Tiyambe Zeleza - Smouldering Charcoal

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  • Dieser Roman ist mein Beitrag für Malawi in unserem Projekt "Wir lesen uns rund um die Welt".


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    Im Malawi der Siebziger Jahre versuchen zwei Familien, ein einigermaßen erträgliches Leben zu leben. Dies erweist sich für beide trotz ihrer ganz unterschiedlichen Voraussetzungen als nicht einfach, und gegen alle Wahrscheinlichkeit treffen sich ihre Lebensbahnen.
    Da ist einmal der in einer Großbäckerei für einen Hungerlohn arbeitende Mchere, der mit seiner Frau Nambe und ihren 5, bald 6 Kindern sowie seiner Mutter in einem Elendsviertel lebt. Von dem bisschen Geld, das er verdient, kann eine so große Familie kaum leben, umso weniger als er sich wegen seiner ausweglosen Situation immer wieder mit Alkohol und Prostituierten tröstet. Noch akuter wird der Geldmangel, als sein ältester Sohn von einem Baum stürzt und ins Krankenhaus muss. Dadurch dass die Bäckereiarbeiter für den nächsten Tag einen Streik geplant haben, ist auch seine nächste Lohnauszahlung gefährdet.
    Die schwangere Nambe versucht unterdessen, irgendwie ihre Kinder zu ernähren und sie einigermaßen vernünftig zu erziehen, aber innerlich hat auch sie aufgegeben. Sie wird mit ihren Kindern nicht fertig und das Verhältnis zu ihrem Mann besteht in ständigen Streitereien und seit Neuestem auch Gewalttätigkeiten. Gerne würde sie Mchere verlassen, will aber auch nicht in ihr Heimatdorf zurückkehren.


    Verglichen mir Nambe und Mchere geht es dem im westlichen Ausland ausgebildeten Journalisten Chola und seiner studierenden Freundin Catherine richtig gut. Geld ist für sie kein Problem, aber Chola ist mit seinem Leben doch nicht ganz zufrieden. In Amerika hatte er sich vorgestellt, nach seiner Heimkehr in sein vor einigen Jahren selbständig gewordenes Heimatland dafür zu arbeiten, die Lebensbedingungen dort zu verbessern. Ernüchtert muss er aber feststellen, dass das Leben unter einer schwarze Herrschaft nicht notwendigerweise besser ist als das unter einer weißen. Der Führer der Einheitspartei, der alle Einwohner des Landes zwangsweise angeschlossen sind, führt sein Land mit harten Zügeln und Kritik ist nicht nur unerwünscht, sondern wird gnadenlos unterbunden. Dies wird Chola so richtig bewusst, als die Leiche seines besten Freundes gefunden wird. Dieser war in der "Bewegung", die gegen das herrschende Regime arbeitet, aktiv. Chola weiß, dass er, der sich der Bewegung zwar noch nicht selbst angeschlossen hatte, aber doch mit ihren Zielen sympathisiert, aufgrund seiner Freundschaft zu dem Ermordeten auch gefährdet ist und beschließt, aus dem Land zu fliehen. Doch bevor er das tun kann, wird er verhaftet.


    Im Gefängnis trifft er auch Mchere und dessen Arbeitskollegen, die wegen ihres illegalen Streikes ebenfalls verhaftet worden waren. Mchere und Chola erkennen einander wieder, da Chola die Streikenden interviewt hatte. Gemeinsam versuchen sie, jetzt beide politisch aktiv geworden, auch im Gefängnis für ein besseres Land zu kämpfen.


    Den Frauen ergeht es auch nicht gut. Catherine wird als Freundin eines politischen Häftlings von der Uni verwiesen und Nambe muss in ihr Heimatdorf zurückkehren, nachdem sie sich "geweigert" hatte, an dem obligatorischen sonntäglichen Tanztrainig der Parteifrauen teilzunehmen. Grund ihrer Abwesenheit waren die Beerdigung ihres verunfallten Sohnes und der Versuch, ihren Mann im Gefängnis zu besuchen, aber solche "Kleinigkeiten" werden nicht als Entschuldigung akzeptiert.



    Soweit zum Inhalt, der mir gut gefallen hat. Das Buch gibt einen guten Eindruck von den Lebensbedingungen in einer afrikanischen Diktatur. Wie weit die einzig zugelassene Partei das Leben bestimmt und wie gefährlich jede Abweichung von der vorgeschriebenen Linie ist, wird deutlich. Dabei hat mir gut gefallen, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen geschildert werden und dass auch die unterschiedlichen Lebensbedingungen für Männer und Frauen dargestellt werden. Gerade im Verhältnis von Nambe und Mchere wird deutlich, dass die afrikanischen Traditionen den Frauen eine untergeordnete Position zuweisen und dies wird auch deutlich kritisiert.


    Zu deutlich für meinen Geschmack, und das gilt für das gesamte Buch. So gut es mir inhaltlich gefällt, so unzufrieden bin ich mit der Art der Darstellung. Diese erscheint mir furchtbar plump, ich möchte fast sagen holzhammerartig. Zelezas "Message" nicht zu verstehen ist nahezu unmöglich und bei der Deutlichkeit der Darstellung bleiben alle Feinheiten zum Beispiel in der Charakterzeichnung auf der Strecke. Es reicht Zeleza z. B. nicht zu zeigen, wie Mchere bei jedem auf ihn zukommenden Problem erst einmal eine Bar aufsucht; Zeleza muss seinen Lesern auch erklären, dass Mchere nie einen Zusammenhang zwischen seinem Alkohol- und Frauenkonsum sowie seinen ehelichen und finanziellen Problemen entdeckt hat.


    Hinzu kommen Schwächen in der Chronologie. Mehrfach wird etwas als gerade geschehend dargestellt, das einige Seiten vorher schon stattgefunden hatte. So gehen Mchere und ein Kollege zum Beispiel im Stockdusteren von der Arbeit nach Hause, kehren unterwegs in einer Kneipe ein. Als sie sie verlassen heißt es, dass "es unterdessen dunkel geworden war". Nur war es das ja schon vorher :sauer: . Mich stören solche Kleinigkeiten.


    Insgesamt vergebe ich wegen der literarischen Mängel
    2ratten sowie :marypipeshalbeprivatmaus: dafür, dass mich die Geschichte doch tatsächlich soweit fesseln konnte, dass ich in die falsche U-Bahn eingestiegen bin - gleich zweimal hintereinander :smile: .

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Danke für diese interessante Rezi, Saltanah! Es wäre auf jeden Fall spannend zu überprüfen, inwieweit der langjährige Präsident und Diktator Malawis, Hastings Kamuzu Banda, hier wiederzuerkennen ist. Das Buch muß in der Endphase seiner Herrschaft erschienen sein, die zu diesem Zeitpunkt bereits fast 30 Jahre währte, was sicher nicht ohne Auswirkungen auf ein Land und seine Bevölkerung bleibt. Ob Zeleza, der zu diesem Zeitpunkt Malawi schon lange verlassen hatte, die Stimmung korrekt eingefangen hat, kann ich so natürlich nicht sagen, allerdings dürften seine Erfahrungen im Kenia Daniel arap Mois auch nicht so viel anders gewesen sein ...


    Schönen Gruß,
    Aldawen