Ich verrate hier vielleicht zu viel vom Inhalt, aber es schwierig, etwas über dieses Buch zu schreiben, ohne zu viel zu verraten:
Alan hat gerade ein Haus in Toronto gekauft, das er renoviert und von oben bis unten mit Bücherregalen ausstattet, deren Inhalt natürlich a) genauestens in einer Datenbank erfasst und b) ungelesen ist. („What's the point of a bunch of books you've already read?“) Und das alles nur, um einen Ort zu haben, an dem er eine Geschichte schreiben kann. Und auch seine Nachbarn lernt er bald kennen, ganz normale, vielleicht etwas alternativ angehauchte, junge Leute.
Doch es ist natürlich längst nicht alles so, wie es scheint. Mimi, eine seiner Nachbarinnen, hat Flügel. Die regelmäßig abgeschnitten werden, damit sie nicht zu groß werden. Und dann ist da Alans Familie. Eigentlich ganz normal, Eltern und 6 Brüder. Allerdings ist Alans Mutter eine Waschmaschine. Und sein Vater ein Berg. Und drei seiner Brüder funktionieren nach dem Prinzip dieser russischen Holzpuppen zum ineinander stecken.
Und nun stehen eines Tages zwei der drei ineinandersteckbaren Brüder vor Alans Haustür, mit der Nachricht das der dritte im Bunde verschwunden ist. Möglicherweise tot. Dahinter kann nur ein weiterer Bruder stecken: Davey, der erstens tot und zweitens ziemlich sadistisch veranlagt ist und durchaus Grund hat sich zu rächen, denn seine Brüder haben ihn umgebracht.
So muss sich Alan, ob er nun will oder nicht, statt seine Geschichte zu schreiben mit Familienangelegenheiten befassen. Was ihn allerdings nicht davon abhält, mit einem Punk mit Computerfreak-Veranlagung Dumpster-Diving-Streifzüge zu unternehmen und ihn bei seiner Mission zu unterstützen, ganz Toronto mit kostenlosem Wireless-Internetzugang auszustatten.
Someone Comes to Town, Someone Leaves Town, lässt sich sehr flüssig lesen, ohne langweilig zu werden, selbst dann, wenn es seitenlang nicht um das verschwinden von Alans Brüdern geht, sondern um das Internet-Thema, als sei nichts gewesen, als schleiche da nicht irgendwo ein ziemlich toter und ziemlich rachsüchtiger Bruder in der Gegend herum. Überhaupt haben mir die stellen, in denen es eher um den mit Seltsamkeiten durchmischten Alltag oder um Alans Kindheit mit seiner „interessanten“ Familie ging, meist am besten gefallen. Die Davey Geschichte ist im übrigen nicht unbedingt für allzu empfindlich Gemüter geeignet, da gab es schon ein paar etwas brutalere und seltsame/gruselige Szenen.
Eine weitere Eigenheit von Alans Familie ist übrigens, dass man es mit Namen nicht so genau nimmt. So ist es Alan egal, ob man in nun Alan oder Andy oder Albert oder... nennt. Und das zieht der Autor dann auch konsequent durch, bei allen Brüdern. Man gewöhnt sich zwar daran, aber etwas irritierend ist es doch. Auch wird die Handlung nicht immer chronologisch erzählt, so dass ich hin und wieder im ersten Moment nicht wusste, an welchem Punkt der Geschichte ich nun eigentlich bin. Die Charaktere sind nicht durchweg sympathisch, aber vielfältig.
Das einzige, was mir nicht so recht gefallen hat, ist das Ende, das hätte imo entweder geschlossener oder offener ausfallen sollen.
Fazit: Seltsames Buch, aber es hat was und war bestimmt nicht mein letztes von Cory Doctorow.
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