Malcolm Gladwell - Blink! Die Macht des Moments

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  • Originaltitel: Blink! The Power of Thinking without Thinking


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    "Blink" ist das Plädoyer dafür manchmal den Verstand bei der Entscheidungsfindung auszuschalten und der Intuition zu vertrauen. Anhand diverser psychologischer Studien, Fallbeispiele und Fakten zeigt Malcolm Gladwell, was bei der Einschätzung von Situationen im Berufs- und Privatleben im Gehirn vorgeht. Anschaulich wird erklärt, dass zu viel Faktenwissen in manchen Situationen eine gute Entscheidung negativ beeinflussen kann.


    So beginnt die Argumentation mit einem Fallbeispiel aus der Kunst. Experten untersuchen eine Statue des Kouros, die 1983 dem Paul-Getty-Museum in Los Angeles angeboten wird. Sie bestätigen die Echtheit der Statue und so wird sie angekauft. Doch es gab Zweifel von anderen Experten, die entdeckten, dass etwas nicht stimmt. Ohne beweisen zu können, was sie störte, waren sie sich sehr sicher darüber, dass es sich um eine Fälschung handelt.
    Innerhalb zweier Sekunden (innerhalb eines Blinzeln - daher der Titel - nahmen diese Fachleute etwas wahr, das andere nicht erkennen konnten). Bis heute ist die Sachlage nicht geklärt und so wird die Statue nun mit dem Hinweis ausgestellt, dass es sich um ein Kunstwerk aus der Zeit von "ca. 530 v. Chr. oder eine moderne Fälschung" handele.


    Im Folgenden geht Gladwell auf eine Studie ein, in der Testpersonen an einem Glücksspiel teilnehmen. Vor ihnen legen 4 Stapel mit Spielkarten. Ihr Ziel ist es, möglichst viel Geld mit dem Umdrehen von Karten zu verdienen. Hohe Karten vermehren den Gewinn, niedrige führen zum Verlust.
    Dabei ist zu beachten, dass zwei Kartenstapel mit roten Karten sehr viele hohe und niedrige Karten umfassen, so dass Gewinn und Verlust jeweils sehr hoch ausfallen. Zwei Stapel mit blauen Karten halten mittelmäßige Werte bereit. Der Gewinn und Verlust ist moderat und führt langfristig zu einer Gewinnsteigerung. Dies wissen die Teilnehmer natürlich nicht.


    Interessant hieran ist, dass die Testpersonen nach ca. 50 Karten intuitiv ihre Strategie des Aufnehmens an die Gegebenheiten anpassen. Aber erst 30 Karten später erkannten sie das Muster bewusst und konnten es erklären.


    In sechs Kapiteln erfährt man einiges über die Vorhersagbarkeit der Erfolgschancen von Ehen und Beziehungen ohne das Paar lange zu kennen, darüber wie Vorurteile auch bei den tolerantesten und liberalsten Menschen Entscheidungen beeinflussen, wie Spontanität und Intuition die größte Militärstrategie der USA zum Scheitern brachte und vieles mehr.


    Letztes Jahr hatte ich "Tipping Point" vom Autoren gelesen und mochte seinen Schreibstil gerne, weshalb ich mir "Blink!" dieses Jahr zum Geburtstag gewünscht habe. Insgesamt war ich recht begeistert. Der Fokus des Buches liegt zwar auf amerikanischen Interessen, ist aber auch für Europäer ganz interessant zu lesen.


    Ich hatte mir insgesamt mehr erwartet, aber nehme einiges an neuen Informationen mit. Zahlreiche Literaturangaben am Ende geben dem Leser die Möglichkeit, sich weiter mit den Thematiken zu beschäftigen, die ihn angesprochen haben. Das empfinde ich bei Sachbüchern immer als Plus. Schön auch, dass es nicht so hochintellektuell gehalten ist und sich das Nachschlagen fieser Fachwörter erübrigt. So liest sich "Blink" flüssig und ist eine nette Ablenkung vom Alltag.


    Eine große Begeisterung blieb bei mir zwar aus, aber enttäuscht bin ich auch nicht. Wie immer muss jeder für sich entscheiden, ob er/sie sich darauf einlassen möchte.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Ich habe dieses Buch gelesen und es gefiel mir sehr gut und hatte ich auch schnell durch.
    Bei mir war es so, dass ich nach diesem Buch vom Autor sehr angetan war und mir "Tipping Point" zugelegt habe, das ich aber nicht so flüssig lesen konnte :(


    Ich finde man kann da auch viel für sein Leben mitnehmen, zumindest ging es mir so, dass ich mir dachte "Ah ja das kenne ich auch", z.B. dass ich zu schnell urteile oder wenn bestimmte Faktoren zutreffen, das nochmal zu überdenken. Ich fand es interessant das mal analysiert zu wissen und es sind ja auch durchaus nützliche Informationen, die interessant verpackt und unterhaltsam beschrieben werden.


    (Schön, dass hier auch solche Bücher vorgestellt werden - so weit bin ich noch nicht vorgedrungen ins Forum bis jetzt ;) )


    Meine Meinung und Bewertung war eine andere (ist aber jetzt auch schon eine Zeit lang her, dass ich das Buch gelesen habe):
    5ratten

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

    Einmal editiert, zuletzt von Impulsee ()

  • Hallo!


    Bei mir war es so, dass ich nach diesem Buch vom Autor sehr angetan war und mir "Tipping Point" zugelegt habe, das ich aber nicht so flüssig lesen konnte :(


    Warum das denn? Tipping Point habe ich auch vor kurzem gelesen. Rückblickend gefällt es mir noch besser als Blink!. Das soll nicht heißen, dass mir dieses Buch nicht gefällt, aber die ausgewählten Beispiele fand ich in Tipping Point besser. Du kannst auch hier gucken, da habe ich etwas dazu geschrieben :winken:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    In Blink! beschäftigt sich der Autor mit dem Bauchgefühl, auf das wir viel zu selten hören. Auch wenn der Verstand versucht, uns bei Entscheidungen in eine bestimmte Richtung zu bewegen, zögern wir manchmal. Das liegt an den ersten Sekunden, in denen unser Unterewusstsein Signale gedeutet hat, die eigentlich in eine andere Richtung gehen als die, die uns der Verstand vorgibt.


    Die Beispiele in dem Buch sind vielfältig. Es geht um eine antike Statue, bei der alle Tests die Echtheit zu bestätigen scheinen und die trotzdem von einigen Experten spontan abgelehnt wird, ohne dass die zunächst einen guten Grund nennen können. Oder um das scheinbar perfekte Paar, das bei näherem Hinsehen nicht mehr so perfekt ist.


    Besonders dieses Thema fand ich interessant. Gibt es wirklich so etwas wie die Mathematik einer Beziehung? Offensichtlich kann man mit einiger Übung schon aus einer Unterhaltung erkennen, wie es um die Beziehung anderer Leute bestimmt ist. Natürlich hat jeder von uns sich schon einmal Gedanken zu der Beziehung von Freunden gemacht. Aber will man wirklich wissen, wie es um jede Beziehung (auch meine eigene) bestellt ist? Für mich ist die Antwort klar. Ich muss nicht alles wissen, sondern will mir manchmal einfach eine schöne Illusion bewahren.


    Was mich ein bisschen gestört hat, war dass Malclom Gladwell in diesem Buch seine Beispiele immer wieder für andere Situationen benutzt hat. Das war beim ersten Mal noch interessant, später hat es mich ein bisschen gelangweilt. Trotzdem ist Blink! eine interessante Lektüre für zwischendurch.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Hallo!



    Warum das denn? Tipping Point habe ich auch vor kurzem gelesen. Rückblickend gefällt es mir noch besser als Blink!.


    Geschmäcker sind natürlich verschieden :)


    Momentan hab ich sogar pausiert... Naja es ist vielleicht, weil ich die Beispiele in Blink besser fand. Tipping Point hat doch etwas - hm - ältere Beispiele - das ist natürlich normal, wenn ein paar Jahre vergehen, aber z.B. Facebook wäre hierbei interessant oder die Verbreitung des Internets an sich, oder einfach aktuellere Themen, wie sich das auswirkt. Aber ich hab den Sinn schon verstanden.


    LG

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

    Einmal editiert, zuletzt von Impulsee ()

  • 3ratten


    Wer möchte nicht gerne wissen, wie es um die Zuverlässigkeit seines ,Bauchgefühls' bestellt ist? Kann oder soll man sich vielleicht sogar darauf verlassen, mehr als auf rationale Entscheidungen?
    Malcolm Gladwell verspricht mit diesem Buch, solche Fragen zu beantworten. In sechs Kapiteln stellt er dar, wie und weshalb unsere Intuition in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert. Er schildert, wie unbewusste Einstellungen (z. B. dunkel = gefährlich, böse, weiblich = schwach, zart) unsere bewussten beeinflussen, selbst wenn diese denen genau entgegenstehen. Wie Äußerlichkeiten (das Erste was man wahrnimmt) Vorurteile festlegen, die nur schwer wieder abzulegen sind; wie man aus kurzen Momenten der Beobachtung realisieren kann, in welcher Beziehung Menschen zueinander stehen. Dass bei komplexen Sachverhalten ein Zuviel an Analyse und Information zu schlechteren Ergebnissen führt als ,Bauchentscheidungen', die auf Wissen und Erfahrung beruhen. Dass man bei Anspannung und Zeitdruck zuwenig an Eindrücken aufnimmt, um sich auf seine Intuition verlassen zu können. Das Ganze könnte man wie folgt zusammenfassen: Je mehr Wissen und Erfahrung vorhanden ist, desto besser ist das Bauchgefühl.
    Beschrieben werden diese Vorgänge größtenteils anhand anschaulicher, unterhaltsamer Beispiele, was den Vorteil bietet, dass es leicht verständlich und nachvollziehbar ist. Wer sich mit diesem Themengebiet jedoch anderweitig bereits beschäftigt hat, wird nur wenig Neues erfahren. Dafür bleibt dieses Buch zu sehr an der Oberfläche.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)