Chenjerai Hove – Knochen

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    Der Autor: Hove wurde 1956 im damaligen Süd-Rhodesien (heute Simbabwe) geboren und studierte nach seiner Schulzeit auf katholischen Gymnasien Literatur. In den 1980er Jahren arbeitete er u. a. als Lektor und war von 1984 bis 1992 Vorsitzender des simbabwischen Schriftstellerverbandes. Als Kritiker Robert Mugabes ging er 2002 gezwungenermaßen zunächst nach Frankreich, dann nach Norwegen ins Exil. Er schreibt auf Englisch und auf Shona und erhielt 1989 den für afrikanische Literatur wichtigen Noma-Preis für seinen ersten Roman, das hier vorgestellte Knochen, der mit Hoves anderen Romanen Schattenlicht und Ahnenträume eine Art Trilogie über die jüngere Geschichte Simbabwes bildet.



    Inhalt: Erzählt wird von der Frau Marita auf der Suche nach ihrem in den Wirren des Unabhängigkeitskampfes verschollenen Sohn. Ob er tatsächlich in die Stadt gegangen ist, sich den Kämpfern angeschlossen hat oder etwas anderes, bleibt offen. Marita selbst ist eine einfache Farmarbeiterin, ohne Schulbildung, die sich auf den Feldern des weißen Großgrundbesitzers abgearbeitet hat und dafür so wenig Dank von diesem bekommt wie alle anderen schwarzen Arbeiter auch. Deshalb versucht sie, das Mädchen Jennifer zu unterstützen, die zur Schule gehen soll, um aus diesem Teufelskreis zu entkommen.



    Meine Meinung: Ein interessantes Buch, aber für europäische Verhältnisse sicher gewöhnungsbedürftig. Hove wechselt ständig die Erzählperspektive, so daß ich mich bei jedem Kapitel wieder neu vergewissern mußte, wer gerade der Ich-Erzähler ist: das Mädchen Jennifer, Maritas Ehemann, der Koch Chisaga, eine unbekannte Frau, die Marita in der Stadt im Bus traf, Maritas Sohn, auch die Geister der Ahnen melden sich zu Wort. Aus diesen Perspektivwechseln resultiert auch eine gewisse Unsicherheit über die Zusammenhänge der jeweiligen Erzählzeiten, es geht hier keineswegs chronologisch-linear voran, sondern die Geschichte kreist von verschiedenen Seiten und Zeiten um Maritas Suche. Dieses zyklische Erzählen kenne ich inzwischen aus einigen afrikanischen Büchern und finde es reizvoll, weil es zwar anfänglich immer sehr verwirrend ist (jedenfalls für mich), aber in Summe ganz andere Sichten und Interpretationen der Geschichte erlaubt.


    Hoves Tonfall ist eindeutig von oralen Erzähltraditionen geprägt, und paßt sich damit der Erzählweise hervorragend an. Bemerkenswert ist noch, daß dabei viele Dinge in einer merkwürdigen Unbestimmtheit bleiben. So ist zwar die Wortwahl für sexuelle Aspekte teilweise durchaus drastisch, teilweise dann aber so verschämt, daß sich nur zwischen den Zeilen lesen läßt, was passiert. Ein kleines Glossar sowie ein kurzes Nachwort des Übersetzers Ilija Trojanow runden das Büchlein ab.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen