Wer kennt den diesjährigen Georg-Büchner-Preisträger Josef Winkler?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.498 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Hallo,


    Josef Winkler hat den diesjährigen Büchner-Preis gewonnen, siehe:


    http://www.boersenblatt.net/201259/


    Wer hat etwas von ihm gelesen? In welchem Stil schreibt er, welche Themen sind ihm wichtig, was ist empfehlenswert?


    Gruß, Thomas

  • Ich habe "Natura Morta" von ihm gelesen, ein Lehrer hat es mir geschenkt, als ich (lass' mich nicht lügen) 15 war.


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    Ich bin zwar seitdem nur 10 Jahre älter geworden, im Gedächtnis geblieben ist mir dennoch wenig. Ich hatte keinen direkten Zugang dazu, was aber nichts über das Buch aussagen soll.
    Ich weiß noch, dass mir bei den sehr bildhaften Schilderungen des Marktplatzes und der Waren manches Mal der Appetit beinah verging. :rollen: So viel zum Thema Kunstrezeption im Teenageralter. *lol*


    Wenn ich mir die Amazon-Inhaltsangabe anschaue, verlockt mich das aber schon sehr, es aus den hinteren Reihen meines Regals hervorzuholen, wo im Augenblick leider 50 % meiner Bücher ihr lichtloses Dasein fristen müssen.

  • Bei mir liegt schon seit Jahren "Der Friedhof der bitteren Orangen" auf dem SUB. Ich habe es damals (ca. 1990) gekauft, weil das Buch seinerzeit von M. Reich-Ranicki im "Literarischen Quartett" hochgelobt wurde. Vielleicht sollte ich es mir langsam mal vornehmen und lesen... :rollen:


  • Wer hat etwas von ihm gelesen? In welchem Stil schreibt er, welche Themen sind ihm wichtig, was ist empfehlenswert?


    Ich habe von ihm Roppongi gelesen

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    und einen bemerkenswerten, unvollendeten Rezensionsversuch im Internet gefunden: http://literatourkaffee.forenking.com/ftopic-207.html


    In der heutigen Tagesschau hieß es, die Themen Tod und Katholizismus seien ihm wichtig. In Roppongi geht es um den Tod seines Vaters.

  • Zitat

    Wer kennt den diesjährigen Georg-Büchner-Preisträger Josef Winkler?


    ICH, ein wenig. Ich las und rezensierte sein herrliches Buch über den französischen Schriftsteller und Dieb Jean Genet. REZI


    Den Peis bekommt er ja wegen seinem Frühwerk. Zum Lesen bereit liegt bei mir "Natura Morta".
    Ich habe sonst ja nichts von Winkler gelesen, aber seine Themen sind immer interessant. Es geht ziemlich morbid zu, manchmal grausam. So lässt es Winkler sich nicht entgehen, im Buch über Genet über die Greueltaten von Gilles de Rais zu plaudern.


    Winkler scheint ein ziemlich scharfkantiger Realist zu sein, der auch über Dinge schreibt, wo jeder andere wegsieht. Z.B. in seinem Buch Domra: Am Ufer des Ganges (ich habe mir das sagen lassen). Auch Homosexualität ist ein Thema bei Winkler.


    Ich freue mich sehr über die Preisverleihung. Sein Genet-Buch war mir schon sehr sympathisch, und nun wird weiter lektüriert. :smile:


    Hier noch ein interessanter link aus zeit.de/online


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Er ist bei mir ein ewiger Lesekandidat (geblieben). Zwar besitze ich einige Bücher von ihm - derzeit hinter Bücherstapeln versteckt - aber ich habe mich bislang noch nicht aufraffen können, ihn dann auch mal wirklich zu lesen. Aber, habe ich mir sagen lassen, es soll sich auf der sprachlichen, literarischen Ebene absolut lohnen. Inhaltlich bin ich nicht unbedingt wild darauf.


  • , es soll sich auf der sprachlichen, literarischen Ebene absolut lohnen. Inhaltlich bin ich nicht unbedingt wild darauf.


    Das klingt in der Tat recht interessant.





    Inhaltlich bin ich nicht unbedingt wild darauf.




    Da gehts mir genauso, Tod kann ja noch ziemlich interessant sein, Katholizismus dagegen überhaupt gar nicht - da gibt es/kenn ich genügend andere Quellen.





    LG

  • Einer der Grundkonflikte ist / sei Homosexualität in einer katholisch und patriarchalisch geprägten (ländlichen) Gesellschaft. Ich bin zu sehr Stadtkind, agnostisch und hetero, um da so den ganz starken Reiz zu verspüren. Aber natürlich kommt es auf die Gestaltung an, die mich dann doch durchaus auf den Geschmack bringen könnte. Mit einem seiner Bezugspunkte - Jean Genet, der ja titelgebend in seinem Buch "Das Zöglingsheft des Jean Genet" ist - konnte ich nicht wirklich viel anfangen. Das ist allerdings auch schon mehr als zwanzig Jahre her.

  • Einer der Grundkonflikte ist / sei Homosexualität in einer katholisch und patriarchalisch geprägten (ländlichen) Gesellschaft.


    Klingt nach Julien Green ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • So, ich habe gestern "Natura morta" noch einmal herausgekramt und durchgelesen (ist ein schmales Bändchen von an die 100 Seiten), und ich muss sagen, dass es mir ausnehmend gut gefallen hat. Die längst nicht immer schönen oder appetitlichen Bilder des Marktes, der Menschen, der Waren wechseln sich vor dem inneren Auge ab. Für mich ein Missklang, aber interessant und sicherlich beabsichtigt sind manche Bezeichnungen für Dinge, die wörtlich immer wiederkehren wie etwa "frische, weiße Pfirsiche", "ein frischer Rosmarinzweig", "Hosenröhre" oder "Plastiksack". Über diese Gegenstände stolperte ich beim Lesen also jedesmal.


    Generell sind die Sätze meist sehr lang und ausufernd im Stil von "Am Stand der (es folgt eine dreizeilige Beschreibung) Zitronenverkäuferin geschah dies und jenes". Ich hatte das Gefühl, kein Substantiv darf für sich stehen bleiben, jedes muss genauer bezeichnet, definiert, eingegrenzt werden; vermutlich erzeugt genau dieser Stil auch die Empfindung, das Geschehen so haargenau mitzuerleben. Die Schilderung selbst ist meistenteils sehr nüchtern, trifft aber dennoch immer wieder und vor allem gegen das (sehr traurige) Ende hin einen Nerv und berührt.


    Meine Lieblingsstelle ist der letzte Absatz (ich hab's mal sicherheitshalber als spoiler eingestellt):


    P.S.: Wenn's die gebundene Ausgabe billig gibt, würde ich auf jeden Fall zu dieser greifen, sie ist sehr hübsch aufgemacht und sogar fadengeheftet.