Jon Courtenay Grimwood - Stamping Butterflies:

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    Grimwood scheint ein Faible für die Verstrickung normaler Thrillerhandlung und übernatürlicher Elemente vor einem SF-Hintergrund zu haben. Nach „End of the World Blues“ ist dies mein zweites Buch (von 2!) von ihm, das nach diesem Strickmuster verläuft.


    Er arbeitet wieder mit verschiedenen Strängen:
    Marokko in den 1970ern: Moz wächst als Halbwaise in den Armenvierteln Marrakeschs auf, mit den anderen Jungen des Viertels ist er in Machtkämpfe verwickelt, er lernt auf der Straße zu überleben. Seine einzige Freundin ist die ein Jahr jüngere Tochter des Vermieters, Malika. Als er in den Strassen der Stadt auf den Europäer Jake und seine Freundin trifft, ändert sich sein Leben und er erhofft sich von ihnen ein Ticket in eine Zukunft in Europa.
    20 Jahre später: ein abgerissener Mann versucht den amerikanischen Präsidenten während eines Besuchs in Marokko zu ermorden, doch der Attentatsversuch ist dilettantisch und der Täter wird gefasst. Der Versuch aus "Prisenor Zero" herauszubekommen, wer er ist und warum er den Präsidenten ermorden wollte, stellt allerdings die beauftragten Psychologen vor eine schwierige Aufgabe.
    Irgendwann weit in der Zukunft, irgendwo in einer Art verbotenem Palast chinesischer Prägung: der 53. Chuang-Tzu, Herrscher über 2023 Welten, versucht einen Machtkampf gegen die "Library" zu führen, das (Computer?)-System, welches das Geschick dieser Welten steuert und all seine Wünsche antizipiert, während ein Mädchen sich auf den Weg macht ihn zu ermorden.


    Beim Titel des Buches musste ich spontan an den Schmetterlingseffekt denken, "Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?" Auch hier geht es um kleine Handlungen mit großer Wirkung, auch wenn der Schmetterling als Symbol erst im Zukunftsteil des Buches eine Rolle spielt - aber ist seine Bedeutung nicht vielleicht gerade durch das Wissen der Handelnden um den Schmetterlingseffekt bedingt? Die Geschehnisse des Buches, die zeitlich in unserer Gegenwart bzw. nahen Vergangenheit spielen, beschreiben eine Welt, die unserer sehr ähnlich ist, nur Kleinigkeiten sind verändert und in einem anderen Buch könnte man die Unterscheide für bedeutungslose Lässigkeit des Autors halten. Hier traue ich mich aber nicht, sondern vermute einen tieferen Sinn in Allem. In einer Szene denkt die Hauptfigur des Zukunfts-Strangs: "I saw two shooting stars last night" (ohne dass der Auslöser des Gedankens konkretisiert wird) und baute damit für mich eine direkte Verbindung zu unserer Erde auf (Billy Bragg - A New England) Ich weiß nicht, ob das gewollt war, es ergibt sich auch kein passender Zusammenhang im Fortgang der Geschichte und vermutlich habe ich noch Dutzende ähnlicher Anspielungen überlesen, während ich an anderen Stellen Anspielungen vermutete, die keine sind. Aber die versteckte Bedeutung, die im kleinsten Detail steckt, ihr unbekannter Einfluss auf die Zukunft, sind im Großen das Thema des Buches und so findet man es auch in den Kleinigkeiten immer wieder wiederholt.


    Die beiden „echten“ Stränge mochte ich deutlich lieber als den SF-Strang, aber die Zusammenführung am Ende war gelungen. Keine geradlinige Geschichte (oder vielleicht doch?), man verläuft sich beim Versuch die losen Fäden selber zusammenzuführen, aber wer so etwas mag, ist mit diesem Buch sicherlich gut bedient.


    4ratten