Sylvia Bräsel/Lie Kwang-Sook (Hg.): Koreanische Erzählungen

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    Enthalten sind acht Erzählungen von ebensovielen Autoren, die einen Überblick und ersten Einblick über rund 40 Jahre koreanischer Literatur geben. Abgerundet wird der Band durch ein informatives Nachwort und Kurzbiographien der Autoren.



    [li]Lee Hochol: Panmunjom (1961)http://de.wikipedia.org/wiki/Panmunjom ist der Ort, an dem die Waffenstillstandsverhandlungen im Koreakrieg stattfanden. Eine Gruppe Journalisten ist mit dem Bus hingefahren und hofft aus Informationen aus dem Konferenzraum, darunter der Südkoreaner Jin-Su. Die Besucher kommen mit Nordkoreaner ins Gespräch, und Jin-Su hat eine propagandagetränkte Diskussion mit einer Nordkoreanerin, in der die ganze Absurdität des Bruderkrieges aufscheint. [/li]
    [li]Kim Wonil: Unvergessen (1982) – Die Großmutter, seit Jahren von Enkel und dessen Frau betreut, hat mal wieder Streit mit ihrer gleichfalls in dem engen Apartement wohnenden Schwiegertochter. Vorsichtig eröffnet Kim Wonil in Rückblicken des Enkels und Ich-Erzählers und den Gesprächen der Personen wesentliche Aspekte aus dem Leben der beiden Frauen.[/li]
    [li]Su Jung In: Heimkehr (1979) – Die Busfahrkarten sind ausverkauft, da ist es Glück, einen alten Bekannten wiederzutreffen, der anbietet, einen zu fahren. Drei junge Leute sitzen schließlich in dem Wagen, und besonders der Fahrer Dol-Nam gaukelt vor, mehr (oder zumindest etwas anderes) zu sein, als er ist. Aber aus Seoul auf dem Land angekomen zählt das nicht mehr.[/li]
    [li]Hwang Sok-yong: Ein Mensch wie du und ich (1972) – Ein Mörder ohne Reue berichtet, wie es zu dem Verbrechen kam. Das Gefühl, von allen Seiten betrogen zu werden, braucht ein Ventil, und das beim letzten in einer Reihe von kurz hintereinander rein zu Verdienstzwecken absolvierten Blutspenden erhaltene Geld war eben u. a. auch für ein Küchenmesser draufgegangen.[/li]
    [li]Kim Young-ha: Klingende Weihnachtsgrüße (2004) – Warum nur ist Jin-Suk nach Korea zurückgekommen und hat ihre drei früheren Liebhaber zu einem Gespräch gebeten? Hätte sie das nicht getan, dann wäre sie jetzt nicht tot. Aber wer der drei hat sie erstochen?[/li]
    [li]Kang Sok Kyong: Hinter Glas (1984) – Er ist erfolgreicher und vielbeschäftigter Werbefachmann, sie hat keine echten Aufgaben. Wahrscheinlich liebt ihr Mann sie, aber er zeigt es selten. Die Frau ist oft zerstreut, kann sich nicht erinnern, ob sie etwas getan hat oder nicht, z. B. die Tür abgeschlossen als sie zum Einkaufen ging. Wieviel Langeweile und Liebesverlust erträgt ein Mensch?[/li]
    [li]Han Kang: Die Früchte meiner Frau (1997) – Vornehmlich aus der Perspektive des Mannes, aber auch aus der der Frau wird die Geschichte einer Verwandlung erzählt. Die Frau verwandelt sich in eine Pflanze. Es beginnt mit blauen Flecken, die aber nicht verschwinden, sondern größer werden und die betroffenen Stellen taub werden lassen. Der Mann erinnert sich an viele Klagen seiner Frau über das Wohngebiet, das sie krank machen würde.[/li]
    [li]Gong Jiyoung: Die Stimme des Gewissens (2004) – Aufhänger ist der Aufstand gegen das Militärregime 1980 in Kwangju, der vom Militär brutal niedergeschlagen wurde. Gefilmt und aus Landes geschmuggelt wurden die ersten Bilder des Massakers vom NDR-Mann Jürgen Hinzpeter, dem hier Dank zuteil wird. Der Icherzähler wird herbeigerufen, um Hinzpeter eine koreanische Dokumentation über die Ereignisse (und ihn selbst) zu dolmetschen.[/li]


    Wie immer bei solchen Zusammenstellungen empfand ich die Geschichten als unterschiedlich gut, aber es war kein echter Ausfall dabei. Am schwächsten war sicher die Geschichte von Kim Young-ha, besonders gut haben mir Kim Wonil, Han Kang und Gong Jiyoung gefallen. Das inhaltliche Spektrum der Erzählungen ist ähnlich weit wie der Zeitrahmen, aus dem sich einige Meilensteine der jüngeren koreanischen Geschichte ablesen lassen. Der Umgang mit Teilung des Landes, die uns Deutschen bei allen Differenzen in der Sache ja auch vertraut ist, hat mich dabei ebenso fasziniert wie das Schwanken zwischen konfuzianischen Werten und Traditionen und einer „westlichen“ Modernität, das in einigen Geschichten zum Ausdruck kam. Zu dem ein oder anderen hier vertretenen Autor werde ich sicher noch einmal greifen.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen