[Liebesfilm] Stolz und Vorurteil

Es gibt 51 Antworten in diesem Thema, welches 13.408 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sara.

  • Ich finde schon, dass man die beiden Verfilmungen vergleichen kann - und soll. Immerhin geht es ja um die gleiche Geschichte.


    Und da ziehe ich die BBC-Verfilmung deutlich vor, da die Besetzung der 2005er Verfilmung, wie nimue schon geschrieben hat, mir auch nicht zugesagt hat. Keira Knightley und Matthew MacFadyen - na ja, die Nebenrollen: meist furchtbar.


    Allerdings muss ich zugeben, dass ich eine Schwäche für die Szene im Regen habe. :breitgrins: Regen macht dramatische Szenen einfach noch dramatischer... :regen:


    Schlecht fand ich den Film aber nicht. 3ratten

    Liest:<br />Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Hui, die Meinungen gehen ja ganz schön auseinander. Also eins vorweg: Ich habe zuerst das Buch gelesen, dann die BBC-Verfilmung gesehen und zuletzt die neueste Verfilmung.
    Da ich mir von der neuesten Verfilmung nicht allzuviel erwartet habe, war ich nicht enttäuscht. Es war von vorneherein klar, daß einiges zusammengestrichen werden muß, um den Stoff auf die Kinoleinwand bringen zu können. (Wobei ich aber jetzt nicht behaupten möchte, daß das Buch zu "unpopulär" ist, um es nicht in mehreren Teilen auf die Leinwand zu bringen.) Darüber kann ich hinwegsehen. Aber ich war mit der Besetzung nicht glücklich. Ich mag Keira Knightley. Sie hat wunderschöne Augen (vielleicht kam man deswegen darauf, Lizzy mit ihr zu besetzen). Aber sie kann mit ihrem Gesicht nichts (oder sagen wir mal so: nicht so viel) ausdrücken. Genauso McFadyen. Jennifer Ehle und Colin Firth haben wunderbar miteinander harmoniert und konnten mit Blicken wirklich sehr viel zum Ausdruck bringen. (Ich erinnere an die Szene in Pemberley, wenn Lizzy Georgiana die Noten umblättert.)
    Aber ich habe dem Film eine Chance gegeben, und er hat meine Erwartungen erfüllt. Im Rahmen der Möglichkeiten war er gut. Ich werde ihn mir trotzdem nicht auf DVD zulegen. Lieber picke ich mir meine Lieblingsszenen aus der BBC-Verfilmung raus, wenn ich keine Zeit habe sie komplett anzuschauen.


    Zu der Kritik, die K.May da rausgezogen hat:
    Der Verfasser scheint das Buch nicht gelesen zu haben. Jane Austen beobachtete ihre Zeitgenossen sehr genau. Und mit viel Ironie und Humor kritisiert sie diese, indem sie einzelne Vertreter der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten so schrullig darstellt. Ihre Bücher sind nicht "ernst".

  • Ach wat, Madame Knightley spielt wohl jede Literaturverfilmung mit, die sich bietet, was, erst Stolz & Vorurteil und neulich ncoh Abbitte. :breitgrins:

  • Ich mochte den Film mit Keira Knightley und McFadyen :rollen:
    Dafür das er so kurz war, war er gut! Dafür gebe ich 3ratten


    In der neueren Version haben mir Mr Bennet von Donald Sutherland gespielt, die Musik die einfach ins Herz ging, und Jane Bennet einfach besser gefallen alsin der BBC-Version!
    Mr Darcy war etwas farblos, die Mutter und die Schwestern in beiden Filmen gleich nervig also ok meiner Meinung nach :zwinker: Knightley hat mehr Esprit als Ehle von daher mochte ich sie auch. Ihr aber dafür die Oscarnominierung zu geben schien mir dann doch leicht übertrieben :rollen:

    Libri amici, libri magistri!

  • Ich habe heute die BBC Verfilmung (UK-Import) im Briefkasten gehabt. :klatschen: Die neue Verfilmung fand ich einfach grottenschlecht (ohne zuvor das Buch gelesen zu haben-das habe ich erst vor 3 Wochen).
    Ich freue ich mich jetzt sehr auf diese Verfilmung, leider wird es erst am Wochenende was. Ich werden dann berichten. :smile:

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  • Ich muss sagen, ich mag die Verfilmung mit Keira Knightley.
    Sie ist der Vorlage zwar nicht sonderlich treu und beschränkt sich ziemlich auf die Liebesgeschichten der Protagonisten, aber dafür ist es mMn ein schöner Film. Außerdem ist er dafür verantwortlich, dass ich mir den Roman (und später viele andere Werke von Jane Austen) besorgt habe. Allein das ist doch schon eine Menge wert. :breitgrins: ;)
    Für mich sind Buch und Film allgemein zwei verschiedene Dinge. Ich vergleiche Beides nicht ernsthaft miteinander.


    Auf die BBC-Verfilmung bin ich allerdings auch super neugierig.


  • Für mich sind Buch und Film allgemein zwei verschiedene Dinge. Ich vergleiche Beides nicht ernsthaft miteinander.


    Ich habe das Buch noch nicht gekannt, habe den Film also eigentlich mit dem Film "Sinn und Sinnlichkeit" verglichen. Das sieht man, dass man auch in einem 2-stündigen Film einiges machen kann.
    Ich finde es traurig, wie sich Hollywood innerhalb von nur 10 Jahren entwickelt hat. Kate Winslet und Emma Thompson und alle anderen sind wirklich Teil dieser Zeit, sie sind eins mit der Geschichte, alles wirkt historisch korrekt, die Sprache, die Gestik, die Kulissen.
    Keira Knightley und Co. wirken einfach nur wie verkleidet. (Diese Problematik ist mir aber schon bei einigen Filmen in den letzten Jahren aufgefallen) Keiras Lizzy wirkte auf mich unsympathisch und nervtötend (vor allem dieser Schmollmund, den sie mittlerweile in jedem Film spazieren trägt), vieles in der Handlung habe ich gar nicht verstanden.
    Bei mir war es sogar so, dass ich die Lust auf das Buch verloren hatte und habe nicht verstanden, wieso dieser Roman beliebter als "Gefühl und Verstand" sein soll.
    Also für mich war es nichts, aber wer es mag :zwinker:

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  • Ich glaube, ich liebe die neue Verfilmung deswegen so sehr, weil ich das Buch vorher nicht gelesen habe. :zwinker:
    Wäre das anders gewesen, wäre ich bestimmt auch entsetzt gewesen vom Film, so rum aber sehe ich die beiden einfach als ähnliche aber unabhängige Geschichten an und mag Buch wie auch den Film sehr gerne. (Und ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu dem ich mich als Fan von Matthew Macfadyen oute? :redface: )
    Am schlechtesten besetzt fand ich übrigens Mr. Collins. Allerdings auch erst nachdem ich das Buch gelesen habe. Im Buch finde ich ihn nämlich wirklich furchtbar gruselig und widerlich. Aber wie soll ich bitte Tom Hollander widerlich finden? Der ist süüüß! :breitgrins:



    Außerdem ist er dafür verantwortlich, dass ich mir den Roman (und später viele andere Werke von Jane Austen) besorgt habe. Allein das ist doch schon eine Menge wert. :breitgrins: ;)
    Für mich sind Buch und Film allgemein zwei verschiedene Dinge. Ich vergleiche Beides nicht ernsthaft miteinander.


    Auf die BBC-Verfilmung bin ich allerdings auch super neugierig.


    Dem schließe ich mich jetzt noch in allen Punkten an. :smile:

    :kaffee:


  • (Und ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu dem ich mich als Fan von Matthew Macfadyen oute? :redface: )


    Seit "Säulen der Erde" mag ich den auch - zuvor habe ich ihn noch nie bewusst wahrgenommen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe das Buch noch nicht gekannt, habe den Film also eigentlich mit dem Film "Sinn und Sinnlichkeit" verglichen. Das sieht man, dass man auch in einem 2-stündigen Film einiges machen kann.
    Ich finde es traurig, wie sich Hollywood innerhalb von nur 10 Jahren entwickelt hat. Kate Winslet und Emma Thompson und alle anderen sind wirklich Teil dieser Zeit, sie sind eins mit der Geschichte, alles wirkt historisch korrekt, die Sprache, die Gestik, die Kulissen.


    Diesen Film habe ich bisher leider noch nicht gesehen. (Kommt mal direkt auf meine Liste der zu erledigenden Dinge. :breitgrins:)

    Zitat

    Keira Knightley und Co. wirken einfach nur wie verkleidet. (Diese Problematik ist mir aber schon bei einigen Filmen in den letzten Jahren aufgefallen) Keiras Lizzy wirkte auf mich unsympathisch und nervtötend (vor allem dieser Schmollmund, den sie mittlerweile in jedem Film spazieren trägt),[...]

    Das kann ich zwar nachvollziehen, ist aber letztendlich doch eine Geschmackssache. (Obwohl ich zugeben muss, dass ich sofort wusste, was du meinst, als du den Schmollmund erwähntest.) Gut, ich bin auch mit niedrigen Erwartungen an den Film rangegangen. Der kam eines Tages im Free-TV, ich hatte nichts Besseres zu tun und hab ihn mir halt angesehen. Zur seichten Unterhaltung reicht er also. Natürlich kann er nicht bestehen, wenn man ihn mit der literarischen Vorlage vergleicht, aber das stört mich eben nicht. ;) Und die Schauspieler fand ich alle gut besetzt für diese "seichte Unterhaltung".

    Zitat

    vieles in der Handlung habe ich gar nicht verstanden.


    Doch, ich schon. Mein Verständnis wurde zwar durch den Roman noch... sagen wir mal "ausgebaut", aber ansonsten hat es für mich gepasst.


    Zitat

    Bei mir war es sogar so, dass ich die Lust auf das Buch verloren hatte und habe nicht verstanden, wieso dieser Roman beliebter als "Gefühl und Verstand" sein soll.
    Also für mich war es nichts, aber wer es mag :zwinker:


    Ja, die Geschmäcker sind eben verschiedenen, ne? :zwinker: Ich finds aber auch nicht schlimm, sondern kann es sogar verstehen. Wir gehen eben unterschiedlich an den Film ran, wie's aussieht.


    Zitat von Sookie

    (Und ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu dem ich mich als Fan von Matthew Macfadyen oute? :redface: )


    Ich oute mich mal mit. :breitgrins: Das kann zwar keine meiner Freundinnen verstehen, aber ich find ihn toll. Diese Augen! :herz:


    Zitat

    Am schlechtesten besetzt fand ich übrigens Mr. Collins. Allerdings auch erst nachdem ich das Buch gelesen habe. Im Buch finde ich ihn nämlich wirklich furchtbar gruselig und widerlich. Aber wie soll ich bitte Tom Hollander widerlich finden? Der ist süüüß!


    Stimmt, im Buch kommt besser rüber, warum ihn keiner leiden kann. Aber ich finde, Tom Hollander hat das trotzdem gut gemacht. Diese Art zu kucken (dieses nerdige von-unten-nach-oben-Gestarre) und zu reden (ähnlich wie im Buch). Die beste Szene mit ihm war mMn die, in der Lizzy das erste Mal auf die De Burgh trifft: Die beiden Frauen machen einen Knicks vor ihr, den Mr. Collins versehentlich mitmacht. :breitgrins: (Ich muss allerdings zugeben, dass mir das erst durch den Regiekommentar richtig bewusst geworden ist.)


  • Wir gehen eben unterschiedlich an den Film ran, wie's aussieht.


    Ich denke darin liegt der Hauptgrund. "Sinn und Sinnlichkeit" spielt halt wirklich nochmal in einer anderen Liga, da war der Maßstab schon sehr hoch.

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  • Ich finde es traurig, wie sich Hollywood innerhalb von nur 10 Jahren entwickelt hat. Kate Winslet und Emma Thompson und alle anderen sind wirklich Teil dieser Zeit, sie sind eins mit der Geschichte, alles wirkt historisch korrekt, die Sprache, die Gestik, die Kulissen.
    Keira Knightley und Co. wirken einfach nur wie verkleidet.


    Nicht an allem ist Hollywood Schuld :zwinker: Bzw. nicht alle englischen Filme sind Hollywood-Produktionen. Sense und Sensibility und auch die Stolz und Vorurteil- Verfilmung mit Colin Firth sind britische Produktionen. Sogar die neue Stolz und Vorurteil-Verfilmung mit Keira Knithley ist eine britisch-französische Co-Produktion mit (hauptsächlich) britischen Schauspielern und britischem Regiesseur.


  • Nicht an allem ist Hollywood Schuld :zwinker: Bzw. nicht alle englischen Filme sind Hollywood-Produktionen. Sense und Sensibility und auch die Stolz und Vorurteil- Verfilmung mit Colin Firth sind britische Produktionen. Sogar die neue Stolz und Vorurteil-Verfilmung mit Keira Knithley ist eine britisch-französische Co-Produktion mit (hauptsächlich) britischen Schauspielern und britischem Regiesseur.


    Da habe ich mich einfach falsch ausgedrückt. Ich sprach von der anglo-amerikanischen mainstream Filmwelt allgemein, die ja nun sehr von Hollywood geprägt ist. (und dachte bei speziell diesem Film an das "Hollywood-Ende", das auf der DVD wohl als Alternativende enthalten ist.)
    Als deutsches Beispiel könnte man die Filme "Die Buddenbrooks" nennen oder, in dem Fall keine Literaturverfilmung, die neue Sisi-Verfilmung.


    Diesen neuen Filmen scheint das Verständnis für vergangene Zeiten zu fehlen, es fehlt ein gewisser Charme. Ich meine, nehmen wir nur mal, vielleicht etwas provokant, Keira Knightley: Sie entspricht dem heutigen Schönheitsideal, wäre aber damals vermutlich als eher kränklich bezeichnet worden. Ich finde, eine Kate Winslet hat da viel besser gepasst.
    Auch was den Humor angeht geht in neuen Verfilmungen vieles verloren. Bei den Buddenbrooks ist er gar nicht mehr vorhanden, bei der hier eigentlich diskutierten Verfilmung fand ich ihn zu plump. Als hätte man Angst, der Zuschauer wäre zu blöd, das Subtile zu verstehen.


    Bei Emma Thompson und Alan Rickman wird vieles über die Mimik transportiert. Bei Stolz und Vorurteil schienen mir die Schauspieler für solche Feinheiten wenig talentiert.
    Ich meine, selbst Anhänger des Films sprechen hier von seichter Unterhaltung, Jane Austen ist eigentlich alles andere als das.


    Unabhängig von der Literaturvorlage, ich sage es nochmal, ich kannte beide Bücher nicht: Sinn und Sinnlichkeit hat mich verzaubert, Stolz und Vorurteil fand ich, im Vergleich dazu, schlecht.


    Dies ist etwas Off-Topic und natürlich nur meine Meinung, ich denke, da könnte man noch ewig diskutieren.

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  • Vielen Dank, Madicken, für deine Antwort. Ich kann nachvollziehen, was du gemeint hast und dachte mir auch, dass du es so meinst. Mich stören nur manchmal Pauschalisierungen und gerade im Zusammenhang mit Medien wird viel pauschalisiert. Da musste ich einfach nachhaken. War auch in keinster Weise böse gemeint. (Im übrigen fand ich den Begriff "Hollywood-Film" sowieso schon immer sehr schwammig, da es keine einheitliche Definition des Begriffs gibt und jeder etwas anderes darunter versteht, aber ich schweife ab (und studiere wohl schon zu lange :breitgrins:)).
    Also, zurück zum Thema Mainstream und Stolz und Vorurteil.



    Ich sprach von der anglo-amerikanischen mainstream Filmwelt allgemein, die ja nun sehr von Hollywood geprägt ist. (und dachte bei speziell diesem Film an das "Hollywood-Ende", das auf der DVD wohl als Alternativende enthalten ist.)
    Als deutsches Beispiel könnte man die Filme "Die Buddenbrooks" nennen oder, in dem Fall keine Literaturverfilmung, die neue Sisi-Verfilmung.


    Ok, das Alternativende kenne ich nicht. Dazu kann ich nichts sagen.
    Und es stimmt, dass Hollywood (oder das was man im gängigen Sinne darunter versteht) die Filmwelt beeinflusst. Ich wage zu behaupten, es beeinflusst nicht nur die anglo-amerikanische (man muss sich nur die in Deutschland von Sat1 oder von mir aus auch vom ZDF produzierten Filme ansehen.) Auf der anderen Seite finden sich auch gerade in Amerika ziemlich viele sog. Independent-Movies, wenn sie auch um einiges schwerer zu finden sind.
    Der Trend zu seichten, happy-end Filmen ist aber, denke ich, weder das Produkt von Hollywood noch ein besonders neues Phänomen. Filme sind und waren nun mal schon immer zur Unterhaltung und damit auch zu wirtschaftlichen Zwecken da. Zumindest, wenn man es von der Seite der Produktion sieht. Und da gilt es ein möglichst breites Publikum anzuzuehen um den höchst möglichen Gewinn daraus erzielen.


    Zitat

    Diesen neuen Filmen scheint das Verständnis für vergangene Zeiten zu fehlen, es fehlt ein gewisser Charme. Ich meine, nehmen wir nur mal, vielleicht etwas provokant, Keira Knightley: Sie entspricht dem heutigen Schönheitsideal, wäre aber damals vermutlich als eher kränklich bezeichnet worden. Ich finde, eine Kate Winslet hat da viel besser gepasst.


    Stimmt. Einerseits. Es kommt immer darauf an, was wer mit welchen Mitteln bezwecken will. Der Film ist eine eigene mediale Unterhaltungsform und deswegen kann man gerade bei Büchern keine 1:1 umsetzung erwarten. Nicht umsonst heißen Buchverfilmungen auch Adaptionen. Und bei der Umsetzung gibt es eben viele Möglichkeiten. Will ich den historischen Kontext wahren? Oder will ich das (historische) Verständnis der Zuschauer? Mit Sicherheit entspricht Keira Knithley nicht dem damaligen Schönheitsideal, aber gewiss dem heutigen (zumindest dem der Medien). Wie kann ich die Schönheit von damals dem heutigen Kinozuschauer vermitteln? Natürlich indem ich die Person mit dem heutigen Schönheitsideal besetzte. Ein gutes Beispiel in der Hinsicht ist auch Ritter aus Leidenschaft (der natürlich weder auf einem Buch basiert noch historische Korrektheit voraussetzt, das ist mir klar). Aber der Regiesseur wollte die Begeisterung der damaligen Tunier-Zuschauer (für die so etwas ein Höhepunkt der Unterhaltung darstellte), den Kinozuschauern optimal vermitteln. Aber so ein Tunier ist für die heutige Zeit höchstens aus geschichtlicher Hinsicht interessant. Also ließ er die Menge "We will rock you" singen und klatschen. Etwas, was damals kaum stattgefunden haben mochte, was aber dadurch die damalige Begeisterung übermitteln konnte.



    Zitat


    Bei Emma Thompson und Alan Rickman wird vieles über die Mimik transportiert. Bei Stolz und Vorurteil schienen mir die Schauspieler für solche Feinheiten wenig talentiert.
    Ich meine, selbst Anhänger des Films sprechen hier von seichter Unterhaltung, Jane Austen ist eigentlich alles andere als das.


    Abgesehen mal von der schauspielerischen Leistung (ich persönlich würde Emma Thompson Keira Knithley auch immer vorziehen :zwinker:). Überrascht hat mich die "Leichtigkeit" oder die seichte Story der neuen Stolz und Vorurteil-Verfilmung nicht wirklich. Wenn man bedenkt, dass die BBC (ist die mit Colin Firth von BBC???) Verfilmung kaum einige Jahre her war, ist es verständlich, dass mit einer ähnlichen Umsetzung kaum großer Gewinn gemacht werden konnte. Von daher denke ich, dass die neuere Verfilmung schon einen ganz anderen Ansatz wählte (und eben einen anderen als Sense and Sensibility). Und bestimmt kann man da sagen, dass der neue Ansatz darauf beruht, ein möglichst breites Publikum anzusprechen und die literarische Vorlage mehr in den Hintergrund rückte. Du sagst ja selbst, dass Jane Austen nicht seicht sei, aber genau das war vielleicht die Absicht. Jane Austen für alle! :breitgrins:
    Ob das jetzt gut oder schlecht ist und gelungen bzw. misslungen ist, sei dahingestellt und das muss tatsächlich jeder für sich beantworten. Vielleicht ist in einigen Jahren der Markt wieder reif für eine genauere (historisch oder inhaltlich gesehen) Adaption.


    Zitat

    Unabhängig von der Literaturvorlage, ich sage es nochmal, ich kannte beide Bücher nicht: Sinn und Sinnlichkeit hat mich verzaubert, Stolz und Vorurteil fand ich, im Vergleich dazu, schlecht.


    Würde ich Sense und Sensibility mit den gleichen Maßen messen wie Stolz und Vorurteil käme ich wohl zu dem gleichen Ergebnis. Stolz und Vorurteil als etwas andere, selbstständige Adaption des Buches im 21. Jahrhundert gesehen, da muss ich zugeben, es ist ein netter Unterhaltungsfilm :smile: Aber auch das ist nur meine Meinung.


  • War auch in keinster Weise böse gemeint.


    Das habe ich so auch nicht verstanden :smile: Mich bringen die Buchadaptionen der letzten Jahre einfach ziemlich in Rage. Das letzte Ärgernis für mich war die unmögliche Rahmenhandlung zu Alice im Wunderland. Das hat mir den ganze Film vermiest. Aber da bin ich vielleicht zu sehr Historikerin. Außerdem gebe ich zu, dass ich nicht die Zielgruppe derartiger mainstream-Unterhaltung bin. Ich mag es aber darum umso weniger, wenn mir sowas unter dem Deckmantel Jane Austens untergejubelt wird. :zwinker:



    Auf der anderen Seite finden sich auch gerade in Amerika ziemlich viele sog. Independent-Movies, wenn sie auch um einiges schwerer zu finden sind.


    Da gebe ich Dir völlig Recht. Auch viele amerikanische Serien haben ein durchaus hohes Niveau.



    Wenn man bedenkt, dass die BBC (ist die mit Colin Firth von BBC???) Verfilmung kaum einige Jahre her war, ist es verständlich, dass mit einer ähnlichen Umsetzung kaum großer Gewinn gemacht werden konnte.


    Ist vermutlich richtig. Von der hatte ich nur leider zuvor nichts gewusst.



    es ist ein netter Unterhaltungsfilm :smile: Aber auch das ist nur meine Meinung.


    Unter den richtigen Voraussetzungen möchte ich das gar nicht bestreiten. :zwinker:

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  • Ok, das Alternativende kenne ich nicht. Dazu kann ich nichts sagen.


    Ist das die Verfilmung, bei der Mr. Darcy halbnackt in den Teich springt? :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ist das die Verfilmung, bei der Mr. Darcy halbnackt in den Teich springt? :breitgrins:


    Das habe ich nicht präsent, beim Alternativende sitzen beide allein! im Dunkeln! er ohne Schuhe! am See und knutschen. :rollen:

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  • Nein, es ist die 95er BBC, in der Darcy in den Teich springt. Er ist aber noch voll mit Hemd und Hosen bekleidet, trotzdem sexy ;)


    Zum "Geknutsche": Selbst in der sehr originalgetreuen 95er BBC-Verfilmung gibt es am Ende einen Kuss. Und ich finde das völlig legitim. Denn selbst wenn im Buch nichts davon steht, ist klar, dass so ein Ehepaar, das aus Liebe zueinanderfindet sich irgendwann geküsst haben wird.
    Auch in der Verfilmung von 1940 mit Greer Garson und Laurence Olivier wird am Ende geküsst. Das ist übrigens die am wenigsten originalgetreue Verfilmung von allen. Und trotzdem ist sie extrem charmant und unterhaltend.
    Tatsächlich gibt es in jeder der vier Verfilmungen, die ich bislang gesehen habe am Ende Geküsse.


    Ich mag die "Kiera Knightley"-Verfilmung nicht übermäßig, die Hauptdarsteller passen schlicht nicht in die Rollen, aber ich mag Landschaftsaufnahmen und Musik.


    Zitat

    Filme sind und waren nun mal schon immer zur Unterhaltung und damit auch zu wirtschaftlichen Zwecken da. Zumindest, wenn man es von der Seite der Produktion sieht. Und da gilt es ein möglichst breites Publikum anzuzuehen um den höchst möglichen Gewinn daraus erzielen.


    Oft geht es nicht einmal um den "maximalen Gewinn", sondern darum die Produktionskosten überhaupt wieder einzuspielen. Man kann schon auf die Filmemacher wettern, aber im Grunde hat es das Publikum in der Hand.

  • Mir ging es nicht um den Kuss sondern um "beide allein! im Dunkeln!".

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  • Hallo


    Ich kenne beide Verfilmungen von Stolz und Vorurteil und mein Favorit ist die BBC Verfilmung mit Colin Firth. Man muss natürlich bedenken, dass diese auch als Miniserie gedreht wurde, dementsprechend lange ist und man sich kaum Gedanken darüber machen musste, was dem Schneidemesser zum Opfer fällt. Man kann fast eins zu eins das Buch mitlesen.
    Ich mag Keira Knightly, sie ist süß und nett (aber Meerschweinchen sind auch nett :breitgrins:) aber sie hat nicht die Tiefe wie Emma Thompson, Alan Rickman, Kate Winslet, Colin Firth oder Jennifer Ehle. Auch die Nebendarsteller bei Sense and Sensibility sind umwerfend: Imelda Staunton, Hugh Laurie, Robert Hardy. Das sind erstklassische Schauspieler, wenn nicht sogar Englands beste. Wie schon gesagt wurde, allein ihre Mimik sagt fast mehr als Worte. Man muss ebenfalls bedenken, dass so ein Film oft allein mit der Regie steht und fällt. Ang Lee hat hier ein wahres Meisterwerk vollbracht, alleine nur durch gewisse Bildausschnitte, die Farbwahl der Kleider und der Umgebung. Das ist wahre Kunst.


    Zu der BBC Verfilmung mit Colin Firth. Er springt zwar in Hemd und Hose in den See, aber er kommt dannach tropfnass wieder zum Vorschein :anbet: Was ein Mr. Darcy....