Alexandra Senfft - Schweigen tut weh

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    Titel: Schweigen tut weh: Eine deutsche Familiengeschichte
    Autor: Alexandra Senfft


    Allgemein:
    350 S.; Claassen Verlag; 2007; 19.95



    Inhalt:
    Hans Ludin war in der SA, Gesandter in der Slowakei wärend des Hitler Regimes, verantwortlich für die Deportation hunderter Juden und wurde schließlich 1947 hingerichtet - und er war der Großvater der Autorin.
    Alexandra Senfft bricht das Schweigen ihrer Familie und schreibt nicht nur über ihren Großvater sondern auch über das Jahrzehntelange Schweigen und die Lügen die in der Familie aufgebaut wurden. Von dem "guten Nazi" sprach vor allem ihre Großmutter und auch die Mutter hat dies übernommen. Noch heute sind die Meinungen in der Familie gespalten.
    Ein paar Jahre nach dem die Mutter gestorben war, kann Alexandra Senfft endlich beginnen das Schweigen zu brechen. Sie schreibt dieses Buch und arbeitet damit ein Stück Familiengeschichte auf.


    Meine Meinung:
    Die Autorin hat eine schwierige Position. Sie ist Tochter und Enkelin aber auch das unbequeme Familienmitglied das versucht auf den Spuren der Mutter und des Großvaters zu wandeln. Alexandra Senfft möchte eine Erklärung für die unterdrückte Schuld der Mutter finden. Sie möchte wissen weshalb ihre Mutter die Vergangenheit leugnete und dies obwohl der Vater nicht nur verurteilt worden war, sondern auch in Deutschland als Nazi-Verbrecher bekannt war.


    Interessant ist hierbei vor allem wie die Schuld des Vaters und wie sie über Jahrezenhnte Einfluss nicht nur auf seine Frau sondern vor allem auch auf seine Kinder und sogar auf derren Kinder hat. Senffts Mutter hatte ihr ganzes Leben immer wieder psychische Probleme, die aber nie als Folge ihrer unterdrückten Schuldgefühle und ihrer Verleugung der Wahrheit gewertet wurden. Diese wird in der Familie verschwiegen, die Warhen Taten des Vaters und Großvaters werden systematisch verleugnet und verharmlost. Es wird immer nur vom "guten Nazi" gesprochen und sogar behauptet er hätte Juden das Leben gerettet. Die Enkel werden belogen und sie erhalten nicht die Chance die Warheit zu erfahren.


    Die Autorin geht nur indirekt auf ihren Großvater ein. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Leben ihrer Mutter und wie diese schließlich an ihren unterdrückten Gefühlen zerrbrach.
    Alexandra Sennft reiht sich in die Riege der Autoren ein, die sich mit "Täterkindern" der NS Zeit beschäftigen. Es ist jedoch ein sehr persönliches Buch geworden, die Autorin verarbeitet auch ihre eigenen Gefühle, die nicht immer leicht zu beschreiben sind.


    Oft schafft Senfft den Balanceakt zwischen ihrer eigenen Subjektivität und dem was sie eigentlich erzählen möchte nur schwer. Sicher liegt das auch daran das sie eben von ihrer eigenen Familie erzählt. Sie macht manchmal die selben Fehler, die sie ihrer Mutter vorwirft. Hi und da wird der Großvater doch entschuldigt, auch wenn die Autorin das eigentlich gar nicht möchte.
    Dennoch ein mutiges Buch das vor allem zeigt wie eine Schuld über Generationen weitergetragen werden kann und wie schwer es ist sich damit auseinanderzusetzen.


    3ratten