Historische Genauigkeit - ein Muss im historischen Roman?

Es gibt 289 Antworten in diesem Thema, welches 70.461 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Teres.

  • Hallo,


    ein Thema, das wir hier bisher meiner Meinung nach total vernachlässigt haben. Was denkt ihr über die historische Genauigkeit in historischen Romanen?


    Ich gehe da immer mit gemischten Gefühlen heran, weil ich mich ja eigentlich in der Geschichte selbst nicht auskenne. Ich weiß nicht, wann dieses oder jenes erfunden / entdeckt wurde und lese auch meistens über solche Dinge hinweg (die ja sowieso meistens nur in Nebensätzen erwähnt werden).


    Die Handlung und der Stil eines Buches sind mir also eigentlich wichtiger als das fachliche Wissen, das ein Autor über Jahre hinweg angesammelt hat.


    Allerdings: Viele Sachen bleiben halt auch hängen und vielleicht ist man so in Gefahr, dass man denkt, etwas ist so wirklich geschehen und man gibt dieses als Tatsache im Gespräch weiter. Kann schon mal vorkommen :breitgrins:


    Letzten Endes unterscheide ich aber zwischen Roman und Fachbuch - perfekt ist es aber natürlich, wenn beides angenehm vereint wird.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Mehr oder weniger historisch korrekt sollte ein Roman schon sein, wenn er ein "realistisches" Setting haben soll. Bei einem SF-Roman wie "Ilium" ist das natürlich was ganz anderes. Bei einem historischen Roman erwarte ich aber schon, daß geschichtliche Ereignisse nicht völlig verfälscht dargestellt werden.


    Natürlich muß ein bißchen "dichterische Freiheit" bleiben, sonst könnte man ja gleich ein Sachbuch lesen. Wenn der große geschichtliche Rahmen stimmt, kann die Story, die darum herum gestrickt wird, ruhig auch etwas abweichen.

  • Stimme da Kringel zu: wenn das schon ein historischer Roman sein soll, dann muss meiner Ansicht nach der historische Rahmen stimmen - sonst ist's einfach schlecht.


    Bei den meisten Romanen und ich sag jetzt extra nicht biographischen Romanen, kann mehr aber auch nicht stimmen, denn die Personen, die dort auftauchen haben nun mal nicht gelebt und konnten daher auch keinen Einfluß auf die reale Geschichte nehmen.


    Beispiel von mir: Hornblower stimmt historisch, die Person gab's aber nicht und netterweise wird daher auf große Ereignisse, wo's mit ihm einfach falsch wäre, oder falsch gelaufen wäre, verzichtet.


    Bei irgendsoeinem Bastei-Lübbe (sorry aber irgendwie fällt mir da jetzt dieser Verlag ein) Verschnitt mit Kleopatra oder wem auch immer bin ich mir da nicht sicher und nehm das auch nicht als verbürgt hin - d.h. mit meinem so erworbenen Wissen laufe ich nicht als "Geschichtsprofessor" durch die Gegend, auch wenn das dem Roman selbst vielleicht keinen Abbruch tut, mir gefällts halt nicht.


    Olo

  • Hallo, ihr Lieben!


    Damit habt ihr ein ziemlich heißes Thema angesprochen ...


    Ich möchte jetzt mal die "historicals" ohne jegliche Wertung außen vorlassen, denn es wäre ziemlich unfair, das alles über einen Kamm zu scheren.
    Wenn allerdings mit der historischen Atmosphäre etc. eines Romans geworben wird, dann schaue ich auch genauer hin, ob mir das realistisch bzw. glaubwürdig erscheint, was dem Leser da verkauft wird. Immerhin gehen die Leute hin und legen ihr gutes Geld dafür auf den Tisch.


    Ich erwarte von jedem Autor eines historischen Romans, daß er mehr als nur ein paar Sachbücher und Mayers Konversationslexikon durchgeht, d.h., daß ihm die neueste Forschung nicht völlig unbekannt ist. Sachbücher hingegen sind leider viel zu oft ein Fundus an völlig veralteten Ansichten, die von Autorengeneration zu Autorengeneration ohne jegliche Überprüfung weitergeschleppt werden. Doch das Bedienen längst überholter Vorurteile (Hexenwahn im Mittelalter, Hygiene, Ernährung, Krankheiten, Kampftechnik, Handwerk etc.) gehört für mich zu den Grundübeln sogenannter historischer Literatur.


    Außerdem erwarte ich, daß ein Autor, wenn ihm die historische Realität einen Strich durch die Rechnung macht, niemals diese Realität an seinen Plot anpaßt und damit verfälscht. Wer im Mittelalter Hexen jagen läßt, römische Legionäre mit den Schwertern auf ihre Gegner einhauen läßt, griechischen Reitern Steigbügel verpaßt oder im Mittelalter eisige Winter schildert, beweist damit, daß er sich nicht sonderlich um die Hintergründe gekümmert hat. Denn die jeweiligen historischen Umstände bestimmen das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen der jeweiligen Zeit -- egal ob das nun natürliche oder kulturelle Sachverhalte sind.


    Was mich besonders entnervt, ist, daß extrem viele Autoren eigentlich nur eine Art Zeitreise-Romane schreiben; man charakterisiert eine Figur als "ihrer Zeit voraus", indem man eine Person des 20./21.Jahrhunderts in eine bunte Kulisse transferiert, damit es mal so richtig rundgeht (Stichwort: "pralles Leben" -- Ogottogott! :rollen:). Auf die Spitze getrieben wird das mit Romanen, deren Hauptfiguren weiblich ist. Da wird dem modernen Emanzipationsstreben der Heldin und der beim Leser vermuteten Vorurteilskiste meist (nicht immer) nahezu alles an historischer Glaubwürdigkeit geopfert.


    Der einzige Grund, den ich für Abweichungen von diesem Prinzip akzeptieren kann, ist ein schlüssiges poetisches Konzept wie bei Schiller, Feuchtwanger oder Eco. "Unterhaltung" ist für mich kein Argument, da Unterhaltung m.A.n. aus der Perspektive des Autors (!) Mittel zum Zweck ist und nicht Selbstzweck von Literatur (niemand erzählt Geschichten, weil er unterhalten will, sondern weil er etwas Bestimmtes erzählen will -- und indem man seine Zuhörer/Leser "unterhält", gewinnt man sie für das Erzählte!).


    Ich persönlich habe die Frage der historischen Genauigkeit immer als Herausforderung angesehen, wie Menschen in einer entsprechenden Situation damals Probleme lösten, und keineswegs als einengende Fesseln, die man ruhig auch mal sprengen darf. Selbstverständlich sind bei aller Sorgfalt Fehler dennoch nicht zu vermeiden und werden spätere Generationen, die ein anderes Bild der betreffenden historischen Epoche haben, mir meines als historische Ungenauigkeit ankreiden. Jedes Bild einer historischen Epoche ist letztendlich nichts weiter als eine Annäherung, kein perfektes Abbild -- aber das darf keine Rechtfertigung dafür sein, die historische Realität bzw. unsere Kenntnis davon als einen knallbunten Fundus für eine billige Maskerade auszuschlachten, nur um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.


    Das Obige gilt -- wie eingangs geschrieben -- selbstverständlich für Literatur, die mit dem Etikett "historisch" beworben wird bzw. für den historischen Anteil z.B. eines historisch-phantastischen Romans, insofern dieser als "historisch" etikettiert wird, um ihm Seriosität zu verleihen.


    Nur meine 2 Cent ... nichts für ungut! ;)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Bei diesem Thema gibt's wieder drei Kategorien von Lesern.


    - Diejenigen, denen die geschichtlichen Fakten sehr wichtig sind und die jedes Buch, das auch nur ein bisschen von der Wahrheit abweicht, verurteilen und als schlecht bezeichnen.


    :grmpf: - Diejenigen, denen es ausschließlich um die Unterhaltung geht und denen egal ist, was für Schwachsinn denn nun in dem Buch steht. Es soll ja nur Spaß machen!


    :klatschen: - Diejenigen, die gerne unterhalten werden, die aber auch nicht völlig verarscht werden wollen, wenn's um geschichtliche Fakten geht. :zwinker:


    Ich bin ja Mitglied der dritten Gruppe, aber ich denke mir halt oft, wenn ich WEISS, dass ein Roman nicht wirklich gut recherchiert wurde, lese ich ihn trotzdem und denke mir halt dann "aber glauben brauchst du das jetzt nicht". Ist ja eigentlich nicht anders als bei "normaler" Fiction. Erfunden ist erfunden.


    Nun würde man halt doch auch gerne was dabei lernen, wenn man einen historischen Roman liest, also wäre es angebracht, nicht irgendwelche Revolutionen oder Erfindungen zu erfinden, bevor dies wirklich geschehen ist.


    Als Laie kann man sich da nur schlecht selbst ein richtiges Urteil bilden :rollen: . Ich mach das halt so, dass ich Rezensionen bzw. Meinungen lese von Leuten, wo ich glaube/weiß, dass sie sich auskennen und wenn die sagen, dass Buch ist super, dann glaube ich eben, was drinnen steht, und wenn sie sagen, alles sei an den Haaren herbei gezogen, glaub ich's eben nicht und lese es trotzdem: der Geschichte willen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Zitat von "nimue"

    Ich gehe da immer mit gemischten Gefühlen heran, weil ich mich ja eigentlich in der Geschichte selbst nicht auskenne. Ich weiß nicht, wann dieses oder jenes erfunden / entdeckt wurde und lese auch meistens über solche Dinge hinweg (die ja sowieso meistens nur in Nebensätzen erwähnt werden).


    Die Handlung und der Stil eines Buches sind mir also eigentlich wichtiger als das fachliche Wissen, das ein Autor über Jahre hinweg angesammelt hat.


    Ich sehe es auch so wie nimue.


    Wenn ein Patzer eher am Rande auftaucht, macht mir das eigentlich weniger aus, ich denke dann nur "huch, das sollte eigentlich nicht passieren", aber wenn es für die Handlung selbst nicht relevant ist, sehe ich drüber weg. Die Story muss in erster Linie stimmig sein..
    Wobei ich zugeben muss, dass mir bestimmt vieles nicht auffällt, da ich wie nimue nicht bei jeder Kleinigkeit weiß, ob dies oder jenes schon erfunden war.


    Etwas anderes ist es, wenn zB durch eine zeitlich falsche Einordnung der Geschichte die Authentizität leidet und ich als Leser den Eindruck gewinne, dass die Geschichte so wie dargestellt eigentlich gar nicht vorkommen konnte. Dann stört mich das schon.


    Ich denke, wenn man sich in geschichtlichen Dingen richtig gut auskennt, empfindet man auch schon kleine Unstimmigkeiten als "schlimm".
    Was ja auch des Lesers gutes Recht ist, denn ein Autor sollte sich vorm Schreiben über die Zeit informieren und alles möglichst original darstellen :rollen:



    EDIT:


    Wendy hat gesagt, als Laie kann man sich schlecht ein Urteil bilden.
    Dem kann ich nur zustimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Tja, wenn man sich selbst mit dem jeweiligen geschichtlichen Hintergrund nicht so auskennt, d.h. wenn einem Fehler auch krasser Art gar nicht auffallen, dann ist das fürs Lesevergnügen natürlich nicht schlimm. Übel finde ich das aber dann, wenn man die Fehlinformation für bare Münze nimmt und somit ein falsches Bild von historischen Ereignissen erhält. Deshalb finde ich, daß ein historischer Roman die geschichtlichen Fakten richtig wiedergeben sollte.


    Wenn ich aber in Geschichte ein bißchen bewandert bin, wenn sich mir beim Lesen die Fußnägel hochklappen wegen des Humbugs, der da geschrieben wurde, dann ist das Lesevergnügen sofort bei Null angelangt.

  • Nochmal hallo, ihr Lieben!


    Hmmmpfff ... um nicht komplett mißverstanden zu werden: Mir geht es nicht darum, daß nur Elemente vorkommen, die auch wirklich verbürgt sind, also jedes gesprochene Wort, sondern um die Glaubwürdigkeit. Denn sonst könnte man ja keine Geschichten um historische Ereignisse erfinden.
    D.h. es geht mir um die grundsätzliche Frage, ob es vom heutigen Kenntnisstand her glaubwürdig und wahrscheinlich ist, daß sich die (historisch verbürgten oder fiktiven) Personen so verhalten haben, wie es geschildert wird.


    Ich mag z.B. Diana Gabaldon überhaupt nicht, aber auch bei ihr ist mir die historische Genauigkeit ziemlich wurscht, weil sie ohnehin mit einem Element der Phantastik, nämlich der "Zeitreise", arbeitet. Auf diese Weise könnte ihre Claire -- wenn man der modernen Physik Glauben schenkt :breitgrins: -- ebensogut in einem historisch anders gelagerten Paralleluniversum gelandet sein, und schon ist es nicht mehr so schlimm mit der Verpflichtung zur historischen Genauigkeit. :breitgrins:


    Anders ist es eben mit dem verdammten Qualitätslabel "historisch". Man könnte gehässigerweise sagen, daß diejenigen, die den Schmarrn glauben, der in Romanen geschildert wird, selbst schuld seien (schließlich stehe ja "Roman" drauf, und damit sei klar, daß es sich um etwas Erfundenes handele) -- aber die Hauptschuld tragen meiner Ansicht nach die entsprechenden Verlage, die durch Betonung einer "intensiven Recherche" u.Ä. einem Roman den Anschein historischer Seriosität verleihen (den der Autor möglicherweise sogar selbst zu vertreten wähnt), der diesen nicht ansatzweise verdient.


    Ich verabscheue nun mal Etikettenschwindel -- insbesondere wenn es dabei nur um Gewinnmargen geht!
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Für mich ist wichtig, dass der historische Rahmen stimmt. Das heißt, dass alle wichtigen Informationen stimmen. Bei den Detailfragen fällt es mir dann nicht mehr auf.


    Vor allem wichtig finde ich auch, dass Figuren, die es wirklich gegeben hat, auch so dargestellt werden, wie es überliefert ist oder zumindestens jetzt nicht weit von der wahrscheinlichen historischen Wahrheit abweicht.

  • Ich glaube auch, daß das stark von der Vorbildung des Lesers abhängt.
    Als jemand, der wenig Ahnung von Geschichte hat, fallen mir sicher viele Sachen nicht auf, wo sich bei anderen schon die Fußnägel hochrollen. :smile:
    Mir könnte man wahrscheinlich so ziemlich alles verkaufen -

    Zitat

    Wer im Mittelalter Hexen jagen läßt, römische Legionäre mit den Schwertern auf ihre Gegner einhauen läßt, griechischen Reitern Steigbügel verpaßt oder im Mittelalter eisige Winter schildert,


    => u.a. auch das.*g*


    Mir ist es allerdings schon mal passiert, daß ich ein Buch nicht weiterlesen konnte, weil die geographischen Gegebenheiten so falsch dargestellt wurden, von daher kann ich es schon verstehen, wenn sich Kenner der Materie auch an Details "aufhängen".

    ich lese: &quot;Lumen&quot;- Christoph Marzi

  • Hallo trinity!


    Zitat von "trinity"

    Mir könnte man wahrscheinlich so ziemlich alles verkaufen -


    Deshalb halte ich das ganze auch für eine ethische Frage: Autoren sind m.A.n. eigentlich verpflichtet, ihren Lesern keine Bären aufzubinden, allerdings ist das eine Selbstverpflichtung, die man nicht erzwingen kann.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo, Martin!


    Das Mittelalter war geoklimatisch gesehen in Europa eine Warmzeit. Man konnte zeitweilig bis nach Skandinavien und Schottland hinauf Wein anbauen! Die Sommer waren warm, die Winter mild und regnerisch.
    Zu Beginn der Frühen Neuzeit ereignete sich ein tw. dramatischer Klimawechsel, wobei nicht nur in manchen Jahren die Sommer regelrecht ins (kalte) Wasser fielen, sondern lange Frostperioden im Winter zu Mißernten und infolgedessen zu Hungersnöten führten.
    Unsere Vorstellungen einer Weißen Weihnacht stammen aus dem 18.Jh., als Wintereinbrüche um die Wintersonnwende normal waren. Als es im frühen 19.Jh. allmählich wieder wärmer wurde, begann man sich in romantischer Verklärung der Umstände nach der weißen Pracht zum Festtag zu sehnen. ;)
    Ich kann mich nochmal nach den genauen Studien erkundigen; diese Erkenntnisse basieren auf schriftlichen Quellen aller Art, aber auch auf archäobotanischen Untersuchungen (Pollen etc.).
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Zitat von "Iris"

    Deshalb halte ich das ganze auch für eine ethische Frage: Autoren sind m.A.n. eigentlich verpflichtet, ihren Lesern keine Bären aufzubinden, allerdings ist das eine Selbstverpflichtung, die man nicht erzwingen kann.


    Ich schätze man kann nicht ausschließen, dass diesen Autoren zuvor die gleichen Bären aufgebunden wurden und sie sich deshalb ihrer groben Schnitzer gar nicht bewusst sind.


    Ich zähle mich auch zu Wendys Typ 3 "Diejenigen, die gerne unterhalten werden, die aber auch nicht völlig verarscht werden wollen, wenn's um geschichtliche Fakten geht."
    Ich merke leider nur selten, wenn sich eine Story völlig neben den historischen Gegebenheiten bewegt. Dass sich im Mittelalter nicht alles so abgespielt hat, wie es in vielen Romanen geschildert wird, ist mir bekannt, da mich diese Epoche sehr interessiert. Mich stören diese Fehler jedoch meist nicht so arg, wenn die Story interessant ist.


    Was mir aber ganz besonders gefällt und auch in Iris "Der Tribun" aufgefallen ist: Wenn Details in Romanen historisch korrekt (nach aktuellem Stand der Wissenschaft *g*) geschildert werden. Im Tribun ist mir dies z. B. bei der Kleidung und den Bräuchen der Germanen aufgefallen. Vorletztes Jahr war ich auf dem Römerfest in Kalkriese (wo sich die Varus-Schlacht abgespielt haben soll) und dort habe ich viele Informationen in dieser Richtung "aufgesogen" :smile: Dickes Lob an Iris für diese Detailgenauigkeit! Ich bin mit dem Buch allerdings noch nicht durch...

  • Hallo Ingroscha!


    Zitat von "Ingroscha"

    Ich schätze man kann nicht ausschließen, dass diesen Autoren zuvor die gleichen Bären aufgebunden wurden und sie sich deshalb ihrer groben Schnitzer gar nicht bewusst sind.


    Naja, wenn man sich auf die Lektüre populärwissenschaftlicher Sachbücher beschränkt, kann das natürlich passieren -- aber das ist m.A.n. auch eine verdammt löchrige Recherche. ;)


    Andererseits gibt es in der Tat Autoren, die Fakten entstellen und das tatsächlich mit dem Unterhaltungsargument begründen, oder sich auf den Standpunkt zurückziehen, Romane seien fiktional und das fiktionale muß sich nicht an die Realität halten, oder sogar größen wie Schiller oder Shakespeare heranziehen, die es ja schließlich auch nicht so genau genommen hätten mit der historischen Realität. Gerade das letzte Argument empfinde ich als ziemlich vermessen ...
    Wie gesagt: Ungenauigkeiten und Verzerrungen im Dienste eines poetischen Konzepts (die Kamine im Baudolino, die eine Mordintrige à la Edgar Allen Poe inszenieren!) sind okay, aber bitte nicht nur weil die Story sonst nicht aufgeht! :breitgrins:


    Zitat

    Vorletztes Jahr war ich auf dem Römerfest in Kalkriese (wo sich die Varus-Schlacht abgespielt haben soll) und dort habe ich viele Informationen in dieser Richtung "aufgesogen" :smile:


    Ich habe auch sehr viele Eindrücke von solchen Veranstaltungen. Beschreibungen, Skizzen und Abbildungen können die lebendige Darstellung und Rekonstruktion nicht ersetzen.
    Außerdem ist ein Trupp durchtrainierter junger Legionäre ein schmucker Anblick. :breitgrins:
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Huhu ihr Lieben,


    ich muss sagen, ich stelle mir eine absolut korrekte Recherche auch sehr kompliziert vor. Wenn ich beispielsweise beschreibe, wie jemand von A nach B reitet, dann muss ich nicht nur wissen, was für Kleidung / Sättel etc. üblich waren, sondern ich sollte auch rein theoretisch etwas über Pferde wissen. Wie lange brauchen sie in welcher Gangart von A nach B, was ist möglich, was ist unmöglich für ein Pferd. usw.


    Da kann doch schon mal ein Fehler passieren, oder?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Gerade weil ich - und wahrscheinlich viele andere - nicht so wahnsinnig bewandert bin in Geschichte und allen Details die dazugehören, ist es für mich wichtig, dass historische Romane soweit gut recherchiert, dass die grobe Richtung wenigstens stimmt.
    Das Problem ist nur... woher kann ich wissen, dass ich mich auf den Autor "verlassen" kann?
    Ganz große Schnitzer fallen allerdings sogar mir auf und dann versuche ich eben herauszubekommen, wie es wirklich war. Allerdings kann es dann sein, dass es das letzte Buch von dem Autor war, das ich gelesen habe.
    Wenn die Story interessant ist, dann stört mich auch ein leichtes Stirnrunzeln nicht, wenn mir etwas auffällt.


    Was mich allerdings stört ist, dass im Moment einfach zu viele Bücher das Prädikat "Historischer Roman" erhalten - Hauptsache, die Handlung spielt nicht in den letzten 20 Jahren. :rollen:


    Viele Grüße

    Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
    <br />(Carl Hilty)

  • Wenn man doch nur die Bücher für die nur eine löchrige Recherche durchgeführt wurde am Klappentext erkennen könnte *seufz*.

    Zitat von "Iris"

    Außerdem ist ein Trupp durchtrainierter junger Legionäre ein schmucker Anblick. :breitgrins:


    Genau! :breitgrins:

  • Hallo, Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Da kann doch schon mal ein Fehler passieren, oder?


    Selbstverständlich kann man nicht jedes Fitzelchen von einem Detail überprüfen. Man muß sich auf seine Quellen und seine Informanten verlassen können. Das funktioniert nur mit einer profunden Skepsis gegenüber Übersetzungen und der Bereitschaft, sich auch mal wissenschaftliche Literatur anzutun. Was anfangs richtig spröde erscheint, kann sich allerdings innerhalb kürzester Zeit als spannende Auseinandersetzung erweisen. Ich würde keine historischen Romane schreiben, wenn mir diese Spielchen nicht einen Riesenspaß machen würden. Denn sich auf eine Information einfach zu verlassen, weil sie perfekt in mein Konzept paßt, ist eine gefährliche Falle!
    Das Grundprinzip der Recherche ist ein Prinzip aus dem römischen Straf- und Zivilrecht: audiatur et altera pars -- auch die Gegenseite soll angehört werden. Denn erst aus der Auseinandersetzung mit Thesen und Gegenthesen kann sich das farbige Bild einer Welt entfalten, in der die betreffende Geschichte sich entwickeln kann.
    Im anderen Fall bastelt man nur einen bunten Hintergrund für eine Geschichte.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne: