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Der Autor
Irvine Welsh wurde am 27. September 1961 in Leith, einem Vorort von Edinburgh und einer der Schauplätze von "Trainspotting", geboren. Er schrieb mehrere Romane und Theaterstücke, die meisten von ihnen mit dem Schwerpunkt "soziale Missstände" und alles, was damit zusammenhängen kann. "Trainspotting" und dessen Verfilmung von Danny Boyle machten ihn berühmt. 2002 erschien "Porno", das den Figuren aus "Trainspotting" nach 10 Jahren einen weiteren Besuch abstattet. Sein jüngster Roman, "The Bedroom Secrets of The Master Chiefs", erschien 2006.
Das Buch
Der Roman beleuchtet streiflichtartig eine Episode im Leben einiger junger Männer und Frauen aus Leith, Edinburgh. Nicht alle nehmen Drogen, aber jeder ist auf seine eigene Art kaputt, "verkommen", Normalität (wie ich sie mir vorstelle) blitzt allenfalls am Rande kurz auf. Wer nicht dauerhaft oder, wie die Hauptfigur Renton, zumindest episodenweise an der Nadel hängt, hat ein Alkoholproblem, ist depressiv und/oder Gewalttäter oder dessen Verhalten wirft zumindest Fragen auf, wie das der männermordenden Lauranne oder der sexuell rundum erfahrenen, 14jährigen Diane (was 1993 auch noch einen anderen Stellenwert gehabt haben muss als 2008). Wenngleich die Gruppe um Renton im Zentrum des Romans steht, kommen immer wieder auch andere Personen aus dessen näherem oder weiterem Umfeld für einige Seiten "zu Wort" und der Leser erhält einen Einblick in deren Welten.
Nach einigen Seiten schien die völlige Abstumpfung der Figuren auch auf mich überzugreifen, sie erschafft einen überzeugenden Eindruck von einer Normalität, in der der Tod eines Kindes oder die HIV-Infektion eines Freundes, der dank einem selbst an der Nadel hängt, "schade" ist und nicht mehr, denn was wirklich zählt, ist anderswo.
So plätschert die Erzählung dahin, nur kurz durchbrochen von Schock- und/oder Ekelszenen wie der verlorenen Opiumzäpfchen, des toten Babys in der Wiege oder des HIV-Infizierten, der sich noch grausam an dem Mann rächt, der ihn angesteckt hat, als dieser bereits im Sterben liegt.
Trotz des optimistisch anklingenden Endes bleibt ein verstörender Gesamteindruck mit nicht zuletzt vielen Zweifeln in bezug auf die Zukunft des "Helden".
Die Sprache des Buches soll die Sprache der Figuren sein, sprich wenig abwechslungsreich, sprachlich "schlampig" ("nich", "is" usw.) und von "Fäkalsprache" durchsetzt und wirkt als solche auch glaubwürdig und überzeugend.
Meine Meinung
Ich denke, was ich über den Inhalt schrieb, sagt schon einiges über meine Eindrücke aus.
Ich habe den Film zuerst gesehen (ist allerdings schon ein Weilchen her) und muss feststellen, dass mir der Film besser gefiel als das Buch, wenngleich er natürlich nicht alle Facetten des Buches darstellen kann. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass der Film für eine streiflichtartige Außenansicht von Personen das geeignetere Medium ist, wohingegen die Stärken des geschriebenen Wortes eher bei Innenansichten liegen.
Die Figuren in "Trainspotting" scheinen jedoch kaum ein "innen" zu haben, sie funktionieren lediglich - oder auch nicht. Sie stellen sich durch ihre Handlungen und Aussagen dar, was sie fühlen oder ob sie innerlich schon längst tot sind, kommt auch im Buch nicht zur Sprache.
In beiden Medien ist der Stoff aufrüttelnd, berührend und verstörend, nicht zuletzt durch die Szenen, die (wie mir die Forumssuche hier verriet) viele vom Lesen abgehalten haben.
Die Sprache, ebenfalls für viele ein Argument gegen das Buch, hat mich nicht gestört, obwohl ich derartige "Kunstgriffe" auch nicht leiden kann, wenn sie gekünstelt oder aufgesetzt wirken. Die Sprache in "Trainspotting" wirkte auf mich allerdings echt und glaubwürdig.
Es gibt sicherlich größere Meisterwerke auf der Welt. Dennoch ist "Trainspotting" eine unbedingte Empfehlung!
Viel "Spaß" beim Lesen,
Holunderbeere