Roswitha Quadflieg - Die Braut im Park

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.296 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

  • Gerda von Croneburg sitzt auf einer Bank im Park. Es ist kalt, doch sie trägt nur ein leichtes helles Kleid und dünne goldbesetzte Sandalen aus denen die geschollenen Füße hervorzuquellen scheinen.


    „Wenn du 70 wirst, ziehst du ein weißes Kleid an, gibst ein großes Fest auf Skansen, und ich komme zurück und heirate dich“.
    Damals stand Gerda, frisch geschieden, mit ihrer 4jährigen Tochter an der Hand, am Bahnhof von Stockholm und verabschiedete sich lachend von ihrem Geliebten Per.


    Heute 40 Jahre später hat Gerda ihren Teil erfüllt. Sie hat die letzten Ersparnisse für ein großes Fest verbraucht. Sogar Schmuck und wertvolle Gegenstände musste sie versetzen. Ihr unförmiger Körper sitzt stramm in einem hellen Kleid und nun wartet sie…


    Roswitha Quadflieg erzählt uns eine schöne Geschichte in klaren Sätzen. Die Figur der Gerda mit ihren vielen Unzulänglichkeiten ist gut herausgearbeitet. Wir erfahren eine andere Zeit, in der es viele Abschiede, Trennungen und Trauer, aber auch viel Liebe gab.
    Wir erfahren ein Leben.


    Mir war der Roman zu sanft, langweilig.
    Für Leser, die gern ruhige Sachen lesen empfehlenswert.
    Klara

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  • Wann spielt die Geschichte denn?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Die Handlung spielt um den zweiten Weltkrieg herum, wobei es viele Zeitsprünge gibt, da Gerda ihr Leben gedanklich vorbeiziehen läßt.
    Klara

  • Also die Handlung "auf der Bank" spielt um diese Zeit oder ihre Erinnerungen stammen von da?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Gerda ist am Anfang des 20. Jahrhunderts geboren und sitzt 70 Jahre später auf der Bank und läßt ihr Leben gedanklich vorbeiziehen.
    Klara

  • Ich bestelle es mal (als HC gebraucht). Ich mag ja ruhige Geschichten mit Retrospektive. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Roswitha Quadflieg - Die Braut im Park


    Gerda von Croneborg sitzt an ihrem 70. Geburtstag im nächtlichen Park von Skansen, abseits ihrer Festgäste. Ihr elfenbeinfarbenes Kleid mit Spitzentuch ist völlig ungeeignet bei dieser Kälte.
    Ein Fest, das sie sich eigentlich nicht leisten konnte, für einen Gast, der nicht erschienen ist. So sitzt sie nun im Park und erkennt, dass das, auf das sie all die Jahre gewartet hat, schon längst stattgefunden hat. Ihr Leben.
    Das zieht nun rückwärtsgerichtet noch einmal an ihr vorbei.


    "Wenn du siebzig wirst, ziehst du ein weißes Kleid an, gibst ein großes Fest auf Skansen, und ich komme zurück und heirate dich."
    Dieser eine Satz hat mich so gefesselt, dass ich das Buch damals kaufte. Was steckte hinter diesem Satz? Warum heiraten sie denn nicht gleich?


    Während Gerda von Cronenburg auf ihrer Parkbank saß und ihr Leben noch einmal erlebte, lechzte ich danach zu erfahren, wer dieser Per war und warum er sie erst dann heiraten kann/will.
    Gerdas Lebensgeschichte, die sich rückwärts aufrollte, war durchzogen mit den Ereignissen, die sich während dieser Nacht bei ihren Familienmitgliedern abspielten. Geschickt gemacht, da die Autorin so die einzelnen Blöcke von Gerdas Geschichte aneinanderreihen konnte. Da sich jeder Block in zeitlicher Abfolge vorwärtsbewegte, musste eine Unterbrechung erfolgen, da man sonst nicht wieder in der Vergangenheit weitermachen konnte. Da war für mich ein wenig problematisch, da ich, unterbrochen von den Gegenwartsereignissen wieder den Punkt finden musste, wo zuletzt die Vergangenheit begann. Da klingt sicher etwas verwirrend.


    Für Gerda, die ihre Geschichte ja kannte, sicher kein Problem. Für mich leider doch. So musste ich manches Mal rückwärtsblättern, um meine Erinnerungen aufzufrischen. Ermüdend und nervig.
    Man kann nicht sagen, dass es hier zu einer ausführlichen Lebensaufarbeitung gekommen wäre. Bis auf ein paar kurze Erkenntnisse wird der Rückblick nicht weiter kommentiert.
    Gerdas Leben ist geprägt von Lebensangst und Selbstbetrug, und der daraus resultierenden Selbstüberschätzung. Dem eigentlichen Leben hat sie sich nie gestellt. Für sie war alles nur ein Spiel. Das wirkliche Leben würde erst später beginnen.


    Ein Leben rückwärts zu erzählen ist sicher schwierig. Sollte hier sicher auch noch einmal verdeutlichen, wie das eine durch das andere beeinflusst wurde. Trotzdem empfand ich es als mühsam, besonders da ich auf dem Höhepunkt wartete, der mich dafür entschädigen sollte. Leider war der eher enttäuschend - auch wenn dadurch noch einmal klar gemacht wurde, auf welche Luftschlösser Gerda ihr Leben aufgebaut hatte.


    Das war mein erster Eindruck.


    Dann wurde mir klar, wie geschickt ich manipuliert wurde. Dieser Satz, das Leben das sich rückwärts erzählt, all das drängte mich zu dem Punkt, an dem alles begann. An dem die Geschichte begann. Was für ein Witz! Da war sie zu Ende. Und nichts von dem, was ich vielleicht erwartet habe, traf ein.
    Was unterschied mich in dem Moment denn von Gerda? Ich könnte das Buch noch einmal lesen, sie ihr Leben nicht noch einmal leben.