Robert Harris - Enigma

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.028 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von finsbury.

  • Robert Harris
    Enigma
    OT: Enigma (1995)


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    Der Autor
    Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte Geschichte in Cambridge. Nach dem Studium arbeitete er als BBC-Reporter und Redakteur bei einer Zeitung. Er lebt zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern in Berkshire.


    Klappentext
    England im kalten Winter 1943. In dem abgeschirmten Camp Bletchley Park arbeiten die klügsten Köpfe des Landes daran, die Funk-Codes der Deutschen zu knacken. Einer von ihnen ist Tom Jericho, er hat sich die angeblich unbezwingbare Chiffriermaschine "Enigma" vorgenommen. Doch Tom fällt die Konzentration auf seine Arbeit schwer, denn er hat sich in die attraktive, aber rätselhafte Claire verliebt, die seine Geliebte wird, dann aber plötzlich unter mysteriösen Umständen verschwindet. Ist Claire eine feindliche Spionin, die Tom nur aushorchen wollte? Besteht ein Zusammenhang zwischen ihr und "Enigma"? Ein packender Thriller mit hervorragend recherchiertem realen Hintergrund: Den Kampf um die Entschlüsselung der "Enigma" hat es wirklich gegeben.


    Meine Meinung
    Laut Cover sollte es sich hierbei um einen dramatischen Thriller handeln, ungemein spannend. Aha. Irgendwann während des Lesens stellte sich mir die Frage ob sich diese Meinungen wohl auf ein anderes Buch beziehen. Unter einem Thriller verstehe ich nun wirklich etwas anderes als Enigma, welches ich als langatmig und in die Länge gezogen empfand.


    Die ersten 100 Seiten hätte Harris locker auf eine Seite kürzen können. Überhaupt hätte die ganze 335seitige Story auf 100 Seiten gepasst. Laut Klappentext und Titel sollte sich das Buch eigentlich um die Chiffriermaschine Enigma drehen, und das ganze gewürzt mit einer Liebesstory. Allerdings empfand ich es eher umgekehrt. Wenn denn die Liebesgeschichte wenigstens interessant wäre... aber auch diese lässt zu wünschen übrig. Kurz und bündig: Tom ist in Claire verliebt, Claire verschwindet spurlos, Tom versucht sie zu finden. Zu der Zeit in dem die Story beginnt, verschwindet Claire, d.h. es gibt nicht mal romantische Elemente. Auf den letzten 50-60 Seiten kommt dann endlich so etwas wie ein klein wenig Spannung und Handlung auf. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt die Nase schon voll von dem Buch und habe es im Eiltempo fertig gelesen.


    Positiv möchte ich Harris' Schreibstil erwähnen, er lässt sich schnell lesen. Und nachdem Harris ein Geschichtestudium vorweisen kann, werden wohl auch die historischen Elemente weitgehend den Tatsachen entsprechen. Genau kann ich das nicht beurteilen, da ich zeitgeschichtlich nicht sonderlich bewandert bin.


    Dieses Buch macht mir definitiv keine Lust auf weitere Bücher von Harris. Wo Thriller oben steht, sollte auch Thriller drin sein, wenigstens ein klein wenig. Hätte ich das Buch nicht auf meiner SLW-Liste, hätte ich es sicher nicht fertig gelesen.


    Mehr als


    2ratten


    gibt es hierfür nicht

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Hallo sandi,


    oh je, ist ja eine vernichtende Rezi.


    Mich würde noch interessieren: Wird denn auf die Enigma selber näher eingegangen? Also wie sie benutzt wurde, ihre Besonderheiten usw.? Oder was beschreibt denn der Roman vorwiegend? Wenn nämlich die Enigma selber im Vordergrund steht, würde mich das Buch schon interessieren. Habe in meinem Studium mich damit ein bisschen beschäftigt und finde das Thema Kryptografie etc sehr spannend! Dann verzeihe ich Harris auch, dass er den Thriller außen vor lässt! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • sandi:
    Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich "Enigma" gelesen habe, aber ich kann mich deiner Meinung anschliessen. Ich war vom Buch ebenso enttäuscht - und das nicht nur wegen des "Etikettenschwindels" mit dem Titel...



    Wenn nämlich die Enigma selber im Vordergrund steht, würde mich das Buch schon interessieren.


    Die Enigma hat nur eine Neben-Nebenrolle in dem Buch :sauer: Und der Rest ist, wie schon erwähnt, nicht ausserordentlich gut geschrieben.


    Falls du ein Buch mit viel Kryptografie (und auch ein bisschen über die Enigma) lesen möchtest, kann ich dir "Cryptonomicon" von Neal Stepenson empfehlen. Allerdings ist dieser Mammutschinken bestimmt nicht jedermanns Sache - wenn du kannst, solltest du vorher ein bisschen reinlesen und schauen, ob dir der Stil zusagt. Und: Kryptografie vom Zweiten Weltkrieg bis heute spielt zwar eine wichtige Rolle, aber nicht nur... Mehr dazu findest du im Thread zum Buch oder auch in der Mini-Leserunde von Doris und mir.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Mich würde noch interessieren: Wird denn auf die Enigma selber näher eingegangen? Also wie sie benutzt wurde, ihre Besonderheiten usw.? Oder was beschreibt denn der Roman vorwiegend? Wenn nämlich die Enigma selber im Vordergrund steht, würde mich das Buch schon interessieren. Habe in meinem Studium mich damit ein bisschen beschäftigt und finde das Thema Kryptografie etc sehr spannend!



    Wie alfa schon geschrieben hat, die Enigma spielt nur eine Nebenrolle in dem Buch. Es wird zwar hin und wieder erklärt, wie sie funktioniert und wie die Codes entschlüsselt wurden, nur mMn lohnt es sich nicht, das Buch aufgrund dessen zu lesen. Ich hatte mir das Buch auch nur deshalb gekauft weil ich dachte, es würde sich um Kryptografie drehen. Weit gefehlt. Ich empfand das Buch einfach als nichtssagend; nicht Fisch, nicht Fleisch.

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • @alpha und sandi: Ok, danke für eure Antworten! Ja, ich denke das Buch ist dann auch nichts für mich! Hört sich wirklich schlecht an! :sauer:



    Falls du ein Buch mit viel Kryptografie (und auch ein bisschen über die Enigma) lesen möchtest, kann ich dir "Cryptonomicon" von Neal Stepenson empfehlen. Allerdings ist dieser Mammutschinken bestimmt nicht jedermanns Sache - wenn du kannst, solltest du vorher ein bisschen reinlesen und schauen, ob dir der Stil zusagt. Und: Kryptografie vom Zweiten Weltkrieg bis heute spielt zwar eine wichtige Rolle, aber nicht nur... Mehr dazu findest du im Thread zum Buch oder auch in der Mini-Leserunde von Doris und mir.


    Um dieses Buch schleiche ich schon seit einiger Zeit herum (v. a. nachdem ich deine begeisterten Rezis dazu gelesen und auch die Mini-LR verfolgt habe)! Ich werde es mir wohl doch noch zulegen müssen... Dass es so ein Mammutbuch ist, schreckt mich ja nicht ab! :breitgrins:
    Vllt. schließe ich mich doch noch der Barock-LR an, aber das muss ich mir noch überlegen...


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Ich schließe mich den negativen Bewertungen an. Die Kryptografie spielt zwar eine tragende Rolle, aber wenn man mehr über die Enigma erfahren möchte, hat man hier wenig Erfolg.


    Der Schauplatz ist in dem englischen Camp Bletchley Park angesiedelt, in dem sich ein umfangreicher Mitarbeiterstab damit beschäftigt, deutsche Funksprüche aufzufangen und zu dechiffrieren. Spannend wird es, als ein Versorgungskonvoi von mehreren Schiffen auf die englische Küste zusteuert und von deutschen U-Booten abgefangen zu werden droht. Gleichzeitig verschwindet eine junge Frau, die mit der Hauptperson des Romans, dem Kryptoanalytiker Tom Jericho, eine Affäre angefangen hat. Auf der Suche nach ihr mißachtet Jericho allerlei Vorschriften und stößt auf Ungereimtheiten bei der Entschlüsselung bestimmter Funksprüche. Die gleichzeitige Suche nach der Frau und den Aktivitäten rund um die Funksprüche in Bezug auf den Versorgungskonvoi empfand ich mitunter als etwas verwirrend. Eine Entscheidung für eines der beiden Themen wäre sinnvoll gewesen. Zusammen mit der unausgegorenen Liebesgeschichte waren es nur lauter halbe Sachen.


    2ratten

  • Das Buch stand auf meiner SUB-Abbau-Liste für dieses Jahr und ich kann mich im Wesentlichen der Meinung der vorherigen Rezensentinnen anschließen. Es wird zwar viel über die Enigma geschrieben, aber richtig verstanden habe ich das System nur zum Teil, vielleicht war es auch einfach zu kompliziert für mich. Mithilfe eines Fachartikels wurde es dann etwas einfacher, allerdings stellte dieser das System der Enigma etwas anders dar.

    Die Geschichte - eine Darstellung spare ich mir, gibt es oben schon - empfand ich als unausgegoren und überfrachtet. Was war denn nun eigentlich das Thrillerhafte? Eine Frau verschwindet, eine schlimme Schuld wird unter den Teppich gekehrt, geheime Dokumente werden entwendet, es geschieht scheinbar ein Mord und am Ende ist alles dann doch gar nicht so schlimm. Die psychologische Motivation der Nebenfiguren bleibt recht schwach, und auch bei Tom Jericho, der Hauptfigur, versteht man nicht so recht, worein er sich eigentlich verbeißt.
    Positiv finde ich nur, dass die Atmosphäre der damaligen Zeit recht gut dargestellt ist, die Schilderungen der zerfallenen und beschädigten Siedlungen und Landschaften, der kriegsmüden und ausgelaugten Menschen wird intensiv verdeutlicht.