Jefferson Bass - Anatomie der Schuld

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.301 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Judith.

  • Klappentext:


    Dr. Bill Brockton, forensischer Anthropologe und Universitätsdozent aus Leidenschaft, genießt nicht nur ein hervorragendes Ansehen am Forensischen Institut, sondern auch bei der Kriminalpolizei von Tennessee, der er schon bei der Lösung vieler Fälle hilfreich zur Seite stehen konnte.
    Diemal bittet ihn Tom Kitchings, Sherriff von Cooke County, eine Leiche zu untersuchen. Gemeinsam machen sich die Männer im Jeep auf den langen Weg durchs Dickicht zu einer Felshöhle. Hier findet Brockton den Leichnam einer jungen Frau, die vor ungefähr 30 Jahren gestorben sein muss.
    Brockton transportiert die Leiche ins Forensische Institut, wo er gerichtsmedizinisch bald auf erste Hinweise stößt. Doch psychologisch erweist sich der Fall als kompliziert. Denn die eingeschworene Gemeinschaft Cooke Countys setzt alle Mittel ein, um ein lang gehütetes Geheimnis zu wahren...


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    Autor:


    Hinter dem Namen Jefferson Bass verbirgt sich das Autorenduo Bill Bass und Jon Jefferson. Dr. Bill Bass ist einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der forensischen Anthropologie. Er gründete die legendäre "Body Farm" und trug mit seinen bahnbrechenden Forschungsergebnissen zur Aufklärung zahlreicher ungelöster Mordfälle bei.
    Jon Jefferson ist Dokumentarfilmer, Wissenschaftsauto und Journalist, dessen Beiträge in so renommierten Zeitungen wie "The New York Times", "Newsweek", "USA Today" und "Popular Science" erschienen.



    Mein Fazit:


    Ein Roman ganz nach meinem Geschmack. Lässt sich flüssig lesen, die Charaktere sind sehr gut beschrieben und an einigen Stellen gerät man ob der humorvollen Dialoge sehr ins Schmunzeln. Es gibt einiges an Details über forensische Anthropologie, die aber aufgrund der Erklärungen gut verständlich sind.
    Die Auflösung des Falls am Ende ist leider fast schon etwas zu kitschig geraten, was aber dem Lesevergnügen und dem Gefühl, ein gutes Buch gelesen zu haben, keinen Abbruch tut.
    Empfehlenswert für Fans von Kathy Reichs und Patricia Cornwell.

  • Oh, toll. Genau zum richtigen Zeitpunkt eine Rezi.
    Habe vor einigen Tagen von Bill Bass "Der Knochenleser" (Sachbuch) gelesen und war so begeistert, dass ich mir vorgenommen habe, sämtliche Jefferson/Bass Bücher zu besorgen. Forensische Anthropologie fasziniert mich bis zum geht-nicht-mehr. Wenn das auch noch in einen Roman eingebaut ist, umso besser.

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

    Einmal editiert, zuletzt von sandi ()

  • Freut mich, dass die Rezension gerade passend kam. :)
    "Der Knochenleser" hab ich auch gelesen; ich denke mal, Dir wird der Roman gut gefallen.

  • Inhalt:


    Dr. Bill Brockton, seines Zeichens Anthropologe in Knoxville, wird zur Aufklärung des Mordes an einer jungen Frau hinzugezogen, deren Tod aufgrund des Zustands der Leiche schon lange zurück liegen muss. Im Laufe der Ermittlungen verschwinden immer wieder Beweismittel und Dr. Brockton kann sich der Loyalitäten der einzelnen Ermittler nicht sicher sein. Nebenbei rückt er selbst immer mehr in den Fokus des Täters.


    Meine Meinung:


    Bill Bass und Jon Jefferson liefern mit „Anatomie der Schuld“ einen Thriller, der in meinen Augen seinesgleichen sucht.
    Ich habe selten ein Buch dieses Genres gelesen, was mich so zum Lachen gebracht hat, wie es hier der Fall war. Dr. Brockton und sein Freund Art aus der kriminaltechnischen Abteilung verbindet ein freundschaftliches Verhältnis. Sie kennen sich sehr lange und dementsprechend gehen sie auch miteinander um – tolle Sprüche werden dem Leser vorgesetzt.


    Allerdings ist auch Dr. Brockton allein sehr unterhaltsam, da in dem Buch ein Ich-Erzähler auftritt und seine Gedankengänge auch des Öfteren zu Lachern führen. Ein solcher Fall ist zum Beispiel bereits der Prolog, in dem man anfangs nicht weiß, ob man gerade „Zeuge“ eines Mordes wird oder nicht. Ein sehr gelungener Einstieg.


    Die Handlung an sich ist gelungen, der Täter ist bis kurz vor dem Ende nicht offensichtlich und die Ermittlungsarbeiten werden immer mal wieder von gefährlichen und spannenden Situationen unterbrochen.


    Die Ermittlungsarbeiten selbst werden wunderbar beschrieben. Der Leser bekommt viele Informationen über Faulleichen, Knochenanalysen und Spurensicherung, wobei auch die Erklärungen nicht zu kurz kommen. Für mich übertrifft das Autorenduo in diesem Punkt Kathy Reichs bei weitem – und ihre Beschreibungen fand ich schon immer toll.


    Ein weiterer positiver Aspekt sind in meinen Augen die einzelnen Charaktere, die in weiten Teilen wunderbar ausgearbeitet sind. Der Leser bekommt viele Hintergrundinformationen und kann sich so sehr leicht ein eigenes Bild machen. Viele der Personen sind mir beim Lesen immer mehr ans Herz gewachsen, so dass ich am Ende doch sehr froh über den Ausgang war.


    Besonders hervorzuheben ist bezüglich der Personendarstellung wohl der Protagonist Dr. Bill Brockton. Ihn lernt der Leser am besten kennen, er ist aber aufgrund seines privaten Lebens wohl auch mit der interessanteste Charakter. Er ist im Beruf ein erfolgreicher, absolut angesehener und bekannter Anthropologe, hat die Body Farm gegründet und geht in seinem Beruf auf.
    Dem gegenüber steht ein Bill Brockton, der über den zwei Jahre zurück liegenden Tod seiner Frau einfach nicht hinweg kommt und sich selbst die Schuld daran gibt. Dadurch ist auch das Verhältnis zu seinem Sohn extrem angespannt, weil dieser ihn immer wieder von seiner sich selbst auferlegten Schuld freisprechen will und damit auf Granit beißt.
    Durch diese innere Zerrissenheit ist der Charakter Dr. Bill Brocktons nicht so durch und durch positiv, wie man es am Anfang des Buches vielleicht vermuten würde. Es zeigen sich immer wieder Momente, in denen ihn auch seine Arbeit nicht ausreichend von der Trauer ablenken kann.


    Einziger Kritikpunkt sind in meinen Augen die Einzelgänge Brocktons. Er als forensischer Anthropologe hat ja mit der eigentlichen Ermittlungsarbeit im Sinne der Polizei nichts zu tun. Dennoch befragt er (manchmal zusammen mit Kumpel Art) Menschen aus dem Umfeld des Opfers immer wieder auf eigene Faust. Dieses Phänomen, wie es ja in vielen medizinischen Thrillern auftritt, ist natürlich ziemlich realitätsfern – aber ohne würde das Buch auch nicht funktionieren. Für Spannung sorgt es allemal.


    Insgesamt haben mich Bill Bass und Jon Jefferson mit ihrem ersten Roman absolut überzeugt und ich freue mich, dass bald schon ein weiteres Buch um Dr. Bill Brockton erscheint.


    Meine Wertung: 5ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • @ stephi


    ganz klasse Rezi, vielen Dank. Das klingt ja besonders sympathisch, wenn man sogar noch lachen kann trotz Faulleichen :zwinker:
    Ich habe immer etwas Angst vor den Forensikern, denn mich gruseln all die Leichen schon. Aber mir scheint, dass es sich hier in diesem Buch um mehr handelt als um bloßes Sezieren.


    Judith :winken:


  • @ stephi


    ganz klasse Rezi, vielen Dank. Das klingt ja besonders sympathisch, wenn man sogar noch lachen kann trotz Faulleichen :zwinker:
    Ich habe immer etwas Angst vor den Forensikern, denn mich gruseln all die Leichen schon. Aber mir scheint, dass es sich hier in diesem Buch um mehr handelt als um bloßes Sezieren.


    Judith :winken:


    Ich finde Dr. Brockton und Art "entgruseln" die Leichen ganz gut. :breitgrins: Natürlich sind die Beschreibungen sehr anschaulich und manchmal auch nicht gerade appetitlich (wobei ich da schon schlimmere Bücher gelesen habe), aber der ein oder andere Spaß lockert das ganz gut auf. :breitgrins:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Ich finde Dr. Brockton und Art "entgruseln" die Leichen ganz gut. :breitgrins: Natürlich sind die Beschreibungen sehr anschaulich und manchmal auch nicht gerade appetitlich (wobei ich da schon schlimmere Bücher gelesen habe), aber der ein oder andere Spaß lockert das ganz gut auf. :breitgrins:


    ja, genau so etwas gefällt mir :breitgrins: