Mark Haddon - Der wunde Punkt

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    Mark Haddon beschreibt in seinem Buch „A spot of bother“ eine typische Familie. Auf den ersten Blick. Beim zweiten Hinsehen tun sich die diversen Abgründe der einzelnen Familienmitglieder auf.


    Vater George glaubt, dass er Hautkrebs hat und bald sterben wird. Der Doktor sagt, es wäre ein Ekzem, aber er traut ihm nicht und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Seine Frau Jean hat eine Affaire mit seinem ehemaligen Arbeitskollegen David, der ihren Zufluchtsort darstellt, wenn es zuhause mal wieder nicht nach Plan läuft. Jamie, der schwule Sohn, hat Probleme sich seine Beziehung mit Tony einzugestehen. Und schließlich ist da noch Tochter Katie, die verkündet, dass sie Ray heiraten wird. Jedoch weiß sie nicht, ob sie ihn wirklich liebt oder ist er nur ein guter Vaterersatz für Jacob?


    Jeder kämpft mit seinen eigenen Problemen und nach und nach scheint alles zu zerbrechen, es geht schief was nur schief gehen kann....


    Persönliche Meinung:


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Jedes Familienmitglied wird eingehend charakterisiert. Manchmal denkt man sich, wie kann man auf so eine absurde Idee kommen? (George) Eine im Grunde ernste Situation wird auf einmal lustig aber auf eine traurige Weise. Wer Familienromane mag, ist hier gut aufgehoben.


    Eine moderne Familie Buddenbrook mit Happy End.


    4ratten

  • Hallo nostalgia,


    kürzlich habe ich dieses Buch auch gelesen und ich kann mich Deiner guten Rezension und vor allem Deiner Rattenvergabe nur anschließen.
    Leider habe ich den "Vorgänger" von Mark Haddon nicht gelesen, obwohl er mir mehrfach ans Herz gelegt wurde - also habe ich es mit dem neuen Buch Der wunde Punkt versucht. Und wurde natürlich nicht enttäuscht!
    Die Charaktere sind herrlich skurril gezeichnet, auch wenn viele Dinge, die sie tun oder denken, nicht gerade lustig sind... Beispielsweise die Verbissenheit mit der George, der Vater, an eine tödliche Erkrankung denkt und dabei manch andere Entwicklung innerhalb seiner (Durchschnitts-)Familie völlig verdrängt.
    Im wahrsten Sinne eine Tragikomödie, die dem Autoren auf´s beste geglückt ist: modern, realistisch, böse und doch liebevoll, öfter sogar sehr witzig.
    Und so werden knappe 450 Seiten zu einer wirklich guten Unterhaltung. :klatschen:


    Von mir bekommt der Roman also auch 4ratten und ist somit eine sehr gute Empfehlung für LeserInnen, die gerne charmante und komische Geschichten mögen, die durchaus einen wahren Kern haben.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo dubh,


    freut mich, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat. :winken: Und den Vorgänger solltest du unbedingt auch noch lesen. :zwinker:

  • Ich habe Haddons Erstling sehr gerne gelesen und mochte schon da seinen Sinn für hintergründigen Humor und die Fähigkeit, ernste Dinge mit Witz darzustellen. Aus diesem Grund traue ich ihm auch eine Familiengeschichte sehr gut zu.
    Vielen Dank für die beiden Rezis! Das Buch landet somit endgültig auf meiner Wunschliste :breitgrins:
    :winken:

  • Die Halls sind eine ganz durchschnittliche Vorstadtfamilie aus England - Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Denkt man zumindest.


    Schaut man genauer hin, hat jeder der vier so seine Macken und Probleme. Allen voran Vater George. Beim Anzugkauf für eine Beerdigung (ausgerechnet ...) entdeckt er an der Hüfte einen merkwürdigen verfärbten Fleck und ist sich sicher, dass das Hautkrebs ist. Von da an geht es bergab mit ihm, Panikattacken und Angstzustände häufen sich.


    Mutter Jean unterhält, unbemerkt vom Rest der Familie, seit Jahren ein Verhältnis mit dem weltmännischen David, einem ehemaligen Kollegen von George, der all das ist, was ihrem biederen Ehemann fehlt.


    Jamie, der Sohn, der es so gerne immer allen rechtmachen möchte, ist homosexuell, was seine konservativen Eltern gerne unter den Teppich kehren, und durchlebt gerade eine Beziehungskrise mit seinem Freund.


    Und Tochter Katie, die einen unseligen Hang zu Wutausbrüchen hat, steht kurz vor ihrer zweiten Hochzeit. Der Vater ihres Sohnes war zwar hübsch, aber ansonsten eine Niete, und nun schickt sie sich an, den zupackenden, wortkargen Ray zu heiraten, was bei ihren Eltern auf wenig Gegenliebe stößt.


    Diese vier Gestalten erzählen abwechselnd aus ihrem Blickwinkel, meist recht kurze Kapitel treiben die Handlung rasch voran. Auf dem Weg zu Katies Hochzeit (oder doch nicht?) begleiten wir sie durch diverse Krisen, Zweifel und Missgeschicke. Im Gegensatz zu vielen klamaukigen Chick-Lit-Büchern über chaotische Familien wirken die großen und kleinen Katastrophen hier zwar oft skurril, aber nie in unglaubwürdiger Weise überzeichnet, und die Protagonisten werden sehr lebensnah dargestellt. Man sieht sie förmlich vor sich - und wer kennt nicht einen schweigsamen Heimwerker wie George, der seine Sorgen mit sich selbst ausmachen will, oder eine stets besorgte und auf Anstand bedachte Mutter wie Jean?


    Die Situationskomik hat mich mehrfach wirklich zum Lachen gebracht, und der lockere Erzählton bedeutet keineswegs einen Mangel an Tiefgang.


    Ein witziges, aber nie plattes Buch für alle, die ab und an von ihrer Familie so richtig genervt sind und sie trotzdem nicht missen möchten ;)


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hier meine Rezension:


    Eigentlich ist die Familie Hall ja eine Familie wie jede andere. Sie besteht aus dem gerade erst pensionierten George Hall, seiner Frau Jean, seinem Sohn Jamie und seiner Tochter Katie. Natürlich gibt es wie in jeder Familie ein paar Kleinigkeiten, die nicht unbedingt optimal sind. Die beiden Kinder sind längst erwachsen und außer Haus, da langweilt sich so eine brave Ehefrau wie Jean natürlich. Und was tut man in so einer Situation? Richtig, sie beginnt ein Verhältnis mit dem ehemaligen Arbeitskollegen ihres Mannes. Und ihr Mann? Der ahnt davon nichts, genauso wie seine Frau nicht weiß, dass er vor kurzem an seiner Hüfte einen besorgniserregenden wunden Punkt entdeckt hat, den er für Krebs hält und deshalb selbst mit der Küchenschere entfernen will.


    Und die Kinder? Katie hat den Vater ihres vierjährigen Sohnes verlassen und lebt nun mit ihrem Sohn bei Ray, der sie liebt und heiraten möchte. Blöd nur, dass Katie sich ganz und gar nicht sicher ist, ob sie ihn auch liebt – oder ist es nur sein Haus und die Art, wie sich Ray mit ihrem Sohn versteht? Dann ist da noch Jeans und Georges Sohn Jamie. Ein ganz netter Kerl, der als Immobilienmakler sein Geld verdient und gerade ärgste Schwierigkeiten mit seinem Freund Tony hat.


    Mark Haddon hat eine dramatische Familiengeschichte geschrieben, die einem zu Herzen geht. Natürlich wird man in seiner eigenen Familie nicht dieselben „Probleme“ so geballt haben, wie die Halls, aber keine Familie ist perfekt. Man findet sehr schnell in die Geschichte, die Charaktere sind sympathisch und es entwickelt sich sogar soetwas wie Spannung. Zwar empfand ich persönlich „Supergute Tage“ als noch besseres Werk, aber auch gegen „Der Wunde Punkt“ spricht nichts – fantastische Unterhaltung mit einem gewaltigen Schuss schwarzem, britischem Humor und tragischer Komik.
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    Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
    Verlag: Blessing (Februar 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3896672924


    4ratten

  • Wie schön dass ich dieses Buch geschenkt bekommen habe, denn selbst hätte ich es mir sicherlich nicht gekauft, ich hätte es in der Buchhandlung noch nicht einmal bemerkt und mir wäre ein großartiges Lesevergnügen entgangen.


    Mark Haddon skizziert hier auf liebevolle und humorvolle Art und Weise die Familie Hall, geht intensiv auf ihre mehr oder weniger großen Unzulänglichkeiten ein, beschönigt nichts und trotzdem bleibt jedes Familienmitglied sympathisch. Richtige Antipathien entstehen nicht.


    Ein wirklich toller moderner Familienroman mit einem ganz besonderen Humor, der hoffentlich auch in vielen Jahren noch gelesen wird.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Die Familie Hall mit all ihren Macken und Besonderheiten steht im Mittelpunkt von Mark Haddons Roman "Der wunde Punkt". Abwechselnd wird von jedem Familienmitglied erzählt: Vater George, der glaubt, an Krebs erkrankt zu sein, daher bald sterben zu müssen, was ihn verrückt macht. Mutter Jean, die ein Verhältnis mit Georges ehemaligem Arbeitskollegen hat und nicht weiß, wie es weitergehen soll. Sohn Jamie, der Probleme mit seinem Freund Tony hat. Und Tochter Katie, die vor ihrer zweiten Hochzeit steht und mehrfach überlegt, diese abzusagen.
    Es geht zwar recht wild zu bei Familie Hall und dies ist sehr lustig zu lesen. Dennoch: Es ist nicht unbedingt nur ein komisches Buch, sondern gleichzeitig schon auch ein wenig tragisch, die Charaktere können einem schon mal leid tun, manchmal möchte man sie schütteln und dann wieder gibt es Momente, in denen man sie so gut verstehen kann.


    Das Buch lässt sich sehr gut lesen und durch die kurzen Kapitel hatte ich den Eindruck, dass die Seiten nur so dahinflogen. Daher war ich auch recht schnell mit den ~450 Seiten fertig. Und natürlich auch, weil es mir so gut gefiel, weil ich unbedingt wissen wollte, was den vier Familienmitgliedern noch passieren wird, ob es zur Hochzeit kommt und wenn ja, wie diese sein wird.


    Fazit: Nach "The Red House" das zweite Buch von Mark Haddon, das ich gelesen habe, und es hat mir noch besser gefallen. Ich mag den Stil und die Erzählweise des Autors und werde bestimmt wieder etwas von ihm lesen!