Chimamanda Ngozi Adichie - Blauer Hibiskus

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    Klappentext:


    Kambili und ihr älterer Bruder Jaja führen ein privilegiertes Leben in Nigeria. Ihr Vater ist ein wohlhabender Mann, es gibt mehrere Bedienstete in dem großen , schönen Haus, sie besuchen exklusive Missionsschulen. Doch eine bedrückende Stille lastet über alle. Der in der Gemeinde hochangesehene Vater setzt seine rigiden Vorstellungen, wie ein wahrer Katholik zu leben hat, in der Familie mit brutaler Gewalt durch. Als die beiden zum erstenmal ihre Tante Ifeoma besuchen, tut sich ihnen eine vollkommen neue Welt auf. Hier wird diskutiert, gelacht und gesungen, hier wird der Großvater geliebt, obwohl er an die alten Igbo-Götter glaubt. Im Garten blüht Blauer Hibiskus - und Kambili verliebt sich. Nach ihrer Rückkehr ist die alte Ordung nicht wieder herzustellen.......


    Meine Meinung:


    Von Anfang an hat es dieses Buch bei mir schwer gehabt. Es war ein Geschenk ansonsten hätte ich es sicher nie gelesen. Warum? Ich mag einfach keine Bücher in denen die Hauptfigur ein Kind oder in diesem Fall eine Jugendliche ist.
    Aber egal, das Buch hat nur 300 Seiten und eine Rezi dazu wurde auch gewünscht also dann mal los, dachte ich mir :zwinker:.


    Die Geschichte ist in der Ich-Erzählform geschrieben aus der Sicht der 15 jährigen Kambili. Wirklich sehr authentisch eine einfache, schöne sehr ruhige Sprache. Im Klappentext steht eine verführerisch unschuldige Stimme, das trifft es sehr gut.
    Es ist als ob Kambili ihre Gedanken in einem Tagebuch niedergeschrieben hat und uns das jetzt erzählt. Schüchtern, leise ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
    Der Vater nimmt in diesem Buch einen großen Raum ein. Tyrannisch, brutal, der sich mit seiner Religiosität in einen regelrechten Wahn steigert. Das Thema Religion ist in diesem Buch sehr, sehr wichtig.
    Auf der anderen Seite ist der Vater aber auch ein Mann der seine Kinder sehr liebt, wie er es zeigt ist nur sehr schlimm. Er ist ein mutiger Mann der sich gegen das politische Regime stellt.
    Also, nicht einfach eine durch und durch schreckliche Person sondern an einigen Stellen wird er einem direkt sympathisch.
    Die Brutalität wird in diesem Roman nur angedeutet. Schlagende Geräusche hinter der Tür. Die Mutter die mehrere Fehlgeburten hat, es wird nie genau erläutert warum.
    Das Buch lebt von Andeutungen.
    Ich hätte mir das Buch manchmal etwas ausführlicher gewünscht, 300 Seiten sind für diese Geschichte, wie ich finde zu wenig.
    Auch über Nigeria erfährt man nicht wirklich viel.
    Das Ende ist dann einfach perfekt. Etwas überraschend aber denn doch auch wieder nicht. Es bleibt auch viel Platz für eigene Gedanken.
    Es ist ein Buch das auf jeden Fall Eindruck hinterlässt, wenn ich es auch wegen den o.g. Punkten keine Ratten Höchstnote von mir bekommen wird.
    Sondern nur
    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Hmm... deine Rezi lässt mich irgendwie zwiespältig zurück. Es könnte sein das es kein Buch für mich ist... mal sehn wenn ich in der Bibliothek darüber stolpere werde ich es vielleicht doch mal mitnehmen. Danke für deine Rezi!!


    Grüße

  • HoldenCaulfield
    Ja, ist etwas schwierig. Ich habe mich auch etwas schwer getan mit der Beurteilung. Ich hatte das Buch ruckzuck durch hat mich also schon sehr gefesselt und das Ende hat mir wirklich gut gefallen kein so Friede-Freude-Eierkuchen-Kram der nicht zum Buch gepasst hätte, aber irgendwie hat mir was gefehlt. der Funke ist nicht so 100 % übergesprungen.
    Wenn die Autorin bei ihren Beschreibungen ein bisschen mehr ins Detail gegangen wäre.........das Buch ist einfach etwas zu kurz.
    Ich hätte auch gerne ein bisschen mehr über Nigeria erfahren, auch über die politischen Geschehnisse, wann liest man schon mal ein Buch das dort spielt?
    Allerdings durch die gewählte Ich-Erzählform wird das erschwert, da Kambili so behütet ja abgeschottet aufwächst das sie sich selber in ihrem Land nicht auskennt.
    Und sie ist halt auch erst 15.
    Aber wenn du es dir aus der Bücherei holst kannst du ja nicht viel verkehrt machen.
    Es ist schon ein interessantes Buch.

  • Inhalt: Der von Flor zitierte Klappentext paßt schon, aber ein paar Ergänzungen sind vielleicht angebracht. Der Vater kommt selbst aus einfachsten Verhältnissen und hat sich mit Hilfe der Missionare Bildung als Sprungbrett für seinen ökonomischen Erfolg angeeignet, er besitzt inzwischen mehrere Fabriken und eine Zeitung. Daraus ist nicht nur eine bedingungslose, ja schon geradezu fanatische Hingabe an die Religion und ihre (tatsächlichen oder vermeintlichen, keine Ahnung, ich bin nicht katholisch) Regeln geworden, sondern auch ein unmenschlisches Anspruchsdenken an die Familie, vor allem die Kinder. Diese müssen immer als Klassenbeste nach Hause kommen, der zweite Platz wird schon bestraft. Das gilt auch für alles, was der Vater als Sünde betrachtet, und die Strafen sind durchaus körperlich schmerzhaft (von extremen Prügeln bis zu Verbrühungen). Die Kinder haben detaillierte Tagespläne mit „Lernzeit“ und „Familienzeit“ (in der aber natürlich nicht z. B. Ferngesehen, sondern Zeitung gelesen wird, höchstens mal ein Schachspiel mit dem Vater ist drin). Kein Wunder, daß in dem Haus auch nicht gelacht wird. Daher sind Jaja und Kambili natürlich höchst irritiert, als sie für eine Woche ihre Tante und deren drei Kinder besuchen, wo das Leben miteinander ein ganz anderes ist. Jaja findet sich damit zwar schneller zurecht als Kambili, aber bei beiden wird innerer Prozeß angestoßen.



    Meine Meinung: Vor allem liegt hier eine traurige Familiengeschichte vor, denn das Verhalten des Vaters ist in keinster Weise entschuldbar. Es ist zwar durchaus so, daß er seine Kinder auf eine gewisse Art liebt, aber eben nur, wenn sie seinem übersteigerten Ansprüchen an gottgefälliges Verhalten entsprechen. Wie Flor schrieb, hat die Mutter mehrere Fehlgeburten, es ist offensichtlich, daß diese (wenn nicht alle, so doch zum Teil) durch den prügelnden Vater verursacht sind, Holztische gehören nun mal nicht auf Menschen zerschlagen. Was den Charakter schwierig macht: Als Verleger beweist er dabei Zivilcourage. Er schützt seinen Chefredakteur, läßt diesen nach der Beseitigung der Zivilregierung durch Militärputsch kritische Leitartikel und für das Regime gefährliche Reportagen veröffentlichen und setzt viel Geld und Kontakte ein, ihn aus dem Gefängnis zu holen. Auch ist er seinen Angestellten gegenüber (finanziell) großzügig und unterstützt viele Sozialeinrichtungen. Die dadurch erzielten Sympathiepunkte wiegen aber sein Verhalten seiner Familie gegenüber nicht auf. Das Ende der Geschichte, soweit es die Familie betrifft, fand ich konsequent, anders hätte es mich auch irritiert.


    Sprachlich fand ich es passend umgesetzt. Kambili erzählt selbst, und auf Grund ihrer ganzen Erziehung, die sie sehr wortkarg und schüchtern gemacht hat, wird nicht mehr gesagt als unbedingt notwendig. Vieles bleibt daher nur angedeutet, wodurch aber der Kontrast zu den späteren Stellen, an denen sie anfängt Gefühle zu haben und zu zeigen, besonders deutlich wird.


    Am meisten hat mich „gestört“, daß mir insgesamt entschieden zu wenig Nigeria darin vorkam, es hätte in dieser Form auch an nahezu jedem anderen Ort der Welt spielen können. Die Familie hätte sich dann eben nicht von jollof, fufu und garri ernährt, sondern von anderen Dingen und statt Igbo hätte man eine andere Sprache gesprochen. So bleibt es im wesentlichen eine teils erschreckende Charakterstudie, aber nicht wesentlich mehr. Da hat mir ihr zweiter Roman Die Hälfte des Himmels deutlich besser gefallen.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Der Blaue Hibiskus ist ein langsames, gemächliches Buch, das gänzlich auf Spannungsaufbau verzichtet, obwohl dies ja leicht möglich gewesen wäre.
    Ich fand es sehr gut, auch weil es mal so ganz anders war als das, was ich üblicherweise so lese.
    Von mir deshalb: 4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Chimamanda Ngozi Adichie - Blauer Hibiskus (Purple Hibiscus 2003)
    Luchterhand-Verlag. 318 Seiten
    Übersetzt von Judith Schwaab


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    Über die Autorin (Klappentext):
    Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren und studierte dort Medizin, bevor sie 1998 in die USA ging und in Kommunikationswissenschaften abschloss. (...) "Blauer Hibiskus" ist ihr erster Roman und war auf der Shortlist für den Orange Fiction Prize 2004.


    Über den Inhalt (Klappentext):
    Eine Tochter aus gutem Hause entdeckt die Welt - das Haus liegt inmitten von Hibiskus, Tempelbäumen und hohen Mauern, die Welt dahinter ist das von politischen Unruhen geprägte Nigeria. Mit sanfter, eindringlicher Stimme erzählt die 15jährige Kambili von dem Jahr, in dem ihre Familie auseinanderfiel, ihr Land im Terror versank und ihre Kindheit zu Ende ging. (...)

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

  • Der erste Satz:

    Zitat

    Bei uns zu Hause begann alles in die Brüche zu gehen, als mein Bruder Jari nicht bei der Kommunion war und mein Vater sein schweres Meßbuch durch das Zimmer schleuderte und die Keramikfiguren auf der Etagere zerbrach.


    Das ganze geschah wohl am Palmsonntag, das erste Kapitel hat 25 Seiten und und darin wird genau diese Szene beschrieben, die bereits im ersten Satz quasi vorweggenommen worden war. Das habe ich gestern abend noch geschafft, bevor mir die Augen zu fielen - meine Lesezeit ist leider momentan unglaublich knapp begrenzt. :abinsbett:


    Zu den ersten Seiten: die Stimmung hat mich sofort gepackt. Die Szene wird aus Sicht eines Mädchens erzählt, die mit einem tief katholischen Vater aufwächst, der sich gerne in der Gemeinde durch besondere Frömmigkeit hervortut. Es scheinen strenge Regeln des Zusammenlebens zu herrschen und so ist die Ich-Erzählerin entsetzt, geradezu fassungslos über den Regelbruch, den ihr älterer Bruder begangen hat und erwartet die schärfste Strafe für ihn. Man hat das Gefühl, die ganze Familie ist aus dem Lot geraten.


    Ich bin gespannt und freue mich auf das Buch.

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

  • 95 Seiten habe ich nun gelesen.


    Die Familie ist zur Weihnachtsfeier in das Heimatdorf des Vaters gefahren. Kambili, die Ich-Erzählerin und ihr Bruder Jaja waren soeben mit ihrem Großvater, den sie üblicherweise 15 Minuten pro Besuch sehen dürfen, ihrer Tante und ihren Cousins bei einem heidnischen Tanzfest. Verbotenerweise, der Vater darf dies auf keinen Fall erfahren. Das Ereignis ist außergewöhnlich für die Geschwister, das afrikanische Volkstum ist ihnen völlig fremd.


    Ihr Tagesablauf ist normalerweise bestimmt durch den strengen "Tagesplan", den der Vater für die Kinder schreibt und der neben dem Lernen für die Schule (und man muss als der Klassenbeste abschließen!) und stundenlangem Beten für die Freizeit hauptsächlich lesen und Schach spielen vorsieht. Kambilis Leben besteht aus diesen strengen Regeln und sie lebt in ständiger Angst vor ihrem Vater, der diese durchsetzt, indem er den Kindern droht, ihnen ein schlechtes Gewissen ihm und Gott gegenüber einredet und auch mit körperlichen Strafen.


    Nun hat Kambili ihre Tante kennengelernt, mit der die Eltern den Kontakt eher meiden. Sie ist fassungslos von deren Selbstbewusstsein, deren Art, mit ihrem Vater zu reden und verwundert über die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit, die im Umgang zwischen ihr und ihren Kindern herrscht.


    Ich hoffe sehr für die Geschwister und auch für ihre Mutter, dass sie sich von diesem furchtbaren Fanatiker, der ihr Vater ist, lossagen können. Ich bin verwundert zu lesen, wie frei sich die Frauen in diesem Buch bewegen, zur Schule gehen, ihre Meinung sagen dürfen. Kambilis Tante ist verwitwet und kann anscheinend allein für sich und ihre drei Kinder sorgen. Das hätte ich ehrlich gesagt in Nigeria anders erwartet.
    Ich bin gespannt darauf, auch mehr über die politische Situation im Land zu erfahren, es hat ein Militärputsch stattgefunden, es scheint eine Diktatur errichtet worden zu sein und ein Zeitungsredakteur wurde verhaftet, da er nicht regierungskonform geschrieben hat - diese Ereignisse spielen sich momentan noch sehr im Hintergrund des Geschehens ab.


    Der Satz, der mir bislang am meisten im Kopf geblieben ist - nach dem Ausflug mit den Verwandten:

    Zitat

    In jener Nacht träumte ich, dass ich lachte, aber es klang nicht wie mein eigenes Lachen, obwohl ich mir nicht sicher war, wie mein eigenes Lachen überhaupt klang.

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

    Einmal editiert, zuletzt von eumel ()

  • Chimamanda Ngozi Adichie - "Blauer Hibiskus"
    (Purple Hibiscus, 2003)
    Übersetzt von Judith Schwaab.
    Luchterhand Verlag. 318 Seiten.


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    Der erste Satz: "Bei uns zu Hause begann alles in die Brüche zu gehen, als mein Bruder Jaja nicht bei der Kommunion war und mein Vater sein schweres Meßbuch durch das Zimmer schleuderte und die Keramikfiguren auf der Etagere zerbrach."


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich recht schnell gepackt, die Geschichte war fesselnd, bedrückend und rührend.


    Ich möchte meine Rezension kurz fassen, da ich finde, das Aldawen alles wichtige gesagt und perfekt auf den Punkt gebracht hat. Einige Dinge wiederhole ich hier nochmal, da es mir damit beim Lesen genauso ging:


    Ich war erschüttert von der Brutalität des Vaters gegenüber seinen Kindern und seiner Ehefrau und doch schimmert unter seinem religiösen Fanatismus eine vielschichtigere Persönlichkeit durch. In Andeutungen und eher als Neben-Handlungsstrang wird seine Haltung zum Militärputsch und der beginnenden Diktatur in Nigeria beschrieben, er stellt sich auf die Seite seines Angestellten und Freundes, und da er reich und mächtig ist, kann er wohl auch etwas bewirken. Er ist ein großer Wohltäter in seinem Heimatdorf und in seiner Gemeinde und wird von vielen als solcher verehrt.


    Die übrigen Charaktere mochte ich alle sehr, Kambili selbst, in ihrer verschüchterten und unsicheren Art, ihren Bruder, der langsam eine neue faszinierende Welt und eigene Interessen entdeckt, ihren Großvater, ihre Verwandten. Und auch die Mutter, von der man zunächst nichts halten mag, die im Hintergrund bleibt, sich selbst misshandeln lässt und nicht eingrift und ihre Kinder schützt - am Ende ist sie in meiner Achtung gestiegen.


    Ja, dieselbe Handlung hätte überall spielen können. Nigeria selbst hält sich ziemlich im Hintergrund, nur nebenbei bekommt man die politischen Verhältnisse mit, Festnahmen, Mordanschläge, Studentenproteste, Vertreibung der nicht konformen Regierungsgegner. Da hätte ich auch gerne mehr zu gelesen. Andererseits ist Kambili nun mal mit sich und ihrer Familie voll beschäftigt - verständlicherweise - und wird zusätzlich noch von dem Geschehen abgeschottet, so dass es zur Handlung und zum Thema des Romanes passt, dass nur angedeutet wird.


    Von mir eine gute Bewertung und Empfehlung dieses mitreißenden Buches.


    5ratten


    eumel

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

  • Bin gestern fertig geworden mit dem Buch, hier meine Rezension.


    Irgendwann konnte ich es nicht mehr weglegen, habe in einem Rutsch durchgelesen und wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht. Die Stimmung und die Geschichte haben mich gefangen genommen und berührt - ein ganz toller Roman, den ich sehr empfehlen möchte. Und das nächste Buch der Autorin ist auf meinem Wunschzettel ganz oben (gut - der Nachname fängt auch mit A an :zwinker:)

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

  • :smile:
    Oh das freut mich, dann hoffe ich bloß noch, dass es dir auch gefällt!


    LG, eumel

    Ich lese gerade:<br /><br />Emmanuel Carrère - Alles ist wahr<br />Frankreich 2004/2005

  • Ich kann mich den vorherigen Meinungen nur anschließen. Ein ruhiges, aber umso eindringlicheres Buch.


    Zwar habe ich mehr „Aufregung“ erwartet, also mehr direkte Ereignisse der politischen Umwälzungen. Stattdessen ist das Buch tatsächlich eher ruhig und man bekommt ansatzweise, am ehesten noch die wirtschaftliche Situation mit. Doch im Nachhinein passt genau das – hier wird aus Sicht der 15jährigen Kambili erzählt. Still, behütet und voller Gedanken wie sie ist, wird auch die Geschichte erzählt. Alles andere wäre zu konstruiert.


    Ich kenne mich zu wenig in der Kultur oder den Sitten der Bewohner Nigerias aus. Daher hätte ich mehr Hintergründe (da meiste beschränkte sich ja doch irgendwie auf das Essen) toll gefunden. Gerade was die Familie anbelangt. Lag es an Kambilis Persönlichkeit oder ist es einfach Tatsache, dass man nicht infrage stellt, was der Vater tut, sagt, … - wieso stellte sie ihn auf solch ein Podest?


    Das Buch lebt von Andeutungen.


    Und wenn nicht, dann haut es einen fast um.

    Allgemein gab es hier Dinge, die so intensiv waren oder einen stocken ließen. So war auch so etwas Natürliches wie Lachen unfassbar toll gewählt. Dass, worüber wir nicht nachdenken, was wir in bestimmten Situationen einfach machen. Dass bei ihr Zuhause kein Lachen vorkommt und Kambili das auch gar nicht direkt bewusst war, war erschütternd.


    Auch deshalb ist mein Lieblingssatz aus dem Buch dieser:
    Ich lachte, weil die geteerten Straßen Schlaglöcher haben, die so unvermittelt kommen wie überraschende Geschenke, weil die Luft nach Hügeln und Geschichte riecht und weil das Sonnenlicht den Sand zerstreut wie Licht und ihn in Goldstaub verwandelt. :herz:


    Einzig irritierend und als störend empfand ich das sehr lückenhafte Glossar hinten im Buch. Was bringt es, wenn nur jeder dritte Begriff zu finden ist, man aber doch jedes Mal nachsieht, nur um es nicht zu finden?


    4ratten

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing