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Hallo,
das ist auch mal wieder so ein Buch, das man sowohl unter Historisch als auch unter Krimi oder Horror suchen kann.
Meine Meinung:
Die sechsjährige Evelyn wächst im Fountainbridge-Heim für mittellose Mädchen - einem ehemaligen Schlachthaus - in Edinburgh auf, doch trostlos wird ihr Leben erst, als die fürsorgliche Frau des Waisenheimsleiters stirbt. In der folgenden Zeit bringt Mr. Lindsay keinerlei Verständnis für die lebhafte Fantasie des Mädchens auf, verbietet ihr das Erzählen von erfundenen Geschichten und das Malen von Bildern unter Androhung von Stockhieben. Sie ist überglücklich, als sie von ihrem unbekannten Vater abgeholt wird und sehnt sich danach, ihre kranke Mutter kennen zu lernen, doch Evelyns Gefangenschaft scheint auch in ihrem neuen Zuhause kein Ende zu nehmen.
Über 20 Jahre später geschehen in Edinburgh grausame Morde und irgendwann deutet alles darauf hin, dass Evelyn in direktem Zusammenhang mit den Taten steht. Ein Professor für Logik und Metaphysik, ein junger Ire und ein Polizeichefinspektor wollen das Geheimnis lüften und weitere Morde verhindern.
"Der Hüter der Finsternis" ist die Exkursion in eine gebrochene, verletzte Seele, die Hass, Verachtung, Angst und Schrecken in sich trägt. Dabei wechselt der Stil von anfänglich skurrilen über zu manchmal spannenden Szenen, um sich dann leider allzu oft nur in langatmigen, philosophischen Abhandlungen über die menschliche Psyche zu ergehen. Das Buch ist eher phantastischer Horror als Krimi oder historischer Roman und obwohl es sich anfangs sehr interessant und flüssig lesen lässt, wird es ab der Mitte so abstrus und verwirrend, dass es fast nicht auszuhalten ist.
Es ist schade, dass man sich die meiste Zeit über langweilt, denn der Roman überzeugte mich anfangs durch seine dichte (und sehr düstere) Atmosphäre und die interessante Idee, die zugrunde liegt. Leider konnte Anthony O'Neill diesem Anspruch nicht lange gerecht werden und ich las einzig der Neugierde wegen weiter. Dickins'sche Parallelen lassen sich zwar durch das Waisenhausthema, die neblig-düstere Atmosphäre Edinburghs und den nicht enden wollenden Satzkonstrukten mit etwas gutem Willen finden, doch dabei kann man es auch schon belassen.
Die Auflösung des Rätsels ist überraschend, was mich umso trauriger stimmt, denn aus dieser Geschichte hätte man viel mehr herausholen können. Trotz der harten Kritik war das Buch für mich kein Reinfall und ich kann es gerade Lesern mit etwas Durchhaltevermögen und dem Hang zu abstrusen Ideen ans Herz legen. Gehen Sie mit Biss dran - dann haben Sie vielleicht sogar eine Perle entdeckt.
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Liebe Grüße
nimue