Steven Brust – Jhereg

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    Inhalt: Vlad Taltos lebt als Ostländer (= Mensch) unter den Dragaeranern, die um einiges größer als Menschen sind und sehr viel älter werden. Er ist Berufskiller, gehört durch Titelkauf seines Vaters dem Haus Jhereg an und hat einen reptilischen Vertrauten namens Loiosh, der ihn bei seinen „Arbeiten“ unterstützt. Eines Tages bekommt Vlad von einem wichtigen Mitglied des Rates der Jhereg einen Auftrag, der um ein vielfaches besser bezahlt wird als üblich. Kein Wunder: Ein anderes Ratsmitglied, Mellar, hat dem Rat viel Geld gestohlen und verschanzt sich gerade bei einem Lord des Hauses Dragon, gegen die Haus Jhereg schon verlustreich Krieg geführt hat. Jeder weiß: Wird Mellar von einem Jhereg bei diesem Lord umgebracht, dann gibt es erneut Krieg. Der Diebstahl wird nicht lange zu vertuschen sein und der Jhereg-Rat will um jeden Preis verhindern, daß dies an die Öffentlichkeit gelangt, um Nachahmer gar nicht erst zu ermutigen. Wie bekommt man Mellar also aus dem Haus und was sind überhaupt seine Absichten? Vlad muß dieses Puzzle mit einer Reihe Verbündeter lösen und es bleibt nur wenig Zeit.



    Meine Meinung: Jhereg spielt zwar in einer fiktiven Welt, aber die Story hat eher was von klassischem Privatdetektiv-Krimi. Leider ist sie einigermaßen vorhersehbar, und wo sie es nicht ist, liegt es an den Strukturen dieser Welt, die Vlad zwar bekannt sind, dem Leser aber nicht in allen notwendigen Details. Einiger dieser Details bieten durchaus interessante Möglichkeiten im Rahmen einer solchen Story, z. B. die Wiederbelebung Getöteter, die aber nicht möglich ist, wenn der Körper mehrere Tage tot bleibt, zerstückelt wird oder eine spezielle seelenfressende Waffe für die Tat verwendet wird. Oder die Kommunikation, die auch über große Entfernung telepathisch erfolgen kann, sogar Gegenstände können über diese „Kanäle“ transferiert werden. Daraus ließe sich eigentlich einiges machen, was hier aber nur in Ansätzen passiert.


    Damit könnte ich leben, wenn die Charaktere besonders interessant wären, aber selbst die Protagonisten bleiben relativ blaß. Über Vlad und seine Geschichte erfährt man zwar etwas mehr, er ist nicht der Typ „sympathischer Held“, ein Ekel ist er aber auch nicht gerade. Sein Partner Kragar ist die Unauffälligkeit in Person (was bei manchen Aufträgen durchaus nützlich ist), Lord Morrolan, in dessen Haus sich Mellar aufhält, ist ein typischer Aristokrat der besseren Sorte (durchaus von so etwas ähnlichem wie edler Gesinnung, ansonsten reich und mit Sammlerspleen). Die übrigen Figuren wirken eher wie Marionetten oder Schachfiguren, die nach Belieben hin- und hergeschoben werden und recht eindimensional ausfallen.


    Sprachlich orientiert sich das Buch am Niveau der Geschichte und ihrer Protagonisten, zwar flüssig, aber nicht gerade herausragend. Daß vor allem Vlad gelegentlich auch recht deftig wird, paßt allerdings gut und hat mich nicht gestört. Nett waren auch die Gespräche von Vlad mit seinem Vertrauten Loiosh, der sein freches Mundwerk für meinen Geschmack nur viel öfter hätte einsetzen dürfen. Im Klappentext wird das Buch mit einem „Comic ohne Bilder“ oder einem Videospiel verglichen. Das scheint mir nicht völlig dahergeholt, nur daß ich schon Comics mit intelligenter aufgebauter Story und mehr Witz gelesen habe. Alles in allem sind also zwar gute Ansätze, aber Schwächen in der Ausführung festzuhalten.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Danke für deine Rezension Aldawen :winken: Schade, dass es dir nicht so gut gefallen hat - bei mir subben die Bände von Steven Brust ja noch und ich verspreche mir eigentlich auch einiges davon. Klett-Cotta hat die Reihe allerdings auch mittlerweile eingestellt, habe ich gestern im Magira Fantasy Jahrbuch 2007 gelesen.

  • Dann warte ich mal gespannt darauf, wie Deine Einschätzung sein wird, Ingroscha. Vielleicht fällt sie ja ganz anders aus als meine, es gibt schließlich auch ausgesprochene Steven-Brust-Fans, wie ich weiß. Also sollte man meinen, daß irgendetwas „dran“ sei. Dieses etwas hat sich mir nur eben nicht erschlossen ...


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Ach, du bist super! Ich wollte dich bereits im "Was lest ihr gerade?"-Thread um deine Meinung bitten, und nun sehe ich schon die fertige Rezension. :knuddel:


    Du bestätigst, was ich im Prinzip schon befürchtet hatte. Vor allem der Vergleich mit einem Videospiel schreckt mich, da mich das an ein anderes Buch erinnert, welches ich in negativer Erinnerung habe ("Zauberbann" von James Barclay, das ich aber auch noch aus anderen Gründen ganz furchtbar fand.)


    Zum Glück hat die Bibliothek aber die Reihe, dass ich da kein Geld investieren muss. Wobei mir gerade einfällt... Ahja, ich sehe es. Unsere Bib frönt weiter der Unsitte, Reihen erst ab Band 2 oder später zu kaufen. Was einem ja viiel nützt, wenn man Band 1 nicht kennt. :rollen:


    Ich warte also weiter gespannt, ob Ingroscha die Bände nun irgendwann mal liest. :breitgrins: :knuddel:


  • Zum Glück hat die Bibliothek aber die Reihe, dass ich da kein Geld investieren muss. Wobei mir gerade einfällt... Ahja, ich sehe es. Unsere Bib frönt weiter der Unsitte, Reihen erst ab Band 2 oder später zu kaufen. Was einem ja viiel nützt, wenn man Band 1 nicht kennt. :rollen:


    Hm, also die Ringinitiatorin bei Bookcrossing war damals nicht unbedingt der Ansicht, daß es eine besondere Lesereihenfolge gäbe und hat die Bücher deshalb wohl in der Veröffentlichungsreihenfolge angeboten. Das war jedenfalls die Aussage, weshalb ich mich vorsichtshalber auch erstmal nur für dieses als das erste Buch gemeldet hatte. Versuch's doch einfach mit irgendeinem, dann weißt Du wenigstens schon mal, ob Dir der Stil überhaupt zusagt :winken:


  • Ich warte also weiter gespannt, ob Ingroscha die Bände nun irgendwann mal liest. :breitgrins: :knuddel:


    Ohje, das könnte länger dauern - ich lese zurzeit nicht sehr viel, beginne bald einen neuen Job und habe mir schon einige andere Bücher vorgenommen aber ich werde weiter dran denken :winken:


    Wir haben hier sonst auch noch einen schönen allgemeinen Thread zu Steven Brust.

  • Ok, ich hatte nun auch das "Vergnügen" das Buch zu lesen. Unsere Bibliothek hat sämtliche Steven Brusts nachgekauft, allerdings weiß ich jetzt, dass ich die nicht mehr lesen werde.


    Sämtliche Figuren fand ich flach und dadurch langweilig. An keiner Stelle kam bei mir auch nur ein Fünkchen Interesse auf, was mit ihnen passiert. Am interessantesten fand ich noch Vlads Mitarbeiter Kragar und Loiosh. Die Kommentare von Loisosh waren ganz nett und hätten für meinen Geschmack mehr sein können, liefen aber auch oft nach demselben Muster ab: Loiosh sagt etwas, Vlad sagt “Schnauze, Loiosh” Wie abwechslungsreich! :rollen:


    Die Geschichte selbst ist auch nicht weltbewegend. Alles flach und “comicartig”. Ab und an ist es dann mal ganz witzig, aber auch nicht so, dass es mich für den Rest entschädigt hätte. Nach 100 Seiten habe ich dann reichlich quergelesen, damit ich es endlich durchbekomme. (Ich hätte es gleich am Anfang abbrechen und auf mein Gefühl vertrauen sollen, aber wenigstens weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass ich die anderen Bände nicht mehr zu lesen brauche. :rollen: )


    Am besten waren noch die Kapitelüberschriften: “Es geht nichts über gute Manieren – außer guten Reflexen”, “Inspiration erfordert Vorbereitung”, “Wahre Heldentaten gehören sorgfältig vorbereitet – und müssen mühsam vermieden werden”, “Mit einem erzürnten Dragon muß man unbedingt höflich sprechen”, “Sei vorsichtig in der Nähe deiner eigenen Fallen”, “Man wird schnell weise, wenn man in den Schlund eines Drachen starrt” usw. konnten mir schon ein Lächeln entlocken.


    Mir hat es nicht gefallen. Laut Tad Williams (vom Klappentext) kann ich mich jetzt vom Arzt durchchecken lassen. :) Überhaupt verstehe ich nicht, was Tad Williams zu dieser Lobhudelei verleitet hat. Sein Otherland fand ich jedenfalls um Welten besser. Nach dieser Aussage werde ich es mir aber noch sehr genau überlegen, ob ich beispielsweise Osten Ard einen näheren Blick gönne...