Christoph Marzi - Lycidas

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  • als ob der Autor für jeden Buchstaben, den er mehr verwendet, Maut zahlen müsste ... Ausserdem ermüdet ein abgehackter Stil den Leser auf die Dauer bedeutend mehr als ein ein bisschen ausgebauter ;).


    Das ging ja nicht durchgehend so. In anderen Textstellen hat er ja durchaus auch ausgefeilter formuliert. Sind ja wirklich nur diese Wittgensteinschen Einschübe, die so kurz sind.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • PS: Mich hats ermüdet. Und ich bin auch eine Leserin :zunge:


    Genau das meine ich nämlich: Über Geschmack lässt sich vorzüglich streiten.


    Auf mich wirkte sandhofers Posting aber pauschalisierend: Schlechter, ermüdender Stil. Diese Aussage trifft er aber einzig für sich selbst und nicht für andere :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Diese Aussage trifft er aber einzig für sich selbst und nicht für andere :winken:


    Nein - für Marzi :smile: . Die Schwächen meines eigenen Stils liegen woanders ;).


    Und ich hatte durchaus nicht den Eindruck, dass es nur Wittgenstein wäre, der da mit Kurzprosa abgefunden worden wäre. Das ging durchgehend und auch und vor allem in den erzählenden Passagen, also mehr oder weniger immer, so. Es ist sicher auch eine Frage dessen, welchen Stil man erwartet. Wenn ich es mit Elfen, einer uralten Metropole und andern solchen Dingen zu tun habe, dann erwarte ich einen andern Stil, als wenn Wittgenstein ein schnittiger Detektiv im London des 21. Jahrhunderts wäre, der Fälle von Kindsmissbrauch aufdeckt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Wenn ich eine Figur, die angeblich mehrere hundert Jahre alt sein soll, sprechen lese, als ob der Autor für jeden Buchstaben, den er mehr verwendet, Maut zahlen müsste ...


    hahaha Schön gesagt



    Ausserdem ermüdet ein abgehackter Stil den Leser auf die Dauer bedeutend mehr als ein ein bisschen ausgebauter ;).


    Das ging mir auch so. Ich würde Lycidas nur seeeeeehr bedingt weiterempfehlen (=im Normalfall gar nicht). Trotzdem verstehe ich die Leute, denen das Buch gefallen hat, auch wenns mir da ziemlich anders ging :zwinker:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Na sowas, ich sah mich schon ein Fantasyschwergewicht abgreifen, als ich Lycidas gekauft habe, und jetzt les ich hier sowas 8[
    Und das mir, wo ich doch in Sachen Fantasy doch eher unbewandert bin, da muss schon ein Kracher kommen, damit ich da Begeisterung entwickeln kann...okay, das wird bei niemandem anders sein, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine....naja, schauen wir mal, bin zurzeit sowieso noch reichlich mit "sonstiger Belletristik", Krimi, Thriller, Weltliteratur/Klassikern, Abenteuer, Biographien etc. etc. beschäftigt.




    LG


  • Ich denke, die positiven überwiegen trotzdem. :zwinker:


    Und ich hatte so den Eindruck, dass sich Hanni auf den einen vorangegangenen Beitrag bezieht. :winken:


    Ich hatte mir die anderen Beiträge auch durchgelesen, aber der vorangegangene hat sozusagen das Zünglein an der Waage gespielt. :zwinker:


    Ich sehe schon, das Buch muss man selber gelesen haben. Besonders da es hier sehr zu polarisieren scheint. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr auf die negativen Meinungen konzentriert, aber mit Wortwiederholungen und solchen Dingen kann man mich jagen. Ich kenne auch Christoph Marzis Stil nicht, da dies mein erstes Buch von ihm ist.

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Ich finde zufällige Wortwiederholungen ganz, ganz schlimm. Ist bei mir ein Grund, ein Buch sofort zu beenden. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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    ~ IDLES ~


  • Habe heute jetzt mal so die ersten 70 Seiten gelesen - auch, um zu prüfen, ob ich Lycidas im Rahmen der Winter-LN lesen möchte - und muss doch irgendwie feststellen, dass es für mich erschreckend viele bzw. deutliche Parallelen zu Harry Potter aufzuweisen scheint, was ja schonmal gar nicht geht, sprich die Parallelwelt innerhalb der normalen Welt sozusagen und auch ein (in diesem Falle zwei) Kinder, die aus inakzeptablen Verhältnissen gerettet werden, da sie irgendeine Art besonderer Fähigkeit haben, und auch scheinbar Wurzeln in dieser anderen Welt haben, die sie nun mit Beginn des Buches kennenlernen - wenn all das nicht nach HP schreit, weiss ich auch nicht.


    Mal schauen, ob ichs nu weiterlesen werde oder nid.


    LG

  • Auch wenn ich kein Lycidas-Fan bin und es nicht empfehlen würde, muß ich dem Vergleich widersprechen.
    Aber um das zu erkennen musst du wohl doch weiterlesen ... :zwinker:

  • Das ändert noch.



    :hm::breitgrins:



    Naja, weiterlesen hin oder her, diese Anlehnungen waren m. M. n. nun mal da, und dann auch noch die Tatsache, dass sie die Metropole mit dem Zug erreichen, da fings schon wieder an. :breitgrins:


    Dat Problem manifestiert sich quasi nur darin, dass ich - falls ich Lycidas nicht weiterlese - Krieg & Frieden für die Winter-LN lesen müsste, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich für die gut 3000 Seiten dieses Schreibstil momentan so in Stimmung bin sozusagen, aber naja, nur um die LN "ordnungsgemäß", sprich mit einem Winter-tangierenden Buch, mitzumachen, sollte man wohl kaum sich irgendein Buch reinzwingen.

  • Man kann Lycidas lieben oder hassen, das kann ich nachvollziehen. Aber Parallelen speziell zu Harry Potter kann ich bei Lycidas beim besten Willen nicht erkennen. Hildegunst, die von dir aufgelisteten Punkte kannst du auch in vielen anderen Fantasy-Romanen finden. Dass dies nun im Besonderen auf Harry Potter hinweist, kann ich nicht unterschreiben. Vielleicht liest du ja trotzdem weiter und verwöhnst uns dann mit einer Rezension :)

  • Verdammt, bin ich denn paranoid oder was, all die angeführten Indizien sprechen doch eine eindeutige Sprache oder etwa nicht, Watson ? :breitgrins:


    Naja, lassen wir das mal außen vor, die Welt ist ja bekanntlich nicht, sondern wird wahrgenommen, und ich nehme da nun mal eindeutige Parallelen wahr, die man zwar eigentlich nicht Parallelen nennen kann, aber sie zwingen einen doch unbarmherzig zur Assoziiation mit diesem komischen Kauz, an dem die dicke Narbe mit Sicherheit nicht das eigentlich Hässliche ist, aber mittlerweile kann ich Kritikpunkte, die hier so oft zu lesen sind, recht gut, genauer gesagt zu gut nachvollziehen, allem voran der Schreibstil...ich meine, ich bin erst auf Seite 100undirgendwas, und doch gehen mir die zahlreichen Momente, in denen man im peripheren Sichtfeld (die zwei Seiten, auf denen man sich gerade befindet) noch ca 10 "Dieses Kind!"-Aussprüche liest, während man beim unmittelbaren Lesen das elfte entdeckt und selbst wenn mans nid wahrhaben will, Nummer 12-20 warten in den nächsten 8 Zeilen.


    Wenn meine mit Vorsicht zu genießende Fantasy-Passion, die bestimmt noch weniger vertrauensselig ist als Waisenkinder (...), ein Strauss ist, dann steckt er/sie bei diesem Roman mit Sicherheit vollends den Kopf in den Sand. Nach Moers Die Stadt der träumenden Bücher und den 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär war ich doch arg gewillt, ähnlich Famoses in dieser Gattung zu finden, allerdings wärs wohl tatsächlich möglich, dass mir bei ersterem vor allem die geniale Schilderung von Buchhain gefallen hat ( wer fände eine solche Stadt nicht genial) bzw. bei letzterem einfach der Schreibstil sowie die zahlreichen humoristischen Elemente - hatte wohl nicht allzu viel mit der "Fantasy" zu tun.

  • Zitat

    Nach Moers Die Stadt der träumenden Bücher


    *grusel*


    Das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe. :breitgrins:


    Ich kann auch keinerlei Parallelen zu Potter feststellen. Nur weil da ein Zug (eigentlich ja eine U-Bahn) vorkommt und es eine Parallelwelt gibt...?? Och nö.... :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Was solls, ich werde das, was ich zunächst schreiben wollte sowie weratundrinas Kommentar einfach mal beflissentlich übergehen, irgendwie überwiegen die positiven Eindrücke dessen, was ich bisher gelesen hab, so im Nachhinein doch, glaube ich, vielleicht liegts auch daran, dass ich in meinem Bestreben, etwas Passendes für die Lesenacht zu finden, das ganze in einem etwas positiveren Lichte sehe als normalerweise, dachte ich zunächst, was aber bei halbwegs näherer Betrachtung wirklich Mumpitz ist, von daher werd ich das Buch wohl doch noch einige Kapitel weiterlesen (müssen), um sicherzugehen, ob ichs wirklich mag oder eben nicht.
    Man, die Kontroverse über dieses Buch hat sich scheinbar vollends in mir manifestiert sozusagen. :spinnen:


    LG

    Einmal editiert, zuletzt von Hildegunst ()

  • Hallo Hildegunst,


    ich liebe "Lycidas" (und den Rest der Trilogie"), aber ich habe bisher auch alle Bücher von Moers fast genauso gerne gelesen. Parallelen zu Harry Potter wären mir aber ehrlich gesagt auch überhaupt nicht bei Lycidas in den Sinn gekommen ;)


    Was ich eigentlich schreiben wollte: Wenn es dir nicht gefällt: So what? Lies es einfach nicht weiter. Die Geschmäcker sind verschieden und bei Christoph Marzi scheiden sich nunmal die Geister offensichtlich. Kein Grund, sich da durchzuquälen, wenn man nichts damit anfangen kann :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @Hildegunst: wenn dich schon die Parallelen zu Harry Potter stören(die mir beim lesen eigentlich nicht in den Sinn gekommen sind, Waisenkinder, die aus fiesen Verhältnissen befreit werden gibts ja eh öfter mal in der Literatur) - dann sei froh, daß du vorher nicht "Neverwhere" von Neil Gaiman gelesen hast. :breitgrins:

    ich lese: "Lumen"- Christoph Marzi


  • @Hildegunst: wenn dich schon die Parallelen zu Harry Potter stören(die mir beim lesen eigentlich nicht in den Sinn gekommen sind, Waisenkinder, die aus fiesen Verhältnissen befreit werden gibts ja eh öfter mal in der Literatur) - dann sei froh, daß du vorher nicht "Neverwhere" von Neil Gaiman gelesen hast. :breitgrins:


    Das hätte ein Problem sein können, in der Tat. Habe das besagte Buch zwar nicht gelesen, aber nachdem so häufig von Lycidas zu Niemalsland (Neverwhere) verwiesen wurde, ist es auf meinem SUB gelandet und jetzt bin ich mal neugierig was der Herr Marzi da so alles übernomenn hat. :wegrenn:

  • Tja nimue, da bin ich ja quasi gerade noch dabei herauszufinden, obs mir gefällt oder nid, ich denke, es ist an sich schon kein schlechtes Buch, obwohl mir die Kreaturen, zumindest einige, die bisher geschildert wurden noch nicht so gefallen haben, klar, die freundlichen wie Dinsdale, Wittgenstein, Lord Brewster etc schon, aber diese "ehemalige Göttin Nehella" - oder wie noch der Name war -, ihre Geschichte hat mir nicht so gefallen, aber soaws verdichtet wahrscheinlich auch eher die Atmosphäre als dass es dem Lesespass abträglich ist.


    Dieser Jägerin Lucia del Fuego trau ich allerdings keinen Nanomillimeter weit über den Weg, mal schauen, ob ich da Recht hab...... :breitgrins:



    Neil Gaimans Niemalsland ist tatsächlich heute ebenfalls so halbwegsauf meiner Wunschliste gelandet, aber eher weil ichs im Was-lest-ihr-gerade-Thread gesehen hab und mir dann bei Amazon mal angeschaut hab, und weil ich erst dachte, es wär Science-Fiction und ich mit dem Genre bisher ungefähr so gar nicht vertraut bin, aber bei Amazon wurds insgesamt mehr als Fantasy deklariert, naja, so kenn ich Gaiman ja eigentlich auch eher, aber wie auch immer, auf jeden Fall soll das Buch ja sehr gut sein, hoffentlich verhunz ich mir durch Lycidas das dann nicht zur Gänze. :entsetzt:

  • Emily Laing wächst in einem Londoner Waisenhaus auf, wo sie wie die anderen Kinder vom Besitzer und seinem Mitarbeiter schlecht behandelt wird und nur eine Nummer ist, weil sich niemand die Mühe macht, sich die Namen der Kinder zu merken. Immerhin hat sie in Aurora Fitzrovia eine Freundin gefunden, wie es keine bessere gibt.


    Trotzdem beschließt sie eines Abends die Flucht, weil sie es einfach nicht mehr aushält - und in jener Nacht verschwindet auch die kleine Mara Mushroom, die erst vor wenigen Wochen ins Waisenhaus gekommen ist. Die Zweijährige wird von einer seltsamen Gestalt entführt, und auch Emily macht bald die Bekanntschaft des grummeligen Alchemisten Wittgenstein und des Elfen Maurice Micklewhite.


    Das ist erst der Anfang zahlreicher Neuentdeckungen, die Emily in London macht, das sie zu kennen glaubte, denn von ihren neuen Bekannten lernt sie, dass es eine Stadt unter der Stadt gibt, in verlassenen U-Bahn-Schächten, Tunnelröhren und uralten Gängen liegt die "Uralte Metropole", in der es von seltsamen Gestalten wimmelt, manche nur skurril, andere schaurig, wieder andere richtig böse.


    Auf der Spur der entführten Mara, deren Familie entscheidend an der Geschichte der Uralten Metropole beteiligt war, und beim Versuch, dem geheimnisumwitterten Lycidas auf die Schliche zu kommen, der unter der Erde Jagd auf Kinderseelen macht, muss sich Emily mit ihren Begleitern nicht nur zahlreichen Gefahren, sondern auch ihren ureigensten Ängsten stellen...


    Wenn man gemein sein wollte, könnte man Christoph Marzi vorwerfen, diverse Mythen, Legenden und literarische Vorlagen in einen Topf geschmissen und einmal kräftig umgerührt zu haben - aber die Verquickung von ägyptischer und germanischer Mythologie, christlicher Tradition, Sagenfiguren, Gruselelementen und der Geschichte der Stadt London gelingt ganz wunderbar. Die herrlich verschrobenen Charakterköpfe im Mittelpunkt der Handlung tun ihr übriges, insbesondere die Wortgefechte zwischen dem von Kindern häufig genervten Wittgenstein und der hartnäckigen Emily sind köstlich zu lesen.


    Stilistisch hätte man noch ein wenig feilen können, denn die über weite Strecken viktorianisch anmutende Sprachebene wird gelegentlich von Slangausdrücken und dem einen oder anderen zu häufig verwendeten Stilmittel (Halbsätze!!) durchbrochen. Dem Spaß an dem Buch haben diese kleinen Mängelchen allerdings nicht geschadet. Wer Mythen und Legenden und etwas gruselige spannende Phantastik mag und vielleicht auch noch ein Faible für London hat, ist hiermit bestens bedient.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen