John Vermeulen - Die Elster auf dem Galgen

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.902 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Flor.

  • Hach, wie schön, dass der Autor hier eine Fangemeinde hat!
    Bisher kenne ich nur dieses Buch von ihm, aber mein Vorsatz für 2007 ist, dass das anders wird!


    Untertitel: Ein Roman aus der Zeit Pieter Bruegels

    Inhalt:


    Antwerpen, Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Stadt gehört zu den damals spanisch besetzten Niederlanden.


    Pieter Bruegel (der Ältere oder auch der Bauernbruegel) wurde als Bauernsohn geboren und zeigte schon früh eine Begabung zum Malen und Zeichnen. Besonders die flämischen Landschaften haben es ihm angetan. Nachdem es bei der Hochzeitsfeier seines Bruders zu einer Intervention der Spanier kommt und Pieter wegen Beleidigung der Obrigkeiten festgenommen wird, verhilft ihm der spanische Kardinal Perrenot de Granvelle zur Freiheit und beschützt ihn sein Leben lang. Diese Förderung durch den Geistlichen ist Pieter Segen und Fluch zugleich.


    Pieter lernt bei dem Malermeister Pieter Coecke sein Handwerk, erlangt die Meisterwürde und arbeitet anschließend für Meister Cock. Auf dessen Betreiben reist er nach Italien, wo er neue Eindrücke sammelt.


    Zurück in Flandern verarbeitet er seine Erfahrungen und lässt sich von Cock wieder anstellen. Nebenbei malt er auch für Abraham (Bram) Ortelius und Niclaes Jonghelinck. Aufgrund widriger Umstände zieht Pieter später aus Antwerpen weg und lässt sich mit seinem Freund Floris in Brüssel nieder. Sie eröffnen dort eine Malerwerkstatt. Zudem gründet Pieter - endlich - eine Familie. Das Leben könnte schön sein, doch alte Dämonen verfolgen Pieter, der seit seiner Jugend denkt, dass ein Fluch auf ihm laste...


    Meine Meinung:


    Dieser Roman hat das Potenzial, "mein" historischer Roman des Jahres zu werden! :smile: Erstklassige Erzählweise, durch die der Leser viel über die damalige Zeit erfährt (das Bauern- und Stadtleben, die Reisebedingungen, verschiedene Religionsströmungen und ihre politischen Ambitionen,... ). Diese Informationen fließen in die Geschichte ein, deren Eckdaten zu stimmen scheinen, aber die noch frei genug erzählt ist, um dem Autoren freie Hand in der Darstellung seiner Figur zu lassen.


    Die einzelnen Figuren werden lebendig! Sie sind unzufrieden mit den Umständen ihrer Zeit, aber dennoch lebensfrohe, respektlose und teilweise derbe, spöttische und ernstzunehmende Personen.


    Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen!


    Allerdings bin ich enttäuscht vom Lektorat des Diogenes-Verlages, von dem ich mehr Qualität erwarte. Besonders in der ersten Hälfte des Romans häufen sich die Rechtschreibfehler: so heißt es an einer Stelle "dann" statt "denn", an einer anderen "sont" statt "sonst" oder bemerkenswert auch die Schreibweise von "Stimmmme"...


    Mein Lieblingsfehler ist und bleibt dieser unbeabsichtigt heitere Satz:


    Zitat

    Bis Antwerpen fror der Fluß sogar ganz zu, so dass das Eis die beiden Ufer miteinander verbunden hatte. Denn auf der anderen Seite hausten nicht nur Räuber und andere Verbrecher, sondern dort spuckte es auch. Nachts wurde das Scheldeufer zwar besonders gut bewacht, doch was konnten Musketen und Hellebarden gegen diese unwirklichen Bedrohungen ausrichten, vor denen man sich gerade in der langen dunklen Jahreszeit fürchtete?


    :ohnmacht:

    FAZIT:
    Wer sich für Kunst, das 16. Jahrhundert, die Religionskriege, Flandern und/oder Spanien Rolle als Besatzungsmacht interessiert, wird hier auf seine Kosten kommen! Nebenbei dient das Buch auch hervorragend als Unterhaltung! Hier wird Geschichte im Roman erzählt!


    5ratten


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    EDIT
    Huhu, ich habe den Amazon-Link eingefügt. LG Seychella

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Vergangene Woche: mein dritter Belgienurlaub - mein dritter Vermeulen... :zwinker:


    Irgendwie passt das so schön zusammen und wenn man nicht eine nölende Kinderschar dabei hätte, könnte man direkt zu den Schauplätzen fahren und sich alles direkt anschauen.


    Zwar verschwimmen meine Eindrücke der drei Bücher (dieses, Garten der Lüste und Zwischen Gott und der See) inneinander, weil sie sich doch sehr ähnlich sind, aber nichts desto Trotz sehr, sehr gut.


    Kernthemen sind immer wieder die gleichen: Religion, Glaube, Zweifel und ein bisschen Liebe.


    Weil aber trotzdem gleichbleibend gute sprachliche Qualität, toll ausgebaute Figuren, die man so schnell nicht mehr vergißt und eine interessante GEschichte im historischen Kontext eingebaut, kann man sich zum "in einem Rutsch verschlingen" nichts besseres wünschen.


    Also auch von mir:


    5ratten



    Rechtschreibfehler sind mir keine aufgefallen, ich habe aber auch die alte gebundene Ausgabe aus dem Twenne Verlag.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


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    Autor: John Vermeulen
    Titel: Die Elster auf dem Galgen
    Originaltitel: De Ekster op de galk
    Aus dem Niederländischen übersetzt von Susanne George


    Kurzbeschreibung (lt. Amazon):


    Ein Roman, der fundiert und ungemein anschaulich mitten hineinführt in das Leben und Werk des Pieter Bruegel - und in die turbulenteste und grausamste Epoche der niederländischen Geschichte. Ein Knabe ist heimlicher Zuschauer bei einer grausigen Szene: Menschen werden von den Schergen der spanischen Inquisition an den Galgen geknüpft, eine Meute Schaulustiger feiert die Hinrichtung. Der Junge hält den Eindruck in einer Skizze fest, und Jahre später wird ein weltberühmtes Bild daraus hervorgehen: Die Elster auf dem Galgen.


    Meinung:


    Dieser Roman beschreibt das Leben Pieter Bruegels (des Älteren), einem flämischen Maler des 16. Jahrhunderts. Über sein Leben ist nicht allzu viel bekannt. Erhalten geblieben sind aber viele seiner Bilder, wie beispielweise das titelgebende Gemälde "Die Elster auf dem Galgen".

    Flandern (heute Teil Belgiens, damals den Niederlanden zugehörig) stand zur Zeit Pieter Bruegels unter spanischer Herrschaft. Der spanische König Philipp II. setzte seine Halbschwester Margarete von Parma als Statthalterin ein, die das Land im Sinne der aus Madrid kommenden Anweisungen verwaltete. Die spanische Politik beschnitt althergebrachte Rechte und Privilegien, was zu heftigem Unmut in der niederländischen Bevölkerung führte. Neben den politischen Konflikt trat auch eine religiöse Auseinandersetzung, da der spanische König den aufkommenden Calvinismus vehement zu unterdrücken versuchte.


    Pieter Bruegel wächst also in unsicheren Zeiten auf und muss bald erleben, dass schon ein gering erscheinender Verstoß gegen die Maßgaben der neuen Machthaber schwerwiegende Folgen haben kann. Protegiert wird er von dem einflussreichen Kardinal Granvelle, der dem talentierten Pieter eine fundierte Ausbildung in einer Antwerpener Künstlerwerkstatt ermöglicht. Schon bald wird er zu einem der angesehensten Maler seiner Zeit.

    Um es ganz direkt zu sagen: mir hat dieses Buch nicht wirklich gefallen. Das bedeutet nicht, dass ich die durchweg positiven Meinungen, die es dazu überall zu lesen gibt, nicht auch nachvollziehen könnte. Ich bin mir sogar sicher, dass dieses Buch noch vor einigen Jahren ebensolche Begeisterung bei mir ausgelöst hätte. Historische Romane zählten schon immer zu meinen favorisierten Genres, ich liebe es einfach, in fremde Zeiten abzutauchen. Mit der Zeit stellt sich dabei aber offensichtlich doch so etwas wie ein "Sättigungseffekt" ein. Immer häufiger habe ich das Gefühl, dieses oder jenes schon x-mal irgendwo gelesen zu haben. Und speziell auf die beliebten Gut-/Böse-Konstellationen reagiere ich inzwischen ziemlich allergisch.


    Und genau das ist es, was ich hier im Übermaß präsentiert bekam: vorhersehbare Handlungsstränge und Figuren, die auf mich teilweise so überzeichnet wirkten, dass sie mir schon fast als Karikatur erschienen. Da gibt es zum Beispiel den schon genannten Kardinal Granvelle, der in sich all die Eigenschaften vereint, die ein richtiger Fiesling so mit sich bringt: machthungrig, grausam, gierig, kaltherzig. Oder den Fischer Jobbe, den perfekten Gutmenschen, der Ratschläge für jede Lebenslage parat hält.

    Abgesehen davon wird in diesem Buch für meinen Geschmack viel zu wenig differenziert und viel zu oft klassifiziert. Immer wieder ist da die Rede von "den Spaniern"/"der Kirche"/"dem Klerus"/"den Bauern"/"den Calvinisten"/"den Italienern". Solche Verallgemeinerungen stören mich grundsätzlich, und wenn ich dann gleich noch eine Einordnung in Gut/Böse/Richtig/Falsch mitgeliefert bekomme, dann fühle ich mich gedanklich gegängelt. Und das ärgert mich. Denn ganz sicher waren auch zur damaligen Zeit nicht alle Spanier üble Gesellen und nicht alle Kleriker fanatische Kleingeister.


    Mein Hauptkritikpunkt ist letztendlich dann aber doch ein anderer: für mich kommt die Malerei eindeutig zu kurz. Bei Wikipedia habe ich mehr über die Werke und künstlerische Entwicklung Pieter Bruegels erfahren, als aus den knapp 500 Seiten dieses Romans. Sicherlich kann man keine ausgefeilten Beschreibungen und Deutungen der einzelnen Bilder erwarten. Aber bis auf "Die Elster auf dem Galgen" und "Triumph des Todes" wird kaum ein Bild überhaupt näher erwähnt. Schade, denn gerade das hatte ich mir von diesem Buch erhofft: einen kleinen Ein- und Überblick über das, was das Werk Pieter Bruegels ausmacht.

    2ratten

  • Nun ja, es ist kein Sachbuch.
    Von einem Roman erwarte ich ehrlich gesagt keine fundierten Informationen. Solange nicht gegen überlieferte Geschichte geschrieben wird (wie ich es z.B. bei den Büchern "die Wanderhure" und "die Magistra" aufgefallen ist), finde ich, steht ja die Geschichte im Fordergrund.


    Ich habe insgesamt nicht zu viel historische Romane gelesen (die beiden o.g. waren die einzigen wirklich schlechten), aber die von Vermeulen können sich meiner Meinung nach doch mit einer Frau Gable auf eine Stufe stellen.


    Wenn ich Stufen von Grau möchte, lese ich zeitgenössische Literatur. :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Wenn ich Stufen von Grau möchte, lese ich zeitgenössische Literatur. :zwinker:


    Graustufen erwarte ich mir eigentlich genreübergreifend (na gut, vielleicht nicht bei Nackenbeißern :zwinker:).


    Aber wie ich ja schon schrieb, kann ich die Begeisterung für die "Elster" ja auch irgendwie nachvollziehen. Mich haben eben die genannten Dinge gestört. Das sollte ja niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen und zu mögen.


    Wenn ich mich hier durch die einzelnen Threads klicke, komme ich ohnehin zu dem Schluss, dass mein Buchgeschmack nicht besonders ... hm ... "forumskompatibel" ist.

    Einmal editiert, zuletzt von earnshaw ()


  • Wenn ich mich hier durch die einzelnen Threads klicke, komme ich ohnehin zu dem Schluss, dass mein Buchgeschmack nicht besonders ... hm ... "forumskompatibel" ist.


    Komisch, das denke ich sonst auch immer. Wenn ich nur an Bücher wie "Stadt der träumenden Bücher" oder "den kleinen Prinz" denke.... :zwinker:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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  • Dies war auch ein Buch für den SUB-Listen-Wettbewerb. Die Inhaltsangabe spare ich mir jetzt mal die steht ja nun schon hier.


    Meine Meinung


    Das war wohl so ein typisches Beispiel für zu hohe Erwartungen an einen Autor gehabt. Mich hat das Buch nämlich leider nicht voll überzeugt :sauer:. Für mich kommt Vermeulen leider nicht annähernd heran an die Klasse einer Rebecca Gablé oder gar Viola Alvarez. Vielleicht lag es aber auch daran das ich unmittelbar vor diesem Buch gerade von den beiden genannten Damen ein Buch gelesen hatte plus Anna Enquist wundervolles "Letzte Reise". Das waren wohl zu viele historische Superromane um daneben noch bestehen zu können und ich vor allem den unmittelbaren Vergleich hatte.


    Ich hatte das Buch nach 200 Seiten erstmal vor Langeweile zur Seite gelegt um es dann jetzt einen Monat später noch mal hervor zu holen. Allerdings muss ich sagen das mir die zweite Hälfte doch wesentlich besser gefallen hat und ich das Buch dann doch in einem Rutsch gelesen habe und es vor allem auch genießen konnte.
    Was mich gestört hat. Erstmal war das Buch zu kurz. Vieles hätte ich etwas genauer einfach besser gefunden. Anderes wurde ständig wiederholt.
    Dann hat das Buch einfach keine richtige Atmosphäre aufgebaut. Oftmals passten die Dialoge besser ins 21. Jahrhundert als wie ins 16. Jahrhundert. Es hat bei mir kein wirkliches "Gefühl" eines historischen Romans aufkommen lassen.
    Es irritiert mich etwas das alle gerade die Sprache so loben, ich fand sie nicht besonders. Weder auffallend gut noch schlecht, halt normal . *Gute Hilfe, gell? :zwinker:.*


    Auch ich hätte mir gehofft neben "Leben" auch mehr über das "Werk" Pieter Bruegels zu erfahren.
    Ganz klar, dies ist ein Roman und kein Sachbuch, aber gerade dadurch das es ein Roman ist, wäre die Chance sehr groß wirklich viele Leser neugierig auf das Werk Bruegels zu machen. Das schafft das Buch finde ich nicht, Neugierde zu wecken.


    Auch die Freiheit die sich der Autor genommen hat indem er Granvelle als

    hat mir nicht gefallen. Okay, die Geschichte ist die ganze Zeit irgendwie darauf hingelaufen aber ich hätte das lieber offen gelassen gesehen.


    Trotz dieser ganzen Kritik hat mir das Buch im Großen und Ganzen gut gefallen, besonders eben die 2 Hälfte und das Ende fand ich dann auch richtig bewegend. Aber in die "Königsklasse" der historischen Romane kommt er damit bei mir leider nicht.


    3ratten bis 4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()


  • Viola Alvarez.


    :Kreuz: Hehe, mein Buchflopp des Jahres 2007 - aber so ist das eben mit den Geschmäckern. :zwinker:


    Für mich kommt Vermeulen ganz klar direkt hinter Rebecca Gable, gerade weil seine Sprache gerade ist. Ich hasse ja nichts mehr, als wenn die Sprache so gewollt "alt" rüberkommt, wie auf dem Mittelaltermarkt. Das ist halt extrem unrealistisch und möchte nur die Publikumsgelüste befriedigen.


    War das dein erster Vermeulen, Flor?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


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    ~ IDLES ~


  • Ja, war mein erster Vermeulen. "Der Garten der Lüste" liegt noch auf dem SUB.


    :Kreuz: Hehe, mein Buchflopp des Jahres 2007 - . :zwinker:


    Das erschüttert mich auch immer noch :zwinker:.
    Aber ich denke wirklich du solltest Viola Alvarez noch mal eine Chance geben. Das hatte ich auch im Thread zu "Die Nebel des Morgens" geschrieben. Versuche es mal mit dem Walther von der Vogelweide Roman "Wer gab dir, Liebe, die Gewalt.
    Ich kann mir einfach nicht vorstellen das die der Roman nicht gefallen wird. *Aber natürlich ohne Gewähr* :zwinker: