Bine's "Jeden Abend ein Märchen" - Thread

Es gibt 286 Antworten in diesem Thema, welches 57.664 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bine1970.


  • Etwas irritiert war ich allerdings, das das Mädchen doch ziemlich heftig widerspricht,als sie das Papierhemd anziehen sollte. Das ist man von Märchen gar nicht gewohnt, meistens sind die Kinder doch so kleine Duckmäuser und Rühr-mich-nicht-an


    Ja stimmt, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Das Mädchen wehrte sich tatsächlich sehr unmärchenhaft. Vielleicht stammt es ja von einem Erzähler, der ein bisschen "Realismus" in seine Geschichten bringen wollte. Erst die Leder-und-Wasser-Erklärung, und dann das widersprechende Mädchen...

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Die drei Spinnerinnen:
    Wunderbar! Ein Märchen ganz nach meinem Geschmack.
    Endlich mal eine Heldin, die nicht die Verkörperung aller nur erdenklichen Tugenden ist (in männlicher Form hatten wir das ja bei "dem, der auszog, das Fürchten zu lernen" schon mal).
    Sie ist faul, mag nicht spinnen und kriegt trotzdem einen Prinzen ab! Allerdings nur, weil ihr Mutter lügt. Sie hingegen erweist sich als verlässlich, lädt sie doch die hässlichen "Basen" tatsächlich zur Hochzeit ein. Erwarten könnte man hier ja, dass sie dieses Versprechen nicht hält und dafür bestraft wird - aber so ist es zum Glück nicht. Nein, für ihre Treue ihren Helferinnen gegenüber wird sie noch extra belohnt, da ihr die verhasste Spinnarbeit verboten wird. :breitgrins: .
    Ungewöhnlich an diesem "Armes Mädchen bekommt Prinzen"-Märchen ist auch, dass sie nicht wunderschön ist (ihr Aussehen wird nicht erwähnt), nicht einsam im dichten Wald lebt (nein, ganz normal zu Hause bei ihren Eltern, die noch nicht einmal Stiefeltern sind), und schließlich mal kein Prinz, sondern dessen Mutter vorbei kommt.


    Und die Moral?
    Vielleicht "Arbeit macht hässlich". Da ist schon was dran. Harte Arbeit hinterlässt Spuren am Körper, macht schneller alt, und kann durchaus zu Entstellungen führen. Wer schön bleiben will, sollte sich vor (schwerer) Arbeit hüten und sich statt dessen eher dem Regieren widmen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr Lieben,



    Das frage ich mich auch, da aber meine beste Freundin Schuhmacherin ist, werde ich sie diesbezüglich mal fragen


    Das würde mich auch interessieren, ob das wirklich möglich ist?


    Dass das Mädchen sich dagegen wehrt, dass Kleid aus Papier anzuziehen, ist wirklich außergewöhnlich für ein Märchen. Wäre wirklich interessant zu wissen, wo die Brüder Grimm dieses Märchen gehört haben?


    In diesem Märchen gibt es auch wieder ein ziemlich grausames Ende für die "Bösen"!



    Die drei Spinnerinnen:
    Wunderbar! Ein Märchen ganz nach meinem Geschmack.
    Endlich mal eine Heldin, die nicht die Verkörperung aller nur erdenklichen Tugenden ist (in männlicher Form hatten wir das ja bei "dem, der auszog, das Fürchten zu lernen" schon mal).


    Ja, mir gefällt das Märchen auch sehr gut!
    Ich finde es auch super, dass sich hier das Mädchen an sein Versprechen hält und die Basen auch wirklich zu der Hochzeit einlädt. Ich hatte auch erwartet, dass es sich nicht an sein Versprechen hält!
    Aber die "Belohnung" hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht! Wer auch immer dieses Märchen jemals erzählt hat, hatte wirklich einen Sinn für Humor! :breitgrins:


    Die Moral? Halte deine Versprechen und du wirst belohnt? :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Ich kann mich euch hier nur anschliessen. Mir hat das Märchen ausgesprochen gut gefallen, ich zähle es auch mehr zu den modernen :zwinker: denn das Mädel ist ja echt nicht auf den Kopf gefallen. Als faul würde ich sie auch nicht bezeichnen. Hätte man ihr andere Arbeit gegeben, hätte sie diese vielleicht eher gemacht. Wer mag schon spinnen?
    Es gibt jedoch ein ABER von mir, denn auch dieses Märchen hatte dieses "das-kenn-ich -doch-Gefühl" Klar Rumpelstilzchen. 3 Kammern[size=6pt](okay da ware es Stroh zu Gold)[/size]
    Ich vermute mal,dieses "das-kenn-ich -doch-Gefühl" wird uns das ganze Märchenbuch über begleiten, also wie war das 7 Monate?!


    Hänsel und Gretel habe ich auch schon gelesen, melde mich aber hierzu später nochmal, muß jetzt weg :winken:

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten



  • Als faul würde ich sie auch nicht bezeichnen. Hätte man ihr andere Arbeit gegeben, hätte sie diese vielleicht eher gemacht.


    Nun ja, "faul" ist in der Märchenwelt, wer nicht tut, was ihm und vor allem ihr gesagt wird. Dienstbereit und mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen ob der Freude, gehorchen zu dürfen :rollen: . Zumindest erzeugen manche der Märchen diesen Eindruck bei mir.


    Hänsel und Gretel:
    Tja, wer kennt es nicht? Dies dürfte eines der allerbekanntesten Märchen überhaupt sein, und ich verstehe auch wieso. Es ist spannend, voller Gefahren, zeigt, wie sehr sich auch kleine Kinder zu helfen wissen, und hat natürlich ein Happy End.
    Überrascht hat mich bei dieser Wieholek, wie wenig Raum die "eigentliche" Handlung rund um die Hexe einnimmt. Nur gut zwei Seiten vergehen von Entdeckung des Häuschens bis zum Tod der Hexe, während die Vorgeschichte doppelt so lang ist.


    Überrascht hat mich auch, dass die Stiefmutter auch mal direkt als Mutter bezeichnet wird. Haben die Grimms hier vielleicht geschlampt bei der Überarbeitung? (Zu einem anderen Märchen hieß es bei Wikipedia, die Grimms hätten aus der Mutter erst im nachhinein eine Stiefmutter gemacht, um die Grausamkeit ihres Verhaltens den Kindern gegenüber abzumildern. Vielleicht war es hier ja ähnlich.)
    Überhaupt fällt mir erst jetzt so richtig auf, dass doch immer die (Stief-)mütter die Bösen sind, während sich die Väter diese einfach gewähren lassen, oder sich zumindest nicht stark genug für ihre Kinder einsetzen. Das war mir früher gar nicht so bewusst. Könnt ihr euch erklären, wieso die Gewalt der Erwachsenen gegen ihre Kinder immer von den Müttern ausgeht? Würde mich wirklich interessieren.



    Ich vermute mal,dieses "das-kenn-ich -doch-Gefühl" wird uns das ganze Märchenbuch über begleiten, also wie war das 7 Monate?!


    Das nehme ich auch an, und es dürfte im Laufe der Monate mit unserer zunehmenden Märchenkenntnis noch zunehmen. Aber bisher immerhin gibt es ja auch immer wieder was "Neues".

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo ihr Lieben!


    Zu "Die drei Spinnerinnen" gibt es eigentlich nicht's mehr hinzuzufügen. Vom Bauchgefühl her ( :zwinker:) hat mir das Märchen aber total gut gefallen. Richtig zum Schmunzeln und eigentlich total lieb.
    Bin auch schon etwas spät dran... sorry. :rollen:


    Hänsel und Gretel


    Das Märchen habe ich geliebt. Und das Lied "Hänsel und Gretel" schon sehr, sehr oft gesungen. :breitgrins: Kennt ihr das eh auch?


    Doch bei einem Punkt war ich erstaunt. War mir ganz, ganz sicher, dass Hänsel die Hexe in den Ofen gestoßen hat. Aber nun war es doch Gretel.



    Überrascht hat mich auch, dass die Stiefmutter auch mal direkt als Mutter bezeichnet wird. Haben die Grimms hier vielleicht geschlampt bei der Überarbeitung? (Zu einem anderen Märchen hieß es bei Wikipedia, die Grimms hätten aus der Mutter erst im nachhinein eine Stiefmutter gemacht, um die Grausamkeit ihres Verhaltens den Kindern gegenüber abzumildern. Vielleicht war es hier ja ähnlich.)


    Lest' mal bei Wikipedia nach ... "Zur Motivik"
    Ganz interessant ist doch auch, dass es nahe liegt, dass die Schwiegermutter und die Hexe eine Person sind/ist.


    Wie ich schon einmal angemerkt habe ist es mir auch schon aufgefallen, dass das Böse immer von den Stiefmüttern ausgeht.
    Und die Männer sich dem nie widersetzen können.
    Verblüffend, wenn ich so denke, dass doch früher doch schon eher die Männer die Hosen anhatten, oder? *achselzuck*


    :winken: Lg, Mara

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

  • Hänsel und Gretel
    Tja ein Märchen das ich negativ in Erinnerung habe. :grmpf:
    Ich hatte Jahrelang Alpträume, immer wieder erschien mir dieses Hexenhäuschen im Traum. :Kreuz: In dem Ort, in dem ich alles Kind wohnte gab es eine Anhöhe die ideal zum Schlittenfahren war. Diese Anhöhe hieß Galgenberg, was ich schon sehr gruselig fand, aber das schlimme daran war, um zum Galgenberg zu gelangen musste man einen Feldweg entlang gehen. Am Wegrand stand ein kleines Häuschen umgeben von ein paar Bäumen…
    Das Hexenhäuschen…. :entsetzt:
    Ich war NIE auf dem Galgenberg Schlittenfahren. [size=6pt]Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein fürchterlicher Angsthase war[/size]Heute finde ich das Märchen gar nicht mehr so schlimm und ich hatte tatsächlich heute Nacht keinen Alptraum. :breitgrins: Es ist genau so wie ich es in Erinnerung hatte. Interessant fand ich die Beschreibung der Hexen

    Zitat

    Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung, wie die Tiere und merken es, wenn Menschen herankommen.

    Hierbei dachte ich als erstes an eine Fledermaus
    Dann die Vorstellung das ein Entchen die Kinder über das große Wasser bringt, hier dachte ich an die nicht stimmende Relation…Ente = klein, Kinder = viel größer
    Witzig fand ich dann allerdings am Ende des Märchens die Illustration, da sitzt ein Mädel träumend auf einem Schwan….Interessant fand ich auch bei diesem Märchen, darauf kam ich durch das Märchenquiz im Fernseh, das nie die Rede von einem Lebkuchenhäuschen ist, aber jeder spricht, wenn er das Hexenhäuschen erwähnt von einem Lebkuchenhäuschen.
    Komisch!!!
    mara 84 schreibt

    Zitat

    Ganz interessant ist doch auch, dass es nahe liegt, dass die Stiefmutter und die Hexe eine Person sind/ist.

    das würde erklären, warum, die m.Mn. nach doch so gesunde, Stiefmutter nach so kurzer Zeit verstorben ist.Die Kinder dürften nciht mehr als 6 - 8 Wochen weg gewesen sein.



    Heute Abend dann wieder die magische Zahl 3


    Die drei Schlangenblätter

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten



  • Witzig fand ich dann allerdings am Ende des Märchens die Illustration, da sitzt ein Mädel träumend auf einem Schwan….


    In meiner Illustration ist es tatsächlich eine Ente. Übrigens hatte ich das Entenende total vergessen. Allerdings weiß ich, dass ich vor einigen Jahren das Märchen meiner Nichte vorlas, und mich damals auch über die Ente wunderte. Jetzt, 5 Jahre später, war es wieder dasselbe. Die Ente gehört in meinem Kopf wohl einfach nicht zu Hänsel und Gretel.



    Interessant fand ich auch bei diesem Märchen, das nie die Rede von einem Lebkuchenhäuschen ist,


    Das fiel mir auch auf, allerdings ist es für mich ein Pfefferkuchenhaus.
    Wie eben in dem Liedtext:

    Zitat

    Sie kamen an ein Häuschen, von Pfefferkuchen fein.



    Heute Abend dann wieder die magische Zahl 3


    Es wunderte mich bei diesem Märchen, dass Hänsel und Gretel nur zweimal in den Wald geschickt werden. Ich war überzeugt davon, dass sie erst beim dritten Mal nicht zurückfanden.



    Wie ich schon einmal angemerkt habe ist es mir auch schon aufgefallen, dass das Böse immer von den Stiefmüttern ausgeht.


    Genau, du hast mich erst darauf aufmerksam gemacht. Ist mir, wie gesagt, vorher nie aufgefallen. Es wundert mich wirklich, dass das Böse so durchgängig von der (Stief-)mutter ausgeht. Aber vielleicht stoßen wir noch auf ein Gegenbeispiel.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr Lieben,


    Hänsel und Gretel:


    Ich kannte das Märchen in der Fassung, in der die Eltern zwar auch die Kinder im Wald aussetzen, aber die Mutter sich genauso wie der Vater Sorgen macht, was aus den Kindern geworden ist und diese dann auftauchen und sie alle glücklich weiter leben. Danke mara, für den Hinweis mit Wiki. Habe das gelesen und damit auch erfahren, dass die Version, die ich kannte jünger ist, als die vorhergehende Version.


    Habt ihr euch bei Wiki schon den Artikel über "Stiefmütter" durchgelesen? Und wieso im Märchen so oft Stiefmütter vorkommen und die sich mit ihrer Stieftochter nicht verstehen? Sehr interessant! Stiefmutter


    Das fiel mir auch auf, allerdings ist es für mich ein Pfefferkuchenhaus.
    Wie eben in dem Liedtext:


    Ja, ich hatte auch ein Pfefferkuchenhaus in Erinnerung, aufgrund des Liedes! :breitgrins: Aber es ist halt einfach ein Haus zum Essen und v. a. wohl lauter solche Dinge, die Kinder besonders gern mögen! :zwinker:


    Ich war übrigens auch der Meinung, dass die beiden Kinder erst beim 3. Mal nicht mehr zurück finden. Aber es gibt anscheinend doch ziemlich viele verschiedene Versionen und keine gleicht der anderen.
    Die Version mit der Ente kenne ich, aber in dem Quelltext bei Wiki kommt die Ente gar nicht vor. Wäre aber interessant, was diese Ente eigentlich aussagen soll?


    Insgesamt würde ich mal sagen, hier handelt es sich eindeutig um einen Klassiker unter den Märchen. Ich denke es gibt so gut wie niemanden, der dieses Märchen nicht kennt und es behandelt auch ein ganz anderes Thema: Eine Hexe die kleine Kinder verschlingt und Kinder, die sich sehr gut selber helfen. Diesmal auch ohne fremde Hilfe oder dass ein König auftaucht! :smile:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Huch, da hatte ich gestern glatt vergessen, was zum täglichen Märchen zu schreiben :redface: , deshalb heute zwei; beide mit Schlangen im Titel.


    Die drei Schlangenblätter
    Es fasziniert mich immer wieder, wie effektiv in Märchen erzählt wird. Auf einer knappen Seite macht sich der Junge von zu Hause auf, wird Soldat, entpuppt sich als Kriegsheld, wird dafür vom König an seinen Hof geholt, verliebt sich in die Königstochter und heiratet sie. Und darüber hinaus erfahren wir noch von dem Versprechen, dass sie ihrem Zukünftigen abnimmt. Puh, andere brauchen dafür 300 Seiten :zwinker: . (Ach ja, und einen Satz nach der Hochzeit ist er auch schon wieder Witwer.)
    Gefallen hat mir, dass der "Held" anscheinend sein Versprechen doch nicht ganz freiwillig einhält:

    Natürlich entkommt er dieser Klemme, aber ein glückliches Ende ist trotzdem noch lange nicht in Sicht. Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war, und hier haben wir mal nicht die böse Mutter, sondern die böse Gattin, die ihren Mann ermordet! Aber auch das ist nicht von Dauer, denn eine Happy End muss nun mal her. (Immerhin weiß ich jetzt, woher Hollywood die Idee von den Toten-die-mirakulös-doch-wieder-leben herhat.) Allerdings endet das Märchen nicht mit der sonst nahezu obligatorischen Heirat mit Prinz bzw. Prinzessin; aber die hatten wir ja schon früher, mit weniger gutem Ende. Vielleicht hat der Held ja erst mal die Nase voll vom weiblichen Geschlecht und hütet sich vor einer neuen Eheschließung.


    Die weiße Schlange
    Und gleich noch ein junger Mann aus einfachen Verhältnissen, der eine Prinzessin zur Frau bekommt, diesmal allerdings, wie es sich gehört, erst am Ende.
    Ein traditionelles Hilf-anderen-dann-helfen-sie-später-dir-Märchen, natürlich mit drei Helfern für die drei Aufgaben, auf deren Nichterfüllung der Tod steht. Schon nett, dass der Held den Tieren in Not hilft, aber über die Art der Hilfe für die Rabenjungen hat mich doch leicht schockiert: um deren Leben zu retten, schlachtet er sein Pferd! Dass das ja auch ein lebendes Wesen ist, wird in diesem Moment ignoriert.
    Der Held hilft Tieren aller Art; sie vertreten drei der vier Elemente, Wasser (Fische), Erde (Ameisen) und Luft (Raben), und gerade das ist natürlich der Grund dafür, dass er für jede Aufgabe die passenden Helfer hat. Übrigens braucht er diese nicht um Hilfe zu bitten, sie kommen von sich aus unaufgefordert und zu seiner eigenen Überraschung, ebenso selbstlos, wie er sich früher ihnen gegenüber gezeigt hat.
    Das dürfte auch die Moral sein: Hilf anderen, wenn du kannst; später wirst du selbst Hilfe benötigen. Ein schönes Märchen, das mir gut gefallen hat.


    Heute abend dann Strohhalm, Kohle und Bohne.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich schreibe jetzt auch gleich zu 2 Märchen, die sich beide um Schlangen drehen. In beiden Märchen stellt die Schlange aber nicht wie sonst, etwas hinterlistiges oder böses dar, sondern ganz im Gegenteil:


    Die drei Schlangenblätter
    Mit Hilfe der Schlangenblätter kann der Protagonist seine Frau wieder erwecken und wird auch selbst wieder zum Leben erweckt. Mir ist es zuerst schon komisch vorgekommen, dass der Prinz die Blätter seinem Diener gibt, aber natürlich: Wenn er stirbt, kann er sich ja nicht selber die Blätter auflegen! :breitgrins:
    Dass sich seine Frau danach so verändert, hängt das vllt. mit der Schlange zusammen? Dass da doch wieder das Böse durch kommt? :schulterzuck: Aber dann müsste sich ja der Prinz nach seiner Wiederbelebung auch wieder verändern, oder?



    Es fasziniert mich immer wieder, wie effektiv in Märchen erzählt wird. Auf einer knappen Seite macht sich der Junge von zu Hause auf, wird Soldat, entpuppt sich als Kriegsheld, wird dafür vom König an seinen Hof geholt, verliebt sich in die Königstochter und heiratet sie. Und darüber hinaus erfahren wir noch von dem Versprechen, dass sie ihrem Zukünftigen abnimmt. Puh, andere brauchen dafür 300 Seiten :zwinker: . (Ach ja, und einen Satz nach der Hochzeit ist er auch schon wieder Witwer.)


    :lachen: Da hast du recht. Das Prinzip von Märchen: "In der Kürze liegt die Würze!" :breitgrins:


    Dass das Märchen mal nicht mit der Eheschließung endet, finde ich auch mal angenehm. Könnte schon verstehen, wenn er erstmal keine Frau mehr braucht! :lachen:


    Die weiße Schlange:
    Auch hier steht die Schlange nicht für Hinterlistigkeit, sondern ganz im Gegenteil: Sie gibt dem Protagonisten eine besonder Fähigkeit und hilft ihm dabei sein Glück zu machen.


    Die Moral ist wohl eindeutig: Hilf anderen, du weißt nicht, wann du mal auf die Hilfe anderer angewiesen bist.


    Dass er sein Pferd schlachtet, um die Raben zu ernähren, fand ich auch sehr erschreckend. :entsetzt: Aber wahrscheinlich soll das Märchen einfach nur bildlich verstanden werden und auf so kleine Eigenheiten nicht näher geachtet werden! :zwinker:
    Was mich auch immer wieder schockiert, sind diese Bedingungen, die immer gestellt werden: Du musst diese oder diese Aufgabe erfüllen, um die Prinzessin zu bekommen, ansonsten stirbst du! :entsetzt: Dafür, dass er sich hier ja auch freiwillig meldet, finde ich diese Zusammenhänge immer sehr böse! Es ist doch schon Strafe genug, wenn man die Prinzessin nicht bekommt, warum muss man gleich mit seinem Leben dafür bezahlen?


    Insgesamt haben mir diese beiden Märchen aber sehr gut gefallen.


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Die drei Schlangenblätter
    Dass sich seine Frau danach so verändert, hängt das vllt. mit der Schlange zusammen? Dass da doch wieder das Böse durch kommt? :schulterzuck: Aber dann müsste sich ja der Prinz nach seiner Wiederbelebung auch wieder verändern, oder?


    Ja, das habe ich mich auch gefragt. Vielleicht hängt die negative Auswirkung ja mit Eva und der Schlange im Paradies zusammen. Frau und Schlange verträgt sich nicht von wegen Verführbarkeit, während der Mann da immun ist. Dem begegnet das Böse hingegen in Form seiner Frau, wie auch Adam von Eva zur Übertretung von Gottes Verbot angestachelt wurde.



    Die weiße Schlange:
    Dafür, dass er sich hier ja auch freiwillig meldet, finde ich diese Zusammenhänge immer sehr böse! Es ist doch schon Strafe genug, wenn man die Prinzessin nicht bekommt, warum muss man gleich mit seinem Leben dafür bezahlen?


    Ich denke mir da immer: Wer so doof ist und sich auf diese Bedingungen einlässt, hat es nicht besser verdient! Das sorgt für Auslese im Darwin'schen Sinne :breitgrins: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ja, das habe ich mich auch gefragt. Vielleicht hängt die negative Auswirkung ja mit Eva und der Schlange im Paradies zusammen. Frau und Schlange verträgt sich nicht von wegen Verführbarkeit, während der Mann da immun ist. Dem begegnet das Böse hingegen in Form seiner Frau, wie auch Adam von Eva zur Übertretung von Gottes Verbot angestachelt wurde.


    Das ist ein sehr interessanter Gedanke! Das macht auf jeden Fall Sinn und würde erklären, wieso sie sich so zu ihrem Schlechten verändert...


    Ich denke mir da immer: Wer so doof ist und sich auf diese Bedingungen einlässt, hat es nicht besser verdient! Das sorgt für Auslese im Darwin'schen Sinne :breitgrins: .


    :lachen:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Strohhalm, Kohle und Bohne
    Mal ganz was anderes. Ich hatte nach dem Anfang ein "Drei ungleiche Freunde erleben Abenteuer"-Märchen erwartet, und ein solches scheint es erst auch zu sein, bis es plötzlich die spur wechselt und zu einer "Und das kam so"-Geschichte wird. Diese Geschichten, (die ich nach Kiplings "Just So Stories" so nenne), liefern Erklärungen für gewisse natürliche Phänomene, in diesem Fall wie die Bohne an ihre "Naht" kommt.
    Ich kannte bisher außer Kiplings Geschichten nur einige afrikanische dieser Art (falls die nicht auch von Kipling stammen) und hatte keine Ahnung, dass es diese auch in Deutschland gab.
    Hier hatte ich zeitweise den Eindruck, dass der Erzähler selbst nicht wusste, wie die Geschichte enden würde, wild vor sich hin fantasierte, bis sie schließlich mit dem Zunähen der Bohne doch ein Ende nahm. Hat mir gut gefallen.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Heute Abend dann Von dem Fischer un syner Fru. "Mantje, Mantje Timpetee" kenne ich natürlich aus Kindertagen, hatte aber keine Ahnung, dass es auch aus der Grimm'schen Sammlung stammt.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Huch, da hatte ich gestern glatt vergessen, was zum täglichen Märchen zu schreiben :redface:


    Ich kam die letzten Tage nicht wirklich zum Lesen, daher muß ich gleich 4 Märchen nachholen



    Die drei Schlangenblätter
    Es fasziniert mich immer wieder, wie effektiv in Märchen erzählt wird. Auf einer knappen Seite macht sich der Junge von zu Hause auf, wird Soldat, entpuppt sich als Kriegsheld, wird dafür vom König an seinen Hof geholt, verliebt sich in die Königstochter und heiratet sie. Und darüber hinaus erfahren wir noch von dem Versprechen, dass sie ihrem Zukünftigen abnimmt. Puh, andere brauchen dafür 300 Seiten :zwinker: . (Ach ja, und einen Satz nach der Hochzeit ist er auch schon wieder Witwer.)
    Gefallen hat mir, dass der "Held" anscheinend sein Versprechen doch nicht ganz freiwillig einhält:

    Natürlich entkommt er dieser Klemme, aber ein glückliches Ende ist trotzdem noch lange nicht in Sicht. Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war, und hier haben wir mal nicht die böse Mutter, sondern die böse Gattin, die ihren Mann ermordet! Aber auch das ist nicht von Dauer, denn eine Happy End muss nun mal her. (Immerhin weiß ich jetzt, woher Hollywood die Idee von den Toten-die-mirakulös-doch-wieder-leben herhat.) Allerdings endet das Märchen nicht mit der sonst nahezu obligatorischen Heirat mit Prinz bzw. Prinzessin; aber die hatten wir ja schon früher, mit weniger gutem Ende. Vielleicht hat der Held ja erst mal die Nase voll vom weiblichen Geschlecht und hütet sich vor einer neuen Eheschließung.


    Ja das ist schon faszinierend.
    Dieses Märchen kannte ich auch noch nicht und so wirklich gefällt es mir auch nicht. Die Ehefrau fand ich éinfach nur egoistisch. "Wenn einer stirbt muß sich der andere mit ihm lebendig begraben lassen". Ich könnte wetten, dass sie sich nicht lebendig hätte begraben lassen. Das war für mich so0, wenn ich nicht leben darf, darfst du das auch nicht.
    Auch hier haben wir mal wieder etwas unmärchenhaftes, denn in keinem bisher gelesenen Märchen spricht der Vater gegend seine Tochter ein Urteil und ist somit der Gute. Der Vater glaubt seinem Schwiegersohn und spricht mehr oder weniger das todesurteil seiner Tochter, denn anscheinend konnte sie nicht schwimmen...
    Pech gehabt.
    Für mich ist als nächstes Die weiße Schlange dran

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten



  • Ich bin immer wieder von deinen Rezis fasziniert, auf

    Zitat

    sie vertreten drei der vier Elemente, Wasser (Fische), Erde (Ameisen) und Luft (Raben),

    wäre ich nie im Leben gekommen :klatschen: Nachdem ich es bei dir gelesen habe, dachte ich: Saltanah hat Recht.
    Auch hier fand ich die Prinzessin unmöglich. Wieso können Prinzessinnen nicht auch mal so selbstlos wie die Märchenhelden sein :grmpf: Der gnädigen Frau war der Jüngling mal wieder nicht gut genug, was mich im ersten Moment an den Froschkönig erinnerte :breitgrins:
    Mal ehrlich, ich hätte mich auf und davon gemacht, wieso soll man der "verwöhnten" Prinzessin 3 Aufgaben erfüllen, wenn der König nur eine Verlangt. Mir häte sie den Buckel runter rutschen können :pueh:
    Aber da der Jüngling seinem Vater ja sagte er wole für sich selber sorgen, was blieb im dann anders übrig als die "Göre :breitgrins:" zu nehmen.
    Und es gibt ja Gott sei Dank auch ein Happy End und sie teilt sogar den Apfel mit dem Jüngling


    Gleich dann noch Strohhalm, Kohle und Bohne.

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Strohhalm, Kohle und Bohne fand ich einfach nur :totlach: zum Schiessen.
    Ich konnte mir das so schön bildlich vorstellen, wie diese drei Gesellen, dem Tod entrinnen und dann auf Wanderschaft gehen. wie kommt man nur auf solche Ideen(gell BigBen :zwinker:)
    Für mich bis jetzt das beste Märchen von den bisher 17 gelesenen :klatschen: Sehr schön.
    Und dann ein Schneider der mit einer Bohne Mitleid hat :totlach:


    Saltanah

    Zitat

    Hier hatte ich zeitweise den Eindruck, dass der Erzähler selbst nicht wusste, wie die Geschichte enden würde, wild vor sich hin fantasierte, bis sie schließlich mit dem Zunähen der Bohne doch ein Ende nahm.

    Das Gefühl kann man hier durchaus bekommen.
    Wirklich ein sehr schönes Märchen.


    Und jetzt kommt
    Von dem Fischer und seiner Frau und somit habe ich wieder aufgeholt :breitgrins:

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Hallo Leute!


    kurze Zwischeninfo:


    Ich lege heute einen Märchen-Nachmittag ein, damit ich wieder aufhole.
    Bin ein bisschen zurückgefallen... :grmpf::redface:


    :winken:

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

  • Die drei Schlangenblätter
    Das Märchen hat mir eigentlich sehr gut gefallen.
    Da sieht man wieder einmal gut wie bedingungslos die Männer ihre Prinzessinen lieben und was sie nicht alles für sie mache (auch wenn nicht ganz freiwillig natürlich.)


    Es sind wirklich immer die Prinzessinen die so ein TamTam darum machen, den Richtigen zu finden.
    Die Prinzen reiten ein bisschen herum und sobald sie einer bildhübschen Dame über den Weg laufen sind sie hin und weg und egal was mit dieser Dame ist --- sie wird geheiratet.
    Die Frauen sind schon immer die ärgeren. :rollen: :breitgrins:


    Die weiße Schlange
    Das Märchen habe ich heute das erste Mal gelesen bzw. das erste Mal davon gehört.
    Habe mir ganz etwas anderes erwartet. Dachte mir, dass der Diener bestimmt bestraft wird wenn er verbotenerweise die Schüssel mit in seine Kammer nimmt und dort von der Schlange kostet.


    Es ist ein sehr nettes Märchen, dass sehr meinen Geschmack trifft.
    Außer das mit dem Schlachten vom Pferd... :rollen: *seufz*...


    Strohhalm, Kohle und Bohne
    Also DAS ist bis jetzt mein absolutes Lieblingsmärchen. Da hab ich wieder einmal richtig gelacht. "Die Kohle, die von hitziger Natur war..." getraute sich dann doch nicht so recht über den Strohhalm und steckte ihn dann sogar noch in Brand. Und die Bohne ist die beste.. zerkugelt sich einfach und zerplatzt. :breitgrins: Göttlich!


    Von dem Fischer und syner Fru fürchte ich mich jetzt ein bisschen... was ist denn das für eine Sprache? Niederdeutsch? Na ich bin gespannt ob ich DAS verstehe.


    :winken: Mara

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

  • Von dem Fischer un syner Fru
    Manntje, Manntje, Timpe Te,
    Buttje, Buttje in der See,
    myne Fru de Ilsebill
    will nich so, as ik wol will.

    Hach, auch da kommen Kindheitserinnerungen auf. Mein Vater hat uns das Märchen immer wieder vorgelesen - allerdings in einer hochdeutscheren Version - und ich fand gerade die Beschreibung des Meeres, das immer dunkler und aufgewühlter wird, sehr gruselig.
    Dies ging mir jetzt nicht mehr so, was aber wahrscheinlich an dem mir doch sehr fremden Dialekt liegt. Zwar konnte verstehen was passiert, konnte das Märchen aber nicht einfach lesen, sondern musste es mir "übersetzen", wodurch dann doch einiges an Unmittelbarkeit verloren ging.
    Was mich jetzt überraschte, waren die vielen Stationen, die durchgemacht wurden. Es waren nicht die üblichen drei, sondern ein paar mehr - Hütte, Schloss, König, Kaiser, Papst - bis es schließlich in dem "Ich will werden wie der liebe Gott" kulminiert.
    Auch hier haben wir wieder den Mann, der sich gegen seine Frau nicht durchsetzen kann. Ich muss sagen, dass mir das allmählich auf die Nerven geht! Was wird hier eigentlich für ein Frauen- und Männerbild verbreitet? Die Frauen sind immer die Bösen mit den schlimmen Ideen und die Männer tun weitgehend widerspruchslos, was ihnen aufgetragen wird - auch wenn sie es eigentlich besser wissen. Nervig!
    (Der einzige schlechte Mann, auf den wir bisher gestoßen sind, war der Vater in den "Zwölf Brüdern", der seine Söhne töten wollte.)


    Heute abend dann Das tapfere Schneiderlein.

    Wir sind irre, also lesen wir!