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So, jetzt bin ich durch mit dem Buch, und gebe hier eine Rezension ab, solange es noch frisch ist.
Zum Buch:
Während einer Rede zur Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin wird der einflussreiche israelische Politiker Jonas Levi Rosenfeldt erschossen. Der Killer kann entkommen; Indizien weisen zur PLO als Drahtzieher des Attentats. Das Attentat platzt wie eine Bombe in laufende Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina und löst eine Vergeltungsaktion aus, die den Friedensprozess um Jahre zurückwirft.
Beirut, vier Jahre später:
Nikolaj Fedorow lebt auf seinem abgelegenen Anwesen in einem Bergdorf im Libanongebirge. Er widmet seine Tage der Malerei und der Instandsetzung des alten Hauses.
Azizah Abourjelij, eine Kunststudentin der Mailänder Akademie, verbringt die Sommerferien im Haus ihrer Eltern in den libanesischen Bergen. Sie glaubt in Nikolaj einen bekannten Maler zu erkennen, der vor einigen Jahren abrupt vom Parkett der europäischen Kunstszene verschwand. Als sie die Neuigkeit unter ihren Freunden in Mailand verbreitet, interessieren sich plötzlich Mossad und CIA für das kleine Dorf im Wadi Qadisha.
Denn wenn ihre Beobachtung richtig war, hat sie einen Geist aufgespürt, einen Assassinen, der nie gefasst werden konnte - und dessen Spur sich nach dem Rosenfeldt-Attentat im Nichts verlor.
Bald beteiligen sich nicht mehr nur Geheimdienste an der Jagd auf den Mann, der als einziger die Identität der Auftraggeber kennt - die ihrerseits um jeden Preis zu verhindern suchen, dass Nikolaj dem Mossad lebend in die Hände fällt und Informationen über das Attentat und seine Hintergründe preisgibt.
Die Ereignisse eskalieren, als Carmen Arndt auf der Bildfläche erscheint – eine Frau, die Nikolaj vor vielen Jahren liebte, die er verraten hat und die nun für seine Jäger arbeitet.
Fazit:
Schon der Hintergrund dieses Buches ist spannend - ein richtiges Wespennest, angelehnt an wirkliche Ereignisse (im Herbst 2000 wäre es beinahe zu einem Friedensvertrag zwischen Israel und Palästina gekommen, doch nach heftigen Unruhen scheiterten die Verhandlungen). Im 'dunklen Fenster' platzt ein Attentat auf den israelischen Politiker Rosenfeldt in die Friedensverhandlungen, angeblich bezahlt von der PLO. Die Israelis brechen daraufhin die Gespräche ab. Bei einer hastigen Vergeltungsaktion wird ein palästinensisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht, viele Zivilisten sterben. Damit ist der Friedensprozess im Nahen Osten vom Tisch - vielleicht für immer.
Als im Verlauf der Handlung deutlich wird, wer wirklich dafür verantwortlich zeichnet, wird einem schlecht, wenn man sich vorstellt, dass es tatsächlich so gewesen sein könnte...
Die Protagonisten sind absolut charismatisch, und das macht das Buch auch so fesselnd. Ich habe wirklich mit ihnen mitgelitten, mitgekämpft, mich mit ihnen gefürchtet... Nikolaj zum Beispiel, ein tragischer Held, der als Junge eigentlich Maler werden wollte, aber zwanzig Jahre später der Killer ist, der Rosenfeldt erschießt und damit die ganze Ereigniskette in Gang setzt. Das ist so eine ambivalente Figur, in einem Moment kalt und präzise, an anderer Stelle aber den eigenen Geistern ausgeliefert, die er mit sich herumträgt.
Oder Lev Katzenbaum, der alternde Mossad-Ermittler, der sich nie sicher war, ob sie mit ihrer Vergeltungsaktion gegen das palästinensische Dorf das Richtige getan haben, und für den die Frage nach den Hintermännern des Attentats auch eine Frage um sein eigenes Seelenheil ist.
Dann Carmen, eine ehemalige Weggefährtin Nikolajs, die inzwischen für den Mossad arbeitet. Eigentlich soll sie ihn nur identifizieren, doch dann kommt es zu einer Schießerei und er nimmt sie als Geisel mit sich. Plötzlich sind sie wieder aneinandergekettet, und müssen sich entscheiden, ob sie gegeneinander kämpfen wollen oder miteinander.
Dieses Buch ist vielschichtig und komplex und intelligent geschrieben, und niemals schwarzweiß. Immer schrammt es an diesem 'so könnte es gewesen sein'-Grat entlang, bleibt aber zugleich spannend und temporeich. Mich hat es ein bisschen an Bourne-Identität erinnert, nur nicht so amerikanisch.
Ich wünsche mir, dass es vielleicht demnächst eine Fortsetzung gibt, das Ende läßt es jedenfalls hoffen.
LG, Elena