das Leben verändern können – ein Bodenschatz wird gefunden und ein Sängertalent entdeckt – doch wie alles ausgeht, dass müsstet Ihr schon selber lesen.


    Fazit.
    Eine packende Geschichte über Leben, Liebe, Tod – witzig, spannend, urkomisch traurig und doch lehrreich und nachdenklich.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: