Ángeles Mastretta: Mexikanischer Tango

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    Inhalt: Mit fünfzehn heiratet Catalina Guzmán den General Andrés Ascencio. Sie ist ihrem Alter entsprechend in allen Dingen unerfahren und auch wenn sie mit der Zeit zumindest mitbekommt, daß nicht alle Geschäfte und Aktivitäten ihres Mannes, der sich auch in der Politik engagiert, sauber sind, so nimmt sie doch nie das Schlimmste von ihm an – im Gegensatz zu vielen anderen Leuten. Sie erträgt seine Launen, seine Verhältnisse mit anderen Frauen, nimmt sogar die älteren Kinder aus seinen früheren Beziehungen ohne Murren und mit einigem Erfolg auf. Dafür genießt sie die Vorzüge und die finanzielle Absicherung als Gouverneursgattin. Dieser Posten reicht Andrés aber nicht, er träumt davon, Präsident zu werden und ist stocksauer, als ein alter Kumpel von ihm zum Kandidaten gekürt wird und mangels Alternativen und mit massiver Wahlfälschung auch tatsächlich gewinnt. Catalina kümmert sich wenig um die Details seiner politischen Ambitionen und Aktivitäten, da er sie sowieso nur heranzieht, wenn es populistisch geboten ist. Aber als Catalinas Liebhaber, der junge Dirigent Carlos Vives in einem illegalen Gefängtnis erschossen wird, wendet sich einiges.



    Meine Meinung: Irgendwo hatte ich gelesen, es handele sich um einen „Emanzipationsroman“ und dementsprechend skeptisch war ich vorab. Sicher spielt Catalinas persönliche Entwicklung von einem dummen Gör zu einer reifen Frau eine Rolle, aber in weit höherem Maße geht es um das dreckige Geschäft der Politik. Die Geschichte ist im wesentlichen angesiedelt in den 1930er und 1940er Jahren, also den nachrevolutionären Zeiten in Mexiko, in denen die vormaligen Ideale von der „institutionalisierten Revolution“ schon längst pervertiert sind und jeder nur auf seinen eigenen Vorteil achtet.


    Obwohl sich Catalina an diesen großen Ereignissen nicht beteiligt, ist der Terror und das Mißtrauen, die in einer solchen Gesellschaft herrschen, doch immer sicht- und spürbar und Catalina wird von den verschiedenen Bittstellern auch oftmals explizit darauf hingewiesen. Vorwerfen muß man ihr sicherlich ihre Naivität oder ihren Unwillen, die Beteiligung ihres Mannes an diversen Morden u. ä. wahrzunehmen. Sie sucht, vor allem mit Carlos, den Rückzug ins Private, der in dieser Konstellation unmöglich ist, in seinen Folgen aber für sie (wenigstens ansatzweise) zum Augenöffner wird. Kontrastiert wird Catalinas Verhalten mit gänzlich abweichenden Lebensentwürfen in ihrem Freundinnenkreis, an denen gleichwohl der schmale Spielraum deutlich wird, den die Menschen hier haben. Das ganze wird nicht sprachlich aufsehenerregend erzählt, es ist ein oftmals distanzierter Tonfall, mit dem Catalina auf ihr eigenes Leben blickt, aber es paßt zu ihrem Charakter und der Geschichte.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen