Lu Wenfu - Der Gourmet

  • Ich fand eine Rezi zu diesem Buch irgendwie schwer, ich konnte meine Meinung nicht richtig in Worte fassen... Seht's mir nach. :zwinker:


    Lu Wenfu - Der Gourmet
    (Originaltitel: Meishijia (1982))
    180 Seiten
    Diogenes Verlag

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    Klappentext:
    Der Mensch lebt, um zu essen, so lautet die Devise von Zhu Ziye, dem berüchtigten Feinschmecker und Schlemmer, der sich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang in einer Rikscha zu den feinsten Restaurants von Suzhou fahren lässt. Ihm und seinen Tafelfreuden gilt die besondere Verachtung des jungen Gao, der an Revolution und Moral glaubt, dessen Schicksal allerdings auf fatale Weise mit dem des Gourmets verwoben ist.

    Meine Meinung:

    Gao Xiaoting lebt mit seiner Mutter und Großmutter bei Zhu Ziye, dem einige Häuser gehören. Er verachtet Zhu, dem nichts anderes, als die besten Speisen wichtig erscheinen; so lässt er sich von morgens bis abends von Restaurant zu Restaurant fahren. Durch diese Verachtung wird er Kommunist, schon bevor er überhaupt vom “Kommunistischen Manifest” gehört hat. Er verabscheut das Essen, ironischerweise begleitet es ihn von da an hartnäckig, wird er doch sogar zum Direktor eines von Zhus Lieblingsrestaurants. Dieses wandelt er vom Luxustempel in ein Arbeiterlokal.
    Zhu wird zu Gaos großer Überraschung von der Kulturrevolution weitgehend verschont, da man ihm nichts anlasten kann, da er nicht einmal eine Fabrik oder Laden besitzt.
    Man wird Zeuge der Wandlung Gaos und merkt, wie seine Überzeugungen bröckeln. Daran sind andere Funktionäre und Arbeiter nicht unschuldig, da er merkt, dass, sobald sie zu Geld kommen, auch Arbeiter “Krabben essen wollen”. Das bedeutet, dass sogar die, die erst für ihn waren sich gegen ihn wenden und sei es nur, weil ihnen das Essen plötzlich nicht mehr schmeckt.
    Durch eine jahrelange Hungersnot lernen sowohl Gao als auch Zhu, wie sehr der Geschmack von der Situation abhängt, sind jetzt doch sonst verpönte Speisen ein wahres Festmahl. Als dann auch die Revolution beginnt ihre eigenen Kinder frisst, was für Gao einen Prozess bedeutet, während dem er als Kapitalist gebrandmarkt wird, wandeln sich seine Überzeugungen weiter.
    Mir hat das Buch gefallen, besonders wie Lu Wenfu zeigt wie sich die Vorlieben ändern, wenn man zu Geld kommt und das Umfeld sich ändert. Wer allerdings aufwendige Beschreibungen der Mahlzeiten erwartet wird enttäuscht, denn das Buch wird aus der Sicht Gaos erzählt und der kann Essen eben nicht ausstehen.


    3ratten