Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte/Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 12.897 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schokomaus.

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    Inhalt: Hajime und Shimamoto sind beide Einzelkinder, in ihrer Nachbarschaft beinahe eine Skurilität. Vermutlich verstehen sie sich deswegen so gut. Als sie auf verschiedene Mittelschulen gehen, trennen sich ihre Wege, sie verlieren einander und doch kann Hajime Shimamoto nie wieder vergessen.
    Wir verfolgen das Leben von diesem Jazz und Klassik liebenden Einzelgänger, der eine ganz eigene und seltsame Art hat zu lieben, der eine 'magnetische Kraft' braucht und etwas beim anderen, das nur auf ihn gewartet hat.
    Sein Leben verläuft trist, bis er seine Frau kennen lernt und beginnt, sich ein Leben aufzubauen, das mehr zu ihm passt, als Büroarbeit.
    Doch dann tritt Shimamoto wieder in sein Leben.



    Meine Meinung:
    Ich bin mir noch nicht sicher, ob 'Gefährliche Geliebte' Sputnik Sweetheart als meinen Lieblingsmurakami ablösen wird, aber es sägt zumindest stark am Thron. Wir begegnen hier sehr typischen Murakamifiguren. Einzelgänger, mit einer Vorliebe für Jazz und Klassik, in denen immer eine gewisse Grundtraurigkeit mitschwingt. Hajime gehört für mich -obwohl er als sehr unsympathisch geschildert wird und einige Dinge tut, die ihn eigentlich zum Großekel aller Murakamihelden machen müsste- zu den Charakteren, die ich mit am besten verstehe und mit denen ich mich am besten identifizieren kann. Man spürt die Dilemmata, denen er sich nicht entziehen kann und diese 'magnetische Kraft', die ihn unter anderem zu Shimamoto treibt.
    Etwas, was vielen vielleicht nicht gefällt, aber für mich mit den Reiz an Murakamis ausmacht: Viele Fragen werden nicht beantwortet. Sie stehen im Raum und brennen einem unter den Fingerkuppen, aber in den seltensten Fällen wird eines dieser Geheimnisse gelöst.


    Edit: Jetzt habe ich doch tatsächlich die Ratten vergessen.... 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Titel der Neuübersetzung ergänzt. LG, Valentine

    Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.<br />~ A. Einstein<br /><br />Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten. <br />~ Oscar Wilde

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Das ist auch eines meiner Lieblings-Murakamis. Teilweise erinnert es sehr an andere Murakamis finde ich, ein bißchen an Naokos Lächeln und Sputnik Sweetheart. Aber auch eine schöne Geschichte. Und ich denke, die offenen Fragen sind ja ein Merkmal Murakamis. Die lassen sich eben nicht vermeiden ;)
    Der Wechsel zwischen Realität und Traumwelt (?) bzw. eben dieses Verschwimmen von den beiden Elementen gefällt mir besonders gut.
    Schönes Buch, das den meisten Murakami-Liebhabern sicherlich gefällt.
    Ich würde dafür mal vergeben:
    4ratten

  • Bei mir war "Gefährliche Geliebte" mein erster Murakami und es hat mir eigentlich recht gut gefallen. Allerdings war ich am Ende doch etwas enttäuscht, da so viel unerklärt geblieben ist. Diese geheimnisvolle Shiamoto, was hat sie in der Zwischenzeit gemacht, was war mit dem Kind, usw. Das hat mich dann doch gestört dass diese Fragen nicht - zumindest andeutungsweise - aufgeklärt wurden.


    Ansonsten eine schöne Geschichte über einen midlifecrises-geschüttelten Mann, der eigentlich alles hat und dem trotzdem was fehlt, wirklich sehr eindringlich erzählt! Empfehlenswert!!


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo,


    Inhalt:
    Erzählt wird das Leben von Haijme von seiner Kindheit als Einzelkind und seiner damaligen Freundin und Seelenverwandten Shimamoto, wie sie sich verlieren in der Jugend. Als Ich ERzähler schildert Haijme seine Einsamkeit und Traurigkeit bis er Anfang 30ig ist und von seinem Glück das er in Beruf und Familie finden sollte. Doch obwohl er alles hat, ist er trotzdem einsam und verliert sich in seinen Wünschen und Begegnungen mit Shimamoto.


    Meinung:
    Als mein 2. Murkami hat es mir wieder sehr gut gefallen. Die Intensität der Gefühlsbeschreibungen, die Ebenen von Emotion, Traum und "Parallelwelt" sind beeindruckend. Ich mochte Haijme auch wenn er ein egoistisher, selbstbezogener Kerl war. Seine Einsamkeit und sein Verlorensein konnte ich gut verstehen. Am Ende blieben doch sehr viele Dinge ungeklärt über die ich gern noch etwas gewußt hätte - meiner Meinung nach deutlich mehr als bei "Kafka am Strand". Ein kleiner Grund, warum ich hierfür nicht 5 Ratten geben werde, sondern nur: 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Gefährliche Geliebte war auch mein erster Murakami, ist allerdings schon einige Jahre her, daher hab ich die Details nicht mehr so im Kopf.


    Die Frage, die für mich damals offen geblieben ist, ist ob Hajime Shimamoto wirklich wieder trifft oder ob sich das alles in seinem Kopf abspielt.
    Ich hatte damals eine lange Diskussion mit einem Freund und wir konnten das nicht eindeutig beantworten.
    Ist ja auch nicht so wichtig weil es halt mehrere Lesarten gibt, trotzdem würde mich interessieren, wie ihr das seht!


    LG, kat

  • Hallo kat,


    ich muss ehrlich zugeben, dass ich beim Lesen nicht daran gedacht habe, ob er Shimamoto gar nicht real wieder sieht. Sie kommt in die Bar, sie reden ...
    Erst gegen Ende konnte ich mir einige Dinge nicht erklären und kam auf den Gedanken, es waren alles Halluzinationen. Hm, mit Überzeugung kann ich mich weder das eine noch das andere entscheiden, das macht das Buch eben aus. Ein Murakami! :breitgrins:


    Grüße
    schokotimmi

  • Was soll eigentlich dieses Reich-Ranicki-Zitat auf dem Cover der Taschenbuchausgabe?
    "Ein hoch erotischer Roman. Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen."


    Auf der Rückseite würde ich mir solche Zitate ja noch gefallen lassen - aber mitten auf dem Titelbild? Ich hoffe, so etwas wird nicht zur Regel. :grmpf:
    Und außerdem: Was soll denn meine Frau von mir denken, wenn ich damit nach Hause komme...? :redface: :breitgrins:

  • Hallo,


    habe von Murakami bisher nur "Kafka am Strand" und "Naokos Lächeln" gelesen, beide Romane haben mich absolut überzeugt und bei dem was ihr zu "Gefährliche Geliebte" sagt...hmm bin ich direkt wieder fasziniert genug um mir das Buch ebenfalls zu kaufen. Resonanz aufs Buch gibs dann später von mir! ;)


    mfg

  • Gefährliche Geliebte war auch mein erster Murakami und hat mich erfolgreich von einer Leseblockade erlöst (allerdings wusste ich dann nicht, welches Buch ich im Anschluss lesen könnte ohne enttäuscht zu werden).



    Was soll eigentlich dieses Reich-Ranicki-Zitat auf dem Cover der Taschenbuchausgabe?


    DAS hab ich mich auch gefragt! Erstens will ich das gar nicht wissen, zweitens tut mir Herr RR arg leid, wenn dieses Buch für ihn bereits in die Kategorie "hoch erotisch" fällt, und drittens hat mir das Buch wahrscheinlich so gut gefallen, weil es für mich gerade das nicht ist.
    Vielmehr war es für mich eine Suche des Protagonisten Hajime nach dem eigenen Selbst, nach etwas in seinem Inneren, das andere Menschen zum Klingen bringt und ihn somit definiert und von der Masse abhebt. Und diese Suche wiederum wird abgegrenzt durch die Frauen in seinem Leben, besonders die eine, Shimamoto, mit der er sein Leben lang verbunden ist ohne sie wirklich zu kennen. So definiert er sich auch durch die Leere in seinem Inneren, und Murakami findet dafür immer wieder schmerzlich-schöne Bilder. Überhaupt, diese Sprache! Als der letzte Satz noch in mir nachwirkte hätte ich das Buch am liebsten erneut angefangen, nur um mich stärker auf die Formulierungen konzentrieren zu können.


    Zuletzt noch: wer war bloss wieder für den Titel verantwortlich?!? Keine Ahnung wie der japanische Originaltitel lautet, aber die englische Version „South of the Border, West of the Sun“ ist nicht nur schöner sondern einfach passender. Überhaupt, warum ist die deutsche Ausgabe eine Übersetzung der englischen Übersetzung des japanischen Originaltitels?


    Viele Grüße von Breña,
    die langsam aber sicher auch alle anderen Murakamis lesen wird.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Was soll eigentlich dieses Reich-Ranicki-Zitat auf dem Cover der Taschenbuchausgabe?
    "Ein hoch erotischer Roman. Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen."


    Warum das auf dem Cover steht weiß ich auch nicht, aber der Ausspruch kam von Hier. Nachdem ich gerade das Buch beendet habe, hab ich mir das nochmal angeschaut und finde das, was die Sigrid Löffler da sagt auch ziemlich blöd. Ich bin eher der Meinung von Reich-Ranicki und Karasek, auch wenn es natürlich alles Geschmackssache ist, kann ich schon verstehen, dass sie sich so aufgeregt haben. Ich mag es auch nicht, wenn Leute die Bücher die ich toll fand, schlecht machen :)



    Zitat


    Zuletzt noch: wer war bloss wieder für den Titel verantwortlich?!? Keine Ahnung wie der japanische Originaltitel lautet, aber die englische Version „South of the Border, West of the Sun“ ist nicht nur schöner sondern einfach passender. Überhaupt, warum ist die deutsche Ausgabe eine Übersetzung der englischen Übersetzung des japanischen Originaltitels?


    Der Titel ist wirklich viel schöner! Ich bin deshalb davon ausgegangen, der Autor schreibe seine Bücher auf Englisch, aber wikipedia sagt etwas anderes :gruebel:


    Wie auch immer - ich habe das Buch heute gelesen. Heute morgen im Zug die erste, heute abend auf der Rückfahrt die letzte Seite, das passiert mir nicht so oft, aber das Buch konnte ich in einem durchlesen... Sprachlich fand ich es bis auf einige Ausnahmen nicht herausragend, aber sicher auch kein "Fast Food". Ich würde eher sagen, die Sprache hält sich zugunsten der Geschichte und der Atmosphäre die sie hervorbringt etwas zurück. Klingt paradox.
    Vorher hatte ich "Kafka am Strand" gelesen, ein Vergleich fällt mir da schwer, weil es zwei so verschiedene Bücher sind. Wenn, dann würde ich mich für dieses entscheiden. Von mir gibt es


    4ratten

  • Hallo zusammen,


    ich habe „Gefährliche Geliebte“ gerade ausgelesen und bin wirklich begeistert von diesem Buch.
    Der Inhalt wurde ja bereits beschrieben, deshalb nur meine subjektiven Eindrücke.


    Obwohl ich sonst sehr neugierig bin, hat es mir hier sehr gut gefallen, dass eben nicht alles aufgeklärt wurde. Es hätte meiner Meinung nach nichts zur Geschichte getan. Im Zentrum steht für mich die Selbstfindung, die Suche nach einer Illusion von Ich. Und noch einfacher: die nicht-Erfüllung der Erfüllung. Denn besonders als Hajime alles hat, regt sich etwas brennend in ihm und fragt er nach diesem diffusen Mehr.


    In der Isolation hat er sich einsam und unglücklich gefühlt. Nun sind dies aber immerhin sehr starke Empfindungen, die genommen eine Lücke an Gefühlsintensität hinterlassen können. Zwar ist er nicht mehr einsam, aber der Verlust des Schmerzes ist schmerzhaft und hinterlässt eine Leere, die ein gefälliges Glück nicht füllen kann.


    Für mich passt das alles auch ganz wunderbar zu der Betonung des Einzelkinddaseins. Er hatte keine Geschwister, die ihm zeigen konnten wie und wer er ist. In Shimamoto fand er eine verwandte Seele (oder zumindest die Idee davon), die ebenso darauf gestellt war sich selbst zu ergänzen. Eine Schwester im Geiste und vielleicht die Hoffnung, dass eine Vereinigung mit ihr zu mehr Vollständigkeit führen könnte.


    O.k., ich merke selbst, jetzt wird es viel zu wage... :breitgrins:


    Erwähnen will ich noch die sehr schöne, zarte Sprache, die immer wieder unerwartet zerstört und aufgelockert wird durch die Verwendung gewöhnlicher Ausdrücke, sodass Menschlichkeit und Lebendigkeit nicht der künstlerischen Eleganz zum Opfer fallen.


    Ich kann Herrn Reich-Ranicki gut verstehen, wenn er hier von einem hoch erotischen und sehr zarten Buch spricht (ob das nun auf das Cover gehört, ist natürlich eine andere Frage...). Damit meine ich gar nicht unbedingt die eindeutigen Szenen, sondern eher das drum herum. Ein Mann, der eine halbe Ewigkeit in Verzückung gerät, wenn er sich des Moments einer kurzen Handberührung mit einem Mädchen erinnert – das kann Frauen doch freuen.
    Frau Löfflers Kritik will ich deshalb nicht verstehen. Wenn Shimamoto eine Männerfantasie ist, wie sie sagt, will mir nicht einleuchten was verkehrt daran sein soll, wo doch der Protagonist dieses Buches nun einmal ein Mann ist. Müsste seine Fantasie dann einer politisch/ feministischen Korrektheit folgen? (ich weiß nicht einmal, ob sie es nicht vielleicht tut)


    Die Geschichte mit dem Titel ist wirklich eine Schande! Ich habe selten ein so hervorragendes Bild von Eros und Thanatos gesehen wie das hier beschriebene „südlich der Grenze, westlich der Sonne“. Ich kann nicht verstehen wie man daraus eine „gefährliche Geliebte“ machen kann...


    Etwas Konkreteres fällt mir zu „Gefährliche Geliebte“ nicht ein, außer dass es sich hier für meinen Geschmack um ein ganz bemerkenswertes und beeindruckendes Buch handelt.


    Liebe Grüße
    Tia
    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Tia ()

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    Meine Meinung


    Die Gefährliche Geliebte war mein erster Murakami und ganz gewiss nicht mein letzter. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und zum Weiterlesen angespornt. Die schöne einfache Sprache hat keine Ermüdung zugelassen und das Rätsel um Shimamotos Person wollte ich unbedingt gelöst haben. Irgendwie hab ich mir die ganze Zeit eingebildet Shimamoto wäre in Mafia-Angelegenheiten verstrickt, vllt sogar die Geliebte eines Mafia Bosses (naja schließlich sollte es sich um eine "gefährliche Geliebte" handeln). Alle Indizien (der Geldumschlag, die Verschwiegenheit und Verzweiflung, das tote Kind, der mysteriöse Mann) haben in meinem Kopf aus diesem Buch einen fesselnden Krimi gemacht. Erst als ich den Roman fertig gelesen hatte und der von mir erwartete Show-down nicht kam, begann ich über den eigentlichen Kern des Buches nachzudenken.
    Des Rätsels Lösung hätte den Effekt, den die 'Gefährliche Geliebte' auf mich hatte, zerstört. Das Buch schildert sehr schön die seelische Verstricktheit eines Mannes mittleren Alters, der mit der Leere in einer oberflächlichen Gesellschaft kämpft . In Anbetracht des kommenden Todes verbirgt sich im Leben eine kaum zu überwindente Sinnlosigkeit, die nicht im Glück ertränkt werden kann. Murakami hat mir Hajime eine Persönlichkeit geschaffen mit der ich mich sehr gut identifizieren konnte. Obwohl ich seinen Umgang mit Frauen zutiefst verurteile, sehe ich keine Bösartigkeit in seiner Handlung, nur eine verzweifelte Suche nach sich selbst.


    (zu dem Zitat von RR : Er hat wohl noch nie ein Buch von J.R. Ward gelesen :zwinker:)

    :leserin:

  • Gefährliche Geliebte war mein vierter Murakami und der erste, mit dem ich ein bisschen Schwierigkeiten hatte. Wobei "Schwierigkeiten" sehr relativ zu verstehen ist - ich halte es noch immer für ein gutes Buch, es hat mir sehr wohl gefallen und kommt mir auch Wochen später noch immer ab und zu in den Sinn.


    Hajime wird sehr eindrücklich charakterisiert und man (= ich :zwinker: ) versteht, warum er nicht aus seiner Haut kann und Dinge tut, für die man ihn eigentlich ohrfeigen möchte. Es gelingt Murakami, dem Leser etwas zu vermitteln, was sich eigentlich ganz schwer in Worte fassen lässt - nämlich diese spezielle Faszination, die Shimamoto auf Hajime ausübt, und dieser gewisse Funke, der seinem Leben in ihrer Abwesenheit fehlt.


    Ich kann auch mit keinem wirklichen Kritikpunkt begründen, warum ich zu diesem Buch schwerer einen Zugang gefunden habe als zu seinen drei Vorgängern. Schwer zu beschreiben, aber obwohl mir die Geschichte gefallen hat und ich nur so staunte, wie durch und durch verständlich mir Murakami Hajime machte, blieb eine größere Distanz bestehen als beispielsweise zu dem Protagonisten in Mr. Aufziehvogel. Ich glaube, mir gab es hier auch zu wenig Surreales - wobei mir zum Schluss genau wie manchen von euch der Gedanke kam, dass er sich Shimamoto - oder zumindest ihr letztes Zusammentreffen! - nur herbeiphantasiert hat. Ich weiß es nicht ...


    Also auch wenn ich Gefährliche Geliebte vorläufig an die letzte Stelle der Murakamis reihe, die ich bisher gelesen habe, gehört es für mich dennoch ganz eindeutig zu den "guten Büchern". :daumen:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Nachdem ich kürzlich Haruki Murakamis "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede" gelesen habe und er mir darin als sympathischer Kerl erschienen ist, wollte ich auch mal einen seiner Romane lesen, die bei mir im Regal stehen (jawohl, ungelesen, Bluebell :zwinker:). Meine Wahl fiel auf "Gefährliche Geliebte", weil es weniger Seiten als "Kafka am Strand" hat. :breitgrins:


    "Gefährliche Geliebte" ist ein Buch über die nicht abgeschlossenen Dinge im Leben, die einen das ganze Leben lang verfolgen können. Dazu zählen insbesondere Freundschaften, die nicht richtig beendet werden konnten.


    In diesem Fall trifft es Hajime und Shimamoto, die sich schon als Schulkinder kennenlernen. Beides Einzelkinder und in gewisser Weise Außenseiter, bauen sie ein besonderes Vertrauensverhältnis zueinander auf und verstehen sich blind und ohne Worte. Wegen eines Umzugs verlieren die beiden sich jedoch bald aus den Augen, ohne sich richtig voneinander verabschieden zu können. Und auch ein paar halbherzige Versuche, den Kontakt wieder aufzunehmen, bleiben fruchtlos. Trotzdem bleibt zwischen ihnen ein unsichtbares Band bestehen, das sie durch die Jugend hindurch bis weit ins Erwachsenenalter verbindet.


    Als sie sich dann nach vielen Jahren tatsächlich wieder begegnen, wird Hajimes Leben völlig auf den Kopf gestellt. Auch wenn sie körperlich nicht präsent war, hat Shimamoto ihn im Geiste doch stets begleitet, sein ganzes Leben hindurch, und nun ist sie plötzlich wieder da. Und für sie setzt er alles, was er sich bis dahin aufgebaut hat, aufs Spiel, seine Familie, seine Frau und die beiden Kinder....


    Das Buch hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, mit bestimmten Personen und Phasen im Leben abzuschließen und nicht irgendwelchen obskuren Phantasien hinterherzuhängen und zu -trauern. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Ich denke, viele Menschen haben mindestens einen ehemaligen befreundeten oder geliebten Menschen, von dem sie sich nicht ordentlich verabschiedet und getrennt haben, möglicherweise verbunden mit Ungerechtigkeiten, Schmerz und Streit. Und noch nach Jahren stellt man sich die Frage: Was wäre gewesen, wenn ich mich anders verhalten hätte...?


    Ein schönes, unspektakuläres und ruhig erzähltes Buch. Hat mir sehr gut gefallen.


    4ratten

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    OT: Kokkyo No Minami, Taiyo No Nishi
    OA: 1992
    224 Seiten
    ISBN: 978-3442727957


    Inhalt:


    Hajime ist 40 und ein glücklich verheirateter Familienvater zweier Mädchen. Sein Leben verläuft in ruhigen geregelten Bahnen, bis eines Tages seine erste Liebe, Shimamoto, aus Kindertagen quasi aus dem Nichts auftaucht. Damit gerät sein Leben aus den Fugen. Dieses Buch handelt von der Liebe zu zwei Menschen, Verantwortung, dem Kampf zwischen Vernunft, Gefühl und Schuld.


    Eigene Meinung:


    Für mich war es das erste Mal, dass ich ein Buch von Murakami las, und es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein. Von den ersten Seiten an war ich von der bildhaften, aber dennoch sehr klaren Sprache des Autors in den Bann gezogen. Die Geschichte einer großen Liebe zu Papier zu bringen ohne in Kitsch abzudriften, dass ist Murakami bis zur letzten Seite gelungen. Ich habe mich noch nie mit Japan und seinen Einwohnern beschäftigt und war eher der Meinung, dass unsere Kulturen sehr unterschiedlich sind. Ich musste jedoch feststellen, dass die Menschen genauso "ticken" wie wir. Es sind die haargenau dieselben Gefühle und Probleme, welche uns quälen und das Leben und den Alltag immer wieder zu einer Herausforderung werden lassen. Dieses Buch hat mir mal wieder vor Augen gehalten, wie schnell man sich doch von dummen Vorurteilen verleiten lässt. Die Sichtweise des Ich-Erzählers ist sehr ehrlich und sehr oft fand ich mich in den Gedanken des Protagonisten wieder. So tragisch diese Geschichte ist, so schön ist sie zu lesen. Murakami beschreibt die innerliche Zerrissenheit seines Protagonisten und die unglaubliche Macht einer Liebe mit Worten, welche die Seele berühren und Mitgefühl mit allen Beteiligten wecken. Dieses Buch gehört zu denjenigen, welche man mit Bedauern zur Seite legt, weil man das Ende erreicht hat.


    5ratten


    Tina

  • Hallo Tina,


    ich kenne bisher nur "Naokos Lächeln", aber das hier:


    Von den ersten Seiten an war ich von der bildhaften, aber dennoch sehr klaren Sprache des Autors in den Bann gezogen. Die Geschichte einer großen Liebe zu Papier zu bringen ohne in Kitsch abzudriften, dass ist Murakami bis zur letzten Seite gelungen. Ich habe mich noch nie mit Japan und seinen Einwohnern beschäftigt und war eher der Meinung, dass unsere Kulturen sehr unterschiedlich sind. Ich musste jedoch feststellen, dass die Menschen genauso "ticken" wie wir. Es sind die haargenau dieselben Gefühle und Probleme, welche uns quälen und das Leben und den Alltag immer wieder zu einer Herausforderung werden lassen.


    empfand ich bei dem Buch ganz genauso. Murakami ist wirklich ein sehr sehr guter Autor.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • 'n Abend! :winken:


    Habe "Gefährliche Geliebte" (unglückliche Übersetzung übrigens) eben in einem Rutsch durchgelesen. Ich konnte es schlicht und einfach nicht aus der Hand legen. Es war mein vierter Roman von Murakami und für mich deutlich einer der besten davon - nach "Naokos Lächeln". :zwinker:


    Aufgefallen ist mir hier, dass Murakamis Sprache deutlich "schnörkelloser" und irgendwie purer ist, als in einigen anderen seiner Romane. Aber das passte gut ins Konzept, finde ich, da hier die Handlung eher im Vordergrund steht. Unsympathisch fand ich Hajime gar nicht, im Gegenteil. Ich konnte viele seiner Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Vor allem die Beschreibung des "Magneten" mancher Menschen, der uns anzieht und nicht mehr loslässt, fand ich gelungen. Shimamotos Aura war während des Lesens sehr präsent und eindringlich für mich. Ich muss zugeben, ich hatte ein wenig Angst vor dem Ende, da man es von Murakami ja stets gewohnt ist, ein eher unerwartetes Ende serviert zu bekommen, bei dem noch viele Fragen offen sind. Doch das war diesmal völlig anders, ich konnte mich mit dem Ende gut aussöhnen und habe insgeheim gehofft, dass es so kommt. Ein schönes, hoch unerotisches Buch. :zwinker:


    Einziger Kritikpunkt: manche Phasen in Hajimes Leben hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. So erfährt man noch nicht einmal die Namen seiner Töchter, sie bleiben allesamt sehr abstrakt, ebenso wie seine Frau.


    4ratten

  • Im Mai erscheint der Roman unter dem Titel "Südlich der Grenze, westlich der Sonne" in einer Neuübersetzung bzw. in der erstmaligen direkten Übersetzung aus dem Japanischen ins Deutsche, nachdem "Gefährliche Geliebte" ja einen Umweg genommen hat und seinerseits eine Übersetzung der englischen Übersetzung war, was dem Roman die eine oder andere sprachliche Feinheit des Originals geraubt haben dürfte.


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    Haruki Murakami - Südlich der Grenze, westlich der Sonne
    (aus dem Japanischen von Ursula Gräfe)

  • Ich bin schon wahnsinnig gespannt auf diese Ausgabe! Die ist auch viel interessanter gestaltet als die erste Übersetzung.

    //Grösser ist doof//

  • Die erste Besprechung in der ZEIT von Iris Radisch lobt die neue Übersetzung:


    http://www.perlentaucher.de/bu…e-westlich-der-sonne.html


    Hier einige konkrete Übersetzungs-Unterschiede. Schon erstaunlich, wie unterschiedlich man das Original übersetzen kann.
    http://www.kulturradio.de/reze…renze-westlich-sonne.html


    Gruß, Thomas


    P.S. Vielleicht kann ein Moderator den neuen Titel im ersten Posting ergänzen, dann hat man es mit der Suche einfacher.

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()