Michael Bitala – Hundert Jahre Finsternis. Afrikanische Schlaglichter

  • „Der Zustand Afrikas am Anfang des 21. Jahrhunderts ist ein einziger Verstoß gegen die Menschenwürde. Und das gilt bis auf wenige Ausnahmen für alle Länder.“ Mit dieser Einschätzung eröffnet Michael Bitala, langjähriger früherer Afrika-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, die Zusammenstellung von 17 Berichten, die er zwischen 1999 und 2004 für diese verfaßt hat. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil nicht jede überregionale deutsche Tageszeitung sich überhaupt einen Afrika-Korrespondenten leistet, was die oft schlechte Qualität der Afrikaberichterstattung hierzulande mit erklärt. Die SZ räumt dem jeweiligen Mitarbeiter auch durchaus immer wieder einmal die Reportagenseite ein, um über Afrika jenseits der großen „K“ von Kriegen, Krisen, Krankheiten, Katastrophen usw. zu berichten, und von dieser Seite Drei stammen auch die meisten der Berichte.


    Die hier versammelten Reportagen sind passend zu dieser Redaktionsphilosophie geographisch wie inhaltlich sehr breit gestreut. So werden 12 Länder besucht: DR Kongo, Ghana, Kenia, Liberia, Madagaskar, Mosambik, Namibia, Nigeria, Ruanda, Südafrika, Tansania und Uganda. Dabei geht es mal um Sargtischler, die Motivsärge in Form von Turnschuhen, Hühnern, Flugzeugen oder jeder beliebigen anderen Gestalt nach Wunsch anfertigen, mal um einen erfolgreichen Bildhauer, der Schrott zu inzwischen hochbezahlten Kunstwerken verarbeitet. Neben solchen eher positiven Darstellungen wirft Bitala aber auch einen Blick auf die häßlichen Seiten, wenn er Kriegsfolgen in Liberia, Korruption in Kenia oder anderswo. Und dann gibt es noch die Reportagen, die einen schlucken lassen, wie jene über den „fliegenden Arzt“, der in abgelegenen Hospitälern für jeweils ein paar Tage die allernotwendigsten Operationen vornimmt und trotz 18 Stunden-Tagen nicht alle zuvor zur Behandlung ausersehenen Fälle schafft.


    Wirklich tiefe Einblicke gewähren diese Berichte naturgemäß nicht, sie können aber sicher als Anreiz dienen, sich mit dem Kontinent mal jenseits der üblichen Kurznotizen zu beschäftigen und vor allem einen Eindruck davon zu bekommen, wie die Afrikaner selbst mit ihrem Leben umgehen. Der gewählte Buchtitel ist dabei leider wieder mal an den weitverbreiteten Klischees orientiert. Schade, daß man dafür nichts besseres gewählt hat.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen