Jonathan Weiner – Zeit, Liebe, Erinnerung

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Jonathan Weiner – Zeit, Liebe, Erinnerung
    Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens


    Autor: Jonathan Weiner, geboren 1953 in New York, Absolvent der Harvard University, ist Mitarbeitr der Zeitschrift „The Sciences“ und Autor zahlreicher Wissenschaftsbücher. Für sein letztes Buch „Der Schnabel des Finken oder Der kurze Atem der Evolution“ erhielt er den Pulitzer Preis, für „Zeit, Liebe, Erinnerung“ wurde er mit dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet.


    Klappentext:
    Über kaum eine Frage wird seit Jahrzehnten heftiger gestritten als darüber, was unser Verhalten bestimmt. Ist es die Umwelt, oder sind es unsere Gene? Beschäftigt haben sich Philosophen und Naturwissenschaftler seit jeher damit. Aber erst die enormen Fortschritte in der Molekularbiologie des zwanzigsten Jahrhunderts lassen eine Antwort darauf möglich erscheinen.
    Entscheidend dazu beigetragen hat ein Mann, den außerhalb der Welt des Labors kaum jemand kennt: Seymour Benzer, erfindungsreich, exzentrisch und einer der bedeutendsten Biologen des zwanzigsten Jahrhunderts.


    Der Wissenschaftsjournalist und Pulitzer-Preisträger Jonathan Weiner verbrachte fast fünf Jahre in Benzers Labor am California Institute of Technology in Pasadena und schaute dem so skurrilen wie genialen Wissenschaftler und dessen Schülern bei ihrer Arbeit über die Schulter. Taufliegen (Drosophila melanogaster) und selbstgezüchtete Mutanten untersuchen sie auf Gene, die für die Steuerung unserer inneren Uhr verantwortlich sind, für sexuelle Orientierung oder dafür, dass wir uns erinnern oder dass wir vergessen können. Dass sie dabei fündig wurden, wird unsere gesamte Sicht auf das leben verändern. Denn viele Gene sind universal – sie kommen in jedem Wesen vor, von der Bakterie über die Fliege bis hin zum Homo sapiens.
    „Zeit, Liebe, Erinnerung“ ist die Geschichte der modernen Genetik vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis heute.


    Es ist zugleich die Geschichte Seymour Benzers, der wie kaum ein zweiter die Molekulargenetik vorangetrieben hat: in den fünfziger Jahren mit der Entschlüsselung der Feinstruktur des Gens, seit den sechziger Jahren als Begründer der genetischen Sektion des Verhaltens. Weiners fesselnde Erzählung macht den wissenschaftlichen Fortschritt anschaulich und erlebbar. Und sie straft all jene Lügen, die Naturwissenschaftler für trocken und humorlos halten.


    Mein Eindruck:


    Aufgrund des Obertitel hatte ich beim ersten Lesen den Eindruck, es handle sich um irgendeinen gefühlsduseligen Roman. Doch der Untertitel und der Klappentext haben mich überzeugt, es zu kaufen und nun auch zu lesen.
    Ich bin überrascht, denn trotz der schwierigen Materie ist es Weiner hier gelungen, dieses wissenschaftliche Thema auch für den Laien klar und verständlich dazustellen. Im Mittelpunkt stehen die Anfänge der Genforschung und damit natürlich die Arbeit von Seymor Benzer und seiner Kollegen und Nachfolger. Benzer hat sich dabei nie in einem Thema verrannt, sondern immer nach dem gesucht, zu was er gerade „Lust“ hatte. Er erscheint dem Leser nicht als trockerner angestaubter Professor, sondern als ziemlich exzentrischer wie auch genialer Mensch. So hat er zum Beispiel Vorlieben für ziemlich komische Speisen (erst wird das Hirn seziert und dann gegessen :entsetzt: ).


    Der Titel des Buches zeigt die drei Eckpfeiler seiner Forschung – Zeit, Fortpflanzung, Lernen. Anhand der Taufliege und den gezüchteten Mutanten versucht Benzer herauszufinden, ob das Verhalten durch die Umwelt oder die Gene beeinflusst wird. Geschildert werden unter anderem der Laborablauf aber auch die einzelnen Experimente, mit denen man eine Antwort herauszufinden sucht. Meine Vorstellungskraft reicht allerdings dabei nicht aus, um mir vorszustellen, wie man einer kleinen Fliege einen Draht ans Bein bindet oder ihr Hirn seziert. :gruebel:
    Alles in allem wird dieser Prozess durch Weiner sehr anschaulich, teilweise amüsant dargestellt. Er verzichtet dabei vor allem auf zu viele fachtheoretische Ausdrücke, so dass der Leser mit einem normalen Wissen hinsichtlich der DNA und ein bisschen logischem Verständnis die einzelnen Schritte nachvollziehen kann.


    Dem Leser wir aber auch die Brisanz dieses Themas ins Bewusstsein geführt, denn wenn man die Gene und damit das Verhalten einer Fliege manipulieren kann, so lässt es den Leser erahnen, dass dies auch auf den Menschen übertragbar ist. Es wird deutlich, dass der Mensch der Fliege genetisch näher steht als man es sich denkt.
    So bewegen sich die Forscher im Bereich der Genetik immer ein bisschen auf Glatteis und sehen sich oftmals wohl nicht nur dem wissentschaftlichen Jubel ihrer Enteckungen gegenüber, sondern müssen sich auch schärfster Kritik stellen und diese Entwicklung ist keinesfalls erst heute so. Weiner zeigt auf das Forschung hinsichtlich der Genetik Fortschritte erzielt, die zum Guten als auch zum Schlechten genutzt werden können.


    Fazit: Ein guter Lesestoff, den ich nicht mehr so schnell weglegen wollte und der mir die Taufliege ein bisschen näher gebracht hat und einen Schritt nach oben auf der Sypathieleiter, denn sie ist nicht das dumme Wesen, für das ich sie gehalten habe.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus: