Wolfgang Hohlbein - Dunkel

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  • Dunkel
    Wolfgang Hohlbein


    Auflage: Taschenbuchausgabe 2001
    Erscheinungsjahr: 1999
    ISBN: 3-404-14478-3
    Verlag: Bastei Lübbe
    Genre: Horror


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    Wolfgang Hohlbein ist ein geradezu schreibbesessener Geschichtenerzähler – zu einem wirklichen Literaten und Künstler des geschriebenen Wortes hat es nie gereicht, aber wenn man sich darauf einstellt und den Geschichten selbst hingibt, nimmt man ihm dieses Manko auch nicht übel. Immerhin hat er es mit den Jahren geschafft, die beständige Nutzung abgeschliffener Phrasen und dramaturgischer Wortplattitüden einzudämmen. Dass bei der enormen Masse an Veröffentlichungen nicht viel Muße für literarische Feinheiten bleibt, ist nachvollziehbar – weit über 200 Bücher in 20 Jahren Schreibtätigkeit zeugen von einem beeindruckenden Schaffensdrang. Hohlbein geht es nicht um eloquente Satzkonstruktionen oder ausgefeilte Wortgebilde, sondern um die Geschichten; und dass er diese ansprechend zu präsentieren weiß, zeigt sein für deutsche Autoren erstaunlicher Erfolg. Natürlich ist es schon etwas verwunderlich, wie es zu dieser allgemeinen Beachtung kommen konnte, da auch seine Geschichten unter dramaturgischen Schwächen leiden, sich die Ideen gern wiederholen und so manches Werk rein kommerziell motiviert ist, aber nehmen wir Hohlbein einfach hin wie er nun einmal als Autor ist, gönnen ihm den Erfolg seines Schaffens und gestehen ihm die herausragende Stellung in der Autorengemeinde zu – und gerade durch seinen schlichten Stil gelingt es ihm in besonderem Maße, Kinder und Jugendliche für die phantastische Literatur zu interessieren, was ich ihm sehr zugute halten möchte.


    Den Vampirroman "Dunkel" zähle ich zu Hohlbeins gelungeneren Werken, was sich wie zumeist bei Hohlbein nicht richtig objektiv begründen lässt, sondern in meinem Falle dadurch motiviert ist, dass ich das Buch gebannt in einem Zug aufgesogen habe – das sollte man als gutes Zeichen werten. Hohlbein hat es geschafft, mich als Leser intensiv genug in die Geschichte zu ziehen, um emotional beteiligt zu reagieren und mich im Geiste auf die Seite des eher gebeutelten als heldenhaften Protagonisten zu schlagen.


    Der freischaffende Photograph Jan wird in einem Kinokomplex Zeuge eines mysteriösen Todesfalles und darf sofort am eigenen Leibe einen Angriff aus der Schattenwelt erfahren, den er allerdings überlebt. Wie sich herausstellt, gibt es eine ganze 'Mordserie' dieser Art und er ist der bislang einzige Überlebende, was das Interesse der in ihren Motiven schwer durchschaubaren Vera auf sich zieht sowie das der Kripo. Fortan wird sein Leben gänzlich umgekrempelt und die folgenden Tage werden zu einer gnadenlosen Jagd und einem Kampf um die Existenz.


    Dass es sich bei dem Angreifer um einen Vampir handelt, wird eigentlich erst sehr spät deutlich; abseits der üblichen Klischees und mit gelungener Spannungsdichte wird das Wirken dieser Wesen in einer Art Realität hinter der Realität offen gelegt und Leser wie Hauptheld geraten in einen Strudel unwirklicher Bedrohungen und Konflikte mit der Alltagswelt. Hohlbeins Vampire sind keine Blut saugenden Fledermäuse, sondern eher Energiefresser mit illusionistischen und Willen beherrschenden Fähigkeiten; manipulativ, gefühlskalt, gefährliche Spieler mit dem Schicksal der Menschen. Die Bedrohung schleicht sich in die Handlung und kommt erst zum Ende zu einem offenen und aktionsgeladenen Ausbruch, so dass diese Komponente durchaus mit Feingefühl verwirklicht wurde. Die Charakterdarstellung der Hauptakteure ist gelungen und wirkt lebensecht; die Einbindung in eine reale Handlungswelt dagegen hätte noch mehr Tiefe vertragen. Hohlbein ist mit Opfern auf dem Weg zum Finale nicht gerade zimperlich, und dass die Geschichte nicht auf ein Happy End hinaus läuft und dieses halb offene Ende sich durchaus unerwartet gestaltet, ist als deutlicher Pluspunkt zu verzeichnen. Die für Vampirgeschichten prägende animalisch-erotische Komponente von "Dunkel" ist übrigens auch nicht zu verachten. Einige Punkte werfen allerdings Fragen auf, was zum Beispiel die insektoiden Andeutungen in Bezug auf die Vampire angeht oder die Tatsache, dass ein ganzes Volk, darunter zwei der wohl mächtigsten seiner Geschöpfe, es sich ausgerechnet in der Schattenwelt von Neuss bequem gemacht haben. Aber Hohlbein-Bücher darf man eben nicht allzu kritisch beäugen, sondern sollte sie wie einen guten Film ohne hohe Anspruchserwartungen allein der Geschichte, Spannung und Action wegen mit lockerer Lesehaltung genießen. Das Material würde sich übrigens in der Tat sehr gut für einen ordentlichen Suspense-Horror-Film eignen.
    "Dunkel" zählt somit zu den Hohlbein-Veröffentlichungen, die ich guten Gewissens zur kurzweiligen Lektüre empfehlen kann.


    Homepage des Autors: http://www.hohlbein.de


    Meine Originalrezension unter http://www.powermetal.de/book/anzeigen.php?id_book=69 ©2003ff

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Endlich sagt's mal jemand: Hohlbein kann sich zwar tolle Geschichten ausdenken, aber mit dem Schreiben an sich ist's bei ihm nicht sooo weit her!


    Ich hab mich mal zu der Bemerkung hinreißen lassen, das beste an den Hohlbein-Büchern seien die attraktiven Männer auf dem Cover. :zwinker: Bei W*ltb*ld hat's da meist totschicke Vampire vorne drauf. Ganz so wild ist es dann doch nicht. Aber wann immer ich ein Buch von ihm in den Fingern hatte, haben mich die Mängel in Sprache und Personenzeichnung und manchmal auch an Logik so gestört, dass ich mich auf die phantasievolle Geschichte nicht richtig einlassen konnte.


    LG
    Vandam

  • Zitat von "Vandam"

    Endlich sagt's mal jemand: Hohlbein kann sich zwar tolle Geschichten ausdenken, aber mit dem Schreiben an sich ist's bei ihm nicht sooo weit her!


    Finde ich lustig, dass du das so siehst. Ich hab ja auch eine gespaltene Meinung über Hohlbein, aber ich finde, dass er sehr gut schreibt. Gerade das ist der Grund, warum ich so viele seiner Bücher gelesen habe, obwohl sie alle irgendwie gleich sind!


    Dass die Personen extrem ungenau beschrieben bzw. schwer greifbar sind, finde ich allerdings auch und ich glaube persönlich, dass das sein größtes Manko ist!!!


    Und zu den attraktiven Männern auf den Covern - da hast du absolut Recht *sabber* :breitgrins:

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  • Da das Buch auf meiner Liste zum SUB-Wettbewerb, hab ich es jetzt endlich mal gelesen und da hier ja schon eine Beschreibung steht, poste ich hier einfach nur noch den Teil, den ich bei meiner gestern Abend geschriebenen Rezi als "Meinung" verbucht habe. Vielleicht ist sie ein bisschen radikal ausgefallen, aber ich hab das Buch auch erst gestern Abend ausgelesen und die Eindrücke waren noch frisch. Ich will davor aber noch dazu sagen, dass ich Hohlbein eigentlich wirklich immer gern gelesen habe und lese, aber dieses Buch... naja, seht selbst, was dabei herausgekommen ist:


    Meinung
    Nee, das geht einfach nicht. Gar nicht.
    Also erstmal stimmt die Zusammenfassung auf der Buchrückseite nicht, denn Jan, der Protagonist, beugt sich nicht über den Mann auf dem Boden, er fällt viel eher über ihn drüber. Das ist schonmal der erste Fehler.
    Der gröbste Fehler war allerdings, diese Story zu lesen, vielleicht auch der, dass sie überhaupt geschrieben wurde.
    Der Anfang ist noch ganz in Ordnung, es kommt auch Spannung auf, mysteriöse Herzanfälle, unheimliche Schatten... es liest sich auch ziemlich flüssig, das muss man zugeben.
    Die Rückseite des Buches verspricht Vampire. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese wegzulassen. Denn die Erkenntnis, dass Vampire mit im Spiel sind, kommt einfach nur dumm und plump daher. Man fühlt sich wie in einem (sehr) schlechten mindestens drittklassigen amerikanischen Horrorfilm, eher wie in einer Horrorkomödie, denn zum echten Horror reicht dieses Buch definitiv nicht aus. Jan wird dauernd gegen irgendwelche Wände geschleudert und man fragt sich, warum er (zumindest zu Anfang) keinen Schaden nimmt, hat er doch angeblich zwei gebrochene Rippen?! Aber das sind genau diese Sachen, die ich mit schlechtem Film meinte.
    Das Ende ist nicht einmal mehr einer Rede wert, weil es einfach nur ein billiger Abklatsch von den billigsten aller „Vampir-Filme“ ist.
    Ich kann nun Menschen verstehen, die Hohlbein nicht mögen, wenn DAS ihr erstes Buch von ihm war, was ziemlich schade ist, da ich Hohlbein immer ganz anders empfand und auch noch empfinde, aber dieses Buch zu lesen war mMn ein Griff ins Klo.

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

  • Es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber trotzdem. Hier ist meine Meinung dazu.


    Dunkel ist ein guter Roman voller Drehungen und Wendungen die Jan, der Hauptprotagonist über sich ergehen lassen muss. So wie sich die Punkerin Vera in sein Leben schleicht und es mächtig umkrempelt. Diese Buch ist witzig und mit den untrüglichen Zeichen des Wolfgang Hohlbein geschrieben. Hohlbein ist für mich einer der besten deutschen Fantasy Autoren.

  • also ich versteh die kritik an hohlbein eher nicht, der mann schreibt super romane und gerade sein schreibstil gefaellt mir.
    ich find den eigentlich einer der besten fantasyromanautoren ueberhaupt, jedenfalls hab ich jede menge buecher von ihm gelesen und war immer begeistert.

    Ich habe Ruhe gesucht, überall und habe sie am Ende gefunden in einem engen Winkel bei einem kleinen Buche.